Ein Narzisst packt aus: Ehrlichkeit gegenüber dem Inneren Kind und gesellschaftliche Anerkennung

2005 wurde bei dem Autor eine narzisstische Persönlichkeitsstörung (NPS) diagnostiziert. Vorher durchlitt er 3 Suizidversuche sowie jeweils ein Jahr Psychiatrie und Obdachlosigkeit, bis er sich dann von ganz unten nach oben kämpfte. Nach intensiver therapeutischer Aufarbeitung seiner Vergangenheit schildert er hier seinen Weg in die NPS. Der Begriff Narzissmus ist zwiespältig: Einerseits steht er für Selbstliebe; andererseits für selbstbezogene, ichzentrierte Selbstverliebtheit, die das Ziel verfolgt, die eigene Grandiosität darzustellen, um Selbstwertprobleme abzuwehren. Das Buch umfasst viele Perspektiven: Einerseits beschreibt Anders seine Erfahrungen aus dem Erleben eines erkrankten Selbstwertes heraus; oft in deftiger Sprache. Andererseits besteht es aus zahlreichen Interviews mit Experten und wissenschaftlichen Erläuterungen, die ein komplexes Bild der NPS nachzeichnen, aber den Leser mit ihrer Materialfülle zu erschlagen drohen. Insgesamt ermutigt es, falsche Glaubenssätze aus der Kindheit zu hinterfragen. Nach "Narzissten sind auch nur Menschen" von U. Rauchfleisch (ID-A 49/17). (2-3) Freya Rickert

Wenn Leonard Anders auspackt, dann packt den Leser an vielen Stellen Entsetzen, Erstaunen, Verwunderung oder Verzweiflung: Da ist der kleine Junge, ausgegrenzt, weggemobbt und misshandelt wegen seines Aussehens, ohne häuslichen Schutz, ohne Schonraum für seine individuelle Entwicklung, ohne Verständnis für seine Bedürfnisse. Der Narzisst in ihm wird zu seinem vertrautesten Beschützer, besten Freund und intimsten Feind.

In der Mischung aus biographischen Notizen, Therapieerfahrungen, wissenschaftlichen Erläuterungen und Interviews mit Experten, wie z.B. Friedemann Schulz von Thun und Dr. Hans-Joachim Maaz, gelingt es Leonard Anders stellvertretend für viele Betroffene, ein komplexes Bild der narzisstischen Persönlichkeitsstörung nachzuzeichnen.