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BK-Heft 2012-03 - Baukammer Berlin

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Einzelverkaufspreis € 20,00<br />

Bildrecht: Schlaich Bergermann Solar<br />

3/<strong>2012</strong><br />

A 50239<br />

BAUKAMMER BERLIN<br />

Zeitschrift für die im Bauwesen tätigen Ingenieure<br />

Wohlstand für alle<br />

mit Strom aus der Wüste<br />

Das Aufwindkraftwerk: Heute aktueller denn je<br />

Liste der anerkannten Prüfsachverständigen<br />

für energetische Gebäudeplanung Seite 35<br />

Zur Novellierung der HOAI Seite 44 ff<br />

Hohe Studienabbrecherquoten – versagen die Schulen? Seite 53 f<br />

Zur bauaufsichtlichen Einführung der Eurocodes Seite 67 ff<br />

PraxisRegelnBau: Erste Arbeitsergebnisse Seite 73<br />

C


Einzelverkaufspreis € 20,00<br />

Bildrecht: Schlaich Bergermann Solar<br />

3/<strong>2012</strong><br />

A 50239<br />

BAUKAMMER BERLIN<br />

Zeitschrift für die im Bauwesen tätigen Ingenieure<br />

Wohlstand für alle<br />

mit Strom aus der Wüste<br />

Das Aufwindkraftwerk: Heute aktueller denn je<br />

Liste der anerkannten Prüfsachverständigen<br />

für energetische Gebäudeplanung Seite 35<br />

Zur Novellierung der HOAI Seite 44 ff<br />

Hohe Studienabbrecherquoten – versagen die Schulen? Seite 53 f<br />

Zur bauaufsichtlichen Einführung der Eurocodes Seite 67 ff<br />

PraxisRegelnBau: Erste Arbeitsergebnisse Seite 73<br />

C


Impressum<br />

<strong>Baukammer</strong> <strong>Berlin</strong><br />

Körperschaft des öffentlichen Rechts<br />

Gutsmuthsstraße 24,<br />

12163 <strong>Berlin</strong>-Steglitz<br />

Telefon: (<strong>03</strong>0) 79 74 43-0,<br />

Fax: (<strong>03</strong>0) 79 74 43-29<br />

E-Mail: info@baukammerberlin.de<br />

http://www.baukammerberlin.de<br />

Bankverbindungen:<br />

<strong>Berlin</strong>er Volksbank<br />

Konto 88 44 55 60 05 (BLZ 100 900 00)<br />

Postbank <strong>Berlin</strong>,<br />

Konto 4578 08-108 (BLZ 100 100 10)<br />

Redaktion:<br />

Dipl.-Ing. Hans Joachim Wanderer †,<br />

Dipl.-Ing. Joachim Wanjura,<br />

Dr. jur. Peter Traichel<br />

Namentlich gekennzeichnete<br />

Veröffentlichungen geben nicht unbedingt<br />

die Meinung der Redaktion wieder.<br />

Die Redaktion behält sich vor,<br />

Leserzuschriften zu kürzen.<br />

Verantwortlich für die ehrenamtliche<br />

Schriftführung:<br />

Dipl.-Ing. Joachim Wanjura,<br />

Chefredakteur<br />

Verlag und Anzeigenabteilung:<br />

CB-Verlag Carl Boldt<br />

Baseler Str. 80,<br />

12205 <strong>Berlin</strong><br />

Postfach 45 02 07, 12172 <strong>Berlin</strong><br />

Telefon (<strong>03</strong>0) 833 70 87,<br />

Fax (<strong>03</strong>0) 833 91 25<br />

E-Mail: cb-verlag@t-online.de<br />

Anzeigenleitung:<br />

Peter Gesellius<br />

Telefon (<strong>03</strong>0) 833 70 87,<br />

Fax (<strong>03</strong>0) 833 91 25<br />

E-Mail: cb-verlag@t-online.de<br />

www.cb-verlag.de<br />

Anzeigen:<br />

Es gilt Anzeigenpreisliste<br />

Nr. 12 vom 1.10.2011<br />

Technische Herstellung:<br />

Globus-Druck GmbH & Co. Print KG<br />

E-Mail: globus-druck@t-online.de<br />

Drucklegung:<br />

20. September <strong>2012</strong><br />

Redaktionsschluß<br />

für die nächste Ausgabe:<br />

25. November <strong>2012</strong><br />

Inhalt:<br />

Inhaltsverzeichnis<br />

Bericht des Präsidenten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3<br />

Wahl zur Vertreterversammlung der <strong>Baukammer</strong> <strong>Berlin</strong> . . . . . . . . . . . . . . . . 4<br />

Titelthema<br />

Wohlstand für alle mit Strom aus der Wüste . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5<br />

Baugeschehen / Stadtentwicklung<br />

Neubau Archäologisches Zentrum . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7<br />

Zum geplanten Regionalbahnhof Mahlsdorf . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18<br />

Neubauaktivitäten der städtischen Wohnungsbaugesellschaften . . . . . . . . 19<br />

BER-Debakel: Regressansprüche gegen Flughafenplaner . . . . . . . . . . . . . 21<br />

Fehlüberlegungen beim <strong>Berlin</strong>er Flughafen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .<br />

Baumaßnahmen, Planungsvorhaben, Baustellengestaltung und -sicherung<br />

21<br />

zwischen Bahnhof Alexanderplatz und Spree . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 22<br />

Größte Hausverschiebung Europas . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 25<br />

Feinster Architekturbeton . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .<br />

<strong>Baukammer</strong> / Berufspolitik / Bildung<br />

<strong>Baukammer</strong>-Preis 2010:<br />

„Untersuchung des Zwängungsverhaltens von selbstverdichtendem<br />

26<br />

Beton bei instationärer Hochtemperaturbeanspruchung“ . . . . . . . . . . . . . . 29<br />

„Simple Shear“ Versuche mit <strong>Berlin</strong>er Sand . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .<br />

„Projektierung, Konstruktion und Bemessung von Neubauanteilen im<br />

31<br />

Operationstrakt des Universitätsspitals Basel“ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .<br />

Gemeinsame nichtamtliche Liste der anerkannten Prüfsachverständigen<br />

32<br />

für energetische Gebäudeplanung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 35<br />

Neue Wege in den Ingenieurwissenschaften?! . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 39<br />

Resolution von AHO, BAK und BIngK zur Novellierung der HOAI . . . . . . . .<br />

Reaktion der Bauministerkonferenz auf die Resolution von AHO, BAK und<br />

44<br />

BIngK zur Novelierung der HOAI . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .<br />

Schreiben der Bauministerkonferenz, der Vorsitzenden Ministerin<br />

45<br />

Monika Bachmann, an Bundesminister Dr. Philipp Rösler . . . . . . . . . . . . . .<br />

Spitzengespräch zwischen AHO, BAK und BIngK und<br />

45<br />

Bundeswirtschaftsminister Dr. Rösler am 22.08.<strong>2012</strong> . . . . . . . . . . . . . . . . . 46<br />

Schreiben der <strong>Baukammer</strong> <strong>Berlin</strong> an den Senator Michael Müller . . . . . . . . 48<br />

Hippler: Diplom-Ingenieur erhalten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 52<br />

Weiterbildungspflicht für Ingenieure . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 53<br />

48% aller Ingenieur-Studenten an Unis brechen ab . . . . . . . . . . . . . . . . . . .<br />

Gute Abinoten einerseits – andererseits Uniabbruchquoten bei den<br />

53<br />

MINT-Fächern von 50 Prozent, deutsche Sprachkenntnisse mangelhaft . . .<br />

Grundsätze zur Promotion in Ingenieurwissenschaften und Informatik an<br />

54<br />

deutschen Universitäten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 54<br />

EUREF-Campus – Stadtquartier von morgen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 55<br />

Herausforderungen der Energiewende meistern . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 56<br />

Energieeffizientes Bauen und Betreiben von Gebäuden (M.Sc.) . . . . . . . . . 57<br />

Leserzuschrift . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 59<br />

Vor 35 Jahren Ingenieur-Leitbild – heute ein Kuriosum? . . . . . . . . . . . . . . . 60<br />

Entwicklung der Ingenieurgehälter 2002 – Juni 2011 . . . . . . . . . . . . . . . . . . 60<br />

Denkmalschutz<br />

Friedrich II. von Preußen oder Friedrich der Große<br />

„Trockenleger des Oderbruchs“ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 61<br />

Schicksal der <strong>Berlin</strong>er Gaslaternen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 64<br />

Zukunft des Baudenkmals Dreilinden . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 66<br />

Recht<br />

Einführung der Eurocodes <strong>2012</strong> – Umsetzung in den Bundesländern . . . . . 67<br />

DiBT zur Einführung der Eurocodes . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .<br />

Spitzenverbände zur bauaufsichtlichen Einführung der Eurocodes<br />

68<br />

als Technische Baubestimmung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 69<br />

Berufshaftpflicht für Ingenieure . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 72<br />

Die Initiative PraxisRegelnBau meldet die ersten konkreten Arbeitsergebnisse 73<br />

Stellenmarkt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 76<br />

Produktinformationen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 79<br />

<strong>Baukammer</strong> <strong>Berlin</strong> 3/<strong>2012</strong> | 1


Autoren dieser Ausgabe<br />

M.Eng. Sebastian Apitz<br />

Preisträger <strong>Baukammer</strong>preis<br />

Dr. h.c. Dipl.-Ing. Rudolf Bergermann<br />

Schlaich Bergermann und Partner<br />

Dr.-Ing. Lars Eckfeldt,<br />

Koordinator Projektstudium DGI<br />

B.Eng. Korbinian Falk<br />

Preisträger <strong>Baukammer</strong>preis<br />

Dipl.-Ing. Thomas Hensel<br />

GuD Planungsgesellschaft<br />

für Ingenieurbau mbH<br />

Rechtsanwalt Ronny Herholz<br />

Geschäftsführer des AHO<br />

Dipl.-Ing. Birgit Jubin<br />

Erwachsenenpädagogin<br />

2 | <strong>Baukammer</strong> <strong>Berlin</strong> 3/<strong>2012</strong><br />

Autoren dieser Ausgabe<br />

Dr.-Ing. Jens Karstedt<br />

Beratender Ingenieur<br />

Präsident der <strong>Baukammer</strong> <strong>Berlin</strong><br />

Dipl.-Kfm. Thomas Kowalke<br />

AIA AG, Vorstandsvorsitzender<br />

Dipl.-Ing. Lena Langeheinecke<br />

Koordinatorin DGI<br />

Dipl.-Ing. Viet Hung Le<br />

Preisträger <strong>Baukammer</strong>preis<br />

Dipl.-Red. (FH) Katrin Lessing<br />

Pressereferentin der Ingenieurkammer<br />

Baden-Württemberg<br />

Patricia Pätzold-Algner<br />

Pressereferentin<br />

Universitätszeitung „TU intern“<br />

em. Prof. Dr.-Ing.<br />

Drs. h.c. Jörg Schlaich<br />

Schlaich Bergermann und Partner<br />

Dipl.-Ing. Dieter Schmidt<br />

Ökologische Bau- und Energieberatung<br />

Dr. Peter Traichel<br />

<strong>Baukammer</strong> <strong>Berlin</strong><br />

Johanna Wedl<br />

Journalistin<br />

Dipl.-Ing. (FH) Michael Wiechert<br />

GuD Planungsgesellschaft<br />

für Ingenieurbau mbH


Die <strong>Baukammer</strong> <strong>Berlin</strong> und ich persönlich<br />

als Mitglied im Kuratorium Stadtentwicklungspolitik<br />

des BMVBS begrüßen<br />

es außerordentlich, dass Herr Prof. Dr.-<br />

Ing. Drs. h.c. Jörg Schlaich mit seinem<br />

Aufsatz „Wohlstand für alle mit Strom<br />

aus der Wüste“ einen wertvollen Diskussionsbeitrag<br />

zu der aktuellen Debatte<br />

um die Zukunft der Energie in unseren<br />

Städten leistet. Dieser seit vielen Jahren<br />

von Herrn Prof. Schlaich vertretene<br />

Ansatz ist im Laufe der Jahre nicht widerlegt<br />

worden und er ist hochaktuell gerade<br />

aufgrund des von der Politik erklärten<br />

Zwanges, sich neuen Energieträgern<br />

zuwenden zu müssen. Es ist uns deshalb<br />

sehr daran gelegen, dass dieses die<br />

öffentliche Diskussion bereichernde<br />

Energiekonzept auch hier in unserer Zeitschrift<br />

Beachtung erfährt.<br />

Mit ihrem relativ neuen Angebot, Prüfsachverständige<br />

für energetische<br />

Gebäudeplanung anzuerkennen, liegt<br />

die <strong>Baukammer</strong> offenbar richtig. Denn<br />

am 07.08.<strong>2012</strong> konnten wir weitere Ingenieure<br />

anerkennen:<br />

Dipl.-Ing. (FH) Pauline Biedenweg<br />

Ingenieurbüro Axel C. Rahn GmbH<br />

Rosenheimer Str. 20, 10779 <strong>Berlin</strong><br />

Tel.: (<strong>03</strong>0) 897 74 70,<br />

Fax: (<strong>03</strong>0) 897 74 799<br />

mail@ib-rahn.de<br />

www.ib-rahn.de<br />

Dipl.-Ing. (FH) Bernd Deyke<br />

ASSMANN BERATEN + PLANEN GmbH<br />

Fasanenstr. 85, 10623 <strong>Berlin</strong><br />

Tel.: (0151) 55 05 57 67<br />

b.deyke@assmann.info<br />

www.assmann.info<br />

Dipl.-Ing. Rens Lichtenau<br />

Beratender Ingenieur<br />

Lichtenau Himburg Tebarth BauIng.<br />

GmbH<br />

Kaiser-Friedrich-Str. 84, 10585 <strong>Berlin</strong><br />

Tel.: (<strong>03</strong>0) 34 34 92 11,<br />

Fax: (<strong>03</strong>0) 34 34 92 29<br />

lichtenau@lht-bauing.de<br />

www.lht-bauing.de<br />

Dipl.-Ing. (FH) Katrin Peter<br />

ifb-ingenieurbüro für bauwesen<br />

thal + huber<br />

Erkelenzdamm 59-61, 10999 <strong>Berlin</strong><br />

Tel.: (<strong>03</strong>0) 50 15 81 40,<br />

Fax: (<strong>03</strong>0) 50 15 81 41<br />

Bericht des Präsidenten<br />

Dr.-Ing. Jens Karstedt<br />

mail@ifb-thal.de<br />

www.ifb-thal-huber.de<br />

Dipl.-Ing. Georg Rodriguez<br />

MUTZ Ingenieurgesellschaft mbH<br />

Wattstr. 10, 13355 <strong>Berlin</strong><br />

Tel.: (<strong>03</strong>0) 46 78 13 0,<br />

Fax: (<strong>03</strong>0) 46 78 13 33<br />

brief@mutz.de<br />

www.mutz.de<br />

Dipl.-Phys.<br />

Dr. rer. nat. Günter Sawatzky<br />

Energieberatungs- und Planungsbüro<br />

Schivelbeiner Str. 19, 10439 <strong>Berlin</strong><br />

Tel.: (<strong>03</strong>0) 44 73 68 <strong>03</strong>,<br />

Fax: (<strong>03</strong>0) 44 73 68 04<br />

post@g-sawatzky.de<br />

www.g-sawatzky.de<br />

Damit sind jetzt 19 Ingenieure von der<br />

<strong>Baukammer</strong> <strong>Berlin</strong> innerhalb eines Jahres<br />

anerkannt worden.<br />

Auch freut es mich, mitzuteilen, dass am<br />

25. September <strong>2012</strong> weitere Ingenieure<br />

durch die <strong>Baukammer</strong> <strong>Berlin</strong> als Sachverständige<br />

öffentlich bestellt und vereidigt<br />

werden konnten:<br />

Dipl.-Ing. Karsten Foth<br />

hhpberlin Ingenieure für Brandschutz<br />

GmbH<br />

Rotherstr. 19, 10245 <strong>Berlin</strong><br />

Telefon: (<strong>03</strong>0) 8 95 95 50,<br />

Telefax: (<strong>03</strong>0) 8 95 95 51 00<br />

E-Mail:<br />

k.foth@pruefing-brandschutz.de<br />

www.hhpberlin.com<br />

Sachgebiet:<br />

Vorbeugender Brandschutz<br />

Dr.-Ing. Peter Pietschmann<br />

Beratender Ingenieur<br />

PBI Pietschmann Berat. Ingenieurgesellschaft<br />

mbH<br />

Kurfürstendamm 21,<br />

Neues Kranzler Eck, 10719 <strong>Berlin</strong><br />

Telefon: (<strong>03</strong>0) 3 28 98 01 00,<br />

Telefax: (<strong>03</strong>0) 3 28 98 01 20<br />

E-Mail:<br />

p.pietschmann@ing-pietschmann.de<br />

www.ing-pietschmann.de<br />

Sachgebiet: Baupreisermittlung und<br />

Abrechnung im Hoch- und<br />

Ingenieurbau sowie Bauablaufstörungen<br />

In diesem Zusammenhang ist es von<br />

Bericht des Präsidenten<br />

Foto: Christian Vagt<br />

Bedeutung, dass jetzt auch die Bundesingenieurkammer<br />

eine sog. Liste der<br />

„Energieeffizienzexperten der Architekten-<br />

und Ingenieurkammern<br />

Deutschlands“ unter der Adresse<br />

www.energie-effizienz-planer.de eingerichtet<br />

hat. Die Startseite wird neben den<br />

Erkennungssymbolen aller Kammern<br />

eine Deutschlandkarte darstellen, über<br />

die als Folgeseite jeweils die Architektenund<br />

Ingenieurkammer des Landes ihr<br />

entsprechendes Angebot darstellen und<br />

mit dem Internetangebot der Länderkammer<br />

verbinden kann. Grund für die<br />

neue zentral geführte Datei ist u. a. die<br />

Notwendigkeit, einen Ersatz zur eingestellten<br />

BAFA-Liste bieten zu können und<br />

damit den Mitgliedern der Kammern eine<br />

Alternative zu der von der dena geführten<br />

Energie-Effizienz-Expertenliste für Bundesförderprogramme<br />

offerieren zu können.<br />

Auch sollten dadurch die Kammermitglieder<br />

vor dem Hintergrund der Energiediskussion<br />

deutlicher als Experten<br />

dargestellt werden.<br />

Dem Wahlvorstand der <strong>Baukammer</strong><br />

<strong>Berlin</strong> danke ich sehr dafür, dass er wie<br />

alle drei Jahre auch diesmal die Wahl zur<br />

X. Vertreterversammlung der <strong>Baukammer</strong><br />

<strong>Berlin</strong> gemäß der Wahlordnung<br />

durchführt. Ich möchte es nicht versäumen,<br />

mich bei dem Vorsitzenden Herrn<br />

Dipl.-Ing. Axel Wipplinger, seinem Stellvertreter<br />

Herrn Dipl.-Ing. (FH) Mario<br />

Zelasny und den übrigen Mitgliedern,<br />

Herrn Dipl.-Ing. Heinz-Ch. Herzberg,<br />

Dipl.-Ing. Sten Höpfner, Dipl.-Ing. Gerhard<br />

Hörnig, Dipl.-Ing. Thomas Reuthe,<br />

Dipl.-Ing. (FH) Christian Willich und Dipl.-<br />

Geol. Andreas Zill an dieser Stelle zu<br />

bedanken.<br />

<strong>Baukammer</strong> <strong>Berlin</strong> 3/<strong>2012</strong> | 3


Bericht des Präsidenten<br />

Bitte beachten Sie, dass die Wahl am 22.<br />

Oktober <strong>2012</strong> um 15 Uhr endet und<br />

dass Ihre Wahlbeteiligung für den<br />

Bestand und die Legitimation Ihrer<br />

berufsständischen Vertretung von großer<br />

Bedeutung ist.<br />

Es freut mich ganz besonders, dass die<br />

<strong>Baukammer</strong> <strong>Berlin</strong> auch in Zukunft auf<br />

enge Kontakte mit dem Bundesbauministerium<br />

setzen darf. Am 09. August <strong>2012</strong><br />

waren wir zu Gast beim Staatssekretär<br />

Dipl.-Ing. Rainer Bomba im Bundesbauministerium.<br />

Das sehr verbindliche<br />

und freundliche Gespräch hatte u. a. zum<br />

Inhalt, zukünftig einen turnusgemäßen<br />

persönlichen Gedankenaustausch zwischen<br />

<strong>Baukammer</strong> <strong>Berlin</strong> und dem<br />

Staatssekretariat durchzuführen, den<br />

Gedankenaustausch jederzeit intensivieren<br />

zu können und z. B. in Sachen „Energiewende“<br />

die wechselseitigen Vorstellungen<br />

zu verknüpfen. Anlässlich eines<br />

weiteren Termins vom gleichen Tag, der<br />

Jahresversammlung des Bauindustrieverbandes<br />

<strong>Berlin</strong>-Brandenburg in Potsdam,<br />

konnten wir diese Gespräche mit<br />

Herrn Staatssekretär Bomba fortsetzen<br />

(siehe nebenstehende Fotos).<br />

Seit dem die <strong>Baukammer</strong> <strong>Berlin</strong> im letzten<br />

Jahr die zuständige Behörde für die<br />

Anerkennung der Gleichwertigkeit<br />

ausländischer Studienabschlüsse ist,<br />

reist der Strom der ausländischen<br />

Antragsteller nicht mehr ab. In der Zwischenzeit<br />

wurden über 81 Anträge bear-<br />

4 | <strong>Baukammer</strong> <strong>Berlin</strong> 3/<strong>2012</strong><br />

v.l.n.r.: Dr. Peter Traichel, Dipl.-Ing. Rainer<br />

Bomba, Sts. BMVBS, Dipl.-Ing. Reinhold<br />

Dellmann, HGF, FG Bau, Dr. -Ing. Jens<br />

Karstedt, Dipl.-Ing. Wieland Sommer,<br />

Präsident BBIK<br />

Foto: Torsten George<br />

beitet. D.h., dass 81 Antragsteller<br />

begehrten, sich „Ingenieur“ nennen zu<br />

dürfen. Dass dies auch eine Wertschätzung<br />

der deutschen Berufsbezeichnung<br />

„Ingenieur“ beinhaltet,<br />

liegt auf der Hand.<br />

Mit der Architektenkammer<br />

<strong>Berlin</strong> ist geplant, im<br />

Oktober eine weitere<br />

gemeinsame Vorstandssitzung<br />

einzuberufen, um<br />

die uns gleichermaßen<br />

berührenden Themen<br />

koordinierter angehen zu<br />

v.l.n.r.:<br />

Dr.-Ing. Jens Karstedt,<br />

Dipl.-Ing. Rainer Bomba<br />

Sts. BMVBS,<br />

Dr. Peter Traichel<br />

können. U. a. hatten wir in den letzten<br />

Wochen regelmäßig mit der Senatsverwaltung<br />

für Stadtentwicklung und<br />

Umwelt und der Architektenkammer sog.<br />

„Workshops“ zur Novelle der ABau. Hier<br />

danke ich insbesondere Frau Dipl.-Ing.<br />

Gabriele Henkens, der Vorsitzenden des<br />

Vertragsausschusses der <strong>Baukammer</strong><br />

<strong>Berlin</strong>, und Herrn Dipl.-Ing. Dieter Enseleit<br />

sowie Herrn Dr. Peter Traichel für ihr<br />

Engagement bei den Gesprächen mit der<br />

Senatsverwaltung für Stadtentwicklung<br />

und Umwelt. Auch danke ich der Senatsverwaltung<br />

für Stadtentwicklung und<br />

Umwelt, Frau Gandyra und Herrn Groth,<br />

für ihre Bereitschaft, die <strong>Baukammer</strong> in<br />

die Diskussion miteinzubinden. – Ob die<br />

neue ABau dann tatsächlich auch eine<br />

taugliche sein wird, bleibt abzuwarten.<br />

Wahl zur Vertreterversammlung der<br />

<strong>Baukammer</strong> <strong>Berlin</strong><br />

Bitte beteiligen Sie sich!<br />

Liebe Mitglieder,<br />

vom 25.09.<strong>2012</strong> bis 22.10.<strong>2012</strong> wird die neue Vertreterversammlung der<br />

<strong>Baukammer</strong> <strong>Berlin</strong> gewählt. Diese vertritt die Interessen der im Bauwesen<br />

tätigen Ingenieurinnen und Ingenieure.<br />

Rund 3.250 Mitglieder sind aufgerufen, das Parlament<br />

ihrer Standesvertretung zu wählen.<br />

Mit Ihrer Stimme nehmen Sie direkten Einfluss auf die Arbeit der<br />

Vertreterversammlung und somit auf die Arbeit der <strong>Baukammer</strong> <strong>Berlin</strong>.


Die mit Abstand größten Herausforderungen<br />

unserer Zeit sind die Armut<br />

und der Hunger in den „armen Ländern“<br />

auf dieser Erde.<br />

Nach Einschätzung der Hilfsorganisation<br />

Care steht allein in der Sahelzone im<br />

Westen Afrikas derzeit über zehn Millionen<br />

Menschen eine Hungerkrise bevor<br />

und sind im Niger 5,4 Millionen direkt<br />

vom Hunger bedroht.<br />

Zitat Prof. F.J. Radermacher:<br />

„Das Szenario wird noch viel düsterer,<br />

wenn wir das Bevölkerungswachstum<br />

berücksichtigen. Heute leben 7 Milliarden<br />

Menschen auf der Erde, nur eine Milliarde<br />

lebt in Wohlstand.<br />

2050 wird die Weltbevölkerung auf 9 bis<br />

10 Milliarden Menschen angewachsen<br />

sein. Wenn wir Wohlstand für alle<br />

anstreben, dann brauchen wir mehrfach<br />

so viel Energie wie heute. Wir brauchen<br />

nicht nur eine Energiewende, wir<br />

brauchen eine Energierevolution. Nur<br />

Wohlstand für alle mit Strom aus der Wüste<br />

Jörg Schlaich und Rudolf Bergermann<br />

Rudolf Bergermann (links) und<br />

Jörg Schlaich<br />

Foto: Wilfried Dechau<br />

http://www.wilfried-dechau.de/<br />

wenn uns etwas ganz anderes einfällt als<br />

das, was wir heute kennen, wird Wohlstand<br />

für alle möglich.“<br />

So müssen wir die Verantwortlichen in<br />

den „armen Ländern“ wissen lassen,<br />

dass gerade sie in diesem Zusammenhang<br />

etwas unschlagbar Vorteilhaftes<br />

haben:<br />

Das Aufwindkraftwerk Bildrecht: Schlaich Bergermann Solar<br />

Titelthema<br />

Unendliche Wüstenflächen mit einer<br />

intensiven Sonneneinstrahlung, mindestens<br />

der Doppelten der unseren, also<br />

eine riesige unerschöpfliche, saubere<br />

Energiequelle.<br />

Wir - sprich insbesondere unsere EVUsmüssen<br />

also ganz dringend die Zusammenarbeit<br />

mit diesen Sonnenländern<br />

suchen und Solarkraftwerke entwickeln,<br />

die sie möglichst mit eigenen<br />

Ressourcen und Arbeitskräften bauen<br />

können, zu ihrem doppelten Vorteil:<br />

Billiger Solarstrom und unzählige Arbeitsplätze.<br />

Genau das, was ihnen heute zu einem<br />

menschenwürdigen Leben fehlt.<br />

Sham Sher Khan in TIME-Magazine:<br />

The Taliban aren´t fighting for religion but<br />

for money. If they had jobs, they would<br />

stop fighting!”<br />

Wenn sie so friedlich ihren Energiebedarf<br />

<strong>Baukammer</strong> <strong>Berlin</strong> 3/<strong>2012</strong> | 5


Titelthema<br />

gedeckt haben, können sie (in<br />

Zusammenarbeit mit unseren<br />

EVUs) über Hochspannungsgleichstromleitungen<br />

Solarstrom mit geringen Verlusten<br />

in den Norden exportieren.<br />

Schon ein kleiner Teil der<br />

Wüstenflächen dieser Erde<br />

würde genügen, um den Weltenergiebedarf<br />

zu decken!<br />

So profitieren auch wir durch<br />

Import eines sauberen, billigen<br />

unerschöpflichen Solarstroms<br />

und gleichzeitig durch einen<br />

neuen Markt für unsere Produkte<br />

in diesen Ländern, die sie<br />

sich dank ihres neuen und<br />

beständigen Einkommens leisten<br />

können.<br />

Wir erlauben uns an dieser<br />

Stelle den Hinweis, dass die<br />

Idee, unter der Bezeichnung<br />

„Desertec“ Europa mit Solarstrom aus<br />

der Sahara zu versorgen, zwar wichtig<br />

und richtig, aber nicht neu ist, siehe den<br />

Beitrag „Wie viel Wüste braucht ein Auto“<br />

zur Festschrift Bulling, Stuttgart, August<br />

1989 bzw. How much desert does a car<br />

need“ in IABSE Proceedings, May 1990,<br />

und schon davor „Neue und Erneuerbare<br />

Energiequellen“ in Beton- und Stahlbetonbau,<br />

April 1982.<br />

Mit diesem Strom aus der Wüste erledigt<br />

sich auch die derzeitige ermüdende<br />

Diskussion, welche unserer eigenen,<br />

erneuerbaren Energiequellen denn eine<br />

Zukunft hat:<br />

Natürlich die vorhandenen Wasserkraftwerke,<br />

die Erdwärme und – zumindest<br />

bis der Strom aus der Wüste hier<br />

ankommt – der Wind.<br />

Die Photovoltaik aber würde dahin<br />

zurückkehren, wo sie wirklich unübertrefflich<br />

Sinn macht, zur dezentralen<br />

Kleinversorgung.<br />

Wir brauchen also große Solarkraftwerke,<br />

die in den Wüstenländern möglichst<br />

einheimisch gebaut und betrieben<br />

werden können.<br />

Dafür bieten sich heute drei Kraftwerksarten<br />

an:<br />

– das Rinnenkraftwerk<br />

(Parabolic Trough System)<br />

– das Turmkraftwerk<br />

(Central Receiver System)<br />

– das Aufwindkraftwerk<br />

(Solar Updraft Tower, SUT)<br />

Die ersten beiden sind Spiegelkraftwerke<br />

und vielfach bewährt.<br />

6 | <strong>Baukammer</strong> <strong>Berlin</strong> 3/<strong>2012</strong><br />

Das Aufwindkraftwerk Bildrecht: Schlaich Bergermann Solar<br />

Daneben verdient das Aufwindkraftwerk<br />

mit seinem völlig anderen Ansatz besondere<br />

Beachtung:<br />

• Unter einem großen Glas- oder<br />

Foliendach wird die Luft durch die<br />

Sonneneinstrahlung erwärmt. Sie<br />

strömt zu einer unten offenen Kaminröhre<br />

in der Mitte des Daches und<br />

zieht dort nach oben. Dieser Aufwind<br />

wird mittels Turbinen und Generatoren<br />

am Fuß der Röhre in Elektrizität umgewandelt.<br />

• Das Aufwindkraftwerk vereinigt also<br />

drei altbekannte Techniken auf neue<br />

Weise:<br />

– Den einfachen Glasdach-Warm-<br />

–<br />

luftkollektor, der auch bei bedecktem<br />

Himmel die Diffusstrahlung der Sonne<br />

nutzen kann – die Kaminröhre (aus<br />

Stahlbeton)<br />

Windturbinen mit Generatoren.<br />

• Es garantiert mit einer einfachen Speicherung<br />

einen 24h-Betrieb (Grundlastkraftwerk).<br />

Dass weniger als 2% der auf die<br />

Kollektorfläche eingestrahlten Sonnenenergie<br />

schließlich als Strom<br />

abgeführt werden, hat einen hohen<br />

Flächenverbrauch zur Folge, der aber<br />

in Wüsten keine Rolle spielt. Es genügen<br />

wenige % der Sahara, um den<br />

Energiebedarf von Europa und ganz<br />

Afrika zu stillen. Andererseits ist damit<br />

ein negativer Einfluss auf das Klima<br />

aus meteorologischer Sicht ausgeschlossen.<br />

• Es ist robust, vergleichbar dem Wasserkraftwerk,<br />

von hoher Lebensdauer<br />

und einfacher Wartung, d.h. es erzeugt<br />

nach Ende der Abschreibung<br />

fast kostenlosen Strom.<br />

• Seine Baustoffe, vor allem Sand und<br />

Stein für Glas und Beton sind in den<br />

Wüsten nachhaltig und unerschöpflich<br />

vorhanden.<br />

• Während der ca. 25-jährigen Abschreibungsfrist<br />

erzeugt ein 200 MW-<br />

Aufwindkraftwerk – natürlich stark<br />

abhängig vom Standort - Strom um<br />

ca. 8-10 Euro-Cents/KWh. Das ist auf<br />

jeden Fall weniger als die der anderen<br />

großen Solarkraftwerke.<br />

Und das ohne Wasserverbrauch!<br />

Ein kleiner 50 KW-Prototyp (1980-89)<br />

hat die Funktionstüchtigkeit des<br />

Aufwindkraftwerks bewiesen. Jetzt<br />

braucht es dringend eines größeren<br />

Prototyps, um zu demonstrieren, dass<br />

die zukünftige Energieversorgung der<br />

armen Wüstenländer ebenso wie der<br />

nördlichen Industrieländer mit Hilfe<br />

der Sonne möglich ist.<br />

Also, es geht wirklich und sofort: Wohlstand<br />

für alle mit Strom aus der Wüste.<br />

Packen wir´s endlich an! Wir können,<br />

wenn wir wollen!<br />

Und wir müssen!


Einleitung<br />

Auf dem Areal der<br />

ehemaligen<br />

Friedrich-Engels-<br />

Kasernen zwischenGeschwister-Scholl-Straße,<br />

Kupfergraben<br />

und Stadtbahnviadukt<br />

in <strong>Berlin</strong><br />

Mitte entstehen<br />

gegenüber der<br />

Museumsinsel<br />

Dipl.-Ing. (FH)<br />

Michael Wiechert<br />

die „Museumshöfe“. Geplant und gebaut<br />

wurde ein Archäologisches Zentrum der<br />

Staatlichen Museen zu <strong>Berlin</strong> (SMB) mit<br />

wissenschaftlichen Verwaltungen, verschiedenen<br />

Sammlungen der SMB,<br />

Bauvorhaben<br />

Neubau Archäologisches Zentrum<br />

Wissenschaftliches Verwaltungsgebäude<br />

Dipl.-Ing. Thomas Hensel und Dipl.-Ing. (FH) Michael Wiechert<br />

Dipl.-Ing.<br />

Thomas Hensel<br />

Bibliotheken und<br />

Archiven sowie<br />

Fotoaufnahmeräumen,<br />

Laboren<br />

und Werkstätten.<br />

Das Archäologische<br />

Zentrum<br />

steht in enger<br />

funktionaler<br />

Beziehung zu den<br />

Häusern auf der<br />

Museumsinsel<br />

mit Altem und<br />

Neuen Museum,<br />

der Alten Nationalgalerie, dem Bode-<br />

Museum, dem Pergamonmuseum sowie<br />

dem neuen Eingangsgebäude mit vorrangig<br />

öffentlich genutzten Bereichen.<br />

Baugeschehen / Stadtentwicklung<br />

Für das Archäologische Zentrum sind<br />

folgende Nutzungen institutsübergreifend<br />

vorgesehen:<br />

• Verwaltungsbereiche<br />

• Restaurierungswerkstätten<br />

• Bibliothek / Fotoarchiv<br />

• Studiensammlungen / Depotbereiche<br />

Masterplan Museumsinsel /<br />

Wettbewerb<br />

Das Grundstück für das neue Archäologische<br />

Zentrum befindet sich in <strong>Berlin</strong>-<br />

Mitte in unmittelbarer Nachbarschaft zu<br />

der in der UNESCO-Liste des Weltkulturerbes<br />

geführten Museumsinsel.<br />

Im Norden und Nordosten wird das etwa<br />

<strong>Baukammer</strong> <strong>Berlin</strong> 3/<strong>2012</strong> | 7


Baugeschehen / Stadtentwicklung<br />

Visualisierung aus dem Architektenentwurf<br />

dreieckige Areal durch die Spree bzw.<br />

den Kupfergraben begrenzt. Den westlichen<br />

Abschluss des Geländes bildet die<br />

Geschwister-Scholl-Straße, im Süden<br />

verläuft eine S-Bahn-Trasse in Hochlage.<br />

Die stadträumliche Lage des Gebietes ist<br />

durch eine hohe Dichte von Bauten für<br />

Kultur und Wissenschaft gekennzeichnet.<br />

In unmittelbarer Nähe befinden sich<br />

neben den Häusern der Museumsinsel<br />

die Humboldt-Universität und die Humboldt-Bibliothek,<br />

das Deutsche Historische<br />

Museum (DHM) und die Staatsbibliothek<br />

Unter den Linden.<br />

Für die Museumsinsel besteht ein<br />

Gesamtkonzept zur Wiederherstellung<br />

und Weiterentwicklung – der Masterplan<br />

Museumsinsel.<br />

Lageplan<br />

Im Jahr 2006 wurde ein Realisierungswettbewerb<br />

Museumshöfe zum Archäo-<br />

Gebäudelängsschnitt – harris + kurrle<br />

8 | <strong>Baukammer</strong> <strong>Berlin</strong> 3/<strong>2012</strong><br />

logischen Zentrum der Staatlichen<br />

Museen zu <strong>Berlin</strong> (SMB) in unmittelbarer<br />

Nähe zur Museumsinsel ausgerufen. Die<br />

Museumshöfe bestehen zum einen aus<br />

dem denkmalgeschützten V-förmigen<br />

Kasernenteil (ehemalige Alexander-<br />

Kaserne) im Stil der Neorenaissance.<br />

Zum anderen werden sie durch einen<br />

geplanten Neubau-Gebäudeteil ergänzt.<br />

In den Museumshöfen entsteht ein<br />

Archäologisches Zentrum der Staatlichen<br />

Museen zu <strong>Berlin</strong> mit Depots, Werkstätten,<br />

Verwaltungen, Studienbibliotheken<br />

und -sammlungen.<br />

Das wesentliche Ziel des Auslobers<br />

bestand darin, auf dem ehemaligen<br />

Kasernengelände ein bedeutendes,<br />

interdisziplinär angelegtes und für die<br />

interessierte Öffentlichkeit zugängliches,<br />

wissenschaftliches und restauratorisches<br />

Zentrum entstehen zu lassen. Die<br />

internationale Bedeutung der Sammlungsbestände<br />

und der wissenschaftlichen<br />

Forschung der Staatlichen Museen<br />

zu <strong>Berlin</strong> sollte auf dem Areal in einer<br />

adäquaten baulichen Umsetzung ihren<br />

Ausdruck finden.<br />

Siegerentwurf<br />

Büro harris + kurrle aus Stuttgart<br />

Das Architektenbüro Harris + Kurrle aus<br />

Stuttgart erhielt den ersten Preis mit<br />

einem Entwurf, der durch zwei sich überlagernde,<br />

horizontal betonte Achsen<br />

gekennzeichnet ist. Die Längsachse wird<br />

zur Monbijoubrücke hin von einer Skulpturenreihe<br />

gesäumt.<br />

In ihrer Begründung betonte die Jury:<br />

„Die Arbeit besticht durch ihre baukörperliche<br />

Einfachheit und Konsequenz.<br />

Zwei sich ineinander verschränkende,<br />

steinerne Volumina schaffen eine für die<br />

städtebauliche Situation selbstbewusste<br />

Lösung, die ohne unnötige additive Elemente<br />

auskommt.<br />

Das äußere Bild wird durch die erdfarbene<br />

Klinkerfassade bestimmt. Klinker als<br />

bestimmendes Fassadenmaterial wurde<br />

unter anderem gewählt, da das Gebäude<br />

einen relativ hohen Anteil an geschlossenen<br />

Fassadenflächen hat, welche durch<br />

den nuancenreichen Charakter des Klinkers<br />

eine gewisse Lebendigkeit erhalten.<br />

Im Gegensatz zum archaischen Charakter<br />

des Äußeren steht die Gestaltung der<br />

Innenräume als helle, lichte, der wissenschaftlichen<br />

Arbeit gewidmeten Räume.<br />

Wände und Decken werden in diesem<br />

Sinne als einheitliche weiße Oberflächen,<br />

die Fußböden im Foyer und den Erschließungsbereichen<br />

hellgrau gestaltet.“<br />

Tragwerksplanung<br />

Die GuD Planungsgesellschaft wurde<br />

durch das BBR beauftragt, die komplette<br />

Tragwerksplanung des Hochbaus und<br />

der Baugrube zu erstellen. Weiterhin<br />

wurde durch die GuD Planungsgesell-


Grundriss 1. OG – harris + kurrle<br />

schaft die Geothermieanlage entworfen<br />

und bemessen.<br />

Das Gebäude besteht aus einem Untergeschoss<br />

und bis zu fünf Obergeschossen,<br />

wobei der nordöstliche Teil des<br />

Gebäudes (als Flachbau bezeichnet) nur<br />

drei Obergeschosse aufweist und der<br />

südwestliche Teil des Gebäudes (im Weiteren<br />

Kopfbau genannt) fünfgeschossig<br />

ist.<br />

Zur Anbindung des Neubaus an das<br />

benachbarte Bestandsgebäude wurde<br />

zwischen beiden Gebäuden ein unterirdischer<br />

Verbindungstunnel auf Höhe des<br />

Untergeschosses erstellt, der in WU-<br />

Bauweise in Stahlbeton ausgeführt wurde.<br />

Gründung<br />

In der Planungsphase wurden folgende<br />

Überlegungen zur Gründung untersucht,<br />

da der tragfähige Baugrund bis zu 7,0 m<br />

unter Oberkante des Geländes ansteht:<br />

1. Bodenaustausch bis zum tragfähigen<br />

Baugrund<br />

2. Tiefgründung (z.B. Kleinbohrpfähle)<br />

3. Untergeschoss mit großer lichten<br />

Höhe<br />

Man entschied sich für ein großes Untergeschoss<br />

mit einer hohen lichten Höhe,<br />

um im Untergeschoss diverse Studiensammlungen<br />

teilweise in zweigeschossigen,<br />

begehbaren Regalanlagen unterbringen<br />

zu können. Auch im Erdgeschoss<br />

wurden zweigeschossige Regalanlagen<br />

ausgeführt.<br />

Das Untergeschoss wurde aufgrund der<br />

anstehenden Grundwasserverhältnisse<br />

unter Berücksichtigung der geplanten<br />

hochwertigen Nutzung gegen drückendes<br />

Grundwasser abgedichtet und nach<br />

dem Stand der Technik als „Weiße Wanne“<br />

(Betonkonstruktion mit hohem Wassereindringwiderstand)<br />

ausgebildet, wobei<br />

hier die Betonkonstruktion selbst die<br />

abdichtende Wirkung mit erfüllt. Aufgrund<br />

der teilweise hochwertigen Nutzung<br />

wurde als zusätzliche Maßnahme<br />

eine Frischbetonverbundfolie zur<br />

Abdichtung des Untergeschosses in Teilbereichen<br />

ausgeführt.<br />

Der Kellerkasten wurde mit einer 85 cm<br />

dicken elastisch gebetteten Bodenplatte<br />

als Gründungselement und 30 cm dicke<br />

Außenwänden errichtet. Die Bodenplatte<br />

und die Außenwände des Kellerkastens<br />

sind Bestandteile der „Weißen Wanne“.<br />

Die „Weiße Wanne“ übernimmt die Dichtfunktion<br />

gegen das drückende Grundwasser.<br />

Baugrube<br />

Die Museumshöfe liegen im <strong>Berlin</strong>-Warschauer<br />

Urstromtal im Bereich der<br />

Spreeniederung. Der anstehende Bau-<br />

Baugeschehen / Stadtentwicklung<br />

grund ist unterhalb des Niveaus der Auffüllung<br />

unter den organischen Schichten<br />

tragfähig.<br />

Bei der erforderlichen Einbindung des<br />

Gebäudes in den Baugrund kam aufgrund<br />

des vorhandenen, hohen Grundwasserstandes<br />

eine offene Wasserabsenkung<br />

nicht in Frage, da durch den<br />

hieraus resultierenden Absenktrichter<br />

der umliegende Wasserhaushalt massiv<br />

gestört würde.<br />

Um der Bedeutung des Umweltschutzes<br />

Rechnung zu tragen, war die Ausbildung<br />

einer grundwasserschonenden Trogbaugrube<br />

daher unabdingbar, die den<br />

Grundwasserhaushalt in der Bauphase<br />

und danach geringst möglich beeinträchtigt.<br />

Als nahezu wasserundurchlässige Umfassungswände<br />

wurden Stahlbetonschlitzwände<br />

ausgeführt, da bei diesem<br />

Bauverfahren bei der Herstellung der<br />

Schlitzwände geringe Erschütterungen<br />

in den Baugrund eingetragen werden,<br />

welche keine negativen Auswirkungen<br />

auf die umliegende Bebauung haben.<br />

Als horizontaler Dichthorizont kam nur<br />

eine künstliche Injektionssohle zur<br />

Anwendung, da bei den anstehenden<br />

Baugrundverhältnissen keine natürliche<br />

Sperrschicht in ausreichender Mächtigkeit<br />

vorhanden ist.<br />

Es wurden Zwischenabstützungen in<br />

<strong>Baukammer</strong> <strong>Berlin</strong> 3/<strong>2012</strong> | 9


Baugeschehen / Stadtentwicklung<br />

Systemschnitt Baugrube<br />

Schnitt Baugrube /<br />

Gründung Neubau Archäologisches Zentrum (rechts) / Bestand Haus 20b (links)<br />

10 | <strong>Baukammer</strong> <strong>Berlin</strong> 3/<strong>2012</strong><br />

Form von Spannankern oder Stahlaussteifungen<br />

angeordnet, um die horizontalen<br />

Verformungen der Verbauwand zu<br />

begrenzen.<br />

Eine Rückverankerung der Verbauwände<br />

hat den großen Vorteil der Baufreiheit in<br />

der Grube für den nachfolgenden Rohbau.<br />

Hilfsaussteifungen in der Baugrube<br />

sind immer mit einer Erschwernis bei der<br />

Errichtung des Gebäudes verbunden, da<br />

einerseits eine Einschränkung der Bewegungsfreiheit<br />

in der Baugrube gegeben<br />

ist und andererseits durch die Berücksichtigung<br />

der speziellen Bauabläufe für<br />

das Umsteifen der Verbauwand auf die<br />

Rohbaukonstruktion eine Bauablaufbehinderung<br />

resultiert.<br />

Eine Rückverankerung der Verbauwände<br />

im Bereich der Randbebauung Haus 20b<br />

und Haus 20c war nicht möglich, da eine<br />

Beschädigung der Bestandsgründung<br />

befürchtet werden musste. Es wurde in<br />

diesem Bereich eine innenliegende Aussteifung<br />

in der Baugrube hergestellt.<br />

Geothermie<br />

In unserer Planungstätigkeit haben wir<br />

tagtäglich mit der Thematik des Nachhaltigen<br />

Bauens zu tun. Seit Einführung der<br />

verschiedenen Zertifizierungssysteme<br />

(BREEAM, LEED, DGNB) wurden den<br />

Beteiligten eines Projektes Werkzeuge<br />

an die Hand gegeben, die gesammelt<br />

Ziele und Instrumente einer nachhaltigen<br />

Baupolitik vorgeben.<br />

Angesichts der sich zunehmend verteuernden<br />

Primärenergiequellen ist eine<br />

große Nachfrage für die Nutzung von<br />

regenerativen Energieformen, z.B. Erdwärme<br />

(Geothermie) zu beobachten.<br />

Eine Möglichkeit ist die Gewinnung von<br />

Erdwärme aus dem Gründungsbereich.<br />

Die Nutzung der oberflächennahen Erdwärme<br />

als Teil der Geothermie ist eine<br />

Möglichkeit, bei der die Betonbauteile<br />

der Gründung zusätzlich als Wärmetauscher<br />

dienen. Grundsätzlich können<br />

Pfähle für die Gründung von Bauwerken<br />

und auch Verbauwandpfähle bei aufgelösten<br />

oder überschnittenen Bohrpfahlwänden<br />

als Energiepfähle ausgebildet<br />

werden. Entsprechend ist es auch möglich,<br />

zusätzlich zur statischen Funktion<br />

Schlitzwände als Wärmetauscher in<br />

Form von Flächenkollektoren heranzuziehen.<br />

Die GuD Planungsgesellschaft ist<br />

bestrebt, diese innovative Technologie<br />

bei Bedarf und Möglichkeit aufgrund von<br />

diversen positiven Erfahrungen aus eigenen<br />

Bauvorhaben mit in den Planungsprozess<br />

einzubringen. Die geothermische<br />

Nutzung von Verbau- oder Grün-


dungselementen hätte den Charme,<br />

dass Bauteile, die statisch erforderlich<br />

sind, für die Nutzung der Geothermie mit<br />

herangezogen werden könnten.<br />

Erdwärmeanlagen dienen der Nutzung<br />

der im Boden gespeicherten Wärmeenergie.<br />

Zur Gewinnung werden<br />

Rohrleitungen aus PVC oder PE in die<br />

erdberührten Bauteile des Bauwerkes<br />

eingebaut. Diese sogenannten „Energierohre“<br />

werden an den Bewehrungskörben<br />

der Pfähle oder Schlitzwände fixiert<br />

und unterhalb der Bodenplatten auf<br />

Montagebehelfen verlegt. Die Leitungen<br />

führen abschnittsweise zu Verteilern. Je<br />

nach hydrogeologischen Verhältnissen<br />

wird der Bodenkörper unter und um das<br />

Bauwerk entweder als Wärme- und Kältespeicher<br />

oder als konstante Temperaturquelle<br />

genutzt, abhängig von den<br />

Strömungsverhältnissen des Grundwassers<br />

als Transportmedium für die Wärme.<br />

In den Leitungen zirkuliert ein Wärmeträger,<br />

welcher dem Boden Wärmeenergie<br />

zuführt oder entzieht. Diese Energie wird<br />

mittels Wärmepumpe oder Kältemaschine<br />

genutzt. So kann den saisonal unterschiedlichen<br />

Anforderungen (Heizen/<br />

Kühlen) über eine im Untergrund ausgeglichene<br />

Energiebilanz Rechnung getragen<br />

werden.<br />

Durch diese Anwendung der Erdwärmenutzung<br />

lassen sich relativ niedrige<br />

Betriebskosten erreichen, da die Wärmepumpen<br />

und Kältemaschinen in einem<br />

günstigen Wirkungsgradbereich arbeiten<br />

können. Darüber hinaus trägt die Geothermie<br />

als regenerative Energiequelle<br />

Baugeschehen / Stadtentwicklung<br />

Beginn Erstellung Baugrube<br />

Luftbild – Stand 2010<br />

Baugrube mit Horizontalaussteifung –<br />

Stand 2010<br />

<strong>Baukammer</strong> <strong>Berlin</strong> 3/<strong>2012</strong> | 11


Baugeschehen / Stadtentwicklung<br />

Schlitzwandkorb mit PE-Rohren für die Geothermie verlegte PE-Rohre auf der Sauberkeitsschicht<br />

zur Einsparung von Primärenergie bei, da<br />

sie die quasi gratis zur Verfügung stehende<br />

Ab- und Umgebungswärme des im<br />

Erdreich eingebetteten Bauwerks als<br />

Energiequelle heranzieht. Der Einsatz<br />

dieser Energiequelle kann daher mithelfen,<br />

den Ausstoß an Treibhausgasen<br />

signifikant zu verringern und die Klimaschutzziele<br />

zu erreichen.<br />

Im Archäologischen Zentrum wurden die<br />

aus statischen Gesichtspunkten erforderlichen<br />

Geostrukturen (Schlitzwand,<br />

Bauwerkssohle) zur geothermischen<br />

Nutzung herangezogen. Hier wird die<br />

Geothermie anteilig zur Wärme- und Kälteversorgung<br />

genutzt. Dabei wurden die<br />

PEHD-Rohre (Wärmetauscher) im Unterbeton<br />

der Bodenplatte und in den<br />

Schlitzwänden eingebaut. Dieses Rohrnetz<br />

mit Wärmeträgerflüssigkeit dient<br />

zum Austausch der geothermischen<br />

Energie. Dabei wird dem Boden im Winter<br />

Wärme und im Sommer Kälte entzogen.<br />

In den Schlitzwänden und unter der<br />

Bodenplatte wurden insgesamt über<br />

27.000 m Polyethylen (PEHD) Rohre verlegt.<br />

BERATENDE INGENIEURE<br />

Wilhelm-Kabus-Str. 9 • 10829 <strong>Berlin</strong><br />

Tel.: +49 (0)30 832148-0<br />

Fax: +49 (0)30 832148-99<br />

e-mail: berlin@gudplanung.de<br />

www.gudplanung.de<br />

Entwurf, Projektierung und<br />

Konstruktion im Ingenieurbau<br />

Ingenieurbauwerke, Baugruben,<br />

Tunnel- und Wasserbauten,<br />

Hochbauten, Bestandssanierung,<br />

Beweis- und Qualitätssicherung<br />

12 | <strong>Baukammer</strong> <strong>Berlin</strong> 3/<strong>2012</strong><br />

WU-Beton<br />

Im vorliegenden Fall ist es erforderlich,<br />

das Untergeschoss aufgrund der Grundwasserstände<br />

als wasserundurchlässige<br />

Konstruktion auszubilden. Unter Zugrundelegung<br />

der Forderung der WU-Richtlinie<br />

erfolgten die Nachweise zur Wasserundurchlässigkeit.<br />

Das Untergeschoss<br />

ist aufgrund der hochwertigen Nutzung<br />

in die Nutzungsklasse A einzuordnen.<br />

Das heißt, dass Feuchtstellen auf der<br />

Bauteiloberfläche nicht zulässig sind.<br />

Alle Wandflächen müssen bei der „Weißen<br />

Wanne“ von Luft umspült sein, damit<br />

die eindiffundierende Feuchtigkeit ungehindert<br />

abtransportiert werden kann.<br />

Risse können in einer „Weißen Wanne“<br />

nicht generell vermieden werden. Es<br />

muss aber angestrebt werden, die rissauslösenden<br />

Ursachen soweit wie möglich<br />

zu vermeiden. Eine „Weiße Wanne“<br />

sollte daher von außen möglichst ebenflächig<br />

sein, um die zwangauslösende<br />

Verzahnung mit dem Baugrund zu minimieren.<br />

Wenn Vertiefungen (Unterfahrten,<br />

Bodenkanäle, Fettabscheider etc.)<br />

unvermeidbar sind, so sind sie im mittle-<br />

GuD Planungsgesellschaft mbH<br />

Wilhelm-Kabus-Str. 9 • 10829 <strong>Berlin</strong><br />

BAUHERR:<br />

Stiftung Preußischer Kulturbesitz<br />

vertreten durch:<br />

Bundesamt für Bauwesen und<br />

Raumordnung (BBR)<br />

Referat IV2<br />

Kupfergraben 2, 10117 <strong>Berlin</strong><br />

ARCHITEKT:<br />

harris + kurrle Architekten BDA<br />

Schottstraße 110, 70192 Stuttgart<br />

ren Bereich der Bodenplattengrundfläche<br />

angeordnet weniger schädlich, als<br />

wenn sie entlang der Plattenränder angeordnet<br />

werden.<br />

Das WU-Konzept sieht eine zulässige<br />

Rissweite von 0,2 mm vor. Es kann zwar<br />

davon ausgegangen werden, dass diese<br />

Risse nicht wasserführend sind, da aufgrund<br />

des Selbstheilungsprozesses der<br />

Risse ein nachträglicher Verschluss der<br />

Risse statt findet. Es kann jedoch ein<br />

Wassereintritt ins Gebäude bei der<br />

anstehenden Druckwasserhöhe von<br />

maximal etwa 4,2 m (bei HGW) nicht vollständig<br />

ausgeschlossen werden. Deshalb<br />

wurden alle erdberührten Bauteile<br />

kontrollierbar ausgebildet. Zusätzlich ist<br />

zu beachten, dass im Objekt eventuell<br />

Jahre vergehen, bis die gesamte im Rahmen<br />

des Bauvorganges hauptsächlich<br />

durch den Frischbeton eingebrachte<br />

Baufeuchte nach innen abgegeben wurde<br />

und eine Ausgleichsfeuchte im<br />

Gebäude erreicht wird. Daher wurden<br />

alle innenliegenden Bauteilaufbauten<br />

und Möblierungen so geplant, dass eine<br />

ausreichende Luftbewegung erfolgen<br />

TRAGWERKSPLANUNG:<br />

GuD Planungsgesellschaft<br />

für Ingenieurbau mbH<br />

Wilhelm-Kabus-Str. 9, 10829 <strong>Berlin</strong><br />

BEARBEITER:<br />

Dipl.-Ing. Thomas Hensel<br />

Bereichsleiter Hochbau<br />

Dipl.-Ing. (FH) Michael Wiechert<br />

Projektingenieur<br />

<strong>Berlin</strong>, 26.04.<strong>2012</strong>


kann. Es wurden zwischen den Regalen<br />

und Einbauten Zwischenräume zum<br />

Boden und zu den Außenwänden vorgesehen.<br />

Die sehr hochwertig für die Sammlungen<br />

genutzten Räume im Untergeschoss<br />

wurden zusätzlich zum WU-Beton mit<br />

einer außenliegenden Frischbetonverbundfolie<br />

versehen. Diese Folie wird in<br />

die Schalung auf der Außenseite des<br />

WU-Bauteils eingelegt und geht einen<br />

hinterlaufsicheren Verbund mit dem<br />

Beton ein. Dies hat den Vorteil, dass<br />

eventuell im Beton vorhandene Fehlstellen<br />

durch die Folie abgedichtet werden.<br />

Lokale Fehlstellen in der Folie sind ebenso<br />

unkritisch, da diese durch den Verbund<br />

eine ausreichende Hinterlaufsicherung<br />

aufweisen. Bei der Ausführung einer<br />

Frischbetonverbundfolie, die als zusätzliche<br />

Abdichtungsmaßnahme einzustufen<br />

ist, kann das Schadensrisiko durch eindringendes<br />

Wasser in flüssiger Form<br />

deutlich reduziert werden. Dieser Planungsansatz<br />

entsprach dem Sicherungsbedarf<br />

für die im UG lagernden<br />

hochwertigen Kulturgüter.<br />

Es wurden im Rahmen der Planung<br />

gemeinsam mit dem Bauphysiker folgende<br />

zusätzliche Maßnahmen für die hochwertig<br />

genutzten Räume festgelegt:<br />

• Um eine ständige Überprüfung und<br />

ggf. Wiederherstellung der Dichtigkeit<br />

der Weißen Wanne zu gewährleisten,<br />

müssen alle Oberflächen von erdberührenden<br />

Bauteilen dauerhaft<br />

zugänglich bleiben.<br />

• Um Schäden durch flächigen Feuchteeintrag<br />

(Diffusion, Baufeuchte,<br />

Kapillareffekte) zu vermeiden, werden<br />

alle Aufbauten auf erdberührenden<br />

Bauteilen diffusionsoffen ausgebildet<br />

und Einbauten (Möbel und haustechnische<br />

Anlagen) von Außenwänden<br />

und Bodenfläche entkoppelt.<br />

• Um Feuchtebildung infolge Kondensats<br />

zu vermeiden, muss zusätzlich<br />

zur Ausführung einer ausreichenden<br />

Wärmedämmung, die ausreichende<br />

Konvektion der Raumluft sichergestellt<br />

werden. Dies wird durch eine<br />

gezielte Luftführung und durch die<br />

genannte Abkoppelung der Einbauten<br />

von den Oberflächen gewährleistet.<br />

• Um die Beschädigung der „Weißen<br />

Wanne“ durch nachträgliches Bohren<br />

zu vermeiden, werden zur Befestigung<br />

von Techniktrassen, Einbaumö-<br />

Ansicht Kopfbau - Stand <strong>2012</strong><br />

beln usw. in die Außenwände Ankerschienen<br />

eingelegt. Die Bohrtiefe wird<br />

auf 6 cm beschränkt.<br />

• Zur zusätzlichen Absicherung aufgrund<br />

der hochwertigen Nutzung,<br />

wird im Bereich der Außenwände und<br />

Bodenplatte der Depotbereiche eine<br />

Frischbetonverbundfolie eingelegt.<br />

Diese Folie vermeidet einen Wassereintritt<br />

durch unvorhergesehene Risse<br />

und kann im Gegensatz zu einer konventionellen<br />

Folienabdichtung nicht<br />

hinterlaufen werden.<br />

Baugeschehen / Stadtentwicklung<br />

Bewehrung WU-Bodenplatte mit Dämmung (blau) und Frischbetonverbundfolie (weiß)<br />

Tragwerk Hochbau<br />

Das Objekt wurde in Stahlbetonbauweise<br />

errichtet. Die Geschossdecken sind<br />

linienartig und punktförmig gestützte<br />

Stahlbetonflachdecken, die in der Regel<br />

dreifeldrig quer zum Gebäude spannen<br />

Die Dachdecke wurde als extensiv<br />

begrüntes Dach mit Gefälledämmung<br />

ausgeführt. Auf dem Dach wurden diverse<br />

haustechnische Anlagen aufgestellt<br />

und eingehaust.<br />

Im Archäologischen Zentrum sind alle<br />

<strong>Baukammer</strong> <strong>Berlin</strong> 3/<strong>2012</strong> | 13


Baugeschehen / Stadtentwicklung<br />

1.OG Kopfbau – punktförmig gestützte Flachdecke mit Stützenkopfverstärkungen<br />

tragenden Wände in Stahlbeton ausgeführt<br />

worden. Teilweise wurden die Wände<br />

aufgrund von Abfangungen als wandartige<br />

Träger ausgebildet. Die Außenwände<br />

wurden als Lochfassade in Stahl-<br />

14 | <strong>Baukammer</strong> <strong>Berlin</strong> 3/<strong>2012</strong><br />

beton mit hinterlüfteter Vorsatzschale<br />

ausgebildet.<br />

Die Vorsatzschale besteht aus einer hinterlüfteten<br />

(Luftschichtdicke 4 cm) Verblendmauerwerksschale<br />

(11,5 cm), die<br />

über Drahtanker aus Edelstahl an der tragenden<br />

Stahlbetonaußenwand befestigt<br />

wurden.<br />

Tragende Stützen wurden rechteckig<br />

oder quadratisch ausgeführt. Da die<br />

Decke teilweise punktgestützt werden,<br />

wurden aufgrund des Durchstanzens<br />

teilweise Stützenkopfverstärkungen ausgeführt.<br />

Foyertreppe<br />

Die Foyertreppe wurde als freitragende,<br />

nur an den Geschossdecken gehaltene,<br />

stützenfreie Ortbetonkonstruktion ausgebildet.<br />

Die Treppe wurde statisch als<br />

Faltwerk betrachtet. Die Vorteile eines<br />

Faltwerkes sind, dass die einzelnen Flächen<br />

sowohl als Platte als auch als<br />

Scheibe beansprucht werden. Dabei tragen<br />

die einzelnen Elemente Belastungen<br />

quer zur Fläche zunächst als Platte zu<br />

den Kanten hin ab, welche als Auflager<br />

dienen. Entlang der Kanten werden die<br />

Kräfte in Richtung der benachbarten Flächen<br />

zerlegt. Dadurch werden diese Flächen<br />

als Scheiben aktiviert. Die Treppen-<br />

Systemdarstellung Treppenkonstruktion Foyertreppe Verformungsprognose Treppenkonstruktion Foyertreppe


Treppenkonstruktion / Foyer im Rohbau<br />

beim Richtfest am 22.09.2010<br />

läufe wurden biegesteif an die<br />

Geschossdecken im Foyer geschossweise<br />

angeschlossen. Die Berechnungsund<br />

Verformungsprognose dieses Faltwerkes<br />

erfolgte mit der Finite-Element-<br />

Methode. Die Treppe wurde zusätzlich in<br />

Hinsicht seines Schwingungsverhaltens<br />

untersucht.<br />

Nutzeranforderungen<br />

Im Rahmen der Nutzerabstimmungen<br />

mit den einzelnen Sammlungen der<br />

staatlichen Museen zu <strong>Berlin</strong> wurden die<br />

verschiedenen Anforderungen in Hinsicht<br />

der Nutzlasten und deren Transportwege<br />

abgestimmt. Die Nutzlasten<br />

wurden in Nutzlastenplänen so weit vereinheitlicht,<br />

dass auch spätere räumliche<br />

Umplanungen im Sinne der Nachhaltigkeit<br />

in den Geschossen möglich sind.<br />

Während der Nutzung des Archäologischen<br />

Zentrums werden durch die vorhandenen<br />

Werkstätten und Lagerflächen<br />

teilweise Nutzlasten von bis zu 20,0<br />

kN/m 2 erwartet. Einige Steinbildwerke<br />

überschreiten die Nutzlasten von 10<br />

kN/m 2 . Aufgrund dieser Überschreitung<br />

wird im Bereich der Steinwerkstätten im<br />

EG und der Transportwege zwischen diesen<br />

Werkstätten bis zur Anlieferung<br />

sowie zum Lastenaufzug A1 Achse B/6<br />

eine örtlich begrenzte Wanderlast von<br />

zusätzlich 10,0 kN/m 2 statisch in der<br />

Deckenbemessung berücksichtigt.<br />

Zudem mussten für den Betrieb in den<br />

Stein- und Fotowerkstätten Deckenkrane<br />

mit den jeweiligen Hebezeugen installiert<br />

werden. Um die Lagerflächen optimal<br />

nutzen zu können wurden in Teilbereichen<br />

Galerieebenen, Kompaktregalanlagen<br />

und Schwerlastregale erstellt.<br />

Diese können folgendermaßen differenziert<br />

werden:<br />

• Verschiebbare Kompaktregalanlagen<br />

für Archivzwecke und zur Aufbewahrung<br />

kleiner Sammlungsstücke, teilweise<br />

mechanisch betrieben.<br />

• Galerieebenen: Hier wird vor allem im<br />

Untergeschoss, aber auch im Erdgeschoss<br />

die große Raumhöhe ausgenutzt<br />

und über eine Zwischenebene<br />

Stellfläche für zusätzliche Schränke<br />

und Regale bis unter die Decke<br />

ermöglicht.<br />

Treppenkonstruktion 2.OG mit<br />

nichttragenden Treppengeländer -<br />

Stand <strong>2012</strong><br />

Treppenkonstruktion über Foyer im 3.OG - Stand <strong>2012</strong><br />

Baugeschehen / Stadtentwicklung<br />

<strong>Baukammer</strong> <strong>Berlin</strong> 3/<strong>2012</strong> | 15


Baugeschehen / Stadtentwicklung<br />

16 | <strong>Baukammer</strong> <strong>Berlin</strong> 3/<strong>2012</strong><br />

Nutzlastenplan Decke über 2.OG<br />

Tunnelverbindung: Schnitt Neubau Archäologisches Zentrum (rechts) und Haus 20b (links)


• Schwerlastregale und die<br />

Skulpturen der Antike wurden<br />

für die Aufbewahrung der Särge<br />

der Sammlung des Ägyptischen<br />

Museums geplant.<br />

Die Steinrestaurierungswerkstätten<br />

werden unterteilt in Nassbereich<br />

und Trockenarbeitsplatz. Im<br />

Nassbereich wurden bodengleiche<br />

Wasserbecken vorgesehen,<br />

um die Nassreinigung von Objekten<br />

zu realisieren. Außerdem gibt<br />

es im 2. OG des Flachbaus eine<br />

Teppich- und Textilrestaurierungswerkstatt<br />

mit Teppichwaschanlage<br />

und einem Außenkran, um die<br />

großen Teppiche in das Obergeschoss<br />

heben zu können.<br />

Zusätzlich ist laut Nutzeranforderungen<br />

zu berücksichtigen, dass<br />

der große Aufnahmeraum der zentralen<br />

Fotowerkstatt im 1. OG ein<br />

fest installiertes Hebezeug mit<br />

einer Tragfähigkeit von 20 kN<br />

erhält.<br />

Verbindung zu Haus 20b<br />

Im Untergeschoss wurde im Bereich des<br />

Kopfbaus eine Tunnelanbindung zwischen<br />

Neubau und Haus 20b hergestellt.<br />

Grundlage ist die Forderung der Nutzer<br />

nach einer wettergeschützten Verbindung<br />

zum Nachbargebäude, in dem sich<br />

teilweise die Büros und Werkstätten der<br />

im Neubau unterzubringenden Sammlungen<br />

befinden. Begründung für eine<br />

wettergeschützte Verbindung ist die Notwendigkeit,<br />

Transporte von Objekten<br />

durchführen zu können, ohne die teilweise<br />

sehr sensiblen Kulturgüter aufwendig<br />

in Klimakisten verpacken zu müssen.<br />

Die Gründung des Nachbargebäudes<br />

wurde im Jahr 2001 durch eine Ersatzpfahlgründung<br />

mit Verpresspfählen<br />

saniert, da die vorhandene Holzpfahlgründung<br />

des Gebäudes ersetzt werden<br />

musste. Die Lasteinleitung bzw. Umleitung<br />

auf die neuen Gründungspfähle<br />

erfolgt mittels Steckträger, die quer zur<br />

lastabtragenden Giebelwand verlaufen<br />

und in die Streichbalken, die parallel zur<br />

Giebelwand verlaufen, einspannen. Die<br />

Streichbalken leiten die Lasten aus dem<br />

Bestandsgebäude in die neuen GEWI-<br />

Pfähle ein.<br />

Zusätzlich wurde 2001 im Kellerbereich<br />

eine Konstruktion mit erhöhtem Wassereindringwiderstand<br />

ausgeführt (Trogkon-<br />

Foyerfassade als Pfosten-Riegel-<br />

Konstruktion – Stand 2011<br />

struktion als WU-Konstruktion bestehend<br />

aus Bodenplatte h=30cm, Streichbalken<br />

und 55 cm hohen umlaufenden<br />

Dichtbalken).<br />

Die Tragwerksplanung für diese Sanierung<br />

und Umbauten wurde auch durch<br />

die GuD Planungsgesellschaft erbracht.<br />

Tunnelkonstruktion<br />

Im Rahmen der Anbindung des Tunnels<br />

Baugeschehen / Stadtentwicklung<br />

Tunnelherstellung: Tunnelwände fertig, Tunneldecke fehlt noch – Stand 2011<br />

an das Haus 20b wurde die Giebelwand<br />

im UG Haus 20b geöffnet. Weiterhin wurde<br />

in der Decke über UG für die Durchfahrt<br />

einer Hubbühne ein Deckendurchbruch<br />

erstellt. Um Durchgangsbreiten<br />

neben der erforderlichen Hubbühne im<br />

UG gewährleisten zu können, wurde ein<br />

Wandpfeiler abgefangen und rückgebaut.<br />

Die Tunnelkonstruktion ist als eine WU-<br />

<strong>Baukammer</strong> <strong>Berlin</strong> 3/<strong>2012</strong> | 17


Baugeschehen / Stadtentwicklung<br />

Systemdarstellung der Oberlichtkonstruktion<br />

Beton-Konstruktion ausgebildet. Die<br />

Wanddicken betragen 30 cm. Die<br />

Bodenplatte wie auch die Decke haben<br />

ebenfalls eine Dicke von 30 cm.<br />

Die Tunnelkonstruktion wurde zwischen<br />

beiden Gebäuden einerseits lastzentriert<br />

auf der Bestandsgründung der Giebelwand<br />

Haus 20b und andererseits auf der<br />

Schlitzwand des Neubaus gegründet, da<br />

eine Flachgründung des Tunnels in dieser<br />

Tiefenlage aufgrund der anstehenden<br />

Baugrundverhältnisse ohne einen größeren<br />

Bodenaustausch nicht möglich war.<br />

18 | <strong>Baukammer</strong> <strong>Berlin</strong> 3/<strong>2012</strong><br />

Oberlicht mit fertig gestellter Bekleidung – Stand 2011<br />

Im Namen des Senats von <strong>Berlin</strong> beantworte<br />

ich Ihre Kleine Anfrage wie folgt:<br />

Frage 1: Wie ist der aktuelle Stand zur<br />

Einigung der beiden Länder <strong>Berlin</strong> und<br />

Brandenburg zum Ausbau des S-Bahnhofes<br />

Mahlsdorf als Regionalbahnhof?<br />

Antwort zu 1.: Zwischen dem Land <strong>Berlin</strong><br />

und dem Land Brandenburg fanden auch<br />

zur Herstellung des Regionalbahnhaltes<br />

in Mahlsdorf informelle Gespräche statt.<br />

Die Entscheidung, ob im Land <strong>Berlin</strong> ein<br />

Regionalbahnhalt errichtet wird, kann<br />

letztlich nur das Land <strong>Berlin</strong> in Abstimmung<br />

mit der Deutschen Bahn AG (DB<br />

AG) fällen.<br />

Frage 2: Wie wird sich das Land <strong>Berlin</strong> an<br />

Der Auftriebsnachweis<br />

des Tunnels ist durch die<br />

Konstruktion an sich<br />

gewährleistet.<br />

Verglasungen<br />

Foyerfassade<br />

Im Foyer wurde eine großflächige Glasfassade<br />

mit einer sehr schmalen Pfosten-Riegel-Konstruktion<br />

aus Stahl<br />

erstellt. Die Konstruktion verläuft über 2<br />

Geschosse mit einer Höhe von ca. 9,0 m<br />

und einer Breite von ca. 12,25 m. Die<br />

Drucksache 17 / 10 601 · Kleine Anfrage · 17. Wahlperiode<br />

Kleine Anfrage des Abgeordneten Alexander J. Herrmann (CDU) vom 13. Juni <strong>2012</strong><br />

(Eingang beim Abgeordnetenhaus am 14. Juni <strong>2012</strong>) und Antwort<br />

Zum geplanten Regionalbahnhof Mahlsdorf<br />

den Planungen des Ausbaus beteiligen?<br />

Antwort zu 2.: Die Planung, die Finanzierung<br />

und der Bau werden, nachdem <strong>Berlin</strong><br />

dies gemeinsam mit der DB AG vereinbart<br />

hat, im Rahmen der Leistungsund<br />

Finanzierungsvereinbarung (LuFV)<br />

erfolgen. Das Land <strong>Berlin</strong> wird an der Planung<br />

des Regionalbahnhaltes in Mahlsdorf<br />

von der Deutschen Bahn beteiligt.<br />

Frage 3: Welche Investitionen müssen<br />

vom Land <strong>Berlin</strong> in diesem Zusammenhang<br />

getätigt werden?<br />

Antwort zu 3.: Alle Investitionen zur<br />

Errichtung des Regionalbahnhaltes<br />

Mahlsdorf werden aus LuFV-Mitteln der<br />

DB AG bereitgestellt.<br />

Glasfassade besteht aus 10 Einzelfeldern<br />

mit je ca. 11m 2 . Daraus ergibt sich<br />

eine Gesamtfläche von ca. 110 m 2 .<br />

Oberlicht<br />

Auf der Dachdecke im Kopfbau oberhalb<br />

des Foyers befindet sich ein Oberlicht für<br />

das Haupttreppenhaus. Das Oberlicht<br />

besteht aus 5 Fachwerkbindern aus<br />

Stahl.<br />

Frage 4: Wann ist mit einem Baubeginn<br />

und Abschluss der Baumaßnahmen zu<br />

rechnen?<br />

Antwort zu 4.: Da die von der DB AG<br />

durchzuführende Planung noch nicht<br />

abgeschlossen ist, sieht sich die DB derzeit<br />

nicht in der Lage Termine zu benennen.<br />

Frage 5: Welche Vorteile sieht das Land<br />

<strong>Berlin</strong> durch den Ausbau des S-Bahnhofes<br />

Mahlsdorf zum Regionalbahnhof für<br />

die weitere Entwicklung des Ortskerns<br />

Mahlsdorf?<br />

Antwort zu 5.: Der neue Regionalbahnhalt<br />

Mahlsdorf dient zur Verbesserung<br />

des <strong>Berlin</strong>er ÖPNV und ist Bestandteil


eines Maßnahmebündels zur Aufwertung<br />

von Mahlsdorf und des alten Ortskerns.<br />

Dazu greifen drei verkehrliche Maßnahmen<br />

ineinander:<br />

• Bau des Regionalbahnhaltes Mahlsdorf<br />

zur Verbesserung der ÖPNV-<br />

Bedienung in der Relation <strong>Berlin</strong> –<br />

Brandenburg / Polen mit einer besseren<br />

Anbindung der Wohnsiedlungen,<br />

• Anbindung der zurzeit in der Treskowstraße<br />

endenden Straßenbahnlinie 62<br />

direkt an den Bahnhof R- und S-<br />

Mahlsdorf zur Verbesserung der<br />

Umsteigesituation und Aufwertung der<br />

Linie durch Einrichtung eines 10-Minuten-Taktes,<br />

• Bau einer neuer Straßenverbindung<br />

vor allem zur Entlastung des Ortskerns<br />

vom Durchgangsverkehr, zur Verbesserung<br />

des Verkehrsflusses am Knoten<br />

mit der B 1/5, zur Reorganisation des<br />

Be- und Endladeverkehrs und zur<br />

Erschließung von Entwicklungsflächen.<br />

Die verkehrlichen und städtebaulichen<br />

Ziele für Mahlsdorf sind nur im Zusammenwirken<br />

aller geplanten Maßnahmen<br />

erreichbar. Die Maßnahmen ergänzen<br />

sich und ihre positiven Effekte verstärken<br />

sich gegenseitig. Die Herausnahme<br />

eines wichtigen Bestandteils des Maß-<br />

nahmenpakets der Verkehrslösung<br />

Mahlsdorf hat grundsätzliche negative<br />

Folgen für die anderen Maßnahmen und<br />

für das Gesamtziel der Aufwertung des<br />

Ortskerns Mahlsdorf. In diesem Zusammenhang<br />

muss auch die kritische Haltung<br />

des Bezirksamtes Marzahn–Hellersdorf<br />

zur gefundenen Verkehrslösung<br />

im Bereich des Knotens B1/B5 bewertet<br />

werden.<br />

Die Verbesserung der Öffentlicher Verkehr<br />

(ÖV)-Bedienung durch den Regionalbahnhalt<br />

wird durch die engere Verknüpfung<br />

des schienengebundenen Verkehrs<br />

mit dem Bus und der Straßenbahn<br />

verstärkt. Der 10-Minuten-Takt der Straßenbahn<br />

ist nur bei zweigleisigem Ausbau<br />

möglich, der eine Verringerung des<br />

Durchgangsverkehrs erfordert, damit die<br />

Straßenbahn nicht mit dem motorisierten<br />

Individualverkehr (MIV) im Stau steht und<br />

ihre Attraktivität verliert. Und nur bei Verlagerung<br />

des Straßenverkehrs ist dann<br />

auch der Platz für eine weitere räumliche<br />

Umgestaltung des Straßenraums zur<br />

Aufwertung des Ortskerns Mahlsdorf<br />

vorhanden, da die bestehende Infrastruktur<br />

die Ansprüche an einen verkehrssicheren<br />

und leistungsfähigen<br />

Betrieb für alle Verkehrsarten hier nicht<br />

bedienen kann.<br />

Frage 6: Wird es während der Bauphase<br />

Drucksache 17 / 10 615 · Kleine Anfrage · 17. Wahlperiode<br />

Baugeschehen / Stadtentwicklung<br />

Einschränkungen beim S-Bahnverkehr<br />

geben?<br />

Antwort zu 6.: siehe Antwort zu 4.<br />

Frage 7: Wird es nach Abschluss der<br />

Baumaßnahmen zu Änderungen der<br />

Taktzeiten beim S-Bahnverkehr kommen?<br />

Antwort zu 7.: Die heute bestehenden<br />

Taktzeiten der S-Bahn sollen nach Fertigstellung<br />

des Regionalbahnhaltes<br />

Mahlsdorf beibehalten werden.<br />

Frage 8: Welche Baumaßnahmen werden<br />

im Zuge des geplanten Umbaus<br />

noch umgesetzt?<br />

Antwort zu 8.: Keine. Die in der Antwort<br />

zu Frage 5 erwähnten verkehrlichen und<br />

sonstigen Maßnahmen stehen ausschließlich<br />

in einem planerischen<br />

Zusammenhang zum Regionalbahnhalt<br />

Mahlsdorf. Ein baulicher Zusammenhang<br />

ist nicht gegeben.<br />

<strong>Berlin</strong>, den 04. Juli <strong>2012</strong><br />

Kleine Anfrage der Abgeordneten Katrin Lompscher (LINKE) vom 14. Juni <strong>2012</strong><br />

(Eingang beim Abgeordnetenhaus am 15. Juni <strong>2012</strong>) und Antwort<br />

In Vertretung<br />

Christian Gaebler<br />

Senatsverwaltung für<br />

Stadtentwicklung und Umwelt<br />

(Eingang beim Abgeordnetenhaus<br />

am 11. Juli <strong>2012</strong>)<br />

Neubauaktivitäten der städtischen Wohnungsbaugesellschaften<br />

Im Namen des Senats von <strong>Berlin</strong> beantworte<br />

ich Ihre Kleine Anfrage wie folgt:<br />

Die Kleine Anfrage betrifft Sachverhalte,<br />

die der Senat nicht aus eigener Zuständigkeit<br />

und Kenntnis beantworten kann.<br />

Er ist gleichwohl bemüht, Ihnen eine Antwort<br />

auf Ihre Anfrage zukommen zu lassen<br />

und hat daher die städtischen Wohnungsbaugesellschaften<br />

um eine Stellungnahme<br />

gebeten, die von dort in eigener<br />

Verantwortung erstellt und dem<br />

Senat übermittelt wurde.<br />

Frage 1: In welchem Umfang haben die<br />

städtischen Wohnungsbaugesellschaften<br />

2000 bis 2011 Wohnungsneubau realisiert?<br />

(Bitte nach Gesellschaften differenziert<br />

darstellen)<br />

Frage 2: Wie viele dieser Wohnungen<br />

wurden in Mehrfamilienhäusern, Reihenhäusern<br />

(incl. Townhouses) bzw. Einfamilienhäusern<br />

(inklusive Doppelhäuser)<br />

errichtet? (Bitte nach Gesellschaften differenziert<br />

darstellen)<br />

Frage 3: Wie viele der neu errichteten<br />

Wohnungen sind als Eigentumswohnungen<br />

verwertet worden? (Bitte nach<br />

Gesellschaften differenziert darstellen)<br />

Frage 4: Welche Verkaufspreise sind pro<br />

Quadratmeter dabei von den städtischen<br />

Wohnungsbaugesellschaften erzielt worden?<br />

(Bitte differenziert nach Gesellschaften,<br />

Durchschnitt und von-bis-<br />

Spanne auflisten)<br />

Frage 5: Welchen Umsatz und welchen<br />

Gewinn haben die städtischen Wohnungsbaugesellschaften<br />

in diesem Zeitraum<br />

mit diesen Vorhaben erzielt?<br />

Antwort zu 1 – 5: Die von den städtischen<br />

Wohnungsbaugesellschaften übermittelten<br />

Antworten sind in der Tabelle zusammengestellt,<br />

die als Anlage beigefügt ist.<br />

Frage 6: Wie viele Neubauvorhaben<br />

befinden sich derzeit bei den städtischen<br />

Wohnungsbaugesellschaften in Vorbereitung?<br />

(Bitte differenziert nach Gesellschaften,<br />

Zahl der Vorhaben und der<br />

geplanten Wohnungen)<br />

Antwort zu 6: Nach den Angaben der<br />

Wohnungsbaugesellschaften sind derzeit<br />

folgende Neubauvorhaben in Planung:<br />

WBM: Für zwei Grundstücke wird vorbehaltlich<br />

der Zustimmung der Gremien mit<br />

ersten Schritten für eine konkrete Planung<br />

für ca. 117 Wohnungen begonnen.<br />

GESOBAU: Geplant sind aktuell drei<br />

Neubauvorhaben auf eigenen Grundstücken<br />

für ca. 480 Wohnungen. Darin<br />

sind ca. 60 Wohnungen auf einer Arrondierungsfläche<br />

des Liegenschaftsfonds<br />

für ein eigenes Grundstück enthalten.<br />

<strong>Baukammer</strong> <strong>Berlin</strong> 3/<strong>2012</strong> | 19


Baugeschehen / Stadtentwicklung<br />

GEWOBAG: Derzeit laufen Untersuchungen<br />

hinsichtlich der Bebauung von<br />

insgesamt acht Baulücken und einem<br />

Ergänzungsbau auf einem bebautem<br />

Grundstück.<br />

Stadt und Land: Geplant ist derzeit ein<br />

Neubauvorhaben mit ca. 130 Wohnungen.<br />

Außerdem werden Optionen auf<br />

zwei weitere Vorhaben geprüft.<br />

DEGEWO: Geplant sind 8 Neubauvorhaben<br />

auf eigenen Grundstücken für 530<br />

Wohneinheiten<br />

Antwort zu 1<br />

Neubau<br />

2000 – 2011<br />

20 | <strong>Baukammer</strong> <strong>Berlin</strong> 3/<strong>2012</strong><br />

Antwort zu 2<br />

Erstellt in<br />

Mehrfamilien-,<br />

Reihen- oder<br />

Doppelhäusern<br />

HOWOGE: Konkretes Neubauvorhaben<br />

ist die Errichtung von ca. 310 Wohnungen<br />

auf dem Gelände der ehemaligen<br />

Studentenwohnheime der HTW.<br />

Frage 7: Über welche Bauflächenpotenziale<br />

verfügen die städtischen Wohnungsbaugesellschaften?<br />

(Bitte nach<br />

Gesellschaften differenziert darstellen)<br />

Antwort zu 7: Alle Wohnungsbaugesellschaften<br />

prüfen derzeit die in ihrem<br />

Bestand vorhandenen Bauflächenpotenziale<br />

hinsichtlich Neubauvorhaben und<br />

Antwort zu 3<br />

Verwertung<br />

als Eigentum<br />

Antwort zu 4<br />

Verkaufspreise<br />

auch Verdichtung auf bereits bebauten<br />

Grundstücken.<br />

<strong>Berlin</strong>, den 05. Juli <strong>2012</strong><br />

In Vertretung<br />

Regula Lüscher<br />

Senatsverwaltung für Stadtentwicklung<br />

und Umwelt<br />

(Eingang beim Abgeordnetenhaus<br />

am 11. Juli <strong>2012</strong>)<br />

Kleine Anfrage 17/10 615 – Neubauaktivitäten der städtischen Wohnungsbaugesellschaften Anlage 1<br />

WBM<br />

GESOBAU<br />

GEWOBAG<br />

Stadt<br />

und Land<br />

HOWOGE<br />

DEGEWO<br />

293 WE 293 WE<br />

in<br />

Mehrfamilienhäusern<br />

138 WE 132 WE in<br />

Mehrfamilien- und<br />

Reihenhäusern<br />

6 WE in<br />

Doppelhäusern<br />

398 WE 132 WE in<br />

Mehrfamilienhäusern<br />

266 WE in Reihenund<br />

Doppelhäusern<br />

kein<br />

Wohnungsneubau<br />

in 2000 - 2011<br />

211 WE 13 WE in<br />

Mehrfamilienhäusern<br />

198 WE in<br />

Einfamilien- bzw.<br />

Reihenhäusern<br />

313 WE 82 WE in<br />

Mehrfamilienhäusern<br />

231 WE in Reihenund<br />

Einfamilienhäusern<br />

74 WE Durchschnittspreis:<br />

1.950 €/m 2<br />

Spanne:<br />

1.410 – 2.775 €/m 2<br />

129 WE Durchschnittspreis:<br />

1.988 €/m 2<br />

Spanne:<br />

1.262 – 2.395 €/m 2<br />

328 WE Durchschnittspreis:<br />

2.400 €/m2 Spanne:<br />

2.000 – 3.500 €/m2 211 WE Durchschnittspreis:<br />

1.760 €/m2 Spanne: 1.300 –<br />

2.300 €/m2 228 WE Durchschnittspreis:<br />

Degewo Marzahner<br />

WG – 1.573 €/m2 Degewo Hausbau<br />

GmbH – 1.653 €/m2 Fürstenwalder Allee<br />

GbR – 1.586 €/m2 Spanne:<br />

ohne Angabe<br />

Antwort zu Antwort zu 5<br />

Umsatz aus Neubaumaßnahmen<br />

(Gewinn nur mit unverhältnismäßig<br />

hohem Aufwand vergleichbar<br />

zu ermitteln)<br />

Umsatz: aus 74 verkauften Einheiten<br />

12,2 Mio.€<br />

Umsatz : aus Verkauf von<br />

129 Einheiten rd. 35,5 Mio.€<br />

Umsatz: rd. 106 Mio.€<br />

Umsatz: ca. 40,7 Mio. €<br />

Umsatz: rund 41,4 Mio. €


Im Namen des Senats von <strong>Berlin</strong> beantworte<br />

ich Ihre Kleine Anfrage wie folgt:<br />

Frage 1: Werden die Vertreter des Senats<br />

im Aufsichtsrat der Flughafengesellschaft<br />

darauf drängen, Regressansprüche<br />

gegen die für die Verschiebung des<br />

ursprünglichen Eröffnungstermins des<br />

Flughafen <strong>Berlin</strong> Brandenburg (BER) mitverantwortlichen<br />

Planungsbüros geltend<br />

zu machen? Wenn ja, welche mit der Planung<br />

beauftragten Akteure wären davon<br />

betroffen?<br />

Antwort zu Frage 1: Die Flughafen <strong>Berlin</strong><br />

Brandenburg GmbH (FBB) macht<br />

Drucksache 17 / 10 698 · Kleine Anfrage · 17. Wahlperiode<br />

Kleine Anfrage der Abgeordneten Oliver Höfinghoff (PIRATEN) vom 28. Juni <strong>2012</strong><br />

(Eingang beim Abgeordnetenhaus am 29. Juni <strong>2012</strong>) und Antwort<br />

Regressansprüche gegen mitverantwortliche<br />

Planungsbüros geltend.<br />

Betroffen sind im Bereich Hochbau verantwortliche<br />

Büros.<br />

Frage 2: Wird der Senat darauf hinarbeiten,<br />

dass für die Verschiebung des<br />

ursprünglichen Eröffnungstermins des<br />

Flughafen <strong>Berlin</strong>-Brandenburg (BER)<br />

mitverantwortliche Planungsbüros bei<br />

Großprojekten, an denen das Land <strong>Berlin</strong><br />

beteiligt ist, zukünftig nicht mehr beauftragt<br />

werden?<br />

Antwort zu Frage 2: Soweit die Vergabe<br />

von Planungsleistungen für Großprojekte<br />

Baugeschehen / Stadtentwicklung<br />

BER-Debakel: Regressansprüche gegen Flughafenplaner<br />

Nachdem die Eröffnung des neuen <strong>Berlin</strong>er<br />

Großflughafens Willy Brandt (BER)<br />

auf 2013 verschoben wurde, haben die<br />

politisch Verantwortlichen mittlerweile<br />

auch eine massive Überschreitung des<br />

jahrelang als feststehend verkündeten<br />

Kostenbudgets eingeräumt. Nach<br />

Ansicht von Prof. Dr. Ralf Leinemann,<br />

Seniorpartner der Baurechtskanzlei Leinemann<br />

Partner aus <strong>Berlin</strong>, die zahlreiche<br />

Unternehmen bei dem Projekt berät,<br />

sind die Erklärungen und Ausflüchte von<br />

Politik und Flughafengesellschaft wenig<br />

glaubwürdig. Die wahre Ursache der Verschiebung<br />

wie der Kostensteigerung<br />

beim Terminal liegt vielmehr in dem 2007<br />

mit falscher Begründung aufgehobenen<br />

Ausschreibungsverfahren: Politik und<br />

3D Querschnitt durch das Terminal<br />

dem Vergaberecht unterliegt, sind die<br />

einschlägigen gesetzlichen Vorschriften,<br />

insbesondere die hinsichtlich eines diskriminierungsfreien<br />

und transparenten<br />

Wettbewerbes unter Beachtung der Eignung<br />

und Zuverlässigkeit der Bewerber<br />

und Bieter zu beachten.<br />

<strong>Berlin</strong>, den 16. Juli <strong>2012</strong><br />

Fehlüberlegungen beim <strong>Berlin</strong>er Flughafen<br />

(Foto/Grafik: gmp Architekten, JSK International/Visualisierung: Björn Rolle)<br />

Einschätzung(en) von Leinemann Partner Rechtsanwälte<br />

Flughafengesellschaft haben einen folgenschweren<br />

Fehler gemacht, als man<br />

die bereits abgeschlossene Gerneralunternehmer-Ausschreibung(GU-Ausschreibung)<br />

für den neuen Terminal,<br />

deren Angebote beauftragungsfähig vorlagen,<br />

aufhob. Damals wurde behauptet,<br />

dass man nur rund 650 Millionen Euro im<br />

Budget hätte und deshalb keinen Generalunternehmer<br />

zu einem Preis von 1 Milliarde<br />

Euro beauftragen könne. Stattdessen<br />

wollte man den Terminal in einzelne<br />

Gewerke aufteilen, die Planung selbst<br />

durchführen und alles um 350 Millionen<br />

Euro billiger und in noch kürzerer Zeit<br />

bauen. Diese schon ehedem abenteuerlichen<br />

Einschätzungen haben sich heute<br />

als vollständig falsch erwiesen. Leine-<br />

Klaus Wowereit<br />

Regierender Bürgermeister<br />

(Eingang beim Abgeordnetenhaus am<br />

17. Juli <strong>2012</strong>)<br />

mann hatte im Jahr 2007 Hochtief als<br />

Bieter für den Generalunternehmerauftrag<br />

zur Errichtung des Terminals beraten<br />

und war gegen die Aufhebung dieser<br />

Ausschreibung vor Gericht gezogen.<br />

Durch ein Gutachten wurde hier belegt,<br />

dass der Preis mit ca. 1 Milliarde Euro<br />

erheblich höher ausfallen würde und<br />

durch die Neuausschreibung in einzelnen<br />

Gewerken eine Eröffnung im November<br />

2011 unrealistisch wäre. Bereits 2007<br />

haben sich Flughafengesellschaft und<br />

Politik naheliegenden Erkenntnissen verweigert<br />

und diese Befürchtungen weggewischt.<br />

Der etwa gleich große Terminal 2 am<br />

Münchner Flughafen kostete mehr als<br />

1,20 Milliarden Euro, die <strong>Berlin</strong>er wollten<br />

also ein vergleichbares Bauwerk für den<br />

halben Preis errichten.<br />

<strong>Baukammer</strong> <strong>Berlin</strong> 3/<strong>2012</strong> | 21


Baugeschehen / Stadtentwicklung<br />

Heute wissen wir: Die Aufhebung der<br />

GU-Ausschreibung erfolgte von Anfang<br />

an auf Basis geschönter Zahlen und mit<br />

der Behauptung unhaltbarer Terminziele.<br />

Der Flughafengesellschaft lagen zwar<br />

GU-Angebote vor, aber keine eigene Planung,<br />

weil erst der GU die Ausführungsplanung<br />

erstellen sollte. Mit dem<br />

Abbruch dieser Ausschreibung entstand<br />

somit für die Flughafengesellschaft die<br />

Notwendigkeit, zunächst selbst die Ausführungsplanung<br />

erarbeiten zu lassen. In<br />

einer vergaberechtlich zweifelhaften<br />

Nach-und-Nebel-Aktion wurden zu Jahresbeginn<br />

2008 für 25 Millionen Euro Planungsaufträge<br />

an die (später in der Kritik<br />

stehende) pg bbi erteilt, damit man überhaupt<br />

in die Lage versetzt wurde, im darauffolgenden<br />

Sommer irgendwelche Leistungen<br />

auszuschreiben. Als die wesentlichen,<br />

terminkritischen Leistungen für<br />

den Terminal schließlich Anfang 2009<br />

vergeben waren, wäre der ursprünglich<br />

vorgesehene GU bereits ein Jahr am<br />

Im Namen des Senats von <strong>Berlin</strong> beantworte<br />

ich Ihre Kleine Anfrage wie folgt:<br />

Frage 1: Wann werden die derzeit laufenden<br />

Umgestaltungsmaßnahmen der<br />

Freiflächen im Umfeld des Fernsehturms<br />

abgeschlossen sein und aus welchen<br />

Gründen dauern diese bereits mehr als<br />

ein Jahr an?<br />

Antwort zu 1: Wie der Bezirk Mitte mitgeteilt<br />

hat, werden die Umgestaltungsmaßnahmen<br />

im Umfeld des Fernsehturmes<br />

voraussichtlich Ende <strong>2012</strong> abgeschlossen<br />

sein. Verbleibende Anschlussarbeiten<br />

im Bereich des Neubaus an der<br />

Stadtbahn Ecke Rathausstraße sind in<br />

Abhängigkeit des Baufortschrittes bis<br />

Ende 2013 geplant. Nach Fertigstellung<br />

und dem Rückbau der Baustraße soll<br />

dann bis 2014 der „Platz der Aufbauhelfer“<br />

neu gestaltet werden.<br />

Die Arbeiten im Umfeld des Fernsehturmes<br />

mussten in einen neuen Bauablauf<br />

gefasst werden, der eine Fertigstellung<br />

zum Ende <strong>2012</strong> vorsieht. Die entstandenen<br />

Verzögerungen sind anfänglichen<br />

Schwierigkeiten mit der ausführenden<br />

22 | <strong>Baukammer</strong> <strong>Berlin</strong> 3/<strong>2012</strong><br />

Bauen gewesen. Damals behauptete<br />

man, dass dies alles keine Rolle spiele<br />

und man nach dem neuen Vergabekonzept<br />

ein Jahr weniger Bauzeit brauche.<br />

„Uns hat es immer gewundert, weshalb<br />

diese völlig unglaubwürdige Geschichte<br />

weder in der Politik noch in den Medien<br />

kritisch hinterfragt wurde. Die <strong>Berlin</strong>er<br />

Flughafengesellschaft hat von Anfang an<br />

eine Illusion verkauft. Sie wollte ein Projekt<br />

mit der Hälfte des realistischen Budgets<br />

und in kürzerer Zeit bauen als alle<br />

anderen zuvor“, so Ralf Leinemann.<br />

Und weiter: „Mit der nun auf Oktober<br />

2013 verschobenen Eröffnung hat sich<br />

letztlich der Fehler realisiert, den die Verantwortlichen<br />

zu Beginn gemacht haben:<br />

Mit der Aufhebung der GU-Ausschreibung<br />

hat man zwölf Monate Zeit verloren.<br />

Diese zwölf Monate plus einige Winterverzögerungen<br />

und Umplanungszeiten<br />

realisieren sich jetzt in der Terminverschiebung.“<br />

Drucksache 17 / 10 560 · Kleine Anfrage · 17. Wahlperiode<br />

Firma geschuldet. Erschwerend kam hinzu,<br />

dass die Baugrundverhältnisse,<br />

bedingt durch hohen Schuttanteil und<br />

teilweise vorgefundene Kellerräume,<br />

eine geänderte Bauweise notwendig<br />

machte. Vereinzelt ist sogar eine Tiefenenttrümmerung<br />

notwendig.<br />

Um die angrenzenden Gewerbetreibenden<br />

nicht zu sehr zu beeinträchtigen,<br />

wurden einzelne Bauabschnitte gebildet.<br />

Diese Kleinteiligkeit führt ebenfalls zu<br />

einer Bauzeitverlängerung. Die baubegleitenden<br />

Arbeiten der <strong>Berlin</strong>er Wasserbetriebe<br />

(Umverlegung Mischwasserkanal,<br />

Anschlussarbeiten für neue Regenwasserabläufe)<br />

ergeben auch hier einige<br />

räumliche Zwänge.<br />

Frage 2: Welche weiteren Baumaßnahmen<br />

werden in den nächsten fünf Jahren<br />

mit welcher Zielrichtung, räumlichen<br />

Ausdehnung und zeitlichen Dauer, in<br />

wessen Ver-antwortung und mit welchen<br />

Kosten in diesem Stadtraum durchgeführt?<br />

(Bitte nach Einzelvorhaben gegliedert<br />

auflisten).<br />

Antwort zu 2: Folgende Baumaßnahmen<br />

Nebenbei hat sich natürlich auch das<br />

Kostenrisiko, denn es wird nun zugestanden,<br />

dass der Terminal mehr als 1,20<br />

Milliarden Euro kosten und damit einen<br />

Betrag „erreichen“ wird, den man ehedem<br />

vollmundig als völlig übertrieben<br />

abgelehnt hatte. Die Märchen der Jahre<br />

2007 und 2008 haben die <strong>Berlin</strong>er und<br />

Brandenburger Verantwortlichen - noch<br />

heute dieselben wie damals – folglich<br />

eingeholt.<br />

„Nicht die Verschiebung als solche stellt<br />

den Skandal dar, sondern die jahrelang<br />

praktizierte Vernebelung der Tatsachen.<br />

Denn bereits im Jahr 2007 war klar zu<br />

erkennen, dass der neue Großflughafen<br />

nicht vor Ende <strong>2012</strong> eröffnet werden<br />

kann und dass er Hunderte Millionen<br />

Euro an Mehrkosten gegenüber den<br />

behaupteten Budgets mit sich bringt“,<br />

resümiert Leinemann.<br />

www.leinemann-partner.de<br />

Kleine Anfrage der Abgeordneten Katrin Lompscher (LINKE) vom 01. Juni <strong>2012</strong><br />

(Eingang beim Abgeordnetenhaus am 05. Juni <strong>2012</strong>) und Antwort<br />

Baumaßnahmen, Planungsvorhaben, Baustellengestaltung<br />

und -sicherung zwischen Bahnhof Alexanderplatz und Spree<br />

finden in dem Bereich zwischen Bahnhof<br />

Alexanderplatz, Rathausstraße, Spree<br />

und Karl-Liebknecht-Straße statt:<br />

Bezirksamt Mitte<br />

• Umfeld Fernsehturm zwischen Gontardstraße<br />

/ Rathausstraße / Karl-Liebknecht-Straße<br />

• „Platz der Aufbauhelfer“ – das ist die<br />

Fläche zwischen Rathaus- und Grunerstraße<br />

und zwischen Rathauspassagen<br />

und Cubix-Kino<br />

BVG<br />

• U-Bhf. <strong>Berlin</strong>er Rathaus / Gleiswechselanlage;<br />

Archäologie und vorlaufender<br />

Leitungsbau<br />

• Schlitzwände und Sohlen, Tunnelstrecke<br />

Knotenpunkt Spandauer Straße<br />

/ Rathausstraße (West)<br />

• Leitungsbau, Knotenpunkt Spandauer<br />

Straße / Rathausstraße<br />

• Schlitzwände und Sohlen Teil 2, Bahnhof,<br />

Knotenpunkt Spandauer Straße /<br />

Rathausstraße (Ost)<br />

• Gleiswechselanlage, Startschacht und<br />

Tunnelvortrieb Marx-Engels-Forum


Senatsverwaltung für<br />

Stadtentwicklung und Umwelt<br />

• Brückenbau Rathausbrücke, Rathausstraße<br />

/ Schloßplatz (vorgezogene Öffnung<br />

der Brücke für Fußgänger u. Radfahrer)<br />

• Straßenbau aus Rathausbrücke, Rathausstraße<br />

zw. Brücke u. Poststraße<br />

• Karl-Liebknecht-Brücke: halbseitige<br />

Fahrbahnbelagserneuerung<br />

Private Bauherren<br />

• Alexanderplatz Baufeld C1 Hotel Fernsehturm-Alex<br />

• Alexanderplatz Baufeld C2 Gontardstr.<br />

/ Rathaus-str. (Redeveco).<br />

Bis 2020 wird mit Bauarbeiten vor dem<br />

<strong>Berlin</strong>er Rathaus gerechnet.<br />

Der Lückenschluss der U-Bahn-Linie 5<br />

vom Alexanderplatz zum Brandenburger<br />

Tor erfordert Baumaßnahmen für den U-<br />

Bahnhof <strong>Berlin</strong>er Rathaus. Im Zuge der<br />

Rathausstraße unmittelbar vor dem <strong>Berlin</strong>er<br />

Rathaus wird der neue, gleichnamige<br />

U-Bahnhof errichtet. Bereits seit einiger<br />

Zeit finden im Umfeld aufwändige<br />

Leitungsverlegungen und archäologische<br />

Grabungen statt. Die Rohbauarbei-<br />

ten für den Bahnhof <strong>Berlin</strong>er Rathaus<br />

beginnen Anfang 2013. Nach ca. einem<br />

Jahr wird der „Deckel“ über der Baugrube<br />

geschlossen und die Baustelle verkleinert.<br />

Für den Ausbau des U-Bahnhofs<br />

ist danach mit weiteren dreieinhalb<br />

Jahren Bauzeit zu rechnen.<br />

Weiterhin erfordert der Lückenschluss<br />

Baumaßnahmen für den U-Bahnbau auf<br />

dem Marx-Engels-Forum. Dort errichtet<br />

die BVG einen Tunnelabschnitt einschließlich<br />

einem Startschacht für den<br />

bergmännischen Tunnelvortrieb und<br />

bauzeitlich ein Logistikzentrum. Der Bau<br />

des Startschachtes hat bereits begonnen,<br />

2013 wird die Schildvortriebsmaschine<br />

ihre Arbeit beginnen. Um Platz für<br />

die Baustelleneinrichtung zu schaffen,<br />

wurde das Denkmal für Karl Marx und<br />

Friedrich Engels am 7. und 8. September<br />

2010 80 Meter weiter an den Rand der<br />

Grünanlage zwischen Nikolaiviertel und<br />

Karl-Liebknecht-Brücke versetzt. Die<br />

Baustelleneinrichtung belegt etwa die<br />

Hälfte des Marx-Engels-Forums, um<br />

möglichst viele Bäume zu schützen. In<br />

den kommenden Monaten entstehen<br />

hier Startschacht und Separieranlage,<br />

zudem werden Lagerflächen angelegt.<br />

Als Partner des Mittelstandes stehen wir Ihnen mit Investitionskrediten, Leasing,<br />

Krediten für Energiesparmaßnahmen und unserem Know-how zur Seite. Damit Ihr<br />

Unternehmen mehr Spielraum hat. Wir beraten Sie gern. Mehr Informationen unter<br />

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Baugeschehen / Stadtentwicklung<br />

Die Arbeiten werden hier ca. 7 Jahre<br />

andauern, danach werden die Flächen<br />

wieder hergerichtet.<br />

Die Rohbaukosten für den U-Bahnhof<br />

<strong>Berlin</strong>er Rathaus und den U-Bahntunnel<br />

unter dem Marx-Engels-Forum werden<br />

auf rd. 80 Mio € geschätzt, ein<br />

genauerer Wert liegt derzeit nicht vor, da<br />

die Ausschreibung für den U-Bahnhof<br />

noch nicht beendet ist.<br />

Zur Vorbereitung eines archäologischen<br />

Fensters erfolgen erste Maßnahmen wie<br />

die Sicherung der Bodendenkmale für<br />

das alte <strong>Berlin</strong>er Rathaus vermutlich ab<br />

<strong>2012</strong>. Mit dem Bau des Fensters wird<br />

voraussichtlich 2014 begonnen.<br />

Die Kulturverwaltung plant an der Spandauer<br />

Straße 68 ein Denkmal für Moses<br />

Mendelssohn errichten zu lassen, damit<br />

muss auch an dieser Stelle mit Bauabläufen<br />

gerechnet werden (Gehweg Spandauer<br />

Straße/Ecke Karl-Liebknecht-<br />

Straße).<br />

Der Bezirk Mitte teilt mit, dass vom Tiefbau-<br />

und Landschaftsplanungsamt Mitte<br />

die Umgestaltung des direkten Umfeldes<br />

der Marienkirche geplant ist. Zielrichtung<br />

dieser Maßnahme ist die Sichtbetonung<br />

„ Mein Unternehmen<br />

erweitern.“<br />

Mit unseren<br />

flexiblen Lösungen<br />

für Ihre Finanzierung<br />

<strong>Baukammer</strong> <strong>Berlin</strong> 3/<strong>2012</strong> | 23


Baugeschehen / Stadtentwicklung<br />

der Kirche und eine barrierefreie Erreichbarkeit<br />

der Kirche. Der Bau der Maßnahme<br />

wird voraussichtlich den Zeitraum<br />

2013/2014 in Anspruch nehmen.<br />

Frage 3: Wie wird der Senat im Zusammenwirken<br />

mit dem Bezirk Mitte und<br />

wichtigen Vorhabenträgern wie der BVG<br />

sicherstellen, dass Anwohner/innen,<br />

Anlieger/innen und Gäste in diesem<br />

Stadtraum künftig umfassend und<br />

anschaulich über Planungen und Bauvorhaben<br />

informiert werden?<br />

Antwort zu 3: Mit der Ausstellung auf<br />

einem Bauzaun werden seitens der BVG<br />

mit Unterstützung durch die Senatsverwaltung<br />

für Stadtentwicklung und<br />

Umwelt jeweils aktuelle Informationen<br />

veröffentlicht. Zudem plant die BVG die<br />

Aufstellung eines ausrangierten U-Bahnwaggons<br />

an der Karl-Liebknecht-Straße,<br />

um darin über die aktuellen Baumaßnahmen<br />

zu informieren.<br />

Zu Vorstellung der Planung für die Neugestaltung<br />

des Umfeldes der Marienkirche<br />

ist eine öffentliche Ver-anstaltung<br />

geplant.<br />

Frage 4: Wie ist die Auseinandersetzung<br />

um die Verlegung des Standortes der<br />

Wetterstation am Fernsehturm letztlich<br />

entschieden worden und wird die gefundene<br />

Lösung von allen Beteiligten als<br />

tragfähig angesehen?<br />

Antwort zu 4: Nach Abstimmung zwischen<br />

dem Deutschen Wetterdienst<br />

(DSD) und dem Bezirksamt Mitte wurde<br />

die Wetterstation in die Grünanlage<br />

24 | <strong>Baukammer</strong> <strong>Berlin</strong> 3/<strong>2012</strong><br />

Spandauer Straße/Ecke Karl-Liebknecht-Straße<br />

verlagert. Hier ist eine<br />

temporäre Nutzung des Standortes für<br />

etwa fünf Jahre vorgesehen.<br />

Frage 5: Wie beurteilt der Senat die<br />

städtebauliche und touristische Bedeutung<br />

des öffentlichen Stadtraumes zwischen<br />

Bahnhof Alexanderplatz und<br />

Spree?<br />

Antwort zu 5: Dem Stadtraum kommt als<br />

zentralem Ort der Stadt und Ursprungsort<br />

der Entstehung <strong>Berlin</strong>s eine große<br />

Bedeutung zu. Die Anziehungskraft auf<br />

<strong>Berlin</strong>er und Besucher ist groß. Die Nähe<br />

zur Museumsinsel und zum Humboldt-<br />

Forum als Magneten für den Tourismus<br />

macht sich auch in der starken Frequentierung<br />

dieses Areals fest.<br />

Frage 6: Teilt der Senat die Auffassung,<br />

dass die derzeitige Baustellensituation,<br />

z. B. vor dem Roten Rathaus, eine deutliche<br />

Veränderung erfordert sowohl hinsichtlich<br />

der stadträumlichen und ästhetischen<br />

Gestaltung als auch der Sicherung<br />

ausreichender und angemessener<br />

Fußwege, und wenn ja, welche Veränderungen<br />

hält er für sinnvoll und umsetzbar?<br />

Antwort zu 6: siehe Antwort Nr. 3.<br />

Für den Zwischenzeitraum bis zum<br />

Beginn des Rohbaus des U-Bahnhofs<br />

<strong>Berlin</strong>er Rathaus gibt es seitens der<br />

Senatsverwaltung für Stadtentwicklung<br />

und Umwelt ein Konzept, bei dem der<br />

Fußgänger- und Radverkehr aus-reichend<br />

berücksichtigt ist.<br />

Frage 7: Wie können nach Auffassung<br />

des Senates die Beeinträchtigungen für<br />

Anwohner/innen, Anlieger/innen und<br />

Gäste dieses Stadtraumes in Verbindung<br />

mit laufenden und künftigen Bauvorhaben<br />

verringert, bei be-rechtigten<br />

Beschwerden kurzfristig Abhilfe<br />

geschaffen sowie sinnvolle Anregungen<br />

für Verbesserungen zeitnah aufgegriffen<br />

werden?<br />

Antwort zu 7: Um die Beeinträchtigungen<br />

so gering wie möglich zu halten, sind die<br />

<strong>Berlin</strong>er Verkehrsbetriebe mit den vom<br />

U-Bahnbau betroffenen Anliegerinnen<br />

und Anliegern in enger Abstimmung. So<br />

wurden die Wünsche der Geschäftsleute,<br />

auf ihre Läden am Bauzaun zu verweisen,<br />

bei der Gestaltung des Bauzaunes<br />

berücksichtigt. Um die Straßen von<br />

baubedingten Verkehren zu entlasten,<br />

wird der An- und Abtransport im wesentlichen<br />

über das Wasser erfolgen. Hierfür<br />

wurde eine eigene Schiffsanlegestelle<br />

errichtet.<br />

Ein gewisses Maß an Beeinträchtigung<br />

ist aber unvermeidbar, um die Entwicklung<br />

des historischen Stadtzentrums<br />

möglich zu machen.<br />

<strong>Berlin</strong>, den 29. Juni <strong>2012</strong><br />

In Vertretung<br />

Regula Lüscher<br />

Senatsverwaltung für<br />

Stadtentwicklung und Umwelt<br />

(Eingang beim Abgeordnetenhaus<br />

am 19. Juli <strong>2012</strong>)


Das MFO-Gebäude beim Bahnhof<br />

Oerlikon ist an seinen neuen Standort<br />

gerollt. 17 Stunden dauerten die Arbeiten.<br />

Die grösste Hausverschiebung<br />

Europas lief fast problemlos. Der<br />

Backsteinbau steht bis auf wenige<br />

Millimeter genau an der neuen Stelle.<br />

Rolf Iten wirkt leicht angespannt. Hochkonzentriert<br />

und mit einem Funkgerät<br />

dicht am Ohr steht der Innerschweizer in<br />

einer Baugrube beim Bahnhof Oerlikon.<br />

Mit seiner Mannschaft verschiebt der<br />

Bauingenieur seit Dienstagvormittag die<br />

Maschinenfabrik Oerlikon (MFO). Kurz<br />

vor 16 Uhr am Mittwoch sind die letzten<br />

Meter dran, und Iten, der sonst immer<br />

locker und gelöst wirkt und die Ruhe in<br />

Person ist, hat Herzklopfen.<br />

Um 16 Uhr <strong>03</strong> hallt ein Böllerschuss<br />

durch die Luft, rote Ballone lösen sich am<br />

Gebäudedach und fliegen gegen den<br />

blauen Oerliker Himmel – es ist vollbracht.<br />

Neben der Baugrube stehen<br />

mehrere hundert Zuschauer, die applaudieren.<br />

Das MFO-Gebäude ist an seinem<br />

neuen Standort angekommen. Exakt<br />

59,5 Meter musste es nach Westen verschoben<br />

werden, weil es buchstäblich<br />

den Ausbauplänen der SBB im Weg<br />

stand. Die Bahn baut für die Durchmesserlinie<br />

zwei neue Gleise, die den Platz<br />

brauchen.<br />

Offiziell ist die Verschiebung zwar am<br />

Dienstag gestartet – allerdings nicht bei<br />

Null, wie René Schütz, Ingenieur und<br />

Projektleiter, verrät. «Wir haben letzte<br />

Woche bereits 1,20 Meter zurückgelegt.»<br />

Das Risiko, die Verschiebung vor Medien<br />

und Zaungästen nicht starten zu können,<br />

sei zu groß gewesen. Ab Dienstag um 11<br />

Uhr rollt das Gebäude dann wie<br />

geschmiert – fast.<br />

Höchstens<br />

drei Zentimeter Abweichung<br />

Schwierigkeiten tauchen am Dienstagnachmittag<br />

erstmals auf, als das Gebäude<br />

plötzlich vorne und hinten leicht zu<br />

triften beginnt und ganz leicht von der<br />

Bahn abkommt. «Insgesamt betrug die<br />

Abweichung nie mehr als zwei Zentimeter»,<br />

erklärt Rolf Iten. Seine Mannschaft<br />

korrigiert die Verschiebung laufend,<br />

indem über zwei hydraulische Pressen<br />

Größte Hausverschiebung Europas<br />

MFO-Verschiebung<br />

17 Stunden lang geschwitzt und gestoßen<br />

Johanna Wedl<br />

unterschiedlich stark Druck abgegeben<br />

wird. Am Schluss steht das Backsteinhaus<br />

bis auf fünf Millimeter genau an der<br />

neuen Stelle.<br />

Maximal drei Zentimeter darf die Abweichung<br />

betragen. Mehr Abstand wäre<br />

problematisch, weil die sanitären<br />

Anschlüsse für Ab- und Frischwasser<br />

nicht mehr passen würden. Die Leitungen<br />

wurden bereits im Vorfeld im neuen<br />

Fundament eingebaut. «Die Männer<br />

haben alles perfekt gemacht, das<br />

Gebäude ist unbeschädigt», lobt Iten seine<br />

Angestellten.<br />

Bauernhaus statt Eiffelturm<br />

Das über 120 Jahre alte Haus ist gut<br />

6200 Tonnen schwer, 80 Meter lang und<br />

12 Meter hoch. Es sei gar nicht so einfach,<br />

nun eine neue Herausforderung zu<br />

finden, scherzt ein entspannter Rolf Iten<br />

nach Abschluss der Verschiebung. «Einmal<br />

den Eiffelturm zu verschieben, das<br />

wäre ein Traum.» In der Realität sieht seine<br />

Planung weniger spektakulär aus, als<br />

nächstes Objekt versetzt das Unternehmen<br />

ein altes, denkmalgeschütztes Bauernhaus<br />

im Muotathal.<br />

In Oerlikon dauern die Bauarbeiten noch<br />

bis am 7. Juni. Bis dann wird die Verschiebekonstruktion,<br />

auf der das Gebäude<br />

liegt, zurückgebaut. Im Haus werden<br />

Wasser- und Stromanschlüsse wieder<br />

Baugeschehen / Stadtentwicklung<br />

installiert und der Keller fertig zubetoniert.<br />

Verschiebung kostet viel Geld<br />

Die Verschiebung kostet insgesamt rund<br />

12 Millionen Franken, 11,5 Millionen<br />

übernimmt die Immobilienfirma Swiss<br />

Prime Site. Sie ist die neue Eigentümerin<br />

des Gebäudes, davor gehörte es dem<br />

Industriekonzern ABB.<br />

Das Bauvorhaben ist die größte Gebäudeverschiebung<br />

Europas. Das Haus sollte<br />

ursprünglich dem Erdboden gleichgemacht<br />

werden. Dagegen wehrte sich<br />

eine Gruppe von Ortsansässigen, Politikern<br />

und ein Industrieverein, bis die ABB<br />

in letzter Minute doch noch einwilligte.<br />

Der Backsteinbau wurde 1889 erstellt<br />

und diente als Verwaltungssitz der<br />

Maschinenfabrik Oerlikon. Es ist einer<br />

der letzten Zeitzeugen der Oerliker Industrie.<br />

Mit freundlicher Genehmigung der<br />

NZZ Online<br />

Weitere Fotos finden Sie im Internet<br />

unter:<br />

http://www.nzz.ch/aktuell/zuerich/<br />

stadt_region/mfo-verschiebungzuerich-oerlikon-bauarbeiten-<br />

1.17010831<br />

<strong>Baukammer</strong> <strong>Berlin</strong> 3/<strong>2012</strong> | 25


Hinter dem <strong>Berlin</strong>er Hauptbahnhof<br />

entsteht derzeit nach den Plänen des<br />

Büros Barkow Leibinger Architekten<br />

das Bürogebäude „Tour Total“ der CA<br />

Immo. Die neue Hauptverwaltung des<br />

französischen Mineralölkonzerns<br />

Total wird der erste Baustein der so<br />

genannten Europacity sein. Dominierendes<br />

Merkmal des schlanken und an<br />

seiner Längsseite leicht geknickten<br />

Hochhauses ist die Fassade. Sie<br />

besteht aus insgesamt 1395 dreidimensionalen,<br />

teilweise sehr filigranen<br />

vorgehängten Betonbauteilen. In ihrer<br />

Formensprache und manchen Details<br />

liegen die Fassadenelemente in der<br />

Tradition des berühmten, 1967 verstorbenen<br />

Architekten Bruno Taut. Sie<br />

zeigen eindrucksvoll die einzigartigen<br />

gestalterischen Möglichkeiten des<br />

Betons – wenn an Planung, Ausführung,<br />

Qualitätskontrolle und Schalhaut<br />

höchste Maßstäbe gelegt werden.<br />

Der Entwurf wurde von den Architekten<br />

entwickelt und in<br />

mehreren Workshopverfahren<br />

gemeinsam mit<br />

einer Jury aus Bauherren,<br />

Nutzern,<br />

externen Gutachtern<br />

und Vertretern<br />

von Stadt und Land<br />

<strong>Berlin</strong> weiter verfeinert.<br />

Zuletzt wurde<br />

dem Material Beton<br />

aus Gründen der<br />

Langlebigkeit und<br />

Optik gegenüber<br />

26 | <strong>Baukammer</strong> <strong>Berlin</strong> 3/<strong>2012</strong><br />

Feinster Architekturbeton<br />

Komplizierte und filigrane Fertigteile für den Tour Total in <strong>Berlin</strong><br />

Hinter dem <strong>Berlin</strong>er Hauptbahnhof<br />

entsteht die neue Hauptverwaltung des<br />

französischen Mineralölkonzerns Total.<br />

einer preiswerteren Fassadenvariante<br />

aus Stahlblech den Vorzug gegeben. Als<br />

Grundelement für die Fassade des<br />

17geschossigen Tour Total haben die<br />

Architekten ein so genanntes „K-Modul“<br />

entwickelt. Jedes der 400 setzt sich aus<br />

zwei dreidimensionalen Elementen<br />

zusammen. Ein „K-Modul“ reicht über<br />

zwei Geschosse und hat die Abmessungen<br />

von 7,35 m x 2,40 m. Im Verlauf ihres<br />

diagonalen Grats, mit dem sie das „K“<br />

formen, unterscheiden sich die einzelnen<br />

Module. Um bis zu 25 cm variiert die<br />

maximale Tiefe eines Elements. Die plastische<br />

Struktur der Gesamtfassade entsteht<br />

durch die gespiegelte und seitlich<br />

zueinander versetzte Platzierung der<br />

Module.<br />

Große Herausforderung<br />

für die Herstellung<br />

Neben der Planung und Fertigung klassischer<br />

Betonfertigteile hatte das ausführende<br />

Betonfertigteilwerk die Herstellung<br />

von speziellen Betonfassaden als vielfältig<br />

und<br />

variationsreich nutzbaren Architekturbeton<br />

zu einer eigenständigen Produktlinie<br />

erfolgreich ausgebaut, die Tour Total-<br />

Fassade jedoch stellte das gesamte<br />

Team vor Herausforderungen. Jeder einzelne<br />

Produktionsschritt sowohl statisch,<br />

fertigungsspezifisch, logistisch als<br />

auch die Montage, musste bis ins klein-<br />

Dominierendes Merkmal des schlanken<br />

und an seiner Längsseite leicht geknickten<br />

Hochhauses ist die Fassade. Sie besteht<br />

aus dreidimensionalen, teilweise sehr filigranen<br />

vorgehängten Betonbauteilen.


Produktion und Lagerlogistik: 450 der fast<br />

1395 Elemente wurden bis Anfang August<br />

2011 innerhalb von acht Wochen vorproduziert<br />

und anschließend wetterfest auf dem<br />

Werkgelände zwischengelagert. Als Schalungsplatte<br />

setzte man dabei die Magnoplan<br />

DUO 360 ein, um die sehr geringen<br />

Toleranzen bei der Herstellung zu erreichen.<br />

ste Detail definiert werden. Eine mehrfache<br />

rigorose Qualitätskontrolle stützte<br />

die termingerechte Produktion sowie die<br />

architektonisch hohen Anforderungen.<br />

Baugeschehen / Stadtentwicklung<br />

Insbesondere Schalungsherstellung und<br />

Logistik stellten außergewöhnliche Herausforderungen<br />

an die Mitarbeiter. Zur<br />

Verbesserung des Produktionsablaufs<br />

wurde beispielsweise eine neue Wendetraverse<br />

erworben. Hergestellt werden<br />

die Grundelemente der Fassade in einer<br />

T-Form. So werden zugleich die vertikale<br />

Lisene und das horizontale Brüstungsband<br />

ausgebildet, außerdem lässt sich<br />

auf diese Weise eine Verdrehung der<br />

Lisenen unter dem Einfluss der horizontalen<br />

Windlasten verhindern.<br />

Fertigungstoleranzen<br />

kleiner drei Millimeter<br />

Bei der Herstellung der Fertigteilelemente<br />

kam Schalhaut des ostwestfälischen<br />

Holzwerkstoff-Herstellers Westag &<br />

<strong>Baukammer</strong> <strong>Berlin</strong> 3/<strong>2012</strong> | 27


Baugeschehen / Stadtentwicklung<br />

BAUKAMMER BERLIN<br />

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Getalit AG zum Einsatz. Wegen der Maßgenauigkeit<br />

musste der Schalungsbau<br />

viele der diffizilen, teils auf 0 zulaufenden,<br />

spitzen Formen mit der Handkreissäge<br />

aus den 21 mm starken Magnoplan-Plattenelementen<br />

zuschneiden. Die hohen<br />

Anforderungen an die Qualität der zu<br />

erzielenden Betonoberflächen konnte<br />

aus der Erfahrung heraus am besten mit<br />

einer 5-schichtigen DUO 360 Stäbchensperrholzplatte<br />

erzielt werden“. Das perfekte<br />

Versiegeln der Kanten, der Zusammenbau,<br />

das gründliche Säubern der<br />

Form und das punktgenaue Einbringen<br />

der Bewehrung, alles wurde protokolliert.<br />

Fertigungstoleranzen müssen im Bereich<br />

von unter drei Millimetern liegen, da das<br />

Fugenbild mit einer maximalen Abweichung<br />

von höchstens ± 1,5 mm erreicht<br />

werden musste. Auch die abriebfeste<br />

28 | <strong>Baukammer</strong> <strong>Berlin</strong> 3/<strong>2012</strong><br />

Filmbeschichtung<br />

der Schalhaut sorgte<br />

für klare Resultate<br />

hinsichtlich<br />

Oberfläche und<br />

hoher Einsatzzeiten.<br />

Der für die<br />

Module erforderlicheArchitekturbeton<br />

aus Weißzement<br />

wurde auf<br />

einer eigens dafür eingerichteten Mischanlage<br />

auf dem Stockstädter Werksgelände<br />

hergestellt. Das Einbringen und<br />

anschließende Verdichten des Betons<br />

geschah mit Tisch- und Flaschenrüttlern,<br />

aber wegen der teils extremen Geometrien<br />

per Kelle in aufwändiger Handarbeit.<br />

Als letzter Arbeitsgang wurden die<br />

Elemente an der Oberfläche gesäuert,<br />

eine Gesamtfläche von insgesamt zirka<br />

7500 m 2 . Das Säuern schließlich verleiht<br />

der Struktur aus Weißzement und Quarzkies<br />

eine marmorhafte Eleganz.<br />

450 der fast 1395 Elemente wurden bis<br />

Anfang August 2011 innerhalb von acht<br />

Wochen vorproduziert und anschließend<br />

wetterfest auf dem Werksgelände zwischengelagert.<br />

Verzurrt und gepolstert<br />

transportiert man sie dann in speziellen<br />

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DIE VHV SCHÜTZT PLANUNGSBÜROS VOR RIESIGEN RISIKEN.<br />

Verladeboxen per Tieflader auf die Baustelle<br />

zum Aufbau. Bis Ende 2011 wurden<br />

die restlichen Fassadenelemente<br />

(Stützenverkleidungen, Brüstungen, T-<br />

Stützen, Attiken usw.) produziert, bis in<br />

den Frühsommer <strong>2012</strong> wird noch in <strong>Berlin</strong><br />

montiert.<br />

In der Baubeschreibung heißt es, die<br />

dynamische Fassade solle wie ein Medium<br />

zwischen Gebäude und Stadt vermitteln.<br />

„Wiederholung und Variation eines<br />

Betonfertigteil-Moduls lösen die Strenge<br />

des Rasterfassade auf. Die hellen Beton-<br />

Elemente überziehen dann den Baukörper<br />

mit einem plastischen Linienverlauf,<br />

der die Wirkung von Licht und Schatten<br />

auf der Fassade verstärkt“.<br />

Quelle: Opus C 2/<strong>2012</strong><br />

Wenn Sie mit Ihren Entwürfen Maßstäbe setzen, brauchen Sie eine Absicherung, die dasselbe tut: die Berufshaftpflicht der VHV. Denn als Spezialversicherer der Bauwirtschaft<br />

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Bei der Erwärmung bzw. einem Brand<br />

von dehnungsbehinderten Betonbauteilen<br />

entstehen Zwangsspannungen. Im<br />

Rahmen einer Masterarbeit in Zusammenarbeit<br />

mit der Bundesanstalt für<br />

Materialforschung und -prüfung (BAM)<br />

wurde das Zwängungsverhalten von<br />

selbstverdichtendem Beton (SVB) untersucht.<br />

Das Ziel der experimentellen Untersuchungen<br />

war es, das Zwängungsverhalten<br />

von selbstverdichtendem Beton bei<br />

einer instationären Hochtemperaturbeanspruchung<br />

bis 750 °C zu beschreiben.<br />

Für den SVB wurde der Mehlkornty p mit<br />

quarzitischer Gesteinskörnung und<br />

einem hohen Anteil an Kalksteinmehl<br />

gewählt. Um einen möglichen Einfluss<br />

von Polypropylenfasern (PPF) bzw. der<br />

Anfangsbelastung des Bauteils auf die<br />

Zwangsspannungen zu untersuchen,<br />

wurde neben dem Gehalt an Polypropylenfasern<br />

die Anfangsbelastung α=<br />

<strong>Baukammer</strong> / Berufspolitik / Bildung<br />

1. Preis an M.Eng. Sebastian Apitz in der Gruppe der Master-Arbeiten und Diplom-Arbeiten (TUB):<br />

„Untersuchung des Zwängungsverhaltens von<br />

selbstverdichtendem Beton bei instationärer<br />

Hochtemperaturbeanspruchung“<br />

Der Preisträger mit Prof. Dr.-Ing. Udo Kraft<br />

Foto: Christian Vagt www.christianvagt.com<br />

Abbildung 1:<br />

Versuchsablauf zur Ermittlung<br />

von Zwängungen<br />

<strong>Baukammer</strong>-Preis 2010<br />

σ/f c(20°C) variiert. Die Verformung des<br />

Probekörpers ε infolge der Anfangsbelastung<br />

wurde während der Erwärmung<br />

konstant gehalten. Dabei wurden die<br />

sich entwickelnden Zwangskräfte F<br />

gemessen.<br />

Die maximalen Zwangsspannungen werden<br />

für den untersuchten SVB bei etwa<br />

350 °C erreicht und liegen bei 52 % bis<br />

<strong>Baukammer</strong> <strong>Berlin</strong> 3/<strong>2012</strong> | 29


<strong>Baukammer</strong> / Berufspolitik / Bildung<br />

65 % der Betondruckfestigkeit bei<br />

Raumtemperatur. Das für Normalbeton<br />

und hochfesten Beton übliche erste<br />

Maximum der Zwängungen bei etwa<br />

100 °C fällt deutlich geringer aus. Weiterhin<br />

wurde fes tgestellt, dass die Anfangsbelastung<br />

keinen Einfluss auf die Maximalwerte<br />

der Zwangsspannungen hat.<br />

Im Gegensatz dazu führt der Einsatz von<br />

Polypropylenfasern zu einer Stagnation<br />

der Zwängungen bei 150 °C -230 °C und<br />

verringert die Maximalwerte um etwa<br />

10 %. Es konnte hierdurch erstmals ein<br />

Einfluss von PPF auf die Entwicklung von<br />

Zwangsspannungen nachgewiesen werden.<br />

Die Fasern führen somit nicht nur zu<br />

einer Verringerung von explosionsartigen<br />

Abplatzungen im Brandfall, sondern wirken<br />

sich zudem günstig auf die Zwangsbeanspruchung<br />

der betroffenen Bauteile<br />

aus.<br />

Zusätzlich zu der Ermittlung der Zwangsspannungen<br />

ermöglichte ein spezielles<br />

zerstörungsfreies Prüfsystem am thermomechanischen<br />

Prüfstand die kontinuierliche<br />

Aufzeichnung von Schallemissionsaktivitäten<br />

(SE-Aktivität) und Ultraschalllaufzeiten.<br />

Hiermit konnten die<br />

inneren Schädigungsprozesse im Beton<br />

während der thermo-mechanischen<br />

Beanspruchung analysiert werden. Es<br />

zeigte sich, dass die Ultraschalllaufzeiten<br />

insbesondere im Bereich der maximalen<br />

Zwangsspannungen ab etwa 330 °C<br />

deutlich ansteigen, was auf starke Rissbildungsvorgänge<br />

schließen lässt. Die<br />

Anfangsbelastung hat nur einen geringen<br />

Einfluss auf die SE-Aktivität, die US-<br />

Laufzeiten steigen hingegen mit zunehmender<br />

Anfangsbelastung steiler an. Der<br />

Einsatz von Polypropylenfasern führt zu<br />

einem Abfall der SE-Aktivität zwischen<br />

180 °C und 300 °C aufgrund der<br />

Schmelzvorgänge.<br />

Zur Validierung der Ergebnisse aus den<br />

1. Tag 13. Tag 22. Tag<br />

Abbildung 4: Zerfall eines Probekörpers ohne PPF mit einem<br />

Belastungsgrad von = 0<br />

30 | <strong>Baukammer</strong> <strong>Berlin</strong> 3/<strong>2012</strong><br />

Abbildung 2:<br />

Zwangsspannungen für selbstverdichtenden Beton, Normalbeton und hochfesten Beton<br />

bei einer Ausgangsbelastung von 30 % der Betondruckfestigkeit<br />

Abbildung 3:<br />

Ergebnisse der Hg-Prosimetrie und mikroskopische Aufnahmen<br />

von SVB mit Polypropylenfasern<br />

Hochtemperaturversuchen wurden weitere<br />

Untersuchungen mittels Quecksilberdruckporosimetrie<br />

und Lichtmikroskopie<br />

durchgeführt. Hiermit konnten die<br />

Rissbildungsprozesse und Abbauvorgänge<br />

während der<br />

Erwärmung analysiert<br />

werden. So<br />

wurde festgestellt,<br />

dass Polypropylenfasern<br />

einen Einfluss<br />

auf die Verteilung<br />

der Porenradien<br />

haben und zu einer<br />

erhöhten Rissbildung<br />

im Beton führen.<br />

Zudem führt<br />

eine Belastung während<br />

der Versuche<br />

zu einer axialen Orientierung<br />

der Risse.<br />

Neben der beschriebenen<br />

Vielzahl an<br />

gewonnenen Erkenntnissen zum Hochtemperaturverhalten<br />

von SVB wurden<br />

bei der Lagerung der Probekörper im<br />

Anschluss an die thermomechanischen<br />

Versuche gravierende Schädigungen<br />

beobachtet, die eine genauere Analyse<br />

notwendig machten. Der Schädigungsvorgang<br />

ist dabei keine direkte Folge der<br />

Temperaturbeanspruchung unmittelbar<br />

nach den Versuchen. Vielmehr handelt es<br />

sich um einen langsamen und stetigen


Prozess innerhalb des Betons im<br />

Anschluss an die Erwärmung. Die Betonproben<br />

aus selbstverdichtendem Beton<br />

zeigen innerhalb von drei bis vier Wochen<br />

nach der Temperaturbeanspruchung<br />

deutliche Zersetzungsprozesse unter<br />

gleichzeitiger Volumen- und Massesteigerung<br />

(siehe Video auf beigefügter CD-<br />

ROM).<br />

Mittels Simultaner Thermoanalyse konnte<br />

ein Zusammenhang der Schädigungsprozesse<br />

mit dem hohen Anteil an Kalksteinmehl<br />

im Beton hergestellt werden.<br />

Durch die Verwendung von Kalksteinmehl<br />

entsteht bei einer Temperaturbeanspruchung<br />

bis 750 °C ein hoher Gehalt<br />

an Branntkalk (Calciumoxids CaO). Dieser<br />

wird im Anschluss an die Versuche<br />

durch die Luftfeuchtigkeit abgelöscht<br />

(„Kalklöschen“), was zur Entstehung von<br />

Löschkalk (Calciumhydroxid Ca(OH) 2 )<br />

und damit zu einer Schädigung der<br />

Zementmatrix infolge einer deutlichen<br />

Volumenzunahme führt.<br />

Mit Hilfe der experimentellen Untersuchungen<br />

wurde das Zwängungsverhalten<br />

des verwendeten selbstverdichtenden<br />

Betons ausführlich beschrieben.<br />

Zudem konnten Schlussfolgerungen auf<br />

die inneren Gefügeschädigungen und<br />

Abbauvorgänge während und nach einer<br />

instationären Hochtemperaturbeanspruchung<br />

gezogen werden. Neben einem<br />

charakteristischen Zwängungsverlauf für<br />

den untersuchten SVB konnten deutliche<br />

Einflüsse des zur Herstellung verwendeten<br />

Kalksteinmehls sowie von Polypropylenfasern<br />

auf das Zwängungsverhalten<br />

ausgemacht werden.<br />

Um eine mögliche Nutzung dieser Phänomene<br />

in der Baupraxis zu ermöglichen,<br />

sind weitergehende Untersuchungen<br />

notwendig. Die geringen Zwängun-<br />

<strong>Baukammer</strong> / Berufspolitik / Bildung<br />

Abbildung 5: Differentialthermoanalyse von SVB im Randbereich des Probekörpers vor<br />

und nach dem Hochtemperaturversuch<br />

gen im unteren Temperaturbereich könnten<br />

beispielsweise für Betonbauteile von<br />

Vorteil sein, welche Temperaturschwankungen<br />

im Bereich von 20 °C bis 300 °C<br />

unterworfen sind (z.B. im Reaktorbau).<br />

Weiterhin sind die Auswirkungen eines<br />

hohen Gehaltes an Kalksteinmehl zu prüfen.<br />

Aufgrund der starken Gefügeschädigungen<br />

im Zuge des Ablöschens wird<br />

möglicherweise eine vereinfachte Sanierung<br />

brandbeanspruchter Bauteile durch<br />

Sandstrahlen begünstigt.<br />

2. Preis an Dipl.-Ing. Viet Hung Le in der Gruppe der Master-Arbeiten und Diplom-Arbeiten (TUB):<br />

Kurzfassung<br />

Der Simple Shear Versuch (Direct Simple<br />

Shear oder Einfachscherversuch) ist ein<br />

anspruchsvoller bodenmechanischer<br />

Elementversuch, bei dem die Probe sehr<br />

realitätsnah gestestet wird. Der Vorteil im<br />

Vergleich zu anderen Versuchen (z.B.<br />

Rahmenscherversuch oder Triaxial-Versuch)<br />

besteht darin, dass sich die Spannungshauptrichtungen<br />

im Bodenelement<br />

während des Versuchs verändern,<br />

was bei vielen praktischen geotechnischen<br />

Fragestellungen der Fall ist (z.B.:<br />

bei einem Bodenelement an einer Bruchfuge<br />

oder an einem belasteten Pfahl).<br />

Wegen des schwierigen Versuchsaufbaus<br />

und der Darstellung des Spannungszustands<br />

der Probe wurde der<br />

Simple Shear Versuch bis jetzt nur<br />

beschränkt angewendet.<br />

In dieser Diplomarbeit wurde zunächst<br />

ein Abriss über die theoretischen Grund-<br />

„Simple Shear“ Versuche mit <strong>Berlin</strong>er Sand<br />

lagen des Simple Shear Versuchs als<br />

Stand der Forschung dargestellt. Insbesondere<br />

wurde dabei auf die Darstellung<br />

des Spannungszustands und das Problem<br />

der ungleichförmigen Spannungsver-teilung<br />

in der Probe eingegangen, die<br />

von anderen Forschern in einigen Veröffentlichungen<br />

geschildert werden.<br />

Für die in der Diplomarbeit durchzuführende<br />

Testreihe wurde ein Simple Shear<br />

Prof. Dr.-Ing. Udo Kraft mit Preisträger<br />

Foto: Christian Vagt www.christianvagt.com<br />

Gerät der TU <strong>Berlin</strong> zur Verfügung<br />

gestellt. Die Laboruntersuchungen<br />

begannen mit der Herrichtung des<br />

Geräts und der Kalibrierung aller Sensoren.<br />

Bei Testversuchen mit den originalen<br />

Geräteeinstellungen des Herstellers hat<br />

sich herausgestellt, dass die Forderungen<br />

an die geplanten Untersuchungen<br />

nicht erfüllt werden konnten. Es war notwendig,<br />

die Steuerung, die Zelle und den<br />

Aufbau des Geräts umfangreich zu modifizieren.<br />

Zunächst wurden insgesamt sechs verschiedene<br />

Steuerungsprogramme für die<br />

Durchführung der monotonen und zyklischen,<br />

volumenkonstanten und nicht<br />

volumenkonstanten, kraftgesteuerten<br />

und weggesteuerten Versuche programmiert.<br />

Nach erfolgreichen Tests der neuen Versuchsregelung<br />

wurde die erste Versuchsreihe,<br />

bestehend aus sechs mono-<br />

<strong>Baukammer</strong> <strong>Berlin</strong> 3/<strong>2012</strong> | 31


<strong>Baukammer</strong> / Berufspolitik / Bildung<br />

tonen und 18 zyklischen Versuchen, mit<br />

<strong>Berlin</strong>er Sand durchgeführt. Alle Versuche<br />

dieser Reihe wurden unter nicht<br />

volumenkonstanten (dränierten) Randbedingungen<br />

durchgeführt. Nach Auswertung<br />

der Versuche konnte eine deutliche<br />

Tendenz für das Verformungsverhalten<br />

vom <strong>Berlin</strong>er Sand festgestellt<br />

werden. Allerdings stellten sich bei Vergleichen<br />

mit ähnlichen Versuchen aus<br />

der Literatur relativ große Abweichungen<br />

heraus. Die Ursache für diese Abweichungen<br />

lag in der Konstruktion der Original-Probenzelle:<br />

eine Gummimembran,<br />

gestützt durch eine Ringfeder. Zum<br />

Einen war die Ringfeder zu grob und ließ<br />

zu große nicht messbare Volumenänderungen<br />

der Probe zu, zum Anderen wurde<br />

eine wesentliche Versuchbedingung<br />

des Ebenbleibens des Randes bei Verformung<br />

nicht eingehalten. Um diese<br />

Mängel der Zellenkonstruktion zu beseitigen,<br />

wurde die Ringfeder durch 20 dün-<br />

32 | <strong>Baukammer</strong> <strong>Berlin</strong> 3/<strong>2012</strong><br />

ne aufeinandergestapelte Aluminiumringe<br />

ausgetauscht, was eine seitliche Ausdehnung<br />

der Membran verhindert.<br />

Außerdem wurden die Ringe durch acht<br />

senkrechte, relativ steife Stäbe geführt,<br />

womit der Rand der Probe bei Verformungen<br />

eben bleibt.<br />

Mit der neuen Probenzelle wurden sechs<br />

monotone und zwei zyklische Versuche<br />

aus der ersten Versuchsreihe wiederholt.<br />

Bei Vergleich der Ergebnisse konnten<br />

deutliche Verbesserungen zur originalen<br />

Konstruktion festgestellt werden. Außerdem<br />

können sehr gute Übereinstimmungen<br />

mit ähnlichen Ergebnissen aus der<br />

Literatur gefunden werden.<br />

In der zweiten Versuchsreihe wurden<br />

schließlich noch weitere neun zyklische<br />

Versuche unter volumenkonstantem<br />

(undränierten) Randbedingungen durchgeführt.<br />

Bei diesen Versuchen konnte<br />

das Phänomen der Bodenverflüssigung<br />

beobachtet werden. Durch die Auswertung<br />

und Zusammenfassung der Ergebnisse<br />

konnte eine quantitative Aussage<br />

über den Verflüssigungswiderstand von<br />

<strong>Berlin</strong>er Sand getroffen werden.<br />

In dieser Diplomarbeit wurde das Verhalten<br />

von <strong>Berlin</strong>er Sand im Simple Shear<br />

Versuch intensiv untersucht und eine<br />

Grundlage für weitere Untersuchungen<br />

mit diesem Simple Shear Gerät geschaffen.<br />

Mai 2010<br />

Verfasser:<br />

Viet Hung, Le<br />

Köthener Str. 32, 10963 <strong>Berlin</strong><br />

Tel.: <strong>03</strong>0.92219177<br />

Mobil: 0176.21710274<br />

Email: hung.le@grundbau.tu-berlin.de<br />

3. Preis an B. Eng. Korbinian Falk in der Gruppe der Bachelor-Arbeiten und Diplom-Arbeiten (Hochschulen):<br />

„Projektierung, Konstruktion und Bemessung von<br />

Neubauanteilen im Operationstrakt des Universitätsspitals Basel“<br />

Kurzfassung:<br />

Titel: Projektierung, Konstruktion und<br />

Bemessung von Neubauteilen im Operationstrakt<br />

des Unispitals Basel.<br />

Meine Bachelorarbeit behandelt einen<br />

Teil des Großprojekts Unispital Basel<br />

(USB), welches das Ingenieurbüro Marchand<br />

und Partner aus Bern als Tragwerksplaner<br />

bearbeitet. Das Gesamtprojekt<br />

besteht aus Sanierung des bestehenden<br />

OP-Trakts und einem Anbau auf<br />

der Südseite. Dieser Neubau ist hauptsächlicher<br />

Inhalt der Bachelorarbeit welcher<br />

in 10 Wochen vor Ort im Ingenieurbüro<br />

bearbeitet wurde.<br />

Der bestehende Operationstrakt Ost<br />

wurde in den frühen 70er Jahren erbaut<br />

und steht zwischen zwei weiteren<br />

Gebäuden auf dem Gelände des USB.<br />

Das Gebäude aus Stahlbeton besteht<br />

aus drei Untergeschossen, Erdgeschoss<br />

und zwei Obergeschossen mit Flachdach.<br />

Mit seinen Ausmaßen überdeckt<br />

es eine Fläche von 35 x 52 m. Richtung<br />

Süden ist nun ein Anbau mit den Ausmaßen<br />

von 32 x 35 m geplant. Dieser ist wie<br />

der Altbau mit drei UG, EG aber nur<br />

einem OG geplant. Auf dem Dach des 1.<br />

OG soll ein Dachgarten entstehen. Die<br />

Tragstruktur orientiert sich am bestehenden<br />

OP-Trakt mit einer Geschosshöhe<br />

von 3,70 m, punktgestützen Massivdekken<br />

in einem Stützenraster von 7,80<br />

x7,80 m. Der Deckenrand wird von<br />

umlaufenden Fassadenstützen gehalten,<br />

an welche die Fassadenelemente angehangen<br />

werden. Im Endzustand stellen<br />

Alt- und Neubau ein kraftschlüssig verbundenes,<br />

tragwerks- und nutzungskonformes<br />

Bauwerk dar.<br />

Grundlage der Arbeit sind im Wesentlichen<br />

die Architektenpläne und die statischen<br />

Erkenntnisse aus dem Vorprojekt.<br />

Zusammenfassend sind folgende Hauptelemente<br />

der Bachelorarbeit zu nennen:<br />

Eine der ersten Überlegungen<br />

sind die Lasten,<br />

welche gemäß Norm<br />

und Nutzung auf das<br />

Gebäude wirken. Einhergehend<br />

wird eine<br />

Nutzungsvereinbarung<br />

als Dialog zwischen<br />

Bauherrn und<br />

Ingenieure erstellt, welche<br />

als Projektgrundlage<br />

dient. Daraus entsteht<br />

die Projektbasis<br />

als zweites Element der<br />

Projektierung, welche<br />

als Übersetzung der<br />

Nutzungsvereinbarung<br />

in die Fachsprache des<br />

Bauingenieurs verstanden werden darf.<br />

Darin wird auch verbal das Tragwerkskonzept<br />

niedergeschrieben.<br />

Auf Grundlage dieser Festlegungen entsteht<br />

ein statisches (FE-)Gebäudemodell<br />

in 3D, welches den Fluss der Kräfte<br />

exakt ermitteln lässt. Damit sind die<br />

Kraftflüsse im Gesamttragwerk und<br />

damit die Krafteinwirkungen für jedes<br />

einzelne Tragwerksteil (Decke, Wände,<br />

Stützen, Fundamente etc.) vorhanden.<br />

Mit dieser Erkenntnis können die Nachweise<br />

für die jeweiligen Tragwerkselemente<br />

bearbeitet werden.<br />

Prof. Dr.-Ing. Udo Kraft mit Preisträger<br />

Foto: Christian Vagt www.christianvagt.com


Der erste Nachweis gilt den Decken, da<br />

deren Reaktionskräfte das vertikale Tragwerk<br />

beeinflussen. Hier wird mit Hilfe der<br />

Methode der finiten Elemente (FEM) die<br />

Schnittkräfte in der punktgestützen Dekke<br />

ermittelt und daraus die Bewehrungsmengen<br />

bestimmt. Besonderes Augenmerk<br />

galt dem Durchstanznachweis<br />

(Querkraft) am Stützenauflager, da an<br />

dieser Stelle von allen vier Stützenseiten<br />

vertikale Steigleitungen die Decke durchdringen.<br />

Daher musste ein spezieller<br />

Stahlpilz entworfen und dimensioniert<br />

werden.<br />

Auf der Südseite des Neubaus befindet<br />

sich zwischen 1. UG und 2. UG ein<br />

Gebäudesprung von ca. 3.6 m in der Fassade.<br />

Die vertikalen Lasten an dieser<br />

Stelle müssen abgenommen werden.<br />

Daher wurden in bestimmten Abständen<br />

Konsolen enworfen. Die Herausforderung<br />

dabei lag im Abtrag der Reaktionskräfte<br />

am Fuß der Konsole, da diese nicht<br />

wie gewöhnlich in die Decke eingeleitet<br />

werden können, sondern mittels Scheibenwirkung<br />

der Querwände bis zur<br />

Bodenplatte geführt werden müssen.<br />

Der darauffolgende Nachweis widmet<br />

sich den Hauptstützen, welche den<br />

Großteil an Vertikallasten im Gebäude<br />

führen. Hier werden vom Architekten<br />

sehr schlanke (36 x 36 cm) Stützen gefordert.<br />

Dieser Nachweis ist daher nur möglich,<br />

wenn die Stützen industriell unter<br />

optimalen Einflüssen vorgefertigt werden.<br />

Knackpunkt dieses Nachweises<br />

sind die Stützen im Doppelgeschoss (2.<br />

UG, 3. UG), da dort die höchste Last bei<br />

gleichzeitig größter Stützenlänge auftritt.<br />

Für diese Stützen im Doppelgeschoss<br />

konnte der Nachweis nicht wirtschaftlich<br />

erbracht werden. Daher musste mit dem<br />

Architekten eine bessere Lösung<br />

gesucht werden. Ein neuer Stützenquerschnitt<br />

von 40 x 40 cm wurde festgelegt.<br />

Da das Gebäude zu großen Teilen mit<br />

drei Geschossen unter der Geländeoberfläche<br />

liegt entstehen hohe Horizontallasten<br />

infolge Erddruck. Der Nachweis<br />

dafür fällt auf der Ost- und Südseite konventionell<br />

aus. Speziell ist die Westseite,<br />

da dort, infolge der großen Deckenaussparung<br />

für das Technikdoppelgeschoß,<br />

kein festes Auflager für die Außenwand<br />

vorhanden ist. Lediglich ein 3,0 m breiter<br />

Korridor bildet ein relativ weiches Horizontales<br />

Auflager für die Außenwand.<br />

Unter Annahme dieses statischen<br />

Systems kann der Nachweis für die<br />

Außenwand erbracht werden. Jedoch<br />

muss noch die Tragfähigkeit des Korridors<br />

bemessen werden und dessen<br />

Reaktionskräfte sicher im Gebäude<br />

abgeführt werden. Dies erfordert weitere<br />

detaillierte Rechnungen.<br />

Die Summe der vertikalen Lasten im<br />

Gebäude konzentriert sich in der Bodenplatte.<br />

Um einen sicheren Abtrag dieser<br />

verschieden konzentrierten Lasten in<br />

den Baugrund sicher zu stellen müssen<br />

zahlreiche Fundamente dimensioniert<br />

und bemessen werden. Die Punktfunda-<br />

<strong>Baukammer</strong> / Berufspolitik / Bildung<br />

3-D Visualisierung der Gesamtmaßnahme (blau temporäre Einrichtung, rechts Bestand mit (gelb=Abbruch) und der tiefere Baukörper als<br />

Neubau mit Verbindungsgang(schwarz) Bild"modell 002" Einrichtung,hinten Bestand mit (gelb=Abbruch) und der tiefere Baukörper als<br />

Neubau, Grau/Schwarz die angrenzenden Gebäude des Unispitals.<br />

mente mit den größten Lasten werden<br />

nach <strong>Heft</strong> 240 des DAfStb per Hand<br />

gerechnet und anschließend mit den<br />

FEM-Berechnungen abgeglichen<br />

Ein sehr wichtiger Nachweis für den<br />

Standort Basel ist der Erdbebennachweis.<br />

Beim Lastfall Erdbeben entstehen<br />

vor allem hohe Horizontallasten im<br />

Gebäude. Diese beanspruchen das Bauwerk<br />

auf seine schwache Achse, da es<br />

primär für vertikale Lastaufnahme konzipiert<br />

ist und daher muss der Erdbebenfall<br />

mit besonderer Sorgfalt geplant und<br />

nachgewiesen werden. In diesem Nachweis<br />

ist eine Betrachtung des gesamten<br />

Gebäudes aus Alt- und Neubau erforderlich,<br />

da sowohl die Einwirkung als auch<br />

die Lastaufnahme über das gesamte<br />

Gebäude erfolgen. Der Nachweis kann in<br />

fünf Bearbeitungsschritte gegliedert<br />

werden:<br />

1. Schritt: Untersuchung auf horizontal<br />

aussteifende Bauteile.<br />

2. Schritt: Erstellen eines 3D Erdbebenmodells.<br />

Hier liegen aufgrund der vorwiegend<br />

horizontalen Belastung andere<br />

Maßstäbe als bei den vorausgegangenen<br />

Nachweisen an, was eine Überarbeitung<br />

des vorhandenen Modells erfordert.<br />

Zudem muss wie oben erwähnt das Neubaumodell<br />

auf ein Gesamtgebäudemodell<br />

ausgeweitet werden. Auf Basis dieses<br />

Modells errechnet das Statikprogramm<br />

ein Stabwerksmodell, in welchem<br />

jedes horizontal aussteifende Bauteil<br />

als masseloser Stab mit individueller<br />

<strong>Baukammer</strong> <strong>Berlin</strong> 3/<strong>2012</strong> | 33


<strong>Baukammer</strong> / Berufspolitik / Bildung<br />

Steifigkeit modelliert wird. Zudem werden<br />

die vorhandenen Lasten (Eigengewicht<br />

und Nutzlast) als Punktuelle Massen<br />

je Geschossdecke modelliert. Jeder<br />

Stab ist damit mit den Punktmassen über<br />

die Geschossdecke verbunden und es<br />

ist ein System von vielen Mehrmasseschwingern<br />

erzeugt. Dies lässt die Einwirkungen<br />

durch ein Erdbeben sehr präzise<br />

ermitteln.<br />

3. Schritt: Ermittlung der Einwirkungen.<br />

Diese sind Abhängig von Standort, Bauwerksklasse<br />

(hier: Akutspital) und Boden-<br />

34 | <strong>Baukammer</strong> <strong>Berlin</strong> 3/<strong>2012</strong><br />

3-D Visualisierung<br />

der Gesamtmaßnahme<br />

(blau<br />

temporäre<br />

gruppe. All diese<br />

drei Faktoren sind<br />

bei diesem Bauwerk<br />

annähernd<br />

maximal.<br />

4. Schritt: Schnittgrößenermittlung.<br />

Die Schnittgrößen<br />

werden durch das<br />

Antwortspektrenverfahren<br />

ermittelt.<br />

D.h. das erstellte<br />

Stabwerksmodell (Mehrmasseschwinger)<br />

wird mit verschiedene Schwingungen<br />

(Frequenzen der Erdbebeneinwirkung)<br />

angeregt, welche in den Stäben<br />

Schnittgrößen generieren. Diese verschiedenen<br />

Frequenzen werden überlagert<br />

und je Stab werden die maximalen<br />

Schnittgrößen ermittelt. Hierbei handelt<br />

es sich um ein dynamisches Verfahren.<br />

5. Schritt. Bemessung der Bauteile.<br />

Besonders interessant gestaltet sich dies<br />

bei den beiden Großkernen in Alt- und<br />

Neubau, da diese die größten Kräfte aufnehmen.<br />

Hier muss ein individuelles<br />

Fachwerkmodell für die Treppenhauskerne<br />

entwickelt werden, um den Kraftfluss<br />

zu ermitteln. Erst dann kann die<br />

erforderliche Bewehrungsmenge ermittelt<br />

werden.<br />

All die in den Nachweisen gewonnenen<br />

Resultate werden in Übersichtsplänen<br />

dokumentiert, welche als Grundlage für<br />

die Architekten in der nächsten Phase<br />

dienen.<br />

Mit den in der Arbeit gewonnenen Ergebnissen<br />

kann die darauffolgende Phase<br />

der Ausschreibung beginnen. Es werden<br />

Leistungsverzeichnisse erstellt und zur<br />

öffentlichen Ausschreibung gegeben.<br />

Für mich persönlich war der Aufenthalt in<br />

der Schweiz eine sehr lehrreiche Zeit, da<br />

ich meine im Studium gewonnenen<br />

Erkenntnisse in die Praxis umsetzen<br />

konnte und dabei aktiv am Entstehungsprozess<br />

eines Bauwerks mitwirken konnte.<br />

Auch musste ich feststellen, dass das<br />

Studium nur eine gewisse Basis an Wissen<br />

darstellt und viele Themengebiete<br />

und Details durch Transfer und Literaturrecherche<br />

ergänzt werden müssen, was<br />

meine Kenntnisse über den Beruf des<br />

Bauingenieurs erweiterte.<br />

Baugrube Neubau/Anbau: Gründungsarbeiten Versorgungskern, im Hintergrund temoräre Gebäudeerschließung und Teilabbruch eines<br />

alten Verbindungsgangs. Dies entspricht dem aktuellen Bauzustand. Ausblick: Erstellen des Neubaus (bis August <strong>2012</strong>) und weiterer Containeranlagen,<br />

Umzug, Baubeginn Umbau Bestand Herbst <strong>2012</strong>, vorraussichtliche Fertigstllung Rohbau Juli 2013.


<strong>Baukammer</strong> / Berufspolitik / Bildung<br />

Gemeinsame nichtamtliche Liste der anerkannten Prüfsachverständigen<br />

für energetische Gebäudeplanung<br />

nach § 6 der Verordnung zur Durchführung der Energieeinsparverordnung in <strong>Berlin</strong> (EnEV-Durchführungsverordnung <strong>Berlin</strong><br />

– EnEV-DV Bln) vom 18.12.2009 (GVBl. S. 889), zuletzt geändert durch Verordnung vom 17. Dezember 2010 (GVBl. S. 665)<br />

Stand: 17.08.<strong>2012</strong><br />

Nach § 1 EnEV-Durchführungsverordnung <strong>Berlin</strong> (EnEV-DV Bln) unterliegen Errichtung, Erweiterung und Änderung aller Wohngebäude<br />

mit mehr als zwei Wohnungen sowie aller Nichtwohngebäude, für die nach der Energieeinsparverordnung (EnEV) eine gebäudebezogene<br />

primärenergetische Energiebilanz durchgeführt wird, einer unabhängigen Überprüfung. Diese darf seit dem 01. Juli 2011<br />

nur noch von anerkannten Prüfsachverständigen für energetische Gebäudeplanung (PSVeGP) durchgeführt werden, die folgende Leistungen<br />

erbringen:<br />

• Bescheinigung der Vollständigkeit und Richtigkeit der Nachweise nach Abschnitt 2 oder § 9 Absatz 5 EnEV<br />

• Überprüfung der Bauausführung entsprechend der vorgenannten Nachweise<br />

• Bescheinigung der Vollständigkeit und Richtigkeit von Energieausweisen nach § 16 Absatz 1 der EnEV<br />

Die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung hat mit Wirkung seit dem 01.10.2010 die Architektenkammer <strong>Berlin</strong> (AKB) und die <strong>Baukammer</strong><br />

<strong>Berlin</strong> (<strong>BK</strong>B) als Anerkennungsstellen für die amtlich anerkannten Prüfsachverständigen für energetische Gebäudeplanung<br />

in <strong>Berlin</strong> bestimmt. Hinweise zum Anerkennungsverfahren samt Antragsunterlagen sowie zur Prüfung, zu Terminen für Prüfungen und<br />

zu Weiterbildungsveranstaltungen finden Sie auf den Internetseiten von AKB und <strong>BK</strong>B.<br />

Hinweise zur EnEV-DV finden Sie unter<br />

http://www.stadtentwicklung.berlin.de/service/gesetzestexte/de/download/bauen/EnEV-DVBln_Hinweise.pdf<br />

Die amtlichen Listen der anerkannten Prüfsachverständigen für energetische Gebäudeplanung werden bei den jeweils anerkennenden<br />

Stellen geführt und können dort auf Verlangen eingesehen werden:<br />

Senatsverwaltung für<br />

Stadtentwicklung und Umwelt<br />

Referat VI D – Oberste Bauaufsicht<br />

Württembergische Str. 6<br />

10707 <strong>Berlin</strong><br />

Tel.: (<strong>03</strong>0) 9012 - 4979<br />

Fax: (<strong>03</strong>0) 9028 - 3244<br />

bauaufsicht@senstadt.berlin.de<br />

www.stadtentwicklung.berlin.de<br />

Die jeweils aktuelle gemeinsame nichtamtliche Liste der anerkannten Prüfsachverständigen für energetische Gebäudeplanung<br />

finden Sie unter folgenden Links:<br />

Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt:<br />

http://www.stadtentwicklung.berlin.de/service/gesetzestexte/de/download/bauen/liste_psv_egp.pdf<br />

AKB:<br />

http://www.ak-berlin.de/publicity/ak/internet.nsf/tindex/de_pruefsachverst.htm<br />

<strong>BK</strong>B:<br />

http://www.baukammerberlin.de/service/Liste der anerkannten PruefSVfeGPl-Internet.pdf<br />

Entsprechend der Gleichwertigkeitsklausel nach § 8 EnEV-DV Bln dürfen auch die in Brandenburg nach § 7 BbgPrüfSV anerkannten<br />

PSVeGP die Aufgaben nach EnEV-DV Bln wahrnehmen.<br />

BBIK:<br />

http://www.bbik.de/assets/files/PSV_EGP.pdf<br />

Architektenkammer <strong>Berlin</strong> (AKB)<br />

Körperschaft des öffentlichen Rechts<br />

Alte Jakobstr. 149<br />

10969 <strong>Berlin</strong><br />

Tel.: (<strong>03</strong>0) 29 33 07-0<br />

Fax: (<strong>03</strong>0) 29 33 07-16<br />

kammer@ak-berlin.de<br />

www.ak-berlin.de<br />

<strong>Baukammer</strong> <strong>Berlin</strong> (<strong>BK</strong>B)<br />

Körperschaft des öffentlichen Rechts<br />

Gutsmuthsstr. 24<br />

12163 <strong>Berlin</strong><br />

Tel.: (<strong>03</strong>0) 79 74 43 -0<br />

Fax: (<strong>03</strong>0) 79 74 43 -29<br />

info@baukammerberlin.de<br />

www.baukammerberlin.de<br />

<strong>Baukammer</strong> <strong>Berlin</strong> 3/<strong>2012</strong> | 35


<strong>Baukammer</strong> / Berufspolitik / Bildung<br />

Gemeinsame nichtamtliche Liste der anerkannten Prüfsachverständigen<br />

für energetische Gebäudeplanung<br />

nach § 6 EnEV-DV Bln) vom 18.12.2009 (GVBl. S. 889), zuletzt geändert durch Verordnung vom 17. Dezember 2010 (GVBl. S. 665)<br />

Stand: 17.08.<strong>2012</strong><br />

Nr. Name und Adresse Kontakt Kammer Anerkennende<br />

Mitglied Stelle<br />

1. Dipl.-Ing. (FH) Pauline Biedenweg Tel.: (<strong>03</strong>0) 89 77 47-0 <strong>Baukammer</strong><br />

Ingenieurbüro Axel C. Rahn GmbH Fax: (<strong>03</strong>0) 89 77 47-99 <strong>Berlin</strong><br />

Rosenheimer Str. 20 mail@ib-rahn.de<br />

10779 <strong>Berlin</strong> www.ib-rahn.de<br />

2. Dipl.-Ing. Detlev Bitzer Tel.: (<strong>03</strong>0) 417 76 230 <strong>Baukammer</strong> Senatsverwaltung<br />

GSE Ingenieur-Gesellschaft mbH Fax: (<strong>03</strong>0) 417 76 213 <strong>Berlin</strong> für Stadtentwicklung<br />

Von-der-Gablentz-Str. 19 detlev.bitzer@gse-berlin.de <strong>Berlin</strong><br />

134<strong>03</strong> <strong>Berlin</strong> www.gse-berlin.de<br />

3. Dipl.-Ing. Lars Bräuniger Tel.: (<strong>03</strong>0) 29 49 09 49 <strong>Baukammer</strong> <strong>Baukammer</strong><br />

Genest & Partner Fax: (<strong>03</strong>0) 29 49 09 48 <strong>Berlin</strong> <strong>Berlin</strong><br />

Ingenieurgesellschaft mbH braeuniger@genest.de<br />

Marktstr. 8 www.genest.de<br />

1<strong>03</strong>17 <strong>Berlin</strong><br />

4. Dipl.-Ing. (FH) Bernd Deyke Tel.: (0151) 55 05 57 67 <strong>Baukammer</strong><br />

ASSMANN BERATEN + PLANEN GmbH Fax: <strong>Berlin</strong><br />

Fasanenstr. 85 b.deyke@assmann.info<br />

10623 <strong>Berlin</strong> www.assmann.info<br />

5. Dipl.-Ing. Lars Fächner Tel.: (<strong>03</strong>0) 27 87 89 26 <strong>Baukammer</strong> <strong>Baukammer</strong><br />

HEG Beratende Ingenieure <strong>Berlin</strong> GmbH Fax: (<strong>03</strong>0) 27 87 89 60 <strong>Berlin</strong> <strong>Berlin</strong><br />

Köpenicker Str. 48-49 G lars.faechner@ingenieureheg.de<br />

10179 <strong>Berlin</strong> www.ingenieure-heg.de<br />

6. Dr.-Ing. Kuiyuan Feng Tel.: (<strong>03</strong>0) 399 92 90 <strong>Baukammer</strong> <strong>Baukammer</strong><br />

Beratender Ingenieur Fax: (<strong>03</strong>0) 39 99 29 83 <strong>Berlin</strong> <strong>Berlin</strong><br />

K + P Beratende Ingenieure für Bauwesen kuiyuan.feng@kp-ing.com<br />

GmbH www.kp-ing.com<br />

Salzufer 13/14 Aufgang i<br />

10587 <strong>Berlin</strong><br />

7. Dipl.-Ing. Hinnerk Fütterer, M.A. Tel.: (<strong>03</strong>0) 68 05 60 11 <strong>Baukammer</strong> Senatsverwaltung<br />

Energiebüro Fütterer Ruppmann GbR Fax: (<strong>03</strong>0) 68 05 60 13 <strong>Berlin</strong> für Stadtentwicklung<br />

Pücklerstr. 23 info@energiebuero-berlin.de <strong>Berlin</strong><br />

10997 <strong>Berlin</strong> www.energiebuero-berlin.de<br />

8. Dipl.-Ing. (FH) René Gläser Tel.: (<strong>03</strong>0) 99 00 77 07 <strong>Baukammer</strong> <strong>Baukammer</strong><br />

Fröbelstr. 10 C Fax: (<strong>03</strong>0) 47 98 38 60 <strong>Berlin</strong> <strong>Berlin</strong><br />

10405 <strong>Berlin</strong> info@energieberatungglaeser.de<br />

www.energieberatungglaeser<br />

9. Dr.-Ing. Stephan Heinrich Tel.: (0174) 146 54 98 <strong>Baukammer</strong> Senatsverwaltung<br />

MF Dr. Flohrer Beratende Ingenieure GmbH stephanheinrich@web.de <strong>Berlin</strong> für Stadtentwicklung<br />

Langobardenallee 12 www.Bauphysik-Flohrer.de <strong>Berlin</strong><br />

14052 <strong>Berlin</strong><br />

10. Dipl.-Ing. Fritz Helmecke Tel.: (<strong>03</strong>0) 34 09 26 43 Architekten- Architekten-<br />

Architekt Fax: (<strong>03</strong>0) 34 09 26 76 kammer kammer<br />

I S R W Dr.-Ing. Klapdor GmbH helmecke@isrw-klapdor.de <strong>Berlin</strong> <strong>Berlin</strong><br />

Reuchlinstr. 10-11 www.isrw-klapdor.de<br />

10553 <strong>Berlin</strong><br />

11. Dipl.-Ing. Roman Jakobiak Tel.: (<strong>03</strong>0) 36 75 10 88 Architekten- Senatsverwaltung<br />

Freischaffender Architekt Fax: (<strong>03</strong>0) 39 88 75 72 kammer für Stadtentwicklung<br />

Helmholtzstr 13-14 office@daylighting.de <strong>Berlin</strong> <strong>Berlin</strong><br />

10587 <strong>Berlin</strong><br />

36 | <strong>Baukammer</strong> <strong>Berlin</strong> 3/<strong>2012</strong>


<strong>Baukammer</strong> / Berufspolitik / Bildung<br />

12. Dipl.-Ing. (FH) Lena Jastram Tel.: (<strong>03</strong>0) 89 20 11 83 Architekten- Architekten-<br />

Freischaffende Architektin Fax: (<strong>03</strong>0) 89 20 11 84 kammer kammer<br />

C A·E·C Contor für Architektur Energie info@contor-aec.de <strong>Berlin</strong> <strong>Berlin</strong><br />

Controlling GbR www.contor-aec.de<br />

Salzwedeler Str. 6<br />

10559 <strong>Berlin</strong><br />

13. Dipl.-Ing. Kolja Kaiser Tel.: (<strong>03</strong>0) 348 00 50 <strong>Baukammer</strong> <strong>Baukammer</strong><br />

Beratender Ingenieur Fax: (<strong>03</strong>0) 34 80 05 55 <strong>Berlin</strong> <strong>Berlin</strong><br />

I<strong>BK</strong>aiser GmbH kolja.kaiser@ibkaiser.de<br />

Pfalzburger Str. 43-44 www.ibkaiser.de<br />

10717 <strong>Berlin</strong><br />

14. Dipl.-Ing. Swenja Klatt Tel.: (<strong>03</strong>0) 93 69 23 42 <strong>Baukammer</strong><br />

Ingenieurgesellschaft BBP Fax: (<strong>03</strong>0) 93 69 23 44 <strong>Berlin</strong><br />

Bauconsulting mbH klatt@baucon.de<br />

Wolfener Str. 36 Aufgang Q www.baucon.de<br />

12681 <strong>Berlin</strong><br />

15. Dipl.-Ing. Michael Krätschell Tel.: (<strong>03</strong>0) 349 90 60 <strong>Baukammer</strong> Senatsverwaltung<br />

CRP Ingenieurgemeinschaft GmbH Fax: (<strong>03</strong>0) 34 99 06 99 <strong>Berlin</strong> für Stadtentwicklung<br />

Max-Dohrn-Str. 10 michael.kraetschell@crpberlin.de <strong>Berlin</strong><br />

10589 <strong>Berlin</strong> www.crp-berlin.de<br />

16. Dipl.-Ing. Rens Lichtenau Tel.: (<strong>03</strong>0) 34 34 92 11 <strong>Baukammer</strong> <strong>Baukammer</strong><br />

Lichtenau Himburg Tebarth Fax: (<strong>03</strong>0) 34 34 92 29 <strong>Berlin</strong> <strong>Berlin</strong><br />

Bauingenieure GmbH lichtenau@lht-bauing.de<br />

Kaiser-Friedrich-Str. 84 www.lht-bauing.de<br />

10585 <strong>Berlin</strong><br />

17. Dipl.-Ing. Frank Lipphardt Tel.: (<strong>03</strong>0) 41 71 68 41 Architekten- Senatsverwaltung<br />

Freischaffender Architekt Fax: (<strong>03</strong>0) 41 71 68 45 kammer für Stadtentwicklung<br />

Ecobau Consulting - Architekten lipphardt@ecobauconsulting.de <strong>Berlin</strong> <strong>Berlin</strong><br />

& Beratende Ingenieure VBI www.ecobauconsulting.de<br />

Schönhauser Allee 134<br />

10437 <strong>Berlin</strong><br />

18. Dipl.-Ing. Anke Matschke Tel.: (<strong>03</strong>0) 21 79 75 28 <strong>Baukammer</strong> <strong>Baukammer</strong><br />

Müller – BBM GmbH Fax: (<strong>03</strong>0) 21 79 75 35 <strong>Berlin</strong> <strong>Berlin</strong><br />

Schöneberger Straße 15 anke.matschke@muellerbbm.de<br />

10963 <strong>Berlin</strong> www.MuellerBBM.de<br />

19. Dipl.-Ing. (FH) Hans-Stefan Müller Tel.: (<strong>03</strong>0) 42 80 49 22 Architekten- Architektenenergie-m<br />

Energieberatung Fax: (<strong>03</strong>0) 42 80 49 23 kammer kammer<br />

Camphausenstr. 7 mail@energie-m.de <strong>Berlin</strong> <strong>Berlin</strong><br />

14165 <strong>Berlin</strong> www.energie-m.de<br />

20. Dipl.-Ing. Katrin Peter Tel.: (<strong>03</strong>0) 50 15 81 40 <strong>Baukammer</strong><br />

ifb-ingenieurbüro für bauwesen Fax: (<strong>03</strong>0) 50 15 81 41 <strong>Berlin</strong><br />

thal + huber kpeter@ifb-thal.de<br />

Erkelenzdamm 59-61 www.ifb-thal-huber.de<br />

10999 <strong>Berlin</strong><br />

21. Dipl.-Ing. Anja Richter Tel.: (<strong>03</strong>0) 30 34 36 20 <strong>Baukammer</strong> Senatsverwaltung<br />

Ib-bauart Fax: (<strong>03</strong>0) 30 34 36 19 <strong>Berlin</strong> für Stadtentwicklung<br />

Bänschstr. 37 richter@ib-bauart.de <strong>Berlin</strong><br />

10247 <strong>Berlin</strong><br />

22. Dipl.-Ing. Georg Rodriguez Mutz Tel.: (<strong>03</strong>0) 46 78 13 0 <strong>Baukammer</strong> <strong>Baukammer</strong><br />

Ingenieurgesellschaft mbH Fax: (<strong>03</strong>0) 46 78 13 33 <strong>Berlin</strong> <strong>Berlin</strong><br />

Wattstr. 10 brief@mutz.de<br />

13355 <strong>Berlin</strong> www.mutz.de<br />

23. Dipl.-Phys. Dr.rer.nat. Günter Sawatzky Tel.: (<strong>03</strong>0) 44 73 68 <strong>03</strong> <strong>Baukammer</strong> <strong>Baukammer</strong><br />

Energieberatungs- und Planungsbüro Fax: (<strong>03</strong>0) 44 73 68 04 <strong>Berlin</strong> <strong>Berlin</strong><br />

Schivelbeiner Str. 19 post@g-sawatzky.de<br />

10439 <strong>Berlin</strong> www.g-sawatzky.de<br />

<strong>Baukammer</strong> <strong>Berlin</strong> 3/<strong>2012</strong> | 37


<strong>Baukammer</strong> / Berufspolitik / Bildung<br />

24. HS-Ing. Alexander Schellhardt Tel.: (<strong>03</strong>0) 93 69 23 37 <strong>Baukammer</strong> <strong>Baukammer</strong><br />

Ingenieurgesellschaft Fax: (<strong>03</strong>0) 93 69 23 44 <strong>Berlin</strong> <strong>Berlin</strong><br />

BBP Bauconsulting mbH schellhardt@baucon.de<br />

Wolfener Str. 36 www.baucon.de<br />

12681 <strong>Berlin</strong><br />

25. Dipl.-Ing. Marco Schneider Tel.: (<strong>03</strong>0) 217 97 50 <strong>Baukammer</strong> <strong>Baukammer</strong><br />

Müller-BBM GmbH Fax: (<strong>03</strong>0) 21 79 75 35 <strong>Berlin</strong> <strong>Berlin</strong><br />

Schöneberger Str. 15 mschneider@muellerbbm.de<br />

10963 <strong>Berlin</strong> www.muellerbbm.de<br />

26. Dipl.-Ing. (FH) Steffen Schönknecht Tel.: (<strong>03</strong>0) 89 77 47-0 <strong>Baukammer</strong> Senatsverwaltung<br />

Ingenieurbüro Axel C. Rahn GmbH Fax: (<strong>03</strong>0) 89 77 47-99 <strong>Berlin</strong> für Stadtentwicklung<br />

Rosenheimer Str. 20 mail@ib-rahn.de <strong>Berlin</strong><br />

10779 <strong>Berlin</strong> www.ib-rahn.de<br />

27. Dipl.-Ing. Hans-Georg Schöpflin Tel.: (<strong>03</strong>0) 34 99 06 61 <strong>Baukammer</strong> Senatsverwaltung<br />

CRP Ingenieurgemeinschaft GmbH Fax: (<strong>03</strong>0) 34 99 06 99 <strong>Berlin</strong> für Stadtentwicklung<br />

Max-Dohrn-Str. 10 georg.schoepflin@crp-berlin.de <strong>Berlin</strong><br />

10589 <strong>Berlin</strong> www.crp-berlin.de<br />

28. Dipl.-Ing. Ingo Waldmann Tel.: (<strong>03</strong>0) 51 48 87 0 <strong>Baukammer</strong> Senatsverwaltung<br />

ITP Ing.ges. für Tragwerksplanung mbH Fax: (<strong>03</strong>0) 51 48 87 77 <strong>Berlin</strong> für Stadtentwicklung<br />

Oberfeldstr. 1 F waldmann@itpstatik.de <strong>Berlin</strong><br />

12683 <strong>Berlin</strong> www.itpstatik.de<br />

29. Dipl.-Ing. Manuela Walsdorf-Maul Tel.: (0179) 592 16 60 <strong>Baukammer</strong> <strong>Baukammer</strong><br />

Walsdorf.Maul.Ingenieure Fax: (<strong>03</strong>0) 53 81 75 38 <strong>Berlin</strong> <strong>Berlin</strong><br />

Jänickestr. 95 Walsdorf.maul.ingenieure<br />

14167 <strong>Berlin</strong> @googlemail.com<br />

30. Dipl.-Ing. Elke Wemhöner Tel.: (<strong>03</strong>0) 215 16 70 <strong>Baukammer</strong> <strong>Baukammer</strong><br />

c/o Ingenieurbüro Hausch Fax: (<strong>03</strong>0) 215 11 19 <strong>Berlin</strong> <strong>Berlin</strong><br />

Alsenstr. 11 wemhoener@ing-hausch.de<br />

14109 <strong>Berlin</strong> www.ing-hausch.de<br />

Postanschrift: Postfach 39 01 73<br />

14091 <strong>Berlin</strong><br />

31. Dipl.-Ing. (FH) Jens Wesner Tel.: (<strong>03</strong>0) 80 20 89 89 0 <strong>Baukammer</strong> <strong>Baukammer</strong><br />

Beratender Ingenieur Fax: (<strong>03</strong>0) 80 20 89 89 9 <strong>Berlin</strong> <strong>Berlin</strong><br />

RWP Beratende Ingenieure GmbH & Co. KG mail@rwp-ing.de<br />

Pflugstr. 8 www.rwp-ingenieure.de<br />

10115 <strong>Berlin</strong><br />

32. Dipl.-Ing. (FH) Frank Wolf Tel.: (<strong>03</strong>0) 322 90 22 70 <strong>Baukammer</strong> Senatsverwaltung<br />

Q-Save GmbH Fax: (<strong>03</strong>0) 322 90 22 79 <strong>Berlin</strong> für Stadtentwicklung<br />

Von-der-Gablentz-Str. 19 frank.wolf@q-save.com <strong>Berlin</strong><br />

134<strong>03</strong> <strong>Berlin</strong> www.q-save.com<br />

33. Dipl.-Ing. Steffen Zimmermann Tel.: (<strong>03</strong>0) 89 77 47-0 Brandenburgische <strong>Baukammer</strong><br />

Ingenieurbüro Axel C. Rahn GmbH Fax: (<strong>03</strong>0) 89 77 47-99 Ingenieurkammer <strong>Berlin</strong><br />

Rosenheimer Str. 20 mail@ib-rahn.de<br />

10779 <strong>Berlin</strong> www.ib-rahn.de<br />

38 | <strong>Baukammer</strong> <strong>Berlin</strong> 3/<strong>2012</strong>


Einführung und Grußworte<br />

Am 2. Februar fand an der BTU das Symposium<br />

“Bildung oder Ausbildung - Neue<br />

Wege in der Ingenieurausbildung” statt.<br />

Dieses Symposium wurde von BTU Cottbus<br />

und Hochschule Lausitz gemeinsam<br />

getragen und durch ihre erste gemeinsamewissenschaftliche<br />

Einrichtung,<br />

David-Gilly-Institut<br />

für Lehre, Forschung<br />

und Kommunikation<br />

im<br />

Bauwesen (DGI),<br />

organisiert.<br />

In ihren Grußworten<br />

hoben beide<br />

Präsidenten,<br />

Prof. Walther Ch. Zimmerli und Prof.<br />

Günter Schulz, die Ziele und die ersten<br />

wichtigen Etappenerfolge der Zusammenarbeit<br />

in diesem Modell hervor. Beide<br />

Präsidenten wiesen auch auf die<br />

bevorstehenden Entwicklungen in der<br />

Lausitzer Hochschullandschaft und die<br />

Notwendigkeit der Zusammenarbeit hin,<br />

für die das Bauwesen ein erfolgreiches<br />

Beispiel sei.<br />

Die fördernde Stiftung Mercator vertretend<br />

stellte Frau Stein in ihrem Grußwort<br />

die Ziele heraus, die die Stiftung mit der<br />

Förderung des Cottbuser-Modells verbindet.<br />

Ziel der gemeinsam mit der<br />

VolkswagenStiftung ausgelobten Förderlinie<br />

„Bologna. Zukunft der Lehre“ ist<br />

es, Schwierigkeiten und Missstände in<br />

der Umsetzung des Bologna-Prozesses<br />

durch beispielhafte Reformprojekte konstruktiv<br />

zu wenden. Deshalb werden insbesondere<br />

neue hochschuldidaktische<br />

Ansätze und curriculare Konzeptionen<br />

unterstützt, um eine dem Grundstudium<br />

gerecht werdende Balance zwischen<br />

tiefgründigen Spezialkenntnissen einerseits<br />

und breiter Überblickskompetenz<br />

andererseits herstellen. Bei Erfolg kann<br />

mit dem Cottbuser Modell real gezeigt<br />

werden, dass Fachhochschulen mit<br />

einem anwendungsorientierten Bildungsauftrag<br />

und Universitäten mit ihrem traditionell<br />

grundlagenorientierten Wissenschaftsansatz<br />

in der grundständigen Ausbildung<br />

der Ingenieurwissenschaften<br />

„BILDUNG ODER AUSBILDUNG“<br />

Neue Wege in den Ingenieurwissenschaften?!<br />

Symposium am 02. Februar <strong>2012</strong><br />

Dr.-Ing. Lars Eckfeldt und Dipl.-Ing. Lena Langeheinecke<br />

kooperieren können.<br />

Die Besonderheiten<br />

der unterschiedlichen<br />

inhaltlichen und<br />

didaktischen Ansätze<br />

müssen<br />

nicht aufgegeben<br />

werden, sondern<br />

können sich in<br />

einem gemeinsamen<br />

Diskurs fortentwickeln. Für die Bundesrepublik,<br />

in denen viele Doppelausrichtungen<br />

mit Universitäten und Fachhochschulen<br />

vorhanden sind, kann so<br />

eine pragmatische und zukunftsorientierte<br />

Zusammenarbeit gefördert werden.<br />

Der neue Beirat des DGI<br />

Im Anschluss an die Grußworte beriefen<br />

die beiden Präsidenten den wissenschaftlichen<br />

Beirat für das DGI. Voraus<br />

ging eine ausführliche Einzelvorstellung<br />

der Beiratsmitglieder durch Referate von<br />

Prof. Lorenz (Geschäftsführender Direktor<br />

des DGI) sowie Mitgliedern des Direktoriums,<br />

Prof. Höfler (Stellvertretender<br />

Geschäftsführender Direktor), Prof.<br />

Eisenloffel, Prof. König, sowie der Koordinatorin<br />

des DGI, Frau Langeheinecke.<br />

Dem Beirat gehören nun an:<br />

<strong>Baukammer</strong> / Berufspolitik / Bildung<br />

• Dipl.-Ing. Axel Björn Hüper (Deutsche<br />

Bahn AG),<br />

• Dr.-Ing. Jens Karstedt (Präsident der<br />

Bundesingenieurkammer)<br />

• Prof. Dr.-Ing. Jörg Lange (TU<br />

Darmstadt, Ordinarius des<br />

Fachgebiets Stahlbau),<br />

• Prof. Dr. Eugen Brühwiler (EPFL<br />

Lausanne, Director Institut<br />

d´ingeniere civil II C),<br />

• Prof. Dr. rer. pol. Sylvia Heuchemer<br />

(Vizepräsidentin der FH Köln)<br />

Mit diesem Beirat weiß das DGI-Direktorium<br />

ein fachlich und hochschul-didaktisch<br />

außerordentlich kompetentes Gremium<br />

hinter sich. Den Vorsitz des Beirates<br />

übernimmt Prof. Lange (Bild 2).<br />

Leitvortrag<br />

„Bildung oder Ausbildung -<br />

Wie werden wir in der Zukunft<br />

Bauingenieurwesen lehren?“<br />

Im Anschluss an den offiziellen Akt eröffnete<br />

der Geschäftsführende Direktor,<br />

Prof. Lorenz, (Bild 3), mit seinem Leitvortrag<br />

die fachliche Diskussion zur Qualität<br />

und den Zielen der Ingenieurausbildung<br />

unter den Bedingungen des Bologna-<br />

Prozesses mit der zentralen Frage:<br />

v.l.n.r.: Prof. Dr. sc. nat. Günter H. Schulz , Dipl.-Ing. Axel Björn Hüper , Dr.-Ing. Jens<br />

Karstedt, Prof. Dr.-Ing. Jörg Lange, Prof. Dr. Eugen Brühwiler, Prof. Dr. habil. Walther Ch.<br />

Zimmerli, DPhil. h.c. (University of Stellenbosch)<br />

<strong>Baukammer</strong> <strong>Berlin</strong> 3/<strong>2012</strong> | 39


<strong>Baukammer</strong> / Berufspolitik / Bildung<br />

Bildung oder Ausbildung – Wie<br />

werden wir in der Zukunft Bauingenieurwesen<br />

lehren?<br />

Wichtige Fragen dabei sind zum<br />

Beispiel:<br />

• Wie lehren wir Lernen?<br />

• Suchen wir breit angelegte<br />

oder hoch spezialisierte Profile?<br />

• Wieviel Wahl- und Gestaltungsmöglichkeit<br />

räumen wir<br />

den Studenten im Bachelor-<br />

Studium ein?<br />

• Wie halten wir es mit den<br />

Zwängen der Regelstudienzeit?<br />

Und besonders:<br />

• Wie definieren wir in der Zukunft<br />

„Bauingenieur“?<br />

Das David-Gilly-Institut überträgt die<br />

positiven Erfahrungen aus dem Projektstudium<br />

in der Cottbuser Lehre in zwei<br />

vernetzte Bachelor-Studiengänge an der<br />

BTU Cottbus und an der Hochschule<br />

Lausitz. An der BTU wird seit dem Wintersemester<br />

2011/12 ein forschungsorientierter<br />

universitärer Bachelor-Studiengang<br />

Bauingenieurwesen (B.Sc.) mit den<br />

Profilen Konstruktiver Ingenieurbau und<br />

Energie und Umwelt angeboten. Die<br />

Hochschule Lausitz bietet die Vertiefungen<br />

Bauingenieurwesen und Gebäudeund<br />

Energietechnik in einem praxisorientierten<br />

Studiengang Civil and Facility<br />

Engineering (B.Eng.) an. Beide Studiengänge<br />

enthalten anfangs grundlagenorientierte<br />

Inhalte in sogenannten gemeinsamen<br />

Modulen. Weitere, spezifisch<br />

angepasste Inhalte differenzieren dann<br />

im fortschreitenden Studium beide Studienangebote<br />

aus. Besonders am Cottbuser<br />

Modell sind aber nicht nur die Flexibilisierung<br />

und vereinfachte Studiengangswechsel,<br />

sondern auch der komplexe<br />

Wissenserwerb in Projektmodulen.<br />

Ergänzt werden die modellhaften Studiengänge<br />

durch die auf die Profile abgestimmte<br />

Vermittlung von weichen Fähigkeiten<br />

in Organisation, Kommunikation<br />

und Datenverarbeitung als auch in<br />

Grundlagen des wissenschaftlichen<br />

Arbeitens. Ein Mentoring-Programm<br />

unterstützt das Angebot durch spezifische<br />

Studierendenberatung, um auf persönliche<br />

oder systemische Probleme<br />

zeitnah reagieren zu können.<br />

Von entscheidender Bedeutung ist die<br />

außerordentlich kollegiale Zusammenarbeit<br />

der Lehrenden im Bereich Bauwesen<br />

beider Hochschulen. Deutlich angestie-<br />

40 | <strong>Baukammer</strong> <strong>Berlin</strong> 3/<strong>2012</strong><br />

Studenten der École Polytechnique beim<br />

Schiffsbaupraktikum, 1809 [Lorenz 20<strong>03</strong>]<br />

gene Studienanfängerzahlen gegenüber<br />

den Vorjahren zeigen, dass die Studierenden<br />

das neue Modell sehr interessiert<br />

aufnehmen und sich von einem stringenten,<br />

wohl durchdachten Studienplan<br />

sowie der engen Betreuung an beiden<br />

Hochschulen überzeugen lassen.<br />

Natürlich gibt es noch Verbesserungspotential.<br />

Die Balance zwischen neuer Wissensfülle<br />

und Wissensvermittlung muss<br />

in den Grundlagensemestern weiter verbessert<br />

werden. Der kollegiale Diskurs<br />

über Lehrinhalte, Lehrbelastung sowie<br />

die optimale Abwägung zwischen<br />

Grundlagenvermittlung und freier Projektarbeit<br />

ist weiter zu führen. Die organisatorischen<br />

Anforderungen steigen und<br />

die Planungen sind nun auch auf die zu<br />

modernisierenden konsekutiven Master-<br />

Studiengänge auszudehnen. Das<br />

Erreichte macht dabei Hoffnung, dass<br />

aus der Zusammenarbeit von BTU Cottbus<br />

und Hochschule Lausitz im David-<br />

Gilly-Institut ein beispielgebendes und<br />

nachhaltiges Projekt wird. In der täglichen<br />

Arbeit wird das Projekt weiter reifen.<br />

Theoria cum praxi, mit einem<br />

geschichtlichen Rückblick in das Jahr<br />

1809 auf die Ausbildung junger Studenten<br />

an der Ecole Polytechnique in Paris<br />

spannte Prof. Lorenz einen Bogen positiver<br />

Erfahrung aus der Anwendung des<br />

Wissens und dem Lernen aus der Praxis:<br />

Schon damals begannen die Studenten<br />

ihr Zivilingenieurstudium mit einem<br />

Schiffbaupraktikum (Bild 4).<br />

Das Projektstudium in Cottbus<br />

in Beispielen<br />

Im geförderten Konzept des DGI nimmt<br />

das Projektstudium eine besondere Stellung<br />

in den Curricula der Bachelor-Studi-<br />

engänge beider Hochschulen ein.<br />

Je Semester werden in einem<br />

Projektmodul die verschiedenen<br />

Wissensstränge vertieft und<br />

zusammengeführt. Während des<br />

dynamischen Bearbeitungsprozesses<br />

muss sehr schnell neues<br />

Wissen erworben und zielführend<br />

angewendet werden. Beispielhaft<br />

für diese Konzeption stellten drei<br />

Studententeams ihre Projektentwürfe<br />

des vergangenen Jahres<br />

vor.<br />

Für das Bachelor-Studium an der<br />

BTU stand das Projekt “Entwurf<br />

eines Stabtragwerks” von Patrick<br />

Schramm, Marcus Else und Matthias<br />

Jedamzik. Sie entwarfen und konstruierten<br />

ein Autohaus, das mit einer<br />

abgehängten Dachkonstruktion überspannt<br />

und in statischer als auch konstruktiver<br />

Hinsicht gleichermaßen<br />

anspruchsvoll war.<br />

Ein Team von Studierenden der Hochschule<br />

Lausitz um Tim Hannewald, stellte<br />

das Preisträger-Projekt “Kohlebeißer”<br />

der letztjährigen deutschlandweit ausgeschriebenen<br />

Betonkanu-Regatta vor. Die<br />

außerordentlich engagierten Studenten<br />

hatten einen schwimmfähigen Lausitzer<br />

Kohlebagger unter Nutzung von ultrahochfesten<br />

Betonen für die Strebenkonstruktion<br />

des Auslegers nachgebaut.<br />

Neben der schlichten Größe überzeugten<br />

die innovativen modularen Verbindungsmittel<br />

für das Betonfachwerk die<br />

Fachleute (Bild 5).<br />

Das dritte Team um Matthias Kositz und<br />

Hagen Balscheit stellte Entwurfsgedanken<br />

aus dem Master-Studium für eine<br />

weitgespannte Eisenbahnbrücke vor.<br />

Dort standen der Entwicklungsprozess<br />

des statisch-konstruktiven Ansatzes<br />

einer Betonbogenbrücke und Lösungsansätze<br />

für konstruktionsbestimmende<br />

Details wie zum Beispiel Betongelenke<br />

im Vordergrund.<br />

Herausforderungen der<br />

Bauingenieurausbildung –<br />

Ansichten von Fachleuten<br />

Anschließend an die Vorstellung der<br />

Cottbuser Ansätze begleiteten die neuberufenen<br />

Beiratsmitglieder mit ihrer<br />

fachlichen Kompetenz die inhaltliche<br />

Diskussion um die Herausforderungen<br />

an eine neue Generation von Bauingenieuren:<br />

Prof. Dr. sc. techn. Eugen Brühwiler<br />

Prof. Dr. sc. techn. Eugen Brühwiler,<br />

Direktor des Fachbereichs Bauingenieur-


wesen an der EPFL Lausanne, betonte<br />

mit Blick auf die Erfahrungen aus der<br />

Schweiz die Verantwortung des heutigen<br />

Bauingenieurs, eine Kultur der Nachhaltigkeit,<br />

der Auseinandersetzung mit<br />

Bestand und einer optimaleren Ausnutzung<br />

bestehender Infrastruktur zu entwickeln.<br />

Ein auf Wachstum orientiertes<br />

Bauen wie in der Vergangenheit führte oft<br />

zu einer wenig optimalen Bebauung der<br />

Umwelt, verschwendete Ressourcen<br />

und behinderte nachfolgende Generationen<br />

durch den Erhaltungsaufwand und<br />

die begrenzte Effizienz.<br />

Anhand ausgewählter Fallbeispiele aus<br />

der Schweiz zeigte Prof. Brühwiler wie<br />

man durchaus kreative und optimalere<br />

Antworten finden kann, insbesondere<br />

wenn Nutzungsveränderungen notwendig<br />

werden. Es ist nach Meinung von<br />

Prof. Brühwiler wichtig, die neue Generation<br />

von Bauingenieuren weitsichtig ohne<br />

normative Zwänge auszubilden, um eine<br />

neue Kreativität im Umgang mit dem<br />

baulichen Bestand zu ermöglichen. Solide<br />

gelegte Grundlagen sind dabei unabdingbar,<br />

nicht nur in den Ingenieurwissenschaften,<br />

sondern auch in Baugeschichte,<br />

Volkswirtschaftslehre, Soziologie<br />

etc. Fachübergreifende Projektarbei-<br />

ten sollten Zusammenarbeit, gegenseitiges<br />

Verstehen und komplexes Denken<br />

fördern.<br />

Dr.-Ing. Jens Karstedt<br />

Der Vortrag von Dr. Karstedt, Präsident<br />

der Bundesingenieurkammer, thematisierte<br />

die inhaltliche Auseinandersetzung<br />

der Bundesingenieurkammer und der<br />

Landeskammern mit den neuen Bachelor-Abschlüssen.<br />

Welches Profil versprechen<br />

sie potentiellen Arbeitgebern? WAS<br />

IST EIGENTLICH „BACHELOR“?- Bedeutsam<br />

war, dass der Vortrag die Sicht typischer<br />

Arbeitgeber, also der 43.000 Mitglieder<br />

der Ingenieurkammern, erläuterte und<br />

daraus ableitend Mindestanforderungen<br />

für den Bachelor-Abschluss an Hochschulen<br />

vorstellte. Es wird insbesondere<br />

darauf ankommen, die Absolventen mit<br />

einer soliden, anwendungsbereiten Wissensgrundlage<br />

auszustatten. Abrufbereite<br />

Grundlagen sollten dem Bachelor-<br />

Absolventen gestatten, einfache Routineaufgaben<br />

und –berechnungen weitgehend<br />

selbständig auszuführen und kompliziertere<br />

Aufgabenstellungen unter<br />

Anleitung zu bearbeiten.<br />

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<strong>Baukammer</strong> / Berufspolitik / Bildung<br />

Kreditpunkte im Bachelor-Studium sollten<br />

daher auf MINT-Fächer entfallen. In<br />

Weiterbildungen und im späteren<br />

Arbeitsleben muss das im Bachelor-Studium<br />

erworbene Wissen kontinuierlich<br />

weiterentwickelt werden. So verlocken<br />

der schnelle Abschluss für Studenten<br />

und Politik unter den derzeitigen finanziellen<br />

und fiskalischen Zwängen sein<br />

mag, nicht der Bachelor, sondern der<br />

konsekutive Master-Abschluss sollte der<br />

Regelabschluss für Bauingenieure nach<br />

Meinung der Bundesingenieurkammer<br />

bleiben. Dr. Karstedt verweist in der Diskussion<br />

um den Anspruch an die Ingenieurausbildung<br />

auch auf problematische<br />

Fehlentwicklungen in der Normenentwicklung,<br />

die den heutigen Ingenieur<br />

mit einer ganzen Flut von komplexen<br />

Regelungen konfrontiert. Erfordernisse<br />

der Praxis in zumeist kleinen Ingenieurbüros<br />

werden immer weniger berücksichtigt.<br />

Die dem Ingenieur eigentlich<br />

ureigene Kreativität wird droht in dieser<br />

Regelungsflut unterzugehen. Für wichtig<br />

hält Dr. Karstedt deshalb die gemeinsame<br />

Initiative des Vereins „Praxisgerechte<br />

Regelwerke im Bauwesen“. Die Initiative<br />

möchte den Ingenieuren durch Vereinfachungen<br />

ihre Regelwerke so zurückge-<br />

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<strong>Baukammer</strong> / Berufspolitik / Bildung<br />

Lausitzer Kohlebeißer – ein erfolgreiches Studentenprojekt der Hochschule Lausitz<br />

ben, dass ingeniöse Kreativität wieder<br />

mechanisches Abarbeiten von Nachweisen<br />

ersetzen kann.<br />

Dipl.-Ing. Axel-Björn Hüper<br />

Herr Dipl.-Ing. Axel-Björn Hüper, vertrat<br />

für die Deutschen Bahn im Management<br />

der DB Projektbau erfahren, ein Unternehmen,<br />

das im großen Umfang Ingenieurleistungen<br />

für das nationale und<br />

internationale Geschäft nachfragt und<br />

selbst erbringt. Aus dem Leistungs- und<br />

Qualitätsanspruch zur Gewährleistung<br />

der Verfügbarkeit der Infrastruktur leiten<br />

sich Herausforderungen für die zukünftige<br />

Generation von Bauingenieuren ab.<br />

Kostenrisiken entstehen aus möglichen<br />

Verzögerungen und Haftungssituationen<br />

in der Folge. Deshalb müssen Gefahrenmomente<br />

für Planungsmängel deutlich<br />

reduziert oder besser von Anfang an vermieden<br />

werden. Erschreckend ist, dass<br />

vergleichsweise simple Fehler zu tiefgreifenden<br />

Umplanungen und mehrmonatigen,<br />

kostenintensiven Verzögerungen<br />

führen können. Mängelanalysen zeigen,<br />

dass größere Fehlerhäufigkeiten mit<br />

nicht ausreichender Qualifizierung von<br />

Personal, Nichteinhaltung von Planvorgaben<br />

oder schlichten Planungsfehlern<br />

einhergehen.<br />

Aus diesen Erfahrungen kann man für die<br />

Ingenieurausbildung ableiten, dass sich<br />

ein besserer Wissenskreislauf zwischen<br />

Hochschulausbildung und beruflicher<br />

Qualifikation entwickeln sollte. Dazu<br />

können Praxisphasen im Studium in<br />

Form von Praktika oder Praxissemestern<br />

in zertifizierten Unternehmen dienen.<br />

Andere Möglichkeiten bestehen im Aufbau<br />

von Fortbildungspartnerschaften<br />

zwischen Bauunternehmen, Auftraggebern,<br />

Planungsgesellschaften und Hochschulen.<br />

Er verweist auf die sehr guten<br />

Berufsaussichten für engagierte Studie-<br />

42 | <strong>Baukammer</strong> <strong>Berlin</strong> 3/<strong>2012</strong><br />

rende des Bauingenieurwesens, auch<br />

mit Bachelorabschluss, aber auch auf<br />

die Notwendigkeit sich mit der Praxis im<br />

späteren Berufsfeld schon während des<br />

Studiums auseinanderzusetzen. „Gutes<br />

Bauen lernen“ heißt für Herrn Hüper und<br />

die DB den ökonomischen, ökologischen<br />

sowie technischen und kulturellen Anforderungen<br />

dauerhaft im Beruf zu genügen.<br />

Prof. Dr.-Ing. Jörg Lange<br />

Prof. Jörg Lange, Ordinarius für Stahlbau<br />

an der TU Darmstadt und neuberufener<br />

Vorsitzender des Beirates des DGI, stellte<br />

das „Lernen und Lehren mit Ingenieuren“<br />

in den Mittelpunkt seines Diskurses.<br />

Um Studierende zu erreichen und langfristige<br />

Motivation aufzubauen, muss das<br />

Lernen Spaß machen. Umfragen zeigen,<br />

dass klassische Lehrmethoden wie Vorlesungen<br />

und Vorrechenübungen nur<br />

etwa 25 % der Hörerschaft erreichen,<br />

visuelle Darstellungen dagegen 40 %.<br />

Lernen mit ausgeprägten Selbstarbeitsphasen<br />

erreicht in der Regel alle Teilnehmer.<br />

Auch E-Learning-Angebote bieten<br />

interessante Möglichkeiten.<br />

An der TU Darmstadt wurden sehr gute<br />

Erfahrungen mit einer Kombination verschiedener<br />

Learning-Systeme gemacht.<br />

Evaluationsergebnisse bestätigen, dass<br />

die Aktivierung der Studenten gegenüber<br />

klassischen Frontal-Vorlesungen besser<br />

gelingt und die Lernmotivation sich verbessert.<br />

Notwendig ist jedoch ein besonderes<br />

Engagement der Lehrenden, das<br />

aber mit einem Gewinn an Flexibilität in<br />

der Arbeit für alle Beteiligten belohnt<br />

wird. Die fehlende direkte Kommunikation<br />

bleibt ein Problem im virtuellen Lehrbetrieb,<br />

insbesondere für externe Hörer.<br />

Bedauerlich ist, dass im heutigen Wissenschaftsbetrieb<br />

ein hohes Lehrengagement<br />

zumeist nur gering honoriert<br />

wird, so dass dringend benötigte neue<br />

Ansätze nur langsam umgesetzt und entwickelt<br />

werden.<br />

Abschließend stellt Prof. Lange der Cottbuser<br />

Projektarbeit die Darmstädter<br />

Erfahrungen gegenüber. Dort werden<br />

integrative Projekte als „Grundlagen des<br />

Planens, Entwerfens und Konstruierens<br />

(GPEK)“ durchgeführt, in denen viel Wert<br />

auf die Entwicklung von Softskills in verschiedenen<br />

Planungsrollen gelegt wird.<br />

Teamwork und natürlich die verantwortungsvolle,<br />

sorgfältige Bearbeitung spezifischer<br />

Aufgabenstellungen, werden unter<br />

enger Betreuung durch Tutoren und Mentoren<br />

trainiert. Auch in der Eingangsphase<br />

zum Masterstudium sieht Prof. Lange dieses<br />

Projektkonzept als wirksame Hilfe zur<br />

beruflichen Orientierung.<br />

Abschließende Podiumsdiskussion<br />

„Studenten fragen –<br />

Profis antworten“<br />

Mit den vielfältigen Diskursen rund um<br />

das Thema „Bildung oder Ausbildung?“<br />

war der Grund für die abschließende Diskussionsrunde<br />

zu studentischen Themen<br />

gelegt. Folgende Fragen bewegten<br />

die Studenten besonders:<br />

Wann sollte man im Studienablauf mit<br />

dem Projektstudium beginnen und wie<br />

kann man Anforderungen an FH- oder<br />

universitäre Studiengänge differenzieren?<br />

Prof. Lange hält aus Darmstädter Erfahrung<br />

eine spezifische Ausrichtung ab<br />

dem 2. Semester in beiden Hochschulformen<br />

für sinnvoll und machbar. Den<br />

Beginn bereits in das 1. Semester zu setzen,<br />

hält er für eher wenig zielführend, da<br />

in dieser Studienphase noch ein sehr eng<br />

geführtes Studium und die Aneignung<br />

elementarer Grundlagen im Vordergrund<br />

stehen. Gruppengrößen sind in Darmstadt<br />

mit 14 ... 16 Studenten deutlich<br />

größer, wobei der Fokus eher auf Softskills<br />

zur Organisation der Arbeitsbereiche<br />

und auf der Ausbildung in Arbeits- und<br />

Handlungsabläufen liegt. Das Cottbuser<br />

Projektstudium dagegen strebt insbesondere<br />

einen Wissenszuwachs und<br />

eine intensive Phase der Wissensaneignung<br />

während der Projektarbeit in beiden<br />

Curricula an.<br />

Welche persönlichen Eigenschaften und<br />

Fähigkeiten sehen zukünftige Arbeitgeber<br />

bei Absolventen als wichtig und einstellungsförderlich<br />

an?<br />

Herr Hüper als Vertreter eines großen<br />

potentiellen Arbeitgebers, stellte die Kriterien<br />

Noten, Praktika und Mobilität in


genau dieser Reihenfolge in den Vordergrund.<br />

Dr. Karstedt hält die praktische<br />

Erfahrung aus Praktika für so wichtig,<br />

dass die Bundesingenieurkammer die<br />

Wiedereinführung verpflichtender Praktika<br />

fordert. Für Prof. Brühwiler wären<br />

neben den Noten, insbesondere Originalität,<br />

Kreativität und Ideenreichtum einstellungsentscheidend,<br />

die sich unbedingt<br />

in Arbeiten und Einstellungsgespräch<br />

zeigen müssen. Prof. Brühwiler<br />

tritt weniger für ein Pflichtpraktikum ein,<br />

sondern erwartet, dass interessierte Studenten<br />

von selbst erkennen, wie wichtig<br />

eine Praxisphase im Studium ist.<br />

Viele Studenten kritisieren, dass im heutigen<br />

universitären Bachelor- und Master-<br />

Studium ohne Urlaubssemester freiwillige<br />

Praktika nur schwer integrierbar sind.<br />

Durch die Belastung der vorlesungsfreien<br />

Zeiten mit Prüfungen und Selbststudienphasen<br />

fehlen die notwendigen größeren<br />

zusammenhängenden Freiräume für<br />

Praktika. In der Fachhochschulausbildung<br />

besteht dagegen das Problem nicht,<br />

da das zusätzliche 7. Semester Raum für<br />

eine 12 wöchige Praxisphase bietet. Die<br />

Alternative, extra Studienzeit zu investieren,<br />

sehen einige Studenten nicht weniger<br />

kritisch, da das die Frage der Finanzier-<br />

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Ingenieur nach Tarif BM 4/3<br />

mit 1.600 EUR Selbstbehalt p. a.<br />

barkeit in sich birgt. Herr Hüper verweist<br />

allerdings darauf, dass Praktika bei entsprechender<br />

Leistungsfähigkeit auch<br />

honoriert werden.<br />

Eine interessante Diskussion entwickelte<br />

sich um die Berufsbezeichnung „Ingenieur“.<br />

Leider musste Dr. Karstedt konstatieren,<br />

dass in Deutschland um die<br />

Erhaltung dieses weltweit anerkannten<br />

Qualitätsbegriffs inzwischen gekämpft<br />

werden muss. Zudem verbindet sich mit<br />

dem Begriff „Ingenieur“ nicht unmittelbar<br />

ein bundesweites Berufsausübungsrecht,<br />

sondern nur ein Bezeichnungsrecht.<br />

Weiche Anerkennungsregeln<br />

erschweren den beruflichen Stand der<br />

Ingenieure.<br />

Kontrovers wurde ebenfalls die Frage der<br />

Spezialisierung von Ingenieuren diskutiert.<br />

Erfahrene Hochschullehrer wie Prof.<br />

Lorenz oder Prof. König empfehlen eine<br />

breite Aufstellung und ein konsekutives<br />

Studium, um auf die immer vielfältiger<br />

werdenden Herausforderungen im Beruf<br />

vorbereitet zu sein. Dr. Karstedt erwartet<br />

von den Hochschulen, sich dem Markt<br />

anzupassen und „Lebenslanges Lernen“<br />

zu ermöglichen. Studierende sollten<br />

zudem ermutigt werden, insbesondere im<br />

Ich vertrau der DKV<br />

:<br />

<strong>Baukammer</strong> / Berufspolitik / Bildung<br />

Master ein eigenes Profil „maßzuschneidern“,<br />

was sich auch mit dem Wunsch<br />

und Anspruch vieler Studierender deckt.<br />

Das Symposium wurde mit einem<br />

Schlusswort von Prof. Claus König, Mitglied<br />

des Direktoriums des DGI,<br />

beschlossen. Am Ende des Tages waren<br />

die Veranstalter mit der Resonanz und<br />

der offenen, angeregten Diskussion<br />

außerordentlich zufrieden. Auf dem Symposium<br />

wurden brennende Themen der<br />

Ingenieurausbildung angesprochen, Ziel<br />

und Anspruch des Cottbuser Modells<br />

wurden klar und anspruchsvoll diskutiert.<br />

Gleichzeitig fand mit dem Abschluss der<br />

Veranstaltung auch das erste Semester<br />

unter dem neuen gemeinsamen Studienmodell<br />

für das Bauingenieurwesen in<br />

Cottbus einen würdigen Abschluss.<br />

Dr.-Ing. Lars Eckfeldt, Koordinator<br />

Projektstudium DGI<br />

Dipl.-Ing. Lena Langeheinecke<br />

Koordinatorin DGI<br />

Quellen:<br />

Bilder 1 – 3:<br />

Multimediazentrum, BTU Cottbus<br />

Bild 4: Prof. Werner Lorenz, privat<br />

Bild 5: Fakultät für Bauen, HS Lausitz<br />

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<strong>Baukammer</strong> / Berufspolitik / Bildung<br />

Resolution von AHO, BAK und BIngK zur Novellierung der HOAI<br />

Der Berufsstand der Architekten und<br />

Ingenieure begrüßt das mehrfach geäußerte<br />

Bekenntnis der Bundesregierung,<br />

die Honorarordnung für Architekten und<br />

Ingenieure – HOAI – in dieser Legislaturperiode<br />

bis 2013 zu novellieren. AHO,<br />

BAK und BIngK gehen davon aus, dass<br />

dieses Ziel realisierbar ist. Weitere Verzögerungen<br />

des bereits modifizierten Zeitplanes<br />

für die zweite Stufe der Novellierung<br />

könnten allerdings dazu führen,<br />

dass die Zeitschiene für die Verabschiedung<br />

der Novelle in dieser Legislaturperiode<br />

nicht mehr eingehalten werden<br />

kann.<br />

AHO, BAK und BIngK fordern daher das<br />

federführende Bundesministerium für<br />

Wirtschaft und Technologie – BMWi –<br />

auf, alle notwendigen Maßnahmen zur<br />

Sicherstellung der im Koalitionsvertrag<br />

von CDU, CSU und FDP vorgesehenen<br />

schnellstmöglichen Novellierung der<br />

HOAI in dieser Legislaturperiode zu<br />

ergreifen und parallel zur Honorarbegutachtung<br />

umgehend mit der Aufstellung<br />

des Verordnungstextes zur HOAI-Novelle<br />

2013 zu beginnen.<br />

Die Herausnahme von originären Pla-<br />

Ing. Ernst Ebert<br />

Vorsitzender des<br />

Vorstandes des AHO<br />

Uhlandstr. 14<br />

10623 <strong>Berlin</strong><br />

Tel.: <strong>03</strong>0/310 19 17-0<br />

44 | <strong>Baukammer</strong> <strong>Berlin</strong> 3/<strong>2012</strong><br />

nungsleistungen(Umweltverträglichkeitsstudie, Thermische Bauphysik,<br />

Schallschutz und Raumakustik, Bodenmechanik,<br />

Erd- und Grundbau, Vermessungstechnische<br />

Leistungen - Teile VI, X-<br />

XIII HOAI 1996) aus dem verbindlichen<br />

Preisrecht und ihre Behandlung als<br />

unverbindliche Beratungsleistungen in<br />

der Anlage 1 zur HOAI 2009 ist fachlich<br />

und sachlich nicht zu rechtfertigen. Hierauf<br />

hat der Bundesrat an mehreren Stellen<br />

seines Beschlusses vom 12.06.2009<br />

(Drucksache 395/09) in aller Deutlichkeit<br />

hingewiesen und er hält es für erforderlich,<br />

die Auswirkungen dieser Entscheidung<br />

kritisch zu begleiten und gegebenenfalls<br />

zur Verbindlichkeit der Honorare<br />

für Beratungsleistungen zurückzukehren.<br />

Seit der Freigabe dieser Planungsleistungen<br />

sind viele Ingenieur- und Architekturbüros<br />

angesichts des nicht mehr<br />

kostendeckenden, ruinösen Preiswettbewerbs<br />

in erhebliche Bedrängnis geraten.<br />

Aber auch für Auftraggeber hat die<br />

Freigabe der sog. Beratungsleistungen<br />

einen deutlichen Mehraufwand erzeugt.<br />

Dass es sich bei den genannten Leistun-<br />

Dipl.-Ing. Sigurd Trommer<br />

Präsident<br />

der Bundesarchitektenkammer<br />

Askanischer Platz 4<br />

10963 <strong>Berlin</strong><br />

Tel. <strong>03</strong>0/26 39 44-0<br />

gen regelmäßig um originäre Planungsleistungen<br />

handelt, die Teil eines interdisziplinären<br />

Gesamtplanungsprozesses<br />

sind, wurde durch zwei Gutachten der<br />

Technischen Universitäten Darmstadt<br />

und <strong>Berlin</strong> (abrufbar unter www.aho.de)<br />

entsprechend dem Prüfungsauftrag des<br />

Bundesrats wissenschaftlich untermauert.<br />

Auch die mit der Aktualisierung der<br />

HOAI-Leistungsbilder beauftragte Koordinierungsgruppe<br />

im Bundesministerium<br />

für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung<br />

(BMVBS) hat mehrheitlich für die Rückführung<br />

dieser Leistungen in die HOAI<br />

2013 votiert. AHO, BAK und BIngK fordern<br />

mit Nachdruck, den Auftrag des<br />

Bundesrates zur Prüfung einer Wiederaufnahme<br />

der genannten Planungsleistungen<br />

unter Einbindung der Auftraggeber-<br />

und Auftragnehmerseite unverzüglich<br />

durch das federführende BMWi<br />

umzusetzen. Eine weitere Vertagung dieser<br />

zentralen Entscheidung ist keinesfalls<br />

hinnehmbar, da dies den Zeitplan<br />

des Novellierungsprozesses in seiner<br />

Gesamtheit gefährdet.<br />

Dipl.-Ing. Hans-Ulrich Kammeyer<br />

Präsident<br />

der Bundesingenieurkammer<br />

Charlottenstr. 4<br />

10969 <strong>Berlin</strong><br />

Tel.: <strong>03</strong>0/2534-2900


An den Bundesminister<br />

Für Wirtschaft und Technologie<br />

Herrn Dr. Philipp Rösler<br />

Scharnhorststr. 34-37<br />

10115 <strong>Berlin</strong><br />

Saarbrücken, 26. Juni <strong>2012</strong><br />

Sachstandsbericht bezüglich der<br />

Novellierung der HOAI; gemeinsames<br />

Anschreiben der AHO, der BAK und<br />

der BIngK an die Vorsitzende der Bauministerkonferenz<br />

vom 31.05.<strong>2012</strong><br />

Sehr geehrter Herr<br />

Bundesminister Dr. Rösler,<br />

in o. g. Anschreiben, das diesem Schreiben<br />

als Anlage beigefügt ist, teilen mir die<br />

genannten Vereinigungen ihre gemeinsame<br />

Resolution zur Novellierung der HOAI<br />

mit.<br />

<strong>Baukammer</strong> / Berufspolitik / Bildung<br />

Reaktion der Bauministerkonferenz auf die Resolution<br />

von AHO, BAK und BIngK zur Novellierung der HOAI<br />

Im Ergebnis der auf der AHO-Mitgliederversammlung<br />

am 3.5.<strong>2012</strong> beschlossenen<br />

und im Anschluss gemeinsam mit<br />

BAK und BIngK abgestimmten Resolution<br />

zur Novellierung der HOAI konnte<br />

bewirkt werden, dass sich die Vorsitzende<br />

der Bauministerkonferenz, Frau Ministerin<br />

Monika Bachmann, mit Schreiben<br />

vom 26.6.<strong>2012</strong> an Bundesminister Dr.<br />

Philipp Rösler gewandt hat. In dem als<br />

Anlage beigefügten Schreiben wurden<br />

Im Wesentlichen wird in der Resolution<br />

die schnellstmögliche Novellierung der<br />

HOAI in der laufenden Legislaturperiode<br />

gefordert. Der Koalitionsvertrag der<br />

die in der Resolution angesprochenen<br />

gemeinsamen zentralen Anliegen des<br />

Berufsstandes der Ingenieure und Architekten<br />

angesprochen und der Wortlaut<br />

der Resolution übermittelt.<br />

Hervorzuheben ist, dass das BMWi<br />

neben einem Sachstandsbericht explizit<br />

um Auskunft ersucht wurde, ob die Wiederaufnahme<br />

der Beratungsleistungen<br />

der Anlage 1 in das verbindliche Preisrecht<br />

beabsichtigt sei. Die Vorsitzende<br />

Regierungsparteien auf Bundesebene<br />

sieht eine Novellierung bis 2013 vor.<br />

Weiterhin werden zwei Bereiche angesprochen,<br />

hinsichtlich derer nach Auffassung<br />

der Vereinigungen Änderungsbedarf<br />

besteht. Hierbei handelt es sich zum<br />

einen um die Herausnahme der Leistung<br />

Umweltverträglichkeitsstudie, der Leistungen<br />

für Thermische Bauphysik, für<br />

Schallschutz und Raumakustik, für<br />

Bodenmechanik, Erd- und Grundbau<br />

und der vermessungstechnischen Leistungen<br />

aus dem verbindlichen Preisrecht<br />

und deren Aufnahme als unverbindliche<br />

Beratungsleistungen in die<br />

HOAI 2009, die kritisch betrachtet wird.<br />

Zum anderen wird die bestehende Honorarstruktur<br />

kritisiert.<br />

Auch der Bundesrat hat in seinem<br />

Beschluss vom 12.06.2009 die Bundesregierung<br />

insbesondere gebeten, die<br />

Wiederaufnahme der in den Teilen X bis<br />

XIII der HOAI 1996 geregelten staatlichen<br />

der Bauministerkonferenz beabsichtigt,<br />

im Rahmen der nächsten Sitzung am 20.<br />

und 21.09.<strong>2012</strong> in Saarbrücken über den<br />

Stand der Novellierung der HOAI und<br />

mithin auch über die Frage der Rückführung<br />

der Anlage 1 HOAI 2009 in den verbindlichen<br />

Teil zu berichten.<br />

Wir werden Sie über die weitere<br />

Entwicklung aktuell informieren.<br />

Preisvorgaben in den verbindlichen Teil<br />

zu untersuchen und die Honorarstruktur<br />

zu überprüfen.<br />

Im Rahmen der Novellierung der HOAI<br />

hat das Bundesministerium für Wirtschaft<br />

und Technologie die Federführung<br />

inne.<br />

Ich bitte Sie deshalb um einen Sachstandsbericht<br />

hinsichtlich der Novellierung<br />

der HOAI sowie um Auskunft darüber,<br />

ob die Wiederaufnahme der Beratungsleistungen<br />

der Anlage 1 der HOAI<br />

2009 in das verbindliche Preisrecht<br />

beabsichtigt ist.<br />

Ich beabsichtige, im Rahmen der 123.<br />

Sitzung der Bauministerkonferenz am<br />

20. und 21.09.<strong>2012</strong> in Saarbrücken über<br />

den Stand der Novellierung der Verordnung<br />

zu berichten.<br />

Mit freundlichen Grüßen<br />

Monika Bachman<br />

gez. Ronny Herholz<br />

Schreiben der Bauministerkonferenz,<br />

der Vorsitzenden Ministerin Monika Bachmann,<br />

an Bundesminister Dr. Philipp Rösler<br />

<strong>Baukammer</strong> <strong>Berlin</strong> 3/<strong>2012</strong> | 45


<strong>Baukammer</strong> / Berufspolitik / Bildung<br />

Spitzengespräch zwischen AHO, BAK und BIngK und<br />

Bundeswirtschaftsminister Dr. Rösler am 22.08.<strong>2012</strong><br />

Am 22.08.<strong>2012</strong> fand zwischen Bundeswirtschaftsminister<br />

Dr. Philipp Rösler<br />

und den Präsidenten und Vorsitzenden<br />

von AHO, BAK und BIngK, Ernst Ebert,<br />

Sigurd Trommer und Hans-Ullrich Kammeyer<br />

ein Gespräch zur Novellierung der<br />

HOAI und weiteren wichtigen berufspolitischen<br />

Themen im BMWi statt. Weitere<br />

Teilnehmer des Gesprächs waren der<br />

baupolitische Sprecher der FDP-Bundestagsfraktion<br />

Sebastian Körber, MdB,<br />

der Vorstandsbeauftragte der Bundesingenieurkammer<br />

Karsten Zill, der BAK-<br />

Bundesgeschäftsführer Dr. Tillman Prinz<br />

sowie der Geschäftsführer des AHO<br />

Ronny Herholz. Für das BMWi war weiterhin<br />

Dr. Thomas Solbach anwesend.<br />

Das Gespräch fand in einer freundlichen<br />

und konstruktiven Atmosphäre statt. Der<br />

Bundesminister nahm sich anstelle der<br />

zunächst vorgesehenen 30 Minuten<br />

nahezu eine Stunde Zeit. Zu Beginn<br />

machte Dr. Rösler deutlich, dass der<br />

Zeitplan zur Novellierung der HOAI 2009<br />

eingehalten und die Reform noch in dieser<br />

Legislaturperiode bis 2013 abgeschlossen<br />

wird.<br />

BIngK-Präsident Kammeyer, der bereits<br />

am 07.08.<strong>2012</strong> mit Bundesminister Dr.<br />

Rösler gesprochen hatte, dankte Dr.<br />

Rösler für das deutliche Bekenntnis zur<br />

Umsetzung der HOAI-Novelle und verwies<br />

auf die gemeinsame Resolution von<br />

AHO, BAK und BIngK vom 31.05.<strong>2012</strong>,<br />

die der Anlass für das erneute Ministergespräch<br />

war. Der AHO-Vorsitzende<br />

46 | <strong>Baukammer</strong> <strong>Berlin</strong> 3/<strong>2012</strong><br />

Ernst Ebert begründete besonders die<br />

Notwendigkeit der Rückführung von originären<br />

Planungsleistungen der Teile VI,<br />

X-XIII HOAI 1996 (Umweltverträglichkeitsstudie,<br />

Thermische Bauphysik,<br />

Schallschutz und Raumakustik, Bodenmechanik,<br />

Erd- und Grundbau, Vermessungstechnische<br />

Leistungen) in den verbindlichen<br />

Teil der HOAI. Er plädierte für<br />

ein Vorziehen dieser politischen Grundsatzentscheidung<br />

und verwies auf die<br />

vorgelegten wissenschaftlichen Gutachten<br />

der Technischen Universitäten <strong>Berlin</strong><br />

und Darmstadt, die zu dem eindeutigen<br />

Ergebnis kommen, dass es sich bei den<br />

genannten Leistungen um originäre Planungsleistungen<br />

handelt, die integraler<br />

Bestandteil des Gesamtplanungsprozesses<br />

sind. BAK-Präsident Trommer<br />

verwies exemplarisch auf die hohe<br />

Bedeutung insbesondere der Planungsleistung<br />

Thermische Bauphysik für das<br />

Gelingen der Energiewende. Dies wurde<br />

durch ein Projektbeispiel zum EnEV-<br />

Nachweis verdeutlicht, das der AHO-<br />

Vorsitzende Ebert anschaulich präsentierte<br />

und dem Minister übergab. Bundesminister<br />

Rösler bat um Verständnis,<br />

dass eine Entscheidung über diese politische<br />

Grundsatzfrage nicht vorgezogen,<br />

sondern im Gesamtkontext der HOAI-<br />

Novelle Anfang 2013 entschieden werde.<br />

Er versicherte jedoch, dass es keine Entscheidung<br />

seines Hauses über die Köpfe<br />

der Architekten und Ingenieure hinweg<br />

geben, sondern dass der Berufsstand<br />

der Architekten und Ingenieure in den<br />

Entscheidungsprozess einbezogen werde.<br />

Die Leistungen der Anlage 1 HOAI<br />

2009 werden in dem laufenden BMWi-<br />

Honorargutachten gleichberechtigt mituntersucht,<br />

versicherte der Minister. Auf<br />

Nachfrage von Karsten Zill gab Bundesminister<br />

Dr. Rösler ferner zu verstehen,<br />

dass es keine europarechtlichen Zwänge<br />

aus Brüssel gebe, die einen Einfluss auf<br />

die Entscheidung über den Umfang des<br />

verbindlichen Preisrechts hätten.<br />

Schließlich wurde die Notwendigkeit der<br />

wirtschaftlichen Anpassung der Honorartafeln<br />

angesprochen, die der komplexen<br />

Entwicklung des Planungsgeschehens<br />

und der wirtschaftlichen Situation in<br />

den Architektur- und Ingenieurbüros<br />

Rechnung trägt. Ausweislich eines vom<br />

AHOVorsitzenden präsentierten Gehaltsspiegels<br />

der Ingenieurberufe wurde<br />

deutlich, dass die am Bau tätigen Ingenieure<br />

im unteren Bereich liegen. Vergleichbar<br />

stellt sich die Situation in den<br />

Architekturbüros dar, bestätigte BAK-<br />

Präsident Trommer. Dr. Rösler hob mehrfach<br />

hervor, dass er sich als Verbündeter<br />

des Mittelstandes sehe und sein Haus<br />

jederzeit für die Belange der Architekten<br />

und Ingenieure ansprechbar sei.<br />

Im weiteren Verlauf wurden die Themen<br />

Energiewende/Mittelstandsförderung/<br />

Export, Expertenliste für Bundesförderprogramme<br />

und Berufsqualifikationsfeststellungsgesetz<br />

(BQFG) angesprochen.<br />

Bundesminister Dr. Rösler betonte<br />

die ehrgeizigen Ziele der Bundesregierung<br />

im Hinblick auf die Energiewende,<br />

v. links:<br />

Karsten Zill (BIngK),<br />

Dr. Tillman Prinz<br />

(BAK),<br />

Ernst Ebert (AHO),<br />

Bundesminister<br />

Dr. Philipp Rösler,<br />

Sebastian Körber,<br />

MdB,<br />

Ronny Herholz<br />

(AHO),<br />

Sigurd Trommer<br />

(BAK)),<br />

Hans-Ulli Kammeyer<br />

(BIngK)


insbesondere in Bezug auf die energetische<br />

Gebäudesanierung und das energieeffiziente,<br />

nachhaltige Bauen und hob<br />

die Bedeutung der Architekten und Ingenieure<br />

in diesem Prozess hervor. Die Kammerpräsidenten<br />

schlugen vor, gemeinsam<br />

mit dem BMWi unter dem Aspekt der Mittelstandspolitik,<br />

Energiewende und<br />

Exportförderung eine gemeinsame Veranstaltung<br />

im Frühjahr 2013 zum Thema<br />

„Energiewende – Chancen für den Mittelstand“<br />

aus Sicht der Architekten und<br />

Ingenieure durchzuführen. Diesem Vorschlag<br />

stand Dr. Rösler sehr aufgeschlossen<br />

gegenüber und regte seinerseits an,<br />

die öffentliche Wahrnehmung von Architekten<br />

und Ingenieuren insbesondere im<br />

Ausland im Kontext mit dem energetischen<br />

und nachhaltigen Bauen zu erhöhen.<br />

Er würdigte in diesem Zusammenhang<br />

die führende Stellung deutscher<br />

Architekten und Ingenieure, die weltweit<br />

anerkannt ist.<br />

In Bezug auf die Expertenlisten für Bundesförderprogramme<br />

wurde das nachvollziehbare<br />

Bedürfnis unterstrichen, mit<br />

der zunehmenden Komplexität technischer<br />

und fachlicher Anforderungen an<br />

Architekten und Ingenieure beim energieeffizienten<br />

Planen und Bauen für den<br />

Verbraucher transparente und qualifizierte<br />

Expertenlisten einzurichten. Die<br />

Berufsstandsvertreter betonten, dass<br />

Architekten- und Ingenieurkammern als<br />

Körperschaften des Öffentlichen Rechts<br />

hierzu sowohl über die entsprechenden<br />

Fortbildungsakademien als auch über<br />

die verwaltungstechnischen Voraussetzungen<br />

und Verfahren verfügen. Kritisiert<br />

wurde die Rolle der Deutschen Energie-<br />

Agentur (dena) in diesem Prozess, die als<br />

Dienstleister des BMWi keine hoheitlichen<br />

Aufgaben übernehmen könne.<br />

Bundesminister Dr. Rösler unterstrich die<br />

zentrale Rolle der Architekten- und Ingenieurkammern<br />

bei der Umsetzung der<br />

Bundesförderprogramme, bat aber um<br />

Verständnis für die formelle Einbindung<br />

der dena.<br />

Im Anschluss wurde über das Thema<br />

Berufsqualifikationsfeststellungsgesetz<br />

(BQFG) gesprochen. Die Präsidenten<br />

Kammeyer und Trommer wiesen darauf<br />

hin, dass die Länderkammern die Qualität<br />

des Architekten und Ingenieurberufs<br />

hochhalten und eine fehlende Ausbildung<br />

nicht allein durch den Nachweis<br />

von Berufspraxiszeit kompensiert werden<br />

könne. Dies gelte auch für Architekten/Ingenieure<br />

aus Drittstaaten. In diesem<br />

Kontext wurde um die Unterstützung<br />

der Bundesregierung bei der<br />

Umsetzung des BQFG auf Länderebene<br />

geworben, da Architekten und Ingenieu-<br />

re aus diesem Anwendungsbereich herausgenommen<br />

werden sollten.<br />

Schließlich betonte Bundesminister Dr.<br />

Rösler die Bedeutung der Architekten<br />

und Ingenieure für die technische und<br />

wirtschaftliche Entwicklung der Bundesrepublik.<br />

Er wies auch auf ihre Bedeutung<br />

für die Wettbewerbsfähigkeit des<br />

Wirtschaftsstandortes Deutschland hin.<br />

<strong>Baukammer</strong> / Berufspolitik / Bildung<br />

In diesem Kontext bedauerte er die Aufgabe<br />

des akademischen Grades<br />

„Diplom-Ingenieur“ im Zuge des Bologna-Prozesses,<br />

der insbesondere im<br />

Ausland als Qualitätssiegel hohe Anerkennung<br />

genießt. Er plädierte dafür, dass<br />

es wünschenswert sei, die Führung des<br />

Titels „Diplom-Ingenieur“ in geeigneter<br />

Weise als Qualitätssiegel zu erhalten.<br />

Zukunftsorientierte Stahllösungen<br />

für das Bauen im Bestand<br />

23. November <strong>2012</strong> I Messe Leipzig<br />

Preis des Deutschen Stahlbaues<strong>2012</strong>:<br />

Museum der Bayerischen Könige (Staab Architekten © Marcus Ebener)<br />

Mit freundlicher Unterstützung durch<br />

<strong>Baukammer</strong> <strong>Berlin</strong> 3/<strong>2012</strong> | 47


<strong>Baukammer</strong> / Berufspolitik / Bildung<br />

<strong>Baukammer</strong> <strong>Berlin</strong> · Gutsmuthsstr. 24 · 12163 <strong>Berlin</strong><br />

Herrn<br />

Michael Müller<br />

Senator für Stadtentwicklung und Umwelt<br />

Württembergische Str. 6<br />

10707 <strong>Berlin</strong><br />

Novellierung der HOAI<br />

Vorbereitung der 123. Bauministerkonferenz am 20./21.09.<strong>2012</strong><br />

Sehr geehrter Herr Senator Müller,<br />

auf der 123. Bauministerkonferenz bitten wir um Ihre Unterstützung bei der anstehenden Novelle der HOAI<br />

2009. Es geht unserem Berufsstand der im Bauwesen tätigen Ingenieure um die Rückführung der Planungsleistungen<br />

der Anlage 1 HOAI 2009 in den verbindlichen Teil, um eine rechtsichere angemessene Honorierung für<br />

das Planen im Bestand sowie um eine Modernisierung der Leistungsbilder und eine umfassende wirtschaftliche<br />

Überprüfung und Anpassung der Honorarsätze für Architekten- und Ingenieurleistungen. Im Einzelnen:<br />

1. Rückführung der Planungsleistungen der Anlage 1 HOAI 2009 in den verbindlichen Teil<br />

Die Herausnahme von originären Planungsleistungen (Umweltverträglichkeitsstudie, Thermische Bauphysik,<br />

Schallschutz und Raumakustik, Bodenmechanik, Erd- und Grundbau, Vermessungstechnische Leistungen -<br />

Teile VI, X-XIII HOAI 1996) aus dem verbindlichen Preisrecht und ihre Behandlung als unverbindliche Beratungsleistungen<br />

in der Anlage 1 zur HOAI 2009 ist fachlich und sachlich nicht zu rechtfertigen. Hierauf hat der Bundesrat<br />

an mehreren Stellen seines Beschlusses vom 12.06.2009 (Drucksache 395/09) in aller Deutlichkeit hingewiesen,<br />

und er hält es für erforderlich, die Auswirkungen dieser Entscheidung kritisch zu begleiten und gegebenenfalls<br />

zur Verbindlichkeit der Honorare für Beratungsleistungen zurückzukehren.<br />

Dass es sich bei den genannten Leistungen regelmäßig um originäre Planungsleistungen handelt, die Teil eines<br />

interdisziplinären Gesamtplanungsprozesses sind, wurde durch ein Gutachten der Technischen Universitäten<br />

Darmstadt und <strong>Berlin</strong> (abrufbar unter www.aho.de) entsprechend dem Prüfungsauftrag des Bundesrats wissenschaftlich<br />

untermauert. Seit der Freigabe dieser Planungsleistungen sind viele Ingenieur- und Architekturbüros<br />

angesichts des teilweise nicht mehr kostendeckenden Preiswettbewerbs in erhebliche Bedrängnis geraten.<br />

Aber auch für Auftraggeber hat die Freigabe der sog. Beratungsleistungen einen deutlichen Mehraufwand bei<br />

der Vergabe und Durchführung der Leistungen erzeugt. Dies belegt eine Befragung von Experten der Auftragnehmer-<br />

und Auftraggeberseite durch die TU Darmstadt (abrufbar unter www.aho.de), die im Wesentlichen zu<br />

folgenden Ergebnissen kommt:<br />

Verbindlich geregelte Leistungen sichern Qualität und erzeugen Kostensicherheit<br />

„Durch verbindlich geregelte Leistungen wird sowohl auf der Auftraggeber- als auch auf der Auftragnehmerseite<br />

eine Sicherheit hinsichtlich der Kosten und der Qualität erzeugt. Der Auftraggeber wird in die Lage versetzt,<br />

die zu erwartenden Honorarkosten abzuschätzen und weiß, dass die i.d.R. erforderlichen Leistungen abgedeckt<br />

sind und welchen qualitativen Standard der Planung er erwarten kann. Der Auftragnehmer wiederum weiß, mit<br />

48 | <strong>Baukammer</strong> <strong>Berlin</strong> 3/<strong>2012</strong><br />

<strong>Baukammer</strong> <strong>Berlin</strong><br />

Körperschaft des öffentlichen Rechts<br />

Gutsmuthsstr. 24<br />

D-12163 <strong>Berlin</strong> (Steglitz)<br />

eMail: info@baukammerberlin.de<br />

http://www.baukammerberlin.de<br />

Fon: (<strong>03</strong>0) 79 74 43-15<br />

Fax: (<strong>03</strong>0) 79 74 43-29<br />

Der Präsident<br />

<strong>Berlin</strong>, 11. September <strong>2012</strong>


<strong>Baukammer</strong> / Berufspolitik / Bildung<br />

welchem Honorar er betriebsintern kalkulieren kann und weiterhin, dass das Honorar im Mittel für die geschuldeten<br />

Leistungen auskömmlich ist.“ 1<br />

Unverbindlichkeit von „Beratungsleistungen“ führt zu deutlichem Mehraufwand bei der Vergabe<br />

„Eine (...) Kernaussage der Expertengespräche besteht darin, dass der Gesamtaufwand bei der Kalkulation auf<br />

der Auftragnehmerseite und der Verwaltungsakt bei der Vergabe auf der Auftraggeberseite zugenommen<br />

haben. Grund dafür ist insbesondere eine deutliche Zunahme von Angebotsanfragen bei gleichzeitiger, teils<br />

erheblicher Verschlechterung der Zuschlagsquoten.“ 2<br />

Unverbindlichkeit von „Beratungsleistungen“ führt zu Problemen bei der Angebotsauswertung<br />

„Die Experten bestätigen, dass durch die inhaltliche Inhomogenität der Angebote, eine adäquate Qualifikation<br />

auf der Auftraggeberseite für die Angebotswertung erforderlich ist, die aus Kapazitätsgründen teilweise nicht<br />

mehr vorhanden ist.“ 3<br />

Unverbindlichkeit von „Beratungsleistungen“ begünstigt Mindestsatzunterschreitung<br />

„Die Experten bestätigen, dass Leistungen, die in Leistungspaketen mit verbindlich geregelten Leistungen vergeben<br />

werden, so zum Beispiel die Bauphysik, als Preispuffer verwendet und stellenweise ohne (bzw. nicht ausreichende;<br />

Anm. d. Verf.) Vergütung angeboten werden. Dieses kann zu einer Unterschreitung der Mindestsätze<br />

der verbindlich geregelten Leistungen führen (vgl. OLG Hamburg 3 U 81/06).“ 4<br />

Unverbindlichkeit von „Beratungsleistungen“ führt zu Qualitätseinbußen<br />

„Aufgrund des gesteigerten Preiswettbewerbs und der stark gesunkenen Honorare ist es den Auftragnehmern<br />

meist nur noch möglich, die Mindestqualitätsanforderungen zu erbringen. Eine Optimierung der Planung auch<br />

hinsichtlich der Gedanken der Nachhaltigkeit (und der Energieeffizienz; Anm. d. Verf.) oder das Setzen einer<br />

„eigenen Note“ durch einen besonderen Entwurf kann nicht mehr geleistet werden.“ 5<br />

Unverbindlichkeit von „Beratungsleistungen“ führt zu deutlicher Zunahme von Nachträgen<br />

<strong>Baukammer</strong> <strong>Berlin</strong><br />

Körperschaft des öffentlichen Rechts<br />

„Die Experten konstatieren eine deutliche Zunahme des Nachtragsverhaltens der Planer. Das heißt, dass ein<br />

Transfer der Kosten von der Angebotsphase in die Ausführungsphase (Planung) stattfindet. Dies erzeugt einen<br />

erhöhten Aufwand beim Auftraggeber und beim Auftragnehmer.<br />

Weiterhin führt ein solches Vorgehen zur vermehrten Bildung von Konfliktsituationen und zu einem Anstieg der<br />

Kosten insgesamt. Das verstärkte Nachtragsmanagement sollte dem Planungsbereich ein Warnsignal sein. In<br />

1 Motzko/Löhr: Expertenbefragung zu den Auswirkungen der Einordnung der Leistungen der Umweltverträglichkeitsstudie, der<br />

Thermischen Bauphysik, des Schallschutzes und der Raumakustik, der Bodenmechanik, des Erd- und Grundbaus sowie der<br />

Vermessungstechnischen Leistungen als Beratungsleistungen infolge der 6. HOAI-Novellierung. Gutachten im Auftrag des<br />

AHO, 2011, S. 7<br />

2 Motzko/Löhr: Expertenbefragung zu den Auswirkungen der Einordnung der Leistungen der Umweltverträglichkeitsstudie, der<br />

Thermischen Bauphysik, des Schallschutzes und der Raumakustik, der Bodenmechanik, des Erd- und Grundbaus sowie der Vermessungstechnischen<br />

Leistungen als Beratungsleistungen infolge der 6. HOAI-Novellierung. Gutachten im Auftrag des AHO,<br />

2011, S.7<br />

3 Ebd., S. 8<br />

4 Ebd., S. 8<br />

5 Ebd., S. 8<br />

<strong>Baukammer</strong> <strong>Berlin</strong> 3/<strong>2012</strong> | 49


<strong>Baukammer</strong> / Berufspolitik / Bildung<br />

der Bauwirtschaft hat dieses zu einem ruinösen Wettbewerb und einer konfrontativen Haltung der Vertragsparteien<br />

in Bauprojekten geführt, die eine sachlich-ingenieurmäßige Auseinandersetzung zum Teil blockiert.“ 6<br />

Ziel des Bürokratieabbaus wird verfehlt<br />

„Der Gedanke der Vereinfachung wurde nach Meinung der Experten mit der 6. Novellierung der HOAI bisher<br />

nicht realisiert. Nach Meinung eines Experten hat man versucht, die Ingenieurleistungen mit Bauleistung gleich<br />

zu setzen. Dies ist jedoch nicht möglich, da das geschuldete Soll einer geistigen Ingenieurleistung nicht so<br />

detailliert beschrieben werden kann, wie eine Bauleistung. Würde man Ingenieurleistungen analog genau<br />

beschreiben können, wäre der Großteil der Planungsleistung schon erbracht.“ 7<br />

2. Klare, rechtssichere und angemessene Honorierung für das Planen im Bestand<br />

Der Wegfall von § 10 Abs. 3a HOAI 1996 (Anrechenbarkeit vorhandener Bausubstanz) im Zuge der HOAI 2009<br />

konnte durch die Anhebung des Umbauzuschlages im oberen Satz auf 80 % nicht kompensiert werden, was zu<br />

teilweise erheblichen Honorarminderungen geführt hat. In der Planungspraxis hat sich gezeigt, dass Umbauzuschläge<br />

allenfalls bis ca. 40 % Akzeptanz finden, so dass das vom Verordnungsgeber verfolgte Ziel der angemessenen<br />

Honorierung für das zunehmend an Bedeutung gewinnende Planen und Bauen im Bestand allein<br />

durch die Gewährung eines Zuschlags auf das Honorar, wie es der derzeitige § 35 HOAI 2009 vorsieht, nicht<br />

erreicht werden kann. Durch eine optimierte Planung können Investitionskosten im Bestand wesentlich reduziert<br />

werden. Folgerichtig wird im Abschlussbericht des BMVBS zur Evaluierung der HOAI8 vorgeschlagen,<br />

neben einer Zuschlagsregelung die Bemessungsgrundlage für die Honorarermittlung zu verbreitern, und zwar<br />

durch eine angemessene Berücksichtigung des Wertes der mitzuverarbeitenden vorhandenen Bausubstanz.<br />

Der vorgeschlagene Regelungsansatz setzt sich aus zwei Komponenten zusammen:<br />

1. der Berücksichtigung der mitzuverarbeitenden Bausubstanz (mvB) für Leistungen bei Umbauten und<br />

Modernisierungen, sowie<br />

2. dem Zuschlag auf das Honorar für Leistungen bei Umbauten und Modernisierungen.<br />

Die strittigen Fragen bei der Berücksichtigung der mitzuverarbeitenden Bausubstanz, wie beispielsweise, ob<br />

die Kosten der mitzuverarbeitenden Bausubstanz in allen Leistungsphasen anzusetzen sind oder ob der Neubauwert<br />

auch dann anzusetzen ist, wenn die mitzuverarbeitende Bausubstanz ertüchtigt werden muss, sind<br />

durch pauschale Abminderungsfaktoren für jedes Leistungsbild praxisgerecht gelöst worden. Diese verbindliche<br />

Regelung stellt einen erheblichen Fortschritt gegenüber der insoweit streitanfälligen früheren Regelung des<br />

§ 10 Abs. 3a HOAI 1996 dar. Im Zuge der vorgesehenen Rückführung des Umbauzuschlages auf die Regelungen<br />

der HOAI 1996 sollte auch die Höhe des Mindestsatzes überprüft und dieser dem Grund nach im Wortlaut<br />

der HOAI 2013 unmissverständlich geregelt werden.<br />

3. Modernisierung der Leistungsbilder<br />

Entsprechend dem Bundesratsbeschluss vom 12.06.2009 (Drucksache 359/09) wurden die Leistungsbilder der<br />

HOAI durch das Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung (BMVBS) in Absprache mit dem für<br />

50 | <strong>Baukammer</strong> <strong>Berlin</strong> 3/<strong>2012</strong><br />

<strong>Baukammer</strong> <strong>Berlin</strong><br />

Körperschaft des öffentlichen Rechts<br />

6 Motzko/Löhr: Expertenbefragung zu den Auswirkungen der Einordnung der Leistungen der Umweltverträglichkeitsstudie, der<br />

Thermischen Bauphysik, des Schallschutzes und der Raumakustik, der Bodenmechanik, des Erd- und Grundbaus sowie der<br />

Vermessungstechnischen Leistungen als Beratungsleistungen infolge der 6. HOAI-Novellierung. Gutachten im Auftrag des<br />

AHO, 2011, S.7<br />

7 Ebd., S.7<br />

8 Evaluierung HOAI- Aktualisierung der Leistungsbilder, Abschlussbericht vom 2.9.2011, Seite 409 f.


<strong>Baukammer</strong> / Berufspolitik / Bildung<br />

das Preisrecht federführenden Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie (BMWi) baufachlich modernisiert<br />

und vereinheitlicht. Die Ergebnisse sind im Abschlussbericht des BMVBS zur Evaluierung der HOAI 9<br />

dokumentiert.<br />

Dabei weisen die mit dem Abschlussbericht geänderten Leistungsbilder für die HOAI 2013 einen Mehr- und Minderaufwand<br />

gegenüber den Leistungsbildern der HOAI 1996/2009 aus, der sich in einer Anpassung der Honorartafeln<br />

niederschlagen muss. Darüber hinaus besteht jedoch auch bei den Leistungsbildern, deren Grundleistungskatalog<br />

im Zuge der Novellierung nicht verändert wurde, allein durch die sich im Zeitraum von 1992 bis<br />

<strong>2012</strong> sowohl quantitativ als auch qualitativ erheblich erweiterten technischen und rechtlichen Rahmenbedingungen<br />

ein Anpassungsbedarf bei den Honorartafeln.<br />

4. Umfassende wirtschaftliche Überprüfung und Anpassung der Honorarsätze für Architekten- und<br />

Ingenieurleistungen<br />

Ein wesentlicher Bestandteil der laufenden Novellierungsarbeiten ist die vom Bundesrat geforderte Überprüfung<br />

der Honorarstruktur. Die seit 1996 erstmalig erfolgte pauschale Anhebung aller Honorarsätze um 10 % im<br />

Jahr 2009 hat durch grundlegende Änderungen einzelner Tatbestände der HOAI (z.B. Bauen im Bestand, Auftrag<br />

für mehrere Objekte) an vielen Stellen zu teilweise erheblichen Honorarminderungen geführt. Die honorarmindernden<br />

Tatbestände der HOAI 2009 sind adäquat zu korrigieren. Darüber hinaus ist eine wirtschaftliche<br />

Anpassung der Honorartafeln erforderlich, die der komplexen Entwicklung des Planungsgeschehens und der<br />

wirtschaftlichen Situation in den Architektur- und Ingenieurbüros Rechnung trägt. Im Rahmen der laufenden<br />

Überprüfung durch das BMWi sollten sowohl die im BMVBS- Abschlussbericht aktualisierten Leistungsbilder<br />

als auch die allgemeinen Veränderungen des Planungsaufwandes und -ablaufs seit 1996, bedingt durch veränderte<br />

normative und rechtliche Rahmenbedingungen, aber auch durch gestiegene Anforderungen an die Planung<br />

im Hinblick auf Komplexität, Nachhaltigkeit und Energieeffizienz angemessen berücksichtigt werden.<br />

Schließlich sind die Verläufe der Honorarkurven als solche anzupassen, da diese etwa den Aufwand bei kleinen<br />

Projekten (geringe Baukosten, kleine Flächen) nicht abdecken.<br />

Mit freundlichen Grüßen<br />

Dr.-Ing. Jens Karstedt<br />

<strong>Baukammer</strong> <strong>Berlin</strong><br />

Körperschaft des öffentlichen Rechts<br />

9 Evaluierung HOAI- Aktualisierung der Leistungsbilder, Abschlussbericht vom 2.9.2011, abrufbar unter www.aho.de.<br />

<strong>Baukammer</strong> <strong>Berlin</strong> 3/<strong>2012</strong> | 51


<strong>Baukammer</strong> / Berufspolitik / Bildung<br />

Seit 1. Mai ist<br />

Professor Dr.<br />

Horst Hippler<br />

Präsident der<br />

Hochschulrektorenkonferenz<br />

(HRK). Der Physikochemiker<br />

und Präsident<br />

des Karlsruher<br />

Instituts für<br />

Foto: www.hrk.de<br />

Technologie<br />

(KIT) war unter anderem Gründungspräsident<br />

der TU9, Zusammenschluss<br />

der neun größten technischen Universitäten<br />

Deutschlands.<br />

Herr Professor Hippler, zunächst noch<br />

einmal Gratulation - seit 1. Mai sind Sie<br />

Präsident der Hochschulrektorenkonferenz<br />

(HRK), die sich als „Stimme aller<br />

Hochschulen“ versteht.<br />

Was ist damit konkret gemeint und welchen<br />

Einfluss auf die Bildungspolitik hat<br />

die HRK?<br />

Die HRK will für die Hochschulen in<br />

Deutschland eine starke Stimme gegenüber<br />

Öffentlichkeit, Politik und Medien<br />

sein. In ihren 267 Mitgliedshochschulen<br />

sind über 94 Prozent der Studierenden<br />

eingeschrieben. Mit diesem Gewicht<br />

wird sie – bildungs- und forschungspolitisch<br />

– gehört und gefragt.<br />

Als Physikochemiker und Gründungspräsident<br />

der TU9, Zusammenschluss der<br />

neun größten Technischen Unis<br />

Deutschlands, setzen Ingenieure große<br />

Hoffnungen in Ihre Präsidentschaft, vor<br />

allem was eine Förderung der so genannten<br />

MINT-Fächer und angegliederte Wissenschaft<br />

angeht. Was ist Ihr erstes<br />

Anliegen bei der HRK?<br />

Natürlich liegen mir diese Themen weiterhin<br />

besonders am Herzen. Aber wenn<br />

sie nach dem ersten Anliegen bei der<br />

HRK fragen, so ist das die Grundfinanzierung<br />

der Hochschulen. Die ist gegenüber<br />

Sachverständigenrat:<br />

Englisch bremst<br />

In Deutschland gibt es mittlerweile mehr<br />

als 1.300 Studiengänge ausschließlich<br />

oder teilweise auf Englisch. Aber längst<br />

nicht alle ausländischen Studierenden<br />

52 | <strong>Baukammer</strong> <strong>Berlin</strong> 3/<strong>2012</strong><br />

Neuer Präsident der Hochschulrektorenkonferenz<br />

Hippler: Diplom-Ingenieur erhalten<br />

den kontinuierlich steigenden Drittmitteln<br />

so dramatisch zurückgeblieben,<br />

dass die Hochschulen an manchen Stellen<br />

keine vernünftigen Rahmenbedingungen<br />

für diese Drittmittelforschung<br />

mehr bieten und die hohen Studierendenzahlen<br />

nur noch mit Hilfe befristeter<br />

Sondermittel bewältigen können. Das ist<br />

ein unerträglicher Zustand.<br />

Vor dem Hintergrund des aktuellen Fachkräftemangels<br />

in Ingenieurberufen: Kann<br />

die HRK die Begeisterung für technischnaturwissenschaftliche<br />

Studiengänge<br />

fördern?<br />

Die HRK als hochschulpolitischer Player<br />

gibt Anstöße – regt Förderprogramme an<br />

oder stellt ihren Mitgliedern gute Modelle<br />

für die Zusammenarbeit von Hochschulen<br />

und Schulen vor. Sie verfügt aber<br />

nicht über eigene Mittel, um die Dinge<br />

voran zu treiben. Mein Eindruck ist aber,<br />

dass auf diesem Feld inzwischen eine<br />

Menge passiert.<br />

In den Ingenieurwissenschaften registrieren<br />

die Universitäten eine extrem hohe<br />

Abbrecherquote (über 50 Prozent). Woran<br />

liegt das Ihrer Meinung nach?<br />

Es mangelt an der Studierfähigkeit. Heute<br />

werden immer mehr junge Menschen<br />

in immer kürzerer Zeit zum Abitur geführt.<br />

Im Resultat bringen sie dann häufig nicht<br />

das mit, was anspruchsvolle Fächer wie<br />

die Ingenieurwissenschaften erfordern.<br />

Was denken Sie, kann man dagegen tun?<br />

Im Grunde brauchen wir flächendecken<br />

Vorsemester, in denen die Anfänger lernen,<br />

was ein wissenschaftliches Studium<br />

bedeutet, und in denen die fehlenden<br />

Grundlagen für das gewählte Fach vermittelt<br />

werden.<br />

Sie plädieren für den Ingenieur-Master<br />

als Regelabschluss und sprechen sich<br />

gegen das Promotionsrecht für Fachhochschulen<br />

aus. Warum?<br />

Es liegt auf der Hand, dass in sechs<br />

freuen sich darüber. Laut Studie des<br />

Sachverständigenrates deutscher Stiftungen<br />

für Integration und Migration<br />

möchten die meisten in Deutschland<br />

studierenden Ausländer nach ihrem<br />

Abschluss auch hier arbeiten, und dass<br />

dies nur wenigen gelinge, liege nicht nur<br />

Semestern kein wissenschaftlich fundierter<br />

Ingenieur herangebildet werden<br />

kann. Die deutsche Ingenieurausbildung<br />

läuft zweigleisig: Die Fachhochschulen<br />

mit ihrer Praxisorientierung bilden sehr<br />

erfolgreich in sieben Semestern anwendungsorientierte<br />

Ingenieure aus. Zwei<br />

Drittel der deutschen Ingenieure kommen<br />

aus einer Fachhochschule. Die Universitäten<br />

brauchen für ihre wissenschaftlich<br />

fundierte Ausbildung zehn<br />

Semester wie bei den früheren Diplom-<br />

Studiengängen. Die Promotion stellt<br />

dann die erste eigenständige wissenschaftliche<br />

Leistung dar. Die Universitäten<br />

orientieren ihre Ausbildung an den<br />

Erfordernissen einer wissenschaftlichen<br />

Laufbahn und sie bieten das erforderliche<br />

Forschungsumfeld. Es gibt allerdings<br />

sehr erfolgreiche Modelle einer<br />

gemeinsamen Betreuung von Promotionen<br />

durch Universitäts- und Fachhochschulprofessoren.<br />

Was spricht gegen den Ingenieur-Bachelor<br />

als Abschluss?<br />

Ich plädiere für den Master als Regelabschluss<br />

an den Universitäten. Der universitäre<br />

Ingenieur-Bachelor kann zwar die<br />

Grundlage für eine berufliche Laufbahn<br />

oder ein weiterführendes Studium bieten,<br />

die ingenieurwissenschaftliche<br />

Basiskenntnisse erfordern. Eine solche<br />

Karriere ist aber eher die Ausnahme. Für<br />

den FH- Bachelor dagegen bieten sich<br />

sehr gute Berufsfelder.<br />

Warum wollen Sie den Diplom-Ingenieur<br />

wieder einführen?<br />

Weil ich diese Marke für einen Wert halte,<br />

auf den man nicht ohne Not verzichten<br />

sollte. Der Diplom-Ingenieur ist weltweit<br />

bekannt und eng verknüpft mit der Wertschätzung<br />

für die deutsche Ingenieurskunst.<br />

Die Fragen stellte Dipl.-Red. (FH) Katrin<br />

Lessing, Pressereferentin der Ingenieurkammer<br />

Baden-Württemberg.<br />

an Informationsmängeln und den rechtlichen<br />

Rahmenbedingungen, sondern<br />

vor allem an fehlenden Deutschkenntnissen.<br />

Und die fehlen ihnen genau deshalb,<br />

weil sie in Deutschland nicht auf<br />

Deutsch studieren. wk<br />

Quelle: Sprachnachrichten III/<strong>2012</strong>


Die Weiterbildungspflicht<br />

in<br />

hoch qualifizierten<br />

Berufen am<br />

Beispiel der Ingenieure<br />

wurde von<br />

der Bauingenieurin<br />

Birgit Jubin in<br />

ihrer Abschlussarbeit<br />

im Rahmen<br />

eines erwachsenenpädagogischen<br />

Zusatzstudiums<br />

betrachtet. Dazu verglich sie die Bildungsarbeit<br />

in zwei ausgewählten Ingenieurkammern.<br />

Die Weiterbildungspflicht für Ingenieure<br />

(und andere Berufsgruppen) wird von<br />

den Betroffenen in den dafür verantwortlichen<br />

Organisationen immer wieder diskutiert.<br />

Im Fokus stand daher die Frage,<br />

wie sich der Widerspruch zwischen der<br />

Verpflichtung zur Weiterbildung und der<br />

Eigenverantwortung der Ingenieure in<br />

der Realität darstellt und wie die Kammern<br />

damit umgehen. Untersucht wurde<br />

Weiterbildungspflicht für Ingenieure<br />

Untersuchung zur Weiterbildung in Ingenieurkammern<br />

Dipl.-Ing. Birgit Jubin<br />

im Einzelnen, wie die Bildungsarbeit organisiert<br />

ist, welche Veranstaltungen in welcher<br />

Form angeboten werden, wie die<br />

Mitglieder angesprochen und einbezogen<br />

werden und wodurch sich unterschiedliche<br />

Herangehensweisen in den ausgewählten<br />

Kammern begründen lassen.<br />

Es zeigte sich, dass die Kammern insbesondere<br />

durch das ehrenamtliche Engagement<br />

ihrer Mitglieder („Ingenieure für<br />

Ingenieure“) beste Voraussetzungen bieten,<br />

um ein bedarfsgerechtes interessantes,<br />

aktuelles und vielfältiges Weiterbildungsprogramm<br />

anbieten zu können.<br />

Die hohe Priorität der Weiterbildung in<br />

den Kammern spiegelt sich in ihrer strukturellen<br />

Verankerung auf allen Organisationsebenen<br />

wider. Der Widerspruch zwischen<br />

einer Verpflichtung zur Weiterbildung<br />

und der Eigenverantwortung und<br />

Selbstbestimmung der Ingenieure bei<br />

deren Umsetzung wird jedoch insbesondere<br />

in der Frage der Teilnahme an entsprechenden<br />

Veranstaltungen und deren<br />

Nachweisführung deutlich. Hierbei<br />

<strong>Baukammer</strong> / Berufspolitik / Bildung<br />

scheint ein permanenter, sehr aktiv<br />

gestalteter Austausch zwischen Kammergremien<br />

und Mitgliedern am besten<br />

geeignet zu sein, um einen weitgehenden<br />

Interessenausgleich herbeizuführen,<br />

wobei die engagierte Mitwirkung der<br />

Kammermitglieder, darunter insbesondere<br />

auch der jüngeren, wünschenswert<br />

ist. Veranstaltungen, die den direkten<br />

Erfahrungsaustausch zwischen den<br />

Ingenieuren ermöglichen, haben sich als<br />

besonders erfolgreich erwiesen. Für die<br />

Zukunft sind aber auch weitere Ideen für<br />

die Bildungsarbeit zu prüfen wie z. B.<br />

mehr Kooperationen oder die stärkere<br />

Nutzung elektronischer Medien, um die<br />

zeitlichen und finanziellen Ressourcen<br />

der Ingenieure und der einzelnen Kammern<br />

zu schonen. Letztendlich trägt<br />

regelmäßige Weiterbildung auch dazu<br />

bei, dass Ingenieure und ihre Leistungen<br />

in der Öffentlichkeit angemessen wahrgenommen<br />

und gewürdigt werden.<br />

Die Arbeit wurde als Broschüre veröffentlicht.<br />

48 % aller Ingenieur-Studenten an Unis brechen ab<br />

Arbeitgeber beklagen Ressourcenverschwendung:<br />

Nordmetall betreibt bereits drei Projekte „gegen den Talente-Schwund“<br />

Die hohen Abbrecherquoten in den MINT-<br />

Studiengängen (Mathematik, Informatik,<br />

Naturwissenschaft, Technik) lassen das<br />

Engagement der Wirtschaft in der Nachwuchswerbung<br />

zu einem erheblichen Teil<br />

verpuffen. Allein beim Arbeitgeberverband<br />

Nordmetall und seiner Nordmetall-<br />

Stiftung betragen die Investitionen in die<br />

Fachkräftegewinnung mehrere Millionen<br />

Euro pro Jahr. „Alle unsere Mühen bei<br />

Schulabgängern und Studienanfängern<br />

sind umsonst, wenn die Hälfte der Studierenden<br />

dann nicht bis zum Abschluss<br />

durchhält“, so Peter Golinski, Leiter Bildungspolitik<br />

bei Nordmetall.<br />

Aus der aktuellen Studie der Hochschul-<br />

Informations-System GmbH (HIS) zur<br />

Entwicklung der Studienabbruchquoten<br />

an den deutschen Hochschulen geht<br />

hervor, dass die Quote in Mathematik/<br />

Naturwissenschaften bei 39 % und in<br />

den Ingenieurwissenschaften bei 48 %<br />

liegt – in den Spezialisierungen Maschi-<br />

nenbau und Elektrotechnik sogar bei<br />

53 %. An den Fachhochschulen ist die<br />

Abbruchquote geringer, aber in Mathematik/Naturwissenschaften<br />

und Ingenieurwissenschaften<br />

mit jeweils 30 %<br />

immer noch hoch. Gegenüber der Vorgängerstudie<br />

sind die Werte sogar<br />

gestiegen.<br />

„Volkswirtschaftlich betrachtet ist das<br />

Ressourcenverschwendung. Wir erwarten<br />

von den Hochschulen nicht nur eine<br />

intensivere Beratung, bessere Vorauswahl<br />

und Betreuung der Studenten, sondern<br />

auch die Beschäftigung mit der<br />

Qualität der eigenen Lehre“, so Golinski.<br />

Unis hätten hier noch mehr zu tun als<br />

Fachhochschulen.<br />

Vor dem Hintergrund der Entwicklung hat<br />

Nordmetall mittlerweile drei Projekte zur<br />

Verbesserung der Hochschullehre aufgelegt:<br />

An der TU Hamburg-Harburg gibt es<br />

das Projekt „Aktives Lernen im Ingenieurstudium“,<br />

in dem Lehr- und Lernmateria-<br />

lien entwickelt werden, mit denen Studenten<br />

aktiver in Vorlesungen und Übungen<br />

mitarbeiten können. Außerdem wird in<br />

ausgewählten Vorlesungen per „Zuschauerfrage“<br />

ermittelt, ob alle Studenten den<br />

Vortrag des Professors verstanden haben.<br />

An der Hochschule Emden fördern Nordmetall-Stiftung<br />

und die Stiftung der<br />

Metall-Industrie im Nordwesten das Projekt<br />

“MentorING”, ein umfassendes<br />

Beratungs- und Betreuungsprogramm,<br />

das die Studenten ganz früh zu Studienbeginn,<br />

bereits deutlich vor den sogenannten<br />

„Fachtutorien“ auf die bevorstehenden<br />

neuen Lebens- und Lernsituationen<br />

vorbereitet.<br />

Außerdem bieten Nordmetall- und Töpfer-Stiftung<br />

jedes Jahr „Sommerakademien“<br />

für neu berufene Professoren an,<br />

die sich dann gemeinsam mit neuen<br />

Methoden zur Verbesserung ihrer eigenen<br />

Arbeit beschäftigen können.<br />

(Nordmetall)<br />

<strong>Baukammer</strong> <strong>Berlin</strong> 3/<strong>2012</strong> | 53


<strong>Baukammer</strong> / Berufspolitik / Bildung<br />

Gute Abinoten einerseits – andererseits Uniabbruchquoten<br />

bei den MINT-Fächern von 50 Prozent,<br />

deutsche Sprachkenntnisse mangelhaft<br />

Der Philosophische Fakultätentag (PhFT)<br />

hat jüngst in einer Umfrage unter 135<br />

Fakultäten bestürzende Qualitätsmangel<br />

bei den Studienanfängern ausgemacht.<br />

Das Ergebnis dieser Umfrage, so der<br />

Vorsitzende des Fakultätentags, Prof. Dr.<br />

Gerhard Wolf in einem Interview von<br />

deutschlandradio.de vom 23.07.<strong>2012</strong><br />

(http://www.dradio.de/dkultur/sendungen/thema/1818985/)<br />

sei derart schokkierend<br />

gewesen, dass man sich dazu<br />

entschlossen habe, dies nicht alles zu<br />

veröffentlichen. Abgesehen von den<br />

bekannten Abbrecherquoten in den<br />

naturwissenschaftlichen Fächern von 50<br />

Prozent (so deutschlandradio.de in diesem<br />

Beitrag und vgl. auch oben stehenden<br />

Bericht) gebe es bei der Rechtschreibung,<br />

der Orthographie, der<br />

54 | <strong>Baukammer</strong> <strong>Berlin</strong> 3/<strong>2012</strong><br />

Umfrage fördert erschreckende Defizite bei Studienanfängern zutage.<br />

Voraussetzung<br />

für die Wissensgesellschaft<br />

4ING, die Dachorganisation der Fakultätentage<br />

der Ingenieurwissenschaften<br />

und der Informatik an Universitäten, hat<br />

Standards für die Qualitätssicherung<br />

ihrer Promotionen formuliert.<br />

Prinzipien der deutschen Promotion<br />

in Ingenieurwissenschaften und<br />

Informatik<br />

1. Kern der Promotion ist die eigene,<br />

selbständige und originäre Forschungsleistung,<br />

die wesentlich zum<br />

Erkenntnisfortschritt im jeweiligen<br />

Fach beiträgt.<br />

2. Der Doktorand oder die Doktorandin<br />

ist in ein wissenschaftliches Umfeld<br />

mit anderen Forschern und Forscherinnen<br />

eingebunden und wird von<br />

einem Professor oder einer Professorin<br />

angeleitet.<br />

3. Die Promotion (dritter Zyklus im Bologna-Prozess)<br />

ist Berufstätigkeit als<br />

Nachwuchsforscher, sie ist kein Studium.<br />

4. Die Ausbildung zum Forscher findet<br />

vor der Promotionsphase im ersten<br />

und zweiten Studienzyklus (Bachelor<br />

und Master) statt.<br />

Beherrschung von Grammatik und Syntax<br />

gravierende Mängel. Es sei insgesamt<br />

eine „mangelnde Fähigkeit beobachtet<br />

worden, selbständig zu formulieren,<br />

zusammenhängende Texte zu<br />

schreiben und vor allem auch eine mangelnde<br />

Fähigkeit, bei der Lesekompetenz,<br />

also etwa bei Vorträgen mitzuschreiben“.<br />

Den Studenten falle es<br />

„schwer, den roten Faden eines Textes zu<br />

begreifen“ und sie seien „nicht in der<br />

Lage, dem Verlauf einer Vorlesung in<br />

ihren Exzerpten so zu folgen, dass sie<br />

das nachher mit Gewinn noch verwenden<br />

könnten“. Auch die Resonanz aus<br />

der Neuphilologie, Englisch und Französisch,<br />

sei „bedrückend“. Trotz vermehrter<br />

Auslandsaufenthalte sei es nicht<br />

gelungen, das Niveau dem Verständnis<br />

5. Die individuelle Leistung des Doktoranden<br />

muss erkennbar sein. Sie wird<br />

in der Regel durch eine schriftliche<br />

Dissertation nachgewiesen.<br />

6. Die Fakultät bestimmt hervorragend<br />

ausgewiesene Wissenschaftler ihres<br />

Faches, welche die wissenschaftliche<br />

Leistung des Doktoranden<br />

begutachten.<br />

7. Das Promotionsverfahren schließt<br />

mit einer mündlichen Prüfung ab, die<br />

zusammen mit der Dissertation eine<br />

differenzierte Aussage über die Leistung<br />

des Doktoranden erlaubt.<br />

8. Die Dissertation muss publiziert werden,<br />

auch damit sie öffentlich kritisierbar<br />

ist.<br />

9. Nur die Universitäten sind Träger des<br />

Promotionsrechts.<br />

10. Innerhalb der Universitäten übernehmen<br />

die Fakultäten die Verantwortung<br />

für die Qualität der Promotionsverfahren.<br />

Schlussbemerkungen<br />

Die vorstehend genannten Prinzipien<br />

entsprechen in vollem Umfang den als<br />

Salzburg II bekannten Empfehlungen der<br />

European University Association (EUA).<br />

von fachwissenschaftlichen Texten<br />

anzupassen. Eine höhere Medienkompetenz<br />

sei hingegen auszumachen. Das<br />

aber lange nicht, so der Vorsitzende des<br />

philosophischen Fakultätentages, ein<br />

geisteswissenschaftliches Studium aufzunehmen<br />

und um Naturwissenschaften<br />

sei es nicht besser gestellt. Er habe den<br />

Eindruck, dass schon in den Schulen die<br />

Bildungsstandards nicht beachtet würden.<br />

Man wolle aber keine Kritik an den<br />

Schulen üben, weil man dann sofort auch<br />

die Politik als Gegner habe. Das nämlich<br />

wolle man vermeiden.<br />

Quelle:<br />

http://www.dradio.de/dkultur/sendunge<br />

n/thema/1818985/ vom 23.07.<strong>2012</strong><br />

Grundsätze zur Promotion in Ingenieurwissenschaften und<br />

Informatik an deutschen Universitäten<br />

Es ist selbstverständlich, dass die Fähigkeiten<br />

und Kompetenzen des Doktor/<br />

Ingenieurs auf der Stufe 8 des europäischen<br />

Qualifikationsrahmens. (EQF) einzuordnen<br />

sind. Die Qualifikation zum<br />

Forscher wird bereits durch die Eingangsvoraussetzungen<br />

zur Promotion<br />

abgesichert<br />

Wir weisen nachdrücklich darauf hin,<br />

dass somit eine Ingenieur? Promotion<br />

oder eine Promotion in Informatik alle<br />

nachfolgend aufgeführten Kriterien zu<br />

erfüllen hat:<br />

• Sie basiert auf einem ausgewiesenen<br />

Forschungsprojekt;<br />

• Sie trägt signifikant zur Generierung<br />

neuen Wissens bei;<br />

• Sie umfasst eine auf wissenschaftlichen<br />

Forschungsergebnissen beruhende<br />

fundierte Dissertationsschrift;<br />

• Sie muss veröffentlicht werden;<br />

• Sie basiert nicht lediglich auf Standardwissen.<br />

4ING erklärt ausdrücklich, dass Abschlussformen,<br />

die nicht alle dieser vorgenannten<br />

Kriterien erfüllen, nicht mit<br />

dem Titel “Doktor” bezeichnet werden<br />

dürfen.


Erfahrungen in den Ingenieurwissenschaften<br />

und in der Informatik zeigen,<br />

dass der Wissenstransfer zwischen der<br />

Wissenschaft und der Praxis dadurch<br />

gewährleistet wird, dass Doktor?<br />

Ingenieure in führenden Positionen in der<br />

EUREF-Campus – Stadtquartier von morgen<br />

<strong>Baukammer</strong> / Berufspolitik / Bildung<br />

Industrie tätig werden und wiederum führende<br />

Köpfe aus der Industrie in die Wissenschaft<br />

zurückkehren.<br />

Das Areal in <strong>Berlin</strong>-Schöneberg entwickelt sich<br />

zum ökologisch und ökonomisch nachhaltigen Wissenschafts- und Wirtschaftsstandort<br />

Die Energiewende hat bereits begonnen<br />

– zumindest auf dem fünf Hektar<br />

großen EUREF-Campus rund um den<br />

alten Gasometer in <strong>Berlin</strong>-Schöneberg.<br />

Zentral und verkehrsgünstig<br />

mitten in der Metropole gelegen, wird<br />

hier die Vision von der „Intelligenten<br />

Stadt der Zukunft“ entwickelt. Das Ziel<br />

ist ein europaweit beispielhaftes<br />

Stadtquartier mit ökologisch und ökonomisch<br />

nachhaltigen Ideen für diesen<br />

Wissenschafts- und Wirtschaftsstandort,<br />

der, nach dem Ende des Ausbaus,<br />

rund 25 denkmalgeschützte<br />

Backsteingebäude, moderne Neubauten<br />

und attraktive Grün-, Park- und<br />

Freiflächen umfassen wird.<br />

Solar- und Windkraft, Biogas und Tiefengeothermie,<br />

eine intelligente Verbrauchssteuerung<br />

und „Green Building“-Zertifikate<br />

für alle Neubauten sollen für eine<br />

nahezu CO2-neutrale Energieversorgung<br />

und damit für niedrige Verbrauchskosten<br />

sorgen. Die nach und nach entstehenden<br />

Neubauten genügen strengen Energieef-<br />

Geplant ist auch eine Heizversorgung mit<br />

Geothermie (schematische Darstellung)<br />

©GASAG<br />

fizienzkriterien und sind mit neuester<br />

CO2-neutraler Heiz- und Kühltechnik<br />

ausgestattet: energiesparende Dämmstoffe,<br />

dreifach verglaste Fenster, intelligente<br />

Fassaden und andere Bauteile aus<br />

gesundheits- und umweltverträglichen<br />

Materialien.<br />

Schon beherbergt der EUREF-Campus<br />

Industrie- und Forschungspartner, mit<br />

denen die Konzepte für die „Stadt von<br />

morgen“ entwickelt und umgesetzt werden<br />

können. Auch befinden sich bereits<br />

einige E-Mobile inklusive Ladestationen<br />

auf dem Campusgelände. Sie sind<br />

öffentlich nutzbar, werden aus regenerativen<br />

Energien gespeist und können bis<br />

zu 30 Elektrofahrzeuge gleichzeitig<br />

laden. Auch die ersten neuartigen Windräder<br />

sowie 90 dezentrale Fotovoltaik-<br />

Anlagen sind bereits installiert, zwei Wärmepumpen<br />

und ein Biogas-Blockheizkraftwerk<br />

sind in Betrieb. Ein „Micro<br />

Smart Grid“, ein einzigartiges intelligentes<br />

Stromnetz, kann seit einigen Monaten<br />

bereits in Echtzeit genauestens verfolgen<br />

und überwachen, wo auf dem<br />

gesamten Campus wie viel Strom verbraucht<br />

wird. Wenn morgens das Licht<br />

angeht oder wenn Günther Jauch unter<br />

heißem Scheinwerferlicht mit seinen<br />

Talkgästen diskutiert, dann gibt es extreme<br />

Ausschläge auf den Bildschirmen.<br />

So soll der gesamte EUREF-Campus rund um Gasometer, Wasserturm und Messelbau, die schon weitgehend restauriert und ausgebaut<br />

sind, einmal aussehen. In zwei weiteren Ausbauphasen bis 2018 entstehen weitere Büro- und Produktionsgebäude ©EUREF AG<br />

<strong>Baukammer</strong> <strong>Berlin</strong> 3/<strong>2012</strong> | 55


<strong>Baukammer</strong> / Berufspolitik / Bildung<br />

Damit rückt Reinhard Müller, Investor,<br />

Geschäftsführer und Initiator des<br />

EUREF-Campus, seinem Fernziel näher,<br />

das gesamte Gelände mit lokalen regenerativen<br />

Energien von der Stromversorgung<br />

unabhängig zu machen sowie den<br />

Verbrauch durch weitere Speichermedien<br />

umweltschonend zu steuern.<br />

Und auch die Liste der neuen „Bewohner“<br />

des EUREFCampus füllt sich weiter:<br />

Im Wasserturm, dem Standort der TU-<br />

Master-Studiengänge, siedelt sich auch<br />

56 | <strong>Baukammer</strong> <strong>Berlin</strong> 3/<strong>2012</strong><br />

das neu gegründete Mercator Research<br />

Institute on Global Commons and Climate<br />

Change (MCC) an. Es wird geleitet von<br />

TU-Professor Dr. Ottmar Edenhofer,<br />

gleichzeitig stellvertretender Direktor<br />

und Chefökonom des Potsdam-Instituts<br />

für Klimafolgenforschung.<br />

Es leistet interdisziplinäre Forschungsbeiträge<br />

zu Fragen des nachhaltigen<br />

Wachstums. 17 Millionen Euro hat die<br />

Stiftung Mercator in dieses Klimaforschungsprojekt<br />

investiert. Ebenso hat<br />

das „Climate-KIC Deutschland“, das millionenschwereEU-Klimaforschungsprojekt,<br />

an dem auch die TU <strong>Berlin</strong> maßgeblich<br />

beteiligt ist, seinen Sitz bereits auf<br />

dem innovativen Campus.<br />

www.eurefcampus.de<br />

Herausforderungen der Energiewende meistern<br />

TU <strong>Berlin</strong> startet drei Studiengänge mit diesem Profil<br />

Patricia Pätzold<br />

Quelle: TU <strong>Berlin</strong>, Patricia Pätzold<br />

Bald schon werden die ersten Studierenden das denkmalgeschützte Kessel und Maschinenhaus, den sogenannten Wasserturm,<br />

mit Leben füllen. Ab dem kommenden Wintersemester wird die TU <strong>Berlin</strong> in dem Klinkerbau von Architekt Alfred Messel neben<br />

dem ehemaligen Gasometer auf dem EUREF-Campus in Schöneberg drei einzigartige und zukunftsträchtige weiterbildende<br />

Master-Studiengänge anbieten, die als erstes Master-Programm direkt auf die Herausforderungen der Energiewende ausgerichtet<br />

sind. Thema: „Stadt und Energie“.<br />

Der Bau wird derzeit für den Studien- und Forschungsbetrieb saniert. Am 14. Juni <strong>2012</strong> war Richtfest.<br />

„Die drei disziplinübergreifenden Studiengänge ,Energieeffizientes Bauen und Betreiben von Gebäuden’, ,Urbane Versorgungsinfrastrukturen’<br />

sowie ,Energieeffiziente urbane Verkehrssysteme’ greifen zentrale Herausforderungen der Zukunft auf, für deren<br />

Lösung es gut ausgebildeter Studierender mit breit gefächertem Kompetenzspektrum bedarf. Sowohl für Absolventinnen und<br />

Absolventen als auch für die Lehrenden in diesem dynamischen und national sowie international sehr nachgefragten Feld sehe ich<br />

daher exzellente Zukunftsaussichten“, sagt Dr. Gabriele Wendorf, als TU-Vizepräsidentin unter anderem zuständig für Nachwuchsförderung<br />

und wissenschaftliche Weiterbildung.<br />

Maximal 30 Studierende pro Jahr- und Studiengang sind hier eng mit der aktuellen Forschung verbunden. Lebendige Kooperationen<br />

mit den auf dem EUREFCampus angesiedelten renommierten Unternehmen sorgen für das praxisorientierte Umfeld. Und<br />

inspiriert werden die Studierenden außerdem durch ihren eigenen Standort. Sowohl die Alt- als auch die geplanten Neubauten<br />

unterliegen strengen Energieeffizienzkriterien.<br />

So entsteht auf dem EUREF-Campus eine Community aus angewandter Forschung, Wirtschaft und Politikberatung im Sinne nachhaltigen<br />

Handelns. Die inhaltliche Ausgestaltung der Studiengänge liegt fakultätsübergreifend in den Händen des „Innovationszentrums<br />

Energie“ (IZE) der TU <strong>Berlin</strong> unter der Leitung seines Sprechers Prof. Dr. Frank Behrendt. Im IZE ist das Expertenwissen der<br />

vielfältigen Forschungsfelder aller für das Master-Programm relevanten Studienbereiche gebündelt und vernetzt. Die Studierenden<br />

der Masterstudiengänge melden sich über die TU-Campus EUREF gGmbH an und werden als Studierende bei der TU <strong>Berlin</strong><br />

eingeschrieben. Die TU-Campus EUREF gGmbH ist ein An-Institut der TU <strong>Berlin</strong>. Sie beauftragt Lehrende der TU <strong>Berlin</strong> mit der<br />

Durchführung des Lehrbetriebs. Das An-Institut ist außerdem Partner in internationalen Projekten, zum Beispiel dem „Internationalen<br />

Schaufenster Elektromobilität <strong>Berlin</strong>-Brandenburg“.<br />

Begleitet und strategisch weiterentwickelt wird das An-Institut von einem wissenschaftlichen Beirat unter Vorsitz von Prof. Dr. Dr.<br />

h. c. Reinhard F. Hüttl, dem wissenschaftlichen Vorstand und Vorstandsvorsitzenden des Helmholtz-Zentrums Potsdam – Deutsches<br />

GeoForschungsZentrum – GFZ. pp<br />

info@campus-euref.tu-berlin.de www.campus-euref.tu-berlin.de


Hintergrund<br />

Klimawandel, Globalisierung, Ressourcenknappheit,<br />

wachsender CO2-Ausstoß<br />

durch schlecht sanierte Gebäude<br />

und Baumängel – Stichworte wie diese<br />

beherrschen die tägliche Berichterstattung.<br />

Im Zentrum dieser Debatten stehen<br />

energieeffizientes Bauen und der<br />

umweltschonende Betrieb von Gebäuden.<br />

Fragen werden verstärkt gestellt,<br />

welche nachhaltigen Alternativen, Technologien<br />

und Verfahren es für Bau bzw.<br />

Umbau und Betrieb von Neu- und<br />

Bestandsbauten gibt und welche Aspekte<br />

schon bei der Planung berücksichtigt<br />

werden müssen. In dem neuen Masterstudiengang<br />

der TU <strong>Berlin</strong> werden neueste<br />

Erkenntnisse aus der Forschung in<br />

Kombination mit praktischer Anwendung<br />

im Rahmen konkreter Ansätze für „Energieeffizientes<br />

Bauen und Betreiben von<br />

Gebäuden (M.Sc.)“ vermittelt. Der Studiengang<br />

liefert gezielt das Wissen für<br />

neue Anforderungen und Geschäftsfelder<br />

in Planung, Bau, Marketing und<br />

Betrieb.<br />

Energieeffizientes Bauen und<br />

Betreiben von Gebäuden<br />

Dieser Masterstudiengang ist einer von<br />

drei neuen weiterbildenden Studiengängen<br />

der TU <strong>Berlin</strong> zum Thema „Stadt und<br />

Energie“. Er richtet sich an junge Berufstätige<br />

mit Bachelor-, Master- oder<br />

Diplom-Abschluss für Architektur, Bauingenieurwesen,<br />

Energietechnik, wirtschafts-<br />

oder ingenieurwissenschaftliche<br />

Studiengänge mit Baubezug oder verwandte<br />

Studiengänge und einer in der<br />

Regel zumindest einjährigen Berufspraxis..<br />

In vier Semestern werden Kenntnisse<br />

zur Erhöhung der Energieeffizienz und<br />

Nutzung erneuerbarer Energien im<br />

Gebäudebereich vermittelt und abschließend<br />

mit einem Masterabschluss der TU<br />

<strong>Berlin</strong> dokumentiert. Der modular aufgebaute<br />

Studiengang erfüllt die Anforderun-<br />

Masterstudiengang der TU <strong>Berlin</strong> zum Thema „Stadt und Energie“<br />

gen der Bologna-Erklärung zur Vereinheitlichung<br />

des Europäischen Hochschulraums.<br />

Inhalte und Ziele<br />

Der Energieeffizienz im Gebäudebereich<br />

kommt, bei der grundlegenden Umstellung<br />

unseres aktuellen Energiesystems<br />

hin auf eine dominierende Nutzung<br />

erneuerbarer Energien eine besondere<br />

Bedeutung zu. Durch die Altersstruktur<br />

und Lebensdauer der Gebäude in<br />

Deutschland steht dabei das Bauen im<br />

Bestand im Fokus. In diesem Masterstudiengang<br />

wird ein systemischer Ansatz<br />

vermittelt: Energieeffizientes Bauen und<br />

Betreiben von Gebäuden bedingen einander,<br />

da sie stark verknüpft sind. Die<br />

Studierenden lernen in einer ganzheitlichen<br />

Ausbildung (Lebenszyklusanalysen,<br />

Energiebilanzen) alle beteiligten<br />

technischen, ökonomischen, ökologischen<br />

und rechtlichen Aspekte zu<br />

berücksichtigen und gegeneinander<br />

abzuwägen. In Abgrenzung zu vergleichbaren<br />

Masterstudiengängen deutscher<br />

Hochschulen steht die Entwicklung<br />

methodischen Wissens im Vordergrund.<br />

In den ersten drei Semestern sind passend<br />

dazu umfangreiche Projektarbeiten<br />

mit einem hohem Anteil an freier Themenwahl<br />

vorgesehen.<br />

Chancen<br />

Der Markt für Fachkräfte mit Kenntnissen<br />

zur Steigerung der Energieeffizienz und<br />

zur Nutzung erneuerbarer Energien<br />

wächst. Dieses gilt nicht nur aus politischen<br />

Gründen vor dem Hintergrund der<br />

ambitionierten Klimaschutzziele der<br />

Bundesregierung, sondern auch aus<br />

ökonomischer Notwendigkeit durch steigende<br />

Energiepreise. Der Bedarf ist im<br />

Gebäudebereich besonders hoch: Auf<br />

Gebäude entfallen 40 % des gesamten<br />

deutschen Endenergieverbrauchs und<br />

rund ein Drittel der CO2-Emissionen.<br />

Studierende aus<br />

den Bereichen Bauingenieurwesen,<br />

Architektur, Energietechnik<br />

und -wirtschaft,<br />

aber auch<br />

aus dem kaufmännischen<br />

oder juristischen<br />

Bereich<br />

erwerben mit diesemMasterstudien-<br />

<strong>Baukammer</strong> / Berufspolitik / Bildung<br />

Energieeffizientes Bauen und Betreiben von Gebäuden (M.Sc.)<br />

Energieeffizientes Bauen und<br />

Betreiben von Gebäuden (M.Sc.)<br />

Masterstudiengang<br />

der TU <strong>Berlin</strong><br />

zum Thema „Stadt und Energie“<br />

gang einen international anerkannten<br />

Abschluss mit hochaktueller fachlicher<br />

Spezialisierung und sichern sich attraktive<br />

berufliche Zukunftsperspektiven in<br />

Unternehmen der Immobilienwirtschaft,<br />

in Bauunternehmen, bei Energieversorgungsunternehmen<br />

oder in Planungsbüros.<br />

Studienverlauf<br />

Der Masterstudiengang „Energieeffizientes<br />

Bauen und Betreiben von Gebäuden<br />

(M.Sc.)“ beginnt im Wintersemester<br />

<strong>2012</strong>/13. Er ist ein Präsenzstudiengang<br />

über vier Semester. Der Studiengang<br />

wird mit einer Masterarbeit abgeschlossen,<br />

die im 4. Semester erstellt wird.<br />

Inhaltliche Schwerpunkte<br />

Baukonstruktion & Architektur<br />

– Bauphysik und Baustoffe<br />

– Wirtschaftlichkeitsbetrachtungen<br />

– Energetische Bilanzierung<br />

– Architektonische Aspekte des<br />

energieeffizienten Bauens<br />

– Energetische Optimierung von<br />

Gebäuden<br />

<strong>Baukammer</strong> <strong>Berlin</strong> 3/<strong>2012</strong> | 57


<strong>Baukammer</strong> / Berufspolitik / Bildung<br />

Energieeffizientes Bauen und Betreiben von Gebäuden<br />

1. Semester 2. Semester 3. Semester 4. Semester<br />

Bauphysik und<br />

Baustoffe<br />

6 LP<br />

Gebäudetechnik I<br />

6 LP<br />

Projekt I<br />

6 LP<br />

Architektur und<br />

Energie<br />

6 LP<br />

Ökonomie / Recht<br />

6 LP<br />

Bauphysikalische Optimierung<br />

6 LP<br />

Gebäudetechnik II<br />

6 LP<br />

Projekt II<br />

6 LP<br />

Ringvorlesung<br />

Smart Building<br />

6 LP<br />

Informationstechnische Bauwerks-<br />

und Stadtmodellierung<br />

6 LP<br />

– Wärme-, Feuchte-, Brand- und<br />

Schallschutz<br />

– Entwurfsprozesse energieeffizienter<br />

Bauobjekte<br />

Gebäudetechnik<br />

Sparsame und energieeffiziente Ausstattung<br />

von Gebäuden mit Gebäudetechnik<br />

unter Berücksichtigung der Behaglichkeit<br />

und gesundheitlicher Aspekte.<br />

Nachhaltigkeit<br />

Lebenszyklusanalyse unter Berücksichtigung<br />

von Rohstoffgewinnung, Bauproduktherstellung,<br />

Bauwerkserrichtung,<br />

Betriebsphase, Instandhaltung, Abriss<br />

und Entsorgung.<br />

Themenbegleitende Fächer<br />

– Recht/Ökonomie<br />

– Informationstechnik<br />

– Facility Management<br />

– Innovations- und<br />

Projektmanagement<br />

– Smart Building<br />

– Building Information Modeling<br />

Projekte mit freier Wahl<br />

Projekte sind Lehrveranstaltungen in<br />

denen fachübergreifend bzw. einzelfachbezogen<br />

Studierende ihre erworbenen<br />

58 | <strong>Baukammer</strong> <strong>Berlin</strong> 3/<strong>2012</strong><br />

Ringvorlesung<br />

Nachhaltigkeit I<br />

6 LP<br />

Energetische Bilanzierung<br />

(Ringvorlesung)<br />

3 LP<br />

Gebäudetechnik<br />

(Ringvorlesung)<br />

3 LP<br />

Projekt III<br />

6 LP<br />

Innovationsmanagement<br />

/ Projektmanagement<br />

und -entwicklung<br />

6 LP<br />

Facility Management<br />

6 LP<br />

Masterarbeit<br />

theoretischen Kenntnisse an konkreten<br />

praktischen Beispielen umsetzen sowie<br />

einen Erkenntnisgewinn durch selbstständiges<br />

Arbeiten ableiten können. In<br />

diesem Bereich werden eine Reihe von<br />

Aufgabenstellungen zur freien Wahl<br />

angeboten.<br />

Masterarbeit<br />

Im vierten Semester werden sich die Studierenden<br />

im Rahmen ihrer Masterarbeit<br />

eigenständig in Aufgaben- und Problemfelder<br />

des energieeffizienten Bauens und<br />

Betreiben von Gebäuden einarbeiten<br />

und hierzu – betreut durch Dozenten/<br />

Dozentinnen – Lösungsansätze entwikkeln.<br />

Bewerbung und Zulassung<br />

Zulassungsvoraussetzung zu diesem<br />

Masterstudiengang ist ein Bachelor-,<br />

Masteroder Diplom-Abschluss für Architektur,<br />

Bauingenieurwesen, Energietechnik,<br />

wirtschafts- oder ingenieurwissenschaftliche<br />

Studiengänge mit Baubezug<br />

oder verwandte Studiengänge und eine<br />

in der Regel zumindest einjährige Berufspraxis.<br />

Die Anzahl der Studienplätze pro<br />

Jahrgang ist auf 30 begrenzt. Eine Auswahlkommission<br />

erstellt aus den eingegangenen<br />

Bewerbungen eine Rangliste,<br />

nach der sich die Vergabe der Studienplätze<br />

entscheidet.<br />

Kriterien sind die<br />

Gesamtnote des vorangegangenenStudiums,<br />

das Studienprofil<br />

und zusätzliche<br />

fachspezifische Qualifikationen,<br />

die außerhalb<br />

des Hochschulstudiums<br />

erworben<br />

wurden.<br />

Modulgruppen LP<br />

Baukonstruktion 15<br />

Gebäudetechnik 15<br />

Architektur 6<br />

Nachhaltigkeit 6<br />

Projekte mit freier Wahl 18<br />

Themenbegleitende Fächer 30<br />

Masterarbeit 30<br />

Summe 120<br />

Studieren am TU-Campus EUREF<br />

Der Masterstudiengang findet am TU-<br />

Campus EUREF auf dem EUREF-Gelände<br />

des <strong>Berlin</strong>er Gasometers statt. Der<br />

Campus ist Teil einer innovativen Community<br />

aus angewandter Forschung,<br />

Wirtschaft und Politikberatung, für die<br />

nachhaltiges Handeln ein wichtiger Teil<br />

ihrer Philosophie ist. Das Studium findet<br />

in praxisorientiertem Umfeld in enger<br />

Kooperation mit den auf dem EUREF-<br />

Gelände angesiedelten Unternehmen<br />

statt. Die Gebäude des gesamten Areals<br />

werden unter Berücksichtigung des<br />

Denkmalschutzes und unter strengen<br />

Energieeffizienzkriterien saniert und mit<br />

neuer CO2-neutraler Heiz- und Kühltechnik<br />

ausgestattet. Die drei neuen<br />

Masterstudiengänge der TU <strong>Berlin</strong><br />

„Energieeffizientes Bauen und Betreiben<br />

von Gebäuden (M.Sc.)“, „Energieeffiziente<br />

urbane Verkehrssysteme (M.Sc.)“<br />

und „Urbane Versorgungsinfrastrukturen<br />

(M.Sc.)“ finden im so genannten Wasserturm<br />

im Zentrum des Areals statt.<br />

Goldsponsor<br />

Stipendiengeber<br />

<strong>Berlin</strong>er<br />

Gasometer


Studiengebühren<br />

Für den Masterstudiengang ist eine Studiengebühr<br />

in Höhe von 5.000 Euro pro<br />

Semester zu entrichten. Es stehen Teilund<br />

Vollzeitstipendien zur Verfügung.<br />

Weitere Informationen zu Studiengebühren,<br />

Finanzierungsmoglichkeiten und Stipendien<br />

finden Sie auf unserer Internetseite:<br />

www.campus-euref.tu-berlin.de<br />

Kontakt<br />

Technische Universität <strong>Berlin</strong><br />

Innovationszentrum Energie<br />

Prof. Dr.-Ing. Frank U. Vogdt<br />

Sehr geehrte Herren und Damen,<br />

zunächst möchte ich die hohe Qualität<br />

der Zeitschrift anerkennen.<br />

Sehr gut gefällt mir, dass Sie über Anfragen<br />

aus dem Abgeordnetenhaus berichten.<br />

Soeben hab ich mich stark geärgert,<br />

dass auch Sie kommentarlos das pauschale<br />

Gerede über fehlende Ingenieure<br />

repetieren.<br />

„Geschäftsmodell Deutschland in<br />

Gefahr“. Dazu diese Wiederholung von<br />

nichtssagenden Pauschal-Aussagen -<br />

das ist „Bild“ Niveau.<br />

Wenn ein Industriebetrieb verspätetet<br />

elektromobile Konzepte entdeckt, und<br />

nun plötzlich 20 Ingenieure haben möchte,<br />

die sich seit 10 Jahren auf genau die<br />

Batterietechnologie spezialisiert haben,<br />

die das eigene Management seit neuestem<br />

favorisiert, ist das kein Grund für<br />

Schüler, anstrengende technische<br />

Fächer zu studieren.<br />

Und ich erwarte, dass Sie sich damit auseinandersetzen,<br />

dass es sehr große<br />

Unterschiede zwischen den Ingenieurdisziplinen<br />

gibt!<br />

Geschäftsschädigende Engpässe mag<br />

es bei Maschinenbauern in der Süddeutschen<br />

Provinz geben, aber sicher nicht in<br />

<strong>Berlin</strong>, und schon gar nicht bei Bauingenieuren.<br />

Schauen Sie doch mal in<br />

http://www.bauingenieur24.de/forum/<br />

die threats zu den Themen „Gehalt“ und<br />

„Lohnt ein Studium“ an.<br />

Auch aus eigenem Bekanntenkreis weiß<br />

ich, dass Arbeiten außerhalb Deutsch-<br />

Studiengangskoordination:<br />

Dr. Anja Günther,<br />

Telefon: <strong>03</strong>0 / 314 -23523<br />

Sekr. RDH 9,<br />

Fasanenstr. 89, 10623 <strong>Berlin</strong><br />

E-Mail: info@campus-euref.tu-berlin.de<br />

Dozenten<br />

Baukonstruktion:<br />

Prof. Dr.-Ing. Frank U. Vogdt<br />

Baustoffe:<br />

Prof. Dr. Dietmar Stephan<br />

Leserzuschrift<br />

lands attraktiv ist, weil die Arbeitsbedingungen<br />

für Bauingenieure hierzulande<br />

sehr schlecht sind. Nicht nur bei der Entlohnung<br />

können die Standards sehr weit<br />

nach unten gedrückt werden, auch bei<br />

den übrigen Bedingungen (Arbeitszeit,<br />

Ausstattung, interne Umgangsformen).<br />

Bei Ingenieurmangel wäre das unmöglich.<br />

Ich hab vor kurzem an einem Tag zwei<br />

Arbeitsverträge vorgelegt bekommen,<br />

beide Firmen suchten ganz dringend.<br />

Beide Firmen wussten von der jeweils<br />

anderen.<br />

Ich habe über 15 Jahre Berufserfahrung,<br />

auch in mehreren Bereichen, auch in<br />

internationalen Projekten außerhalb der<br />

EU.<br />

3500x12 brutto bei 45 Std/wo bzw.<br />

3500x12 brutto 40 Std/Wo inkl. Leistungszulage<br />

zzgl. Umzug in andere<br />

Stadt. Keine der beiden hat sich bewegt.<br />

Ich nehme Urlaub nur projektverträglich,<br />

keine anderen Prioritäten.<br />

Das ist das Resultat von Ingenieurmangel?<br />

Wir leben in einer Marktwirtschaft!!<br />

Mangel treibt die Preise!! Für mich war<br />

neu das sich überhaupt zwei Firmen<br />

gleichzeitig für mich Interessierten, denn<br />

ich gehöre zu der Generation die ihr ganzes<br />

Berufsleben lang nur Abschwung (im<br />

Baubereich kennt)<br />

Mindestens östlich der Elbe gibt es ein<br />

klares Überangebot bei Bauingenieuren.<br />

Wir sollten darauf hinweisen, dass z. B.<br />

Universitätsabsolventen solide ausgebildet<br />

sind, und auch sich in Aufgaben einarbeiten<br />

können.<br />

D. h. Firmen müssen nicht gleich rum-<br />

<strong>Baukammer</strong> / Berufspolitik / Bildung<br />

Gebäudetechnik:<br />

Prof. Dr.-Ing. Martin Kriegel<br />

Prof. Dr.-Ing Felix Ziegler<br />

Architektur:<br />

Prof. Claus Steffan<br />

Nachhaltigkeit:<br />

Prof. Dr. Frank Behrendt<br />

Themenbegleitende Fächer:<br />

Prof. Dr.-Ing. Sahin Albayrak<br />

Prof. Dr. Thomas H. Kolbe<br />

Prof. Dr. Jan Kratzer<br />

Prof. Dr. Rudolf Schäfer<br />

jammern nur weil Sie keinen 35jährigen<br />

mit 15 Jahren Berufserfahrung in exakt<br />

der Aufgabe Ausschreibung von Fassadensanierungen<br />

im Massivbau finden.<br />

Die abgeschriebene Quelle VDI dient kritiklos<br />

dem Ziel, billige willige Masse zu<br />

erzeugen (Absolventen).<br />

mit freundlichen Grüßen<br />

Dipl.-Ing. K. aus <strong>Berlin</strong><br />

Antwort der Redaktion:<br />

Sehr geehrter Herr K.,<br />

vielen Dank für Ihre Zuschrift.<br />

Ich teile mit Ihnen die Auffassung, dass<br />

der „Ingenieurmangel“ in Deutschland<br />

zumindest einseitig dargestellt wird.<br />

Deshalb sind wir auch eines der wenigen<br />

Organe, die diese berechtigten Zweifel<br />

abdrucken und zwar bereits im <strong>Heft</strong><br />

1/<strong>2012</strong> auf Seite 50 (DIW-Studie). Sie<br />

sehen daran, dass wir sehr wohl kritisch<br />

den Meinungsstand wiedergeben.<br />

Insbesondere sehe ich – wie Sie – die<br />

nach wie vor untersetzen Ingenieurhonorare<br />

als Beweis für einen fehlenden Mangel<br />

an Ingenieuren.<br />

Mit freundlichen Grüßen<br />

Dr. Peter Traichel<br />

<strong>Baukammer</strong> <strong>Berlin</strong> 3/<strong>2012</strong> | 59


<strong>Baukammer</strong> / Berufspolitik / Bildung<br />

Der Ingenieurberuf ist der edelste Beruf,<br />

den es gibt. Der Ingenieur (von ingenium =<br />

schöpferischer Geist), als Inbegriff des<br />

homo faber, baut die Zivilisation auf diesem<br />

Planeten und verbessert die Lebensbedingungen<br />

des Menschen. Die Naturwissenschaften<br />

sind, anders als z.B. die Jurisprudenz<br />

oder die Theologie, „akkumulativ“,<br />

d.h. jeder Fortschritt, den sie erarbeiten,<br />

geht in das kollektive Menschheitswissen<br />

unverlierbar ein und befruchtet weiteren<br />

Fortschritt. Der tätige Ingenieur braucht<br />

also nie über den Sinn seines Lebens nachzugrübeln,<br />

er ist das nützlichste Glied der<br />

Gesellschaft, auch wenn die Gesellschaft<br />

dies oft nicht zugibt.<br />

Nur in diesem Bewußtsein kann man die Härte<br />

unseres Berufes durchstehen. Denn der<br />

Ingenieur muß ja das gesamte, von seinen<br />

Vorgängern erarbeitete Wissen seines<br />

Faches, als sein Rüstzeug, kennen, muß<br />

zwanzig Jahre seines Lebens in seine<br />

Berufsvorbereitung investieren. Während<br />

dieser Zeit amüsieren sich die anderen.<br />

Außerdem muß der Ingenieur eine breite<br />

Übersicht über alle menschlichen Wissensgebiete<br />

(einschließlich Psychologie,<br />

60 | <strong>Baukammer</strong> <strong>Berlin</strong> 3/<strong>2012</strong><br />

Vor 35 Jahren Ingenieur-Leitbild – heute ein Kuriosum?<br />

Aus dem Vorwort zum Vorlesungsskript „Werkstoffe der Elektrotechnik“ (Prof. Fischer, Uni-Dortmund, 1977)<br />

Soziologie, Management, Volkswirtschaft,<br />

etc.) besitzen, sonst geht er im Wettbewerb<br />

unter. Das erfordert lebenslanges Lernen,<br />

insbesondere auch deshalb, weil sich heute<br />

das wissenschaftlich-technische Wissen der<br />

Menschheit alle zehn Jahre verdoppelt, d.h.<br />

wenn Sie zehn Jahre nach Beendigung ihres<br />

Studiums kein Buch mehr anrühren, sind Sie<br />

hoffnungslos veraltet. Sie müssen also das<br />

Lernen zur Lebensgewohnheit machen! Alles,<br />

was Sie im Monat mindestens zehn mal tun,<br />

wird zur Gewohnheit, geht also ohne Willensanstrengung<br />

vor sich, sagen die Psychologen.<br />

Bauen Sie also ein System von gesunden,<br />

positiven Gewohnheiten auf! Kein<br />

erfolgreicher Ingenieur sitzt täglich stundenlang<br />

vor dem Fernseher, spielt Skat,<br />

trinkt, hat Frauen, das ist in dem Beruf<br />

nicht drin. Unser Beruf erfordert also ein<br />

gewisses Maß an Askese. Der Ingenieur weiß,<br />

daß er seinen Lebensbeitrag innerhalb von<br />

etwa dreißig Berufsjahren leisten will, daß<br />

jede unnütze Stunde verloren ist, und daß<br />

er zur Erreichung seines Lebensziels ein<br />

wohlgeplantes, effizientes Leben in all<br />

seinen Aspekten, führen muß. Wem das zu hart<br />

ist, der möge sich rechtzeitig anders orientieren.<br />

Nachdem Sie also die wichtigste Entscheidung<br />

ihres Lebens, die Berufswahl, getroffen<br />

haben, denken Sie daran, daß die zweitwichtigste<br />

Entscheidung in ihrem Leben die<br />

Gattenwahl ist. Während die meisten Frauen<br />

im Leben des Mannes die Nr. 1 sein wollen,<br />

geht beim richtigen Ingenieur die Arbeit<br />

vor allem anderen. Die ideale Ingenieursfrau<br />

versteht das, ist treusorgend und<br />

anspruchslos und gibt ihrem hart-arbeitenden<br />

Mann seelischen Beistand. Schon mancher<br />

begabte Ingenieur ist von seiner selbstsüchtigen<br />

Frau ruiniert worden. Treffen Sie<br />

daher Ihre Entscheidung erst nach Prüfung<br />

auch dieser Aspekte.<br />

Als Belohnung winkt dem Tüchtigen die unbeschreibliche<br />

Freude, die man empfindet,<br />

wenn man eine schwere Arbeit wohlgetan hat,<br />

wenn man etwas Bleibendes geschaffen hat,<br />

der Entwicklung vorangeholfen hat.<br />

In diesem Sinne bitte ich, die Vorlesung<br />

Werkstoffe der Elektrotechnik zu verstehen.<br />

Wir sind keine Penne. Der Lehrstoff ist<br />

interessant. Arbeiten Sie aktiv, aus eigenem<br />

Antrieb mit, wir helfen Ihnen!


Friedrich II. von Preußen oder Friedrich der Große<br />

„Trockenleger des Oderbruchs“<br />

Friedrich II. von Preußen wurde am 24.<br />

Januar 1712, einem Sonntag, als Sohn<br />

des damaligen Kronprinzen in Preußen –<br />

Friedrich Wilhelm – geboren.<br />

Der 300. Geburtstag Friedrichs des Großen<br />

ist uns, dem <strong>Baukammer</strong>ausschuss<br />

Denkmalschutz und -pflege, Anlass<br />

genug, facettenreiche Leistungen dieser<br />

faszinierenden aber auch umstrittenen<br />

Persönlichkeit der preußischen<br />

Geschichte aufzuzeigen.<br />

Kronprinz Friedrich, Antoine Pesne 1738<br />

Unstrittig sind meines Erachtens seine<br />

Verdienste um die Trockenlegung des<br />

Oderbruchs. Die Brandenburger<br />

Gemeinden Neutrebbin und Letschin feierten<br />

in diesem Jahr jedenfalls, unter<br />

ihren jeweiligen Standbildern des Preußenkönigs,<br />

den „Alten Fritz“ dafür, dass<br />

er das Werk seines Vaters bei der Kultivierung<br />

des Oderbruchs fortgesetzt hatte.<br />

Friedrich II., Foto: D.Schmidt<br />

Das heutige Oderbruch erstreckt sich<br />

zwischen Frankfurt/O, Küstrin, Freienwalde<br />

und Oderberg. Seine Länge<br />

beträgt ca. 50 km, die Breite nimmt nach<br />

Norden hin zu. Unterhalb des 1,5 km<br />

schmalen Durchbruchs bei Frankfurt<br />

schließt sich das 5-6 km breite Lebuser<br />

Bruch an und weitet sich schließlich auf<br />

Dipl.- Ing. Dieter Schmidt<br />

12-15 km aus. Die Oder bildet praktisch<br />

seine östliche Grenze, die übrigen Seiten<br />

sind von Plateausteilhängen begrenzt.<br />

Im Westen sind dies das Lebuser und<br />

das Barnim Plateau, am Nordrand die<br />

Endmoränenbögen der südlichen Uckermark.<br />

Eine Linie etwa zwischen Seelow<br />

und Zellin trennt das nördliche „Nieder-<br />

Oderbruch“ vom südlichen „Ober-Oderbruch“,<br />

was im wesentlichen auf Höhenliniendifferenzen<br />

zurückzuführen ist. (3)<br />

Das heutige Oderbruch<br />

Die Anfänge der Odereindeichung reichen<br />

weit in die Zeit der brandenburgischen<br />

Kürfürsten zurück. Der Bau von<br />

unzusammenhängenden Notdeichen<br />

zwischen Lebus und Küstrin sind schon<br />

zu Beginn des 16. Jahrhunderts belegt.<br />

Diese dienten aber hauptsächlich der<br />

Sicherung der wichtigen Handelsstraße<br />

Seelow-Küstrin und der Festung Küstrin<br />

selbst. Durch die zwei Deichbrüche bei<br />

Neumanschnow im Jahre 1593 und<br />

durch die Folgen des Dreißigjährigen<br />

Kriegs (1618-48) verschlechterten sich<br />

die Deichverhältnisse im Oderbruch.<br />

Bis zum Jahre 1717 wurde unter Leitung<br />

des Landbaudirektors Martin Friedrich<br />

Creutz ein durchgehender Deich von<br />

Lebus bis Zellin errichtet, der das Ober-<br />

Oderbruch hochwasserfrei machen sollte.<br />

Der Erlaß einer ersten Deichordnung<br />

erfolgte am 23. Juni 1717. (1) Der durchgehende<br />

Hauptoderdeich von Lebus bis<br />

Zellin war aber kein ausreichender Hochwasserschutz<br />

für das Oderbruch. Zweimal<br />

im Jahr- im Frühjahr und um den<br />

Johannistag (24.Juni) herum - schwillt<br />

Denkmalschutz und -pflege<br />

die Oder an und verwandelt die Sumpflandschaft<br />

in eine riesige Wasserfläche.<br />

Im Sommer 1736 kommt es dann zur<br />

Katastrophe.<br />

Die Johannisflut reißt Dämme bei Küstrin<br />

und Groß Neuendorf fort. Friedrich Wilhelm<br />

I. beauftragt Oberdeichinspektor<br />

Simon Leonhard von Haerlem mit der<br />

Reparatur. Der niederländische Wasserbauingenieur<br />

ist bereits damals der Meinung,<br />

dass das Nieder-Oderbruch entwässert<br />

werden könnte. Man scheitert<br />

zunächst aber noch an den Kosten und<br />

den technischen Schwierigkeiten.<br />

Die ersten Regierungsmaßnahmen<br />

Friedrich II. nach Amtsübernahme von<br />

Wasserbauingenieur<br />

Simon Leonhard von Haerlem<br />

seinem am 31.05.1740 verstorbenen<br />

Vater waren widersprüchlich. Voltaires<br />

briefliche Frage hinsichtlich dessen,<br />

beantwortete der achtundzwanzigjährige<br />

Thronfolger so: „Ich habe gleich damit<br />

begonnen, die Wehrkraft des Staates zu<br />

vermehren. Ich habe die Grundlagen<br />

unserer neuen Akademie gelegt. Wolff,<br />

Maupertuis und Algarotti habe ich<br />

gewonnen. Von’s Gravesande und Euler<br />

erwarte ich Antwort.“ (2)<br />

Francois-Marie Arouet Voltaire und Bernhard<br />

Le Bovier Fontenelle gehörten<br />

schon 1736 in Rheinsberg zum Freundeskreis<br />

des Kronprinzen und auch zur<br />

späteren Tafelrunde Friedrichs II. in<br />

Sanssouci. Mit Voltaire verband ihn diese<br />

wechselvolle Freund-Feindschaft, die bis<br />

zu Voltaires Tode andauerte.<br />

Der zweite Schlesische Krieg (1744-<br />

<strong>Baukammer</strong> <strong>Berlin</strong> 3/<strong>2012</strong> | 61


Denkmalschutz und -pflege<br />

1745) endete mit einem erneuten Erfolg<br />

Preußens.<br />

Am 25.12.1745 wurde mit den Habsburgern<br />

und Sachsen in Dresden Frieden<br />

geschlossen. Von zwölf Friedensjahren<br />

ausgehend - er gab sich selbst aber auch<br />

nur noch etwa zwölf Lebensjahre, denn<br />

bereits fünfunddreißigjährig hatte er<br />

1747 einen leichten Schlaganfall und er<br />

litt unter einer vom Vater geerbten<br />

schrecklichen Stoffwechselkrankheit –<br />

nahm Friedrich II. Aufgaben in Angriff, für<br />

die zwischen den beiden Schlesischen<br />

Kriegen weder die Mittel noch die Gelegenheit<br />

vorhanden waren. Es galt, die<br />

traditionelle Politik der Hohenzollern wieder<br />

aufzunehmen, für die damals schon<br />

der Begriff „Kolonisation“ geprägt wurde,<br />

also die Anwerbung von „Kolonisten“,<br />

Bewohnern anderer Länder. Sie<br />

kamen aus Böhmen, der Pfalz, Polen und<br />

Sachsen, Württemberg, Mecklenburg<br />

und der Schweiz mit der Hoffnung um<br />

religiöse Toleranz und materieller Besserstellung.<br />

Die versprochenen 50 Taler<br />

bekamen allerdings nur die ersten Kolonisten,<br />

häufig mussten sie sich statt dessen,<br />

das Stückchen Land erst noch<br />

roden und trockenlegen. Mit der Einwanderung<br />

der Siedler ging der Prozess der<br />

Binnenkolonisation einher.<br />

Friedrich II. ließ nun umfangreiche Meliorationen<br />

durchführen. Der König will die<br />

Oder zwischen Breslau und Stettin<br />

schiffbar machen und den Oderlauf<br />

begradigen, das sumpfige Bruch entwässern,<br />

Dörfer gründen und „peuplieren“.<br />

Begradigung des Oderverlaufs<br />

Diese anspruchsvollen Arbeiten dauern<br />

von 1747-1753. Pierre-Louis Moreau de<br />

Maupertuis, inzwischen Präsident der<br />

<strong>Berlin</strong>er Akademie, bittet im Juli 1747 um<br />

Mittel für eine Astronomie-Professur. Der<br />

König lehnt ab, er sei „arm wie eine Kirchenmaus,<br />

er gründet eine große Anzahl<br />

von Bauersiedlungen; wenn für diese<br />

gesorgt sein wird, wird man an die Astronomen<br />

denken.“ (4)<br />

Die technische Lösung für die Trockenlegung<br />

des Nieder-Oderbruchs fanden<br />

Simon Leonhard von Haerlem – inzwischen<br />

Angestellter der kurmärkischen<br />

62 | <strong>Baukammer</strong> <strong>Berlin</strong> 3/<strong>2012</strong><br />

Kammer – und Heinrich Wilhelm von<br />

Schmettau, der Direktor der kurmärkischen<br />

Kammer gemeinsam mit dem<br />

berühmten Mathematiker Leonhard<br />

Euler, damals Mitglied der <strong>Berlin</strong>er Akademie<br />

der Wissenschaften. Durch den<br />

Bau des Oder-Kanals erhielt die Oder ein<br />

stärkeres Gefälle, der Grundwasserspiegel<br />

sank und das Land konnte somit eingedeicht<br />

werden. Der Bericht der Planungskommission,<br />

der von Euler, von<br />

Haerlem und von Schmettau unterzeichnet<br />

wurde, legte im Prinzip diese drei<br />

Hauptpunkte fest:<br />

1. der Oder einen schnellen Abfluss zu<br />

verschaffen,<br />

2. die Oder mit tüchtigen Dämmen einzufassen,<br />

3. das Binnenwasser aufzufangen und<br />

abzuführen.<br />

Diese Arbeiten waren sehr mühsam. Der<br />

20 Kilometer lange „Neue Oder Canal“<br />

zwischen Güstebiese und Hohensaaten<br />

ist in Handarbeit durch die morastige<br />

Erde zu graben.<br />

Den Kanalbauarbeitern ging es oft denkbar<br />

schlecht. Friedrich der II. selbst<br />

bezeichnete den Zustand derjenigen, die<br />

am Finow-Kanal arbeiteten als „erbarmens-<br />

und mitleidenswürdig“. 1750<br />

musste der Preußenkönig Ärzte zu Ihnen<br />

schicken, da „noch verschiedene Krankheiten<br />

grassieren sollen, so diese guten<br />

Leute sich hauptsächlich durch das<br />

Arbeiten in nassen und morastigen Terrains<br />

zugezogen haben.“ (2)<br />

Friedrich II. inspiziert daraufhin Deicharbeiten<br />

im Rhinluch, (v. Hofmal. Johann<br />

Christoph Frisch)<br />

Den Bericht über die Schwierigkeiten bei<br />

der Fertigstellung des Finowkanals (1749<br />

wieder befahrbar, verbindet Havel mit der<br />

Oder) kommentierte Friedrich II. mit dieser<br />

Randverfügung: „Solche Idioten und<br />

Schelme wie die Landbaumeisters bei<br />

denen Cameren Seindt in der Welt nicht<br />

zu finden, und ich befehle es So Schtrikte<br />

als Möglich das in denen Provintzen<br />

So Wohl als in <strong>Berlin</strong> die Kerels Kürtzer<br />

gehalten werden, und die Schlechten<br />

wek gejaget werden. Es Sol ein<br />

anschlach von denen Interessen des füh-<br />

ne Canals gemacht werden und Sol er<br />

Sonder raisoniren 12ten October fertig<br />

Seint oder ich lasse den Landbaumeister<br />

hangen, und das Direktorium Sol davohr<br />

responsabel.“ (4)<br />

Den Präsidenten der Stettiner Kammer<br />

weist er im August 1747 an: „Da Ich zu<br />

Meinem Missfallen vernehme, dass die<br />

Sache wegen Bewallung und Urbarmachung<br />

sehr schlechten Fortgang hat und<br />

ganz schläfrig betrieben wird, so befehle<br />

Ich Euch hierdurch, dass Ihr die Sache<br />

mit mehrerm Ernst angreifen und Euch<br />

nicht durch das Geschrei und Condradictiones<br />

derer dortigen Leute turbiren<br />

lasset.“ (4)<br />

Besichtigungsreise Friedrich II.<br />

Bei der Trockenlegung des Oderbruchs<br />

kamen die Siedler, nachdem die wichtigsten<br />

Meliorationsarbeiten bereits erledigt<br />

waren. In anderen Fällen hatten, wie<br />

schon erwähnt, die Neuankömmlinge<br />

erst das zugewiesene Land selbst zu kultivieren.<br />

Zwanzig Familien aus einer größeren<br />

Gruppe von Ansiedlern, die<br />

1747/48 aus Zweibrücken (zwischen<br />

dem heutigen Saarbrücken/ Pirmasens)<br />

kam, gründeten Müggelheim, den heutigen<br />

<strong>Berlin</strong>er Ortsteil von Treptow-Köpenick.<br />

Das Land wurde Ihnen hier zu günstigen<br />

Bedingungen überschrieben. Die<br />

anderen Zweibrücker Siedler arbeiteten<br />

an der Kultivierung des Oderbruchs mit.<br />

Am 02. Juli 1753 ist es dann soweit, bei<br />

Güstebiese wird der Fangdamm durchbrochen.<br />

Die Oder ergießt sich in ihr neues Bett<br />

und schon im August wird sie für den<br />

Schiffsverkehr freigegeben. Eine ingenieurtechnische<br />

Meisterleistung! Auch<br />

Theodor Fontane schwärmte später:<br />

„Graben und Wall Haben bezwungen das<br />

Element, Und Nun Blüht es von End’ zu<br />

End’ All überall“ (3)<br />

An die 250 Jahr-Feier der Kanalfertigstellung<br />

erinnert seit 20<strong>03</strong> ein Gedenkstein in<br />

Güstebieser Loose.<br />

Friedrich II. schrieb in seinem Politischen<br />

Testament von 1752: „Zwischen Freienwalde<br />

und Küstrin überschwemmte die<br />

Oder die schönsten Wiesen und setzte


Friedrich II. um 1763<br />

von J.H.C.Franke (2)<br />

unentwegt ein herrliches Land unter<br />

Wasser, aber so, dass ihr Wasser<br />

unbrauchbar blieb. Man hat der Oder ein<br />

neues Bett gegeben durch einen Kanal,<br />

der von einer Flußbiegung zur anderen<br />

geht und so die Schifffahrt um 4 Meilen<br />

abkürzt. Dieser Kanal wird im kommenden<br />

Jahr fertig und der Fluß, durch die<br />

Deiche eingedämmt, gibt ein weiteres<br />

Terrain frei, wo 6000 Seelen ihre Existenz<br />

finden um Ackerland zu kultivieren und<br />

Vieh aufzuziehen.“ (3)<br />

Die meisten der im Oderbruch und später<br />

im Netze- und Warthebruch angesiedelten<br />

Vollbauern (43,9 % der Kolonisten)<br />

mit 20 und mehr Morgen erhielten das<br />

Land sogar erblich, sie waren nur verpflichtet<br />

eine Geldrente zu zahlen und<br />

somit besser gestellt als die Bauern auf<br />

den königlichen Domänen und Rittergütern.<br />

Theodor Fontane nannte die Urbarmachung<br />

des Oderbruchs auch: „ein in der<br />

Stille geführter Siebenjähriger Krieg“ (4)<br />

und den König zitiert er so: „Hier hab’ ich<br />

im Frieden eine Provinz erobert.“ (3) Die<br />

Trockenlegung des Oderbruchs kostete<br />

Friedrich dem Großen 600 000 Taler, für<br />

den anschließenden „lauten“ Siebenjährigen<br />

Krieg (1756-1763) wurden 140 Millionen<br />

– im wahrsten Sinne des Wortes –<br />

verpulvert.<br />

Die Beauftragung zur Kultivierung vieler<br />

Ländereien war eine große Leistung<br />

Friedrich II., denn schon allein durch die<br />

Trockenlegung des Oderbruchs und später<br />

– in der zweiten Phase der Binnenkolonisation<br />

nach dem Siebenjährigen<br />

Krieg – des Warthebruchs wurden 400<br />

000 Morgen fruchtbaren Landes gewonnen.<br />

Ein Teil unserer heutigen Kulturlandschaft<br />

entstand in den damaligen Jahren.<br />

Diese Leistung gehört auf jeden Fall zu<br />

den besseren Seiten der friderizianischen<br />

Wirtschaftspolitik des Preußenkönigs.<br />

Diese Kulturlandschaft auch für künftige<br />

Generationen zu erhalten erfordern auch<br />

heute noch ständige aufwendige Arbeiten<br />

des Landes Brandenburg und der<br />

Kommunen. Seit dem Binnenhochwasser<br />

durch massive Regenfälle zum Jahreswechsel<br />

2010/2011 sind viele Grundstücke<br />

und Felder seither einfach dauerhaft<br />

nass. Für 2,3 Millionen € wird in<br />

Das Oderbruch vor und nach Friedrich II.<br />

einem Sonderprogramm ein automatisches<br />

Management für alle 38 Schöpfwerke<br />

und 270 Stau- und Wehranlagen<br />

installiert, um schneller als bisher auf<br />

besondere Wetterereignisse reagieren zu<br />

können. Außerdem müssen etwa 170<br />

Kilometer Hauptvorfluter und 1600 Kilometer<br />

untergeordnete Wasserläufe vom<br />

Land und den Kommunen ständig unterhalten<br />

werden, damit es nicht wieder<br />

heißt: „Wasser, Wasser überall, Die Tiefe<br />

selbst verfaulte, Schlammtiere krabbeln<br />

zahllos rings Auf schlammiger Moderflut.“<br />

(3, Freiligrath, nach S.T. Coleridge)<br />

Quellen:<br />

Denkmalschutz und -pflege<br />

(1) „250 Jahre Trockenlegung des<br />

Oderbruchs“ Fakten und Daten einer<br />

Landschaft, Redakt.: Dr. Reinhard<br />

Schmook<br />

(2) Ingrid Mittenzwei „Friedrich II. von<br />

Preußen“ Eine Biographie<br />

(3) „Nun blüht es von End’ zu End’ All<br />

überall“ Die Eindeichung des Nieder-<br />

Oderbruchs 1747-1753, Prof. Dr. Bernd<br />

Herrmann/ Martina Kaup,<br />

(4) Artikel der „Märkischen Oder-/ <strong>Berlin</strong>er<br />

Zeitung“<br />

(5) Jahrbuch 1997 Landkreis Märkisch<br />

Oderland<br />

6) www.preussisches-arkadien.de,<br />

www.preussen-chronik.de<br />

(7) Friedrich II., Orte in Brandenburg<br />

<strong>Baukammer</strong> <strong>Berlin</strong> 3/<strong>2012</strong> | 63


Denkmalschutz und -pflege<br />

Im Namen des Senats von <strong>Berlin</strong> beantworte<br />

ich Ihre nicht erledigte Mündliche<br />

Anfrage gemäß § 51 Abs. 5 der<br />

Geschäftsordnung des Abgeordnetenhauses<br />

wie folgt:<br />

Frage 1: Ist dem Senat bewusst, dass der<br />

Abbau von 43.500 <strong>Berlin</strong>er Gaslaternen<br />

zugunsten von ebenso viel Peitschenmasten<br />

(sog. LED-Leuchten) zu erheblicher<br />

Kritik in der Stadtgesellschaft aktuell<br />

führt?<br />

Antwort zu 1: Eine Umrüstung von<br />

43.500 Gaslaternen auf Peitschenmasten<br />

ist nicht geplant.<br />

Der Senat hat im Dezember 2011 die<br />

Umrüstung der Gasreihenleuchten<br />

beauftragt. Die noch vorhandenen ca.<br />

8000 Gasreihenleuchten im <strong>Berlin</strong>er<br />

Stadtgebiet befinden sich vorrangig in<br />

Hauptverkehrsstraßen und Erschließungsstraßen<br />

an einem sogenannten<br />

Peitschenmast. Die Umrüstung erfolgt<br />

mit einem elektrisch betriebenen Leuchtenkopf<br />

mit Kompaktleuchtstofflampe,<br />

welcher ebenfalls an einen Peitschenmast<br />

angeordnet wird.<br />

Grund für die Umrüstung sind die überproportionalen<br />

Betriebskosten dieser<br />

Gasleuchten:<br />

- Die Gasreihenleuchten verbrauchen<br />

48,7 GWh Energie. Bei gleichem<br />

Beleuchtungsniveau verbrauchen elektrisch<br />

betriebene Leuchten nur 1,7 GWh<br />

Energie.<br />

64 | <strong>Baukammer</strong> <strong>Berlin</strong> 3/<strong>2012</strong><br />

Drucksache 17 / 20 111 · Nicht behandelte Mündliche Anfrage · 17. Wahlperiode<br />

Nicht behandelte Mündliche Anfrage Nr. 14 des Abgeordneten Dr. Uwe Lehmann-Brauns (CDU)<br />

aus der 14. Sitzung des Abgeordnetenhauses vom 24. Mai <strong>2012</strong> und Antwort<br />

Im Namen des Senats von <strong>Berlin</strong> beantworte<br />

ich Ihre Kleine Anfrage wie folgt:<br />

Frage 1: Welcher Forschungsstand zum<br />

archäologischen Erbe in der historischen<br />

Stadtmitte bildete die Grundlage für die<br />

Planungen der U5-Verlängerung und wie<br />

nimmt der Senat auf eine Aktualisierung<br />

des Forschungsstandes für weitere Bau-<br />

Schicksal der <strong>Berlin</strong>er Gaslaternen<br />

- Würde das Gas für die noch ca. 8.000<br />

Gasreihenleuchten nicht in Leuchten<br />

verbrannt, sondern beispielsweise in<br />

dem Heizkraftwerke Mitte mit einem<br />

Wirkungsgrad von 45% für die Stromerzeugung<br />

verwendet, könnten ca.<br />

100.000 adäquate elektrische Leuchten<br />

betrieben werden.<br />

- Nach Umrüstung der Gasreihenleuchten<br />

spart das Land <strong>Berlin</strong> entsprechend<br />

der bestehenden Energielieferverträge<br />

ca. 2,4 Mio. Euro jährlich.<br />

- Die Energiekosten einschl. Wartungskosten<br />

betragen für eine Gasreihenleuchte<br />

jährlich durchschnittlich ca.<br />

550 Euro und für eine elektrisch betriebene<br />

Leuchte bei gleichem Beleuchtungsniveau<br />

ca. 50 Euro.<br />

- Die Energieeinsparung führt zu einer<br />

jährlichen CO2-Reduzierung von mehr<br />

als 9.200 t für die öffentliche Beleuchtung.<br />

- Durch die bessere Ausleuchtung steigt<br />

die Verkehrssicherheit und auch das<br />

subjektive Sicherheitsgefühl.<br />

Von den weiteren gasbetriebenen Leuchten<br />

ist die sogenannte Gasaufsatzleuchte<br />

mit ca. 30.000 Stück in <strong>Berlin</strong> am meisten<br />

verbreitet. Diese auf einem Bündelpfeilermast<br />

angeordnete Leuchte steht<br />

vornehmlich in Anliegerstraßen. Die weiträumige<br />

Umrüstung dieser Leuchten<br />

kann zurzeit nicht terminiert werden. Es<br />

ist davon auszugehen, dass dieses erst<br />

Drucksache 17 / 10 598 · Kleine Anfrage · 17. Wahlperiode<br />

Kleine Anfrage der Abgeordneten Katrin Lompscher (LINKE) vom 12. Juni <strong>2012</strong><br />

(Eingang beim Abgeordnetenhaus am 13. Juni <strong>2012</strong>) und Antwort<br />

vorhaben in diesem Stadtgebiet Einfluss?<br />

Antwort zu 1: Den Planungen zur U5-Verlängerung<br />

lag der Stand Ende der 1990er<br />

Jahre zugrunde, bei dem der Erhaltungszustand<br />

des mittelalterlichen Rathauses<br />

noch ungewiss war. Aus Gründen<br />

beschränkter Mittel werden für die Erlan-<br />

nach Abschluss der Gasreihenleuchtenumrüstung<br />

(2016) möglich ist. Die Umrüstung<br />

wird auch nicht mittels Peitschenmast<br />

erfolgen, sondern entweder<br />

bei Beibehaltung der derzeitigen Mastformen<br />

oder mit einer umfeldverträglichen<br />

Variante, die das bisherige Erscheinungsbild<br />

wahrt.<br />

Frage 2: Ist er bereit zu prüfen, die von<br />

dem Abbau ausgenommenen Flächen zu<br />

erweitern und die Formen der typischen<br />

Gaslaternen zu erhalten?<br />

Antwort zu 2: Der Senat strebt an, Gasleuchten<br />

mit Gasbetrieb in einer geringen<br />

Anzahl im öffentlichen Straßenland zu<br />

erhalten. Ziel ist, möglichst von allen<br />

Leuchtentypen gasbetriebene Exemplare<br />

in zusammenhängenden Gebieten zu<br />

erhalten. Diese sollen daher vorrangig in<br />

ausgewiesenen Denkmalbereichen des<br />

Landes <strong>Berlin</strong> stehen. Des Weiteren<br />

strebt der Senat an, bei der künftigen<br />

Umrüstung der Gasaufsatzleuchten in<br />

Denkmalbereichen entsprechend dem<br />

§ 2 des Denkmalschutzgesetzes des<br />

Landes <strong>Berlin</strong> das äußere Erscheinungsbild<br />

der Leuchten beizubehalten.<br />

<strong>Berlin</strong>, den 04. Juni <strong>2012</strong><br />

Michael Müller<br />

Senatsverwaltung für<br />

Stadtentwicklung und Umwelt<br />

(Eingang beim Abgeordnetenhaus<br />

am 07. Juni <strong>2012</strong>)<br />

Zukunft der archäologischen Zeugnisse im Zuge der<br />

Baumaßnahmen der Verlängerung der U-Bahnlinie 5 und<br />

künftiger Bauvorhaben in der historischen Mitte <strong>Berlin</strong>s<br />

gung von Planungsreife kleinere archäologische<br />

Sondierungen beispielsweise<br />

im Bereich des Großen Jüdenhofs in diesem<br />

Stadtgebiet durchgeführt.<br />

Frage 2: Wann und von wem ist die Entscheidung<br />

gefällt worden, die Grabung<br />

im Bereich des künftigen U5-Bahnhofs


„Rathaus“ als „Rettungsgrabung“ durchzuführen?<br />

Antwort zu 2: Alle in Verbindung mit Bauvorhaben<br />

stehenden archäologischen<br />

Grabungen werden als Rettungsgrabungen<br />

bezeichnet. Gegebenenfalls wird<br />

dabei die Erhaltung von ergrabenen<br />

Bodendenkmalen vertraglich geregelt, so<br />

auch die des mittelalterlichen Rathauses.<br />

Frage 3: Teilt der Senat die Einschätzung,<br />

dass die Genehmigung einer Rettungsgrabung<br />

angesichts der bekannten zeitgenössischen<br />

Berichte über die Einschüttung<br />

der Keller des Alten Rathauses<br />

mit Sand, damit spätere Generationen<br />

dessen Relikte möglichst wohl erhalten<br />

freilegen könnten (liegen im Landesdenkmalamt<br />

gedruckt vor), einer groben<br />

Fahrlässigkeit gleichkommt?<br />

Antwort zu 3: Die an den Landeskoordinaten<br />

zu ermessende genaue Lage des<br />

mittelalterlichen Rathauses war nicht<br />

bekannt und wurde erst durch die Grabung<br />

ermittelt. Zudem war der herausragende<br />

Erhaltungszustand (1,4 m Schichtenfolge<br />

seit dem 13. Jahrhundert in den<br />

Fußböden der Ratsgewölbe bis um 1800)<br />

nicht bekannt und auch nicht zu erwarten.<br />

Die Trassenführung der U-Bahn ist<br />

an Zwangspunkte durch das Vorhandensein<br />

bestehender Tunnel östlich des Rathauses<br />

gebunden, was dazu führt, dass<br />

Teile des mittelalterlichen Rathauses von<br />

der Schlitzwand der U-Bahn betroffen<br />

sind, insbesondere bei Errichtung des<br />

Bahnhofs <strong>Berlin</strong>er Rathaus. Insoweit<br />

stellt die Rettungsgrabung eine im Interesse<br />

der Landesgeschichte von <strong>Berlin</strong><br />

und der Einbeziehung von archäologischen<br />

Zeugnissen in die Planung unverzichtbare<br />

Maßnahme dar.<br />

Frage 4: Welche Festlegungen enthalten<br />

die Beschlüsse zur Planfeststellung der<br />

U5-Verlängerung in Bezug auf die Erkundung,<br />

Dokumentation, planerische Einbeziehung<br />

und bauliche Sicherung von<br />

archäologischen Zeugnissen und wie<br />

wird deren Einhaltung durch den Senat<br />

sichergestellt?<br />

Antwort zu 4: Der Planfeststellungsbeschluss<br />

SenStadt VII E 32 vom<br />

27.06.2011 enthält auf den Seiten 30/31<br />

folgende Ausführungen: „Die durch Grabungsarbeiten<br />

ermittelten archäologischen<br />

Befunde fanden noch keine<br />

Berücksichtigung in der Umweltverträg-<br />

*Anm.: Der Vertrag ist zwischenzeitlich durch<br />

Nachträge gemäß den Befunden, Terminen<br />

und Kosten fortgeschrieben.<br />

Die Einhaltung überwacht das Landesdenkmalamt<br />

ggf. iVm der Planfeststellungsbehörde.<br />

lichkeitsstudie, da sie sich als unerwartet<br />

reichhaltig erwiesen. Bei den vorlaufenden<br />

archäologischen Rettungsgrabungen<br />

vor dem <strong>Berlin</strong>er Rathaus wurden<br />

wider Erwarten gut er-haltene Kellerreste<br />

(Schiffe 1 und 2) des ehemaligen Rathauses<br />

gefunden. Dies hat zu einer Umplanung<br />

des Bahnhofs <strong>Berlin</strong>er Rathaus<br />

geführt, um die Schiffe 1 und 2 sowie östliche<br />

Teile des Schiffes 3 zu erhalten. Die<br />

westlichen Teile des Schiffes 3 und Schiff<br />

4 können aufgrund der durch den<br />

Anschluss an den Bestandstunnel Richtung<br />

Alexanderplatz vorgegebenen Trassierung<br />

in Verbindung mit den notwendigen<br />

Bahnsteigmindestbreiten nicht<br />

erhalten werden. Sie wurden z. T. bereits<br />

anlässlich früherer Bauarbeiten vernichtet.<br />

Die bei den Grabungen entdeckten<br />

Kellerreste mehrerer Patrizierhäuser können<br />

wegen der aus Fluchtweggründen<br />

erforderlichen Breite der Ausgangstreppe<br />

nicht erhalten bleiben. Durch öffentlich-rechtlichen<br />

Vertrag vom 11.06.2009*<br />

wurde zwischen der BVG und dem Landesdenkmalamt<br />

für Denkmalschutz hierüber<br />

Einvernehmen hergestellt.“<br />

Das mittelalterliche Rathaus bleibt in seinen<br />

drei südlichen und seinem vierten<br />

östlichen Schiff erhalten. Das dritte östliche<br />

Schiff sowie die westlichen Teile der<br />

Schiffe 3 und 4 gehen verloren (s. Planfeststellungsbeschluss).<br />

Von 26 Pfeilern<br />

verbleiben 22 im Boden. Der Senat plant<br />

ein Sicherungsbauwerk für die Einrichtung<br />

eines Archäologischen Fensters im<br />

Bereich des Bahnhofs <strong>Berlin</strong>er Rathaus,<br />

das die Einsehbarkeit in das mittelalterliche<br />

Rathaus ermöglichen soll.<br />

Frage 5: Wie lange werden die archäologischen<br />

Grabungen in der historischen<br />

Stadtmitte andauern, die im unmittelbaren<br />

zeitlichen und räumlichen Zusammenhang<br />

mit der Verlängerung der U-<br />

Bahnlinie 5 stehen?<br />

Antwort zu 5: Die Grabungen werden bis<br />

einschließlich 2014 andauern und Bereiche<br />

der ehemaligen Königstraße, der<br />

acht westlichen Joche des mittelalterlichen<br />

Rathauses, der Gerichtslaube und<br />

des Turmes des Rat-hauses umfassen.<br />

Weiterhin wird ein Tiefschnitt im Bereich<br />

des Bahnhofs Museumsinsel in 2013<br />

angelegt.<br />

Frage 6: Welche zeitlichen und ggf. weiteren<br />

Restriktionen bestehen für die<br />

archäologischen Grabungen im Zusammenhang<br />

mit dem Bauvorhaben Verlängerung<br />

der U-Bahnlinie 5?<br />

Antwort zu 6: Die Grabungen sind mit<br />

dem Bauablauf des U-Bahnbaus abgestimmt.<br />

Denkmalschutz und -pflege<br />

Frage 7: Wie beurteilt der Senat den<br />

archäologischen Wert der bisherigen<br />

Ausgrabungen und Funde?<br />

Antwort zu 7: Die Grabung gilt als eine<br />

der bedeutendsten Grabungen im <strong>Berlin</strong>er<br />

Zentrum, da die Erhaltung der seit<br />

dem Mittelalter überlieferten Befunde<br />

und Funde herausragend ist. Erstmals in<br />

<strong>Berlin</strong> können im Bereich von rund 20<br />

Grundstücken die bauliche Entwicklung<br />

und die soziale Struktur der Bewohner<br />

seit 1220 bis 1945 rekonstruiert werden.<br />

Frage 8: Wie sollen die nach dem Willen<br />

des Senats dauerhaft an Ort und Stelle<br />

zu erhaltenden Relikte des Alten Rathauses<br />

und der Gerichtslaube vor Schäden<br />

durch die ca. 32 m tief anzulegende<br />

Schlitzwand des neuen U-Bahnhofs<br />

geschützt werden (sowohl durch die<br />

Schlitzwand selbst als auch durch das<br />

für ihre Ausführung benötigte schwere<br />

Gerät)?<br />

Antwort zu 8: Durch eine vorherige Translozierung<br />

werden die zu erhaltenden<br />

Relikte des mittelalterlichen Rathauses<br />

gesichert.<br />

Wie in der Antwort zu 4 ausgeführt, wurde<br />

vom Senat zusammen mit der BVG<br />

zum Erhalt großer Teile der archäologischen<br />

Befunde (altes Rathaus) entschieden,<br />

auf den südwestlichen U-Bahn-<br />

Zugang zu verzichten. Stattdessen wird<br />

aus verkehrlichen sowie Sicherheitsgründen<br />

ein südöstlicher Zugang vorgesehen.<br />

Teile der Schiffe 3 und 4 (s. Antwort zu 4)<br />

sowie möglicherweise auch ein kleiner<br />

Teil der Gerichtslaube (dies ist erst nach<br />

der Ausgrabung genau bekannt) können<br />

aufgrund der Errichtung der Schlitzwand<br />

für den U-Bahn-Tunnel nicht in situ erhalten<br />

werden.<br />

Durch den Schlitzwandbagger sind keine<br />

Beschädigungen der zu erhaltenden Teile<br />

(Schiffe 1 und 2 sowie teilweise 3 und<br />

4) zu erwarten, da er von der dem Rathaus<br />

abgewandten Seite arbeitet. Er wird<br />

also nicht die Relikte befahren.<br />

Frage 9: Welche archäologischen Funde<br />

werden nach derzeitigem Planungsstand<br />

nicht in situ erhalten werden können und<br />

wann sind die nach Auffassung von<br />

Senat und Vorhabenträger erforderlichen<br />

Abbrüche vorgesehen?<br />

Antwort zu 9: Im Bereich der Trasse/des<br />

Bahnhofs werden die baulichen Überreste<br />

von rund 20 Grundstücken beseitigt.<br />

Das Rathaus bleibt in großen Teilen im<br />

Boden (siehe Antwort zu 4.) bzw. wird<br />

teilweise geborgen (siehe Antwort zu 8.).<br />

Frage 10: Welche Gründe sprechen<br />

<strong>Baukammer</strong> <strong>Berlin</strong> 3/<strong>2012</strong> | 65


Denkmalschutz und -pflege<br />

gegen eine Überarbeitung der Planung<br />

und ggf. Änderung des Planungs-rechtes,<br />

um z. B. die Fundamente des mittelalterlichen<br />

Rathauses vollständig zu<br />

erhalten und öffentlich zugänglich zu<br />

machen?<br />

Antwort zu 10: Eine scharfe seitliche Verschwenkung<br />

oder Tieferlegung der U5 ist<br />

aufgrund des in seiner Lage und Anbindungshöhe<br />

festgelegten Bestandstunnels,<br />

der vom Alexanderplatz bis zur Rathausstraße/Jüdenstraße<br />

reicht, sowie<br />

der zulässigen Trassierungsparameter<br />

im U-Bahnbau technisch nicht möglich.<br />

Aufgrund der bestehenden baulichen<br />

Gegebenheiten sowie der einzuhaltenden<br />

Regelwerke und Vorschriften erübrigt<br />

sich eine Befassung mit planungsrechtlichen<br />

Konsequenzen.<br />

Frage 11: Wie werden die von Überbauung<br />

bzw. Zerstörung bedrohten archäologischen<br />

Funde dokumentiert und<br />

materiell gesichert?<br />

Antwort zu 11: Die seit 2009 andauernde<br />

Rettungsgrabung dient der Sicherung<br />

und Dokumentation der Befunde und<br />

Funde. Funde werden geborgen, restau-<br />

Im Namen des Senats von <strong>Berlin</strong> beantworte<br />

ich Ihre Kleine Anfrage wie folgt:<br />

Frage 1: Bei wem liegt die Planungshoheit<br />

für das Grundstück Dreilinden in der<br />

Potsdamer Chaussee 61a, Ortsteil Nikolassee<br />

(Steglitz-Zehlendorf)?<br />

Antwort zu 1: Das Grundstück liegt im<br />

Bezirk Steglitz-Zehlendorf, folglich werden<br />

Bauanträge o. ä. im Bezirksamt<br />

bearbeitet. Die Beantwortung der nachfolgenden<br />

Fragen erfolgt auf Grundlage<br />

der Stellungnahme des zuständigen<br />

Stadtentwicklungsamtes.<br />

Frage 2: Welche Festlegungen trifft der<br />

Bauvorbescheid vom April 2010? Welche<br />

Entscheidungen wurden in diesem<br />

Zusammenhang planungs- und baurechtlich<br />

getroffen?<br />

Antwort zu 2: Mit dem Bauvorbescheid<br />

wurde, der besonderen Lage an der<br />

Autobahn angemessen, eine Hotel- und<br />

Restaurantnutzung für zulässig erklärt.<br />

Frage 3: Wer ist Eigentümer des Grundstücks<br />

bzw. der beiden Flurstücke?<br />

66 | <strong>Baukammer</strong> <strong>Berlin</strong> 3/<strong>2012</strong><br />

riert und im Museum für Vor- und Frühgeschichte<br />

eingelagert. Geplant ist eine<br />

Sonderausstellung 2013/14 im Neuen<br />

Museum SMB/SPK.<br />

Frage 12: Welche baulichen und konzeptionellen<br />

Vorstellungen existieren für die<br />

Präsentation der archäo-logischen Funde<br />

in Form von „Archäologischen Pfaden“,<br />

„Archäologischen Fenstern“ oder<br />

ähnlichem und wie und mit wem sind diese<br />

Konzepte mit interessierten und sachkundigen<br />

Akteur/innen aus der Wissenschaft<br />

und der Bürgerschaft kommuniziert<br />

worden?<br />

Antwort zu 12: Innerhalb des Archäologischen<br />

Pfads ist im Bereich des mittelalterlichen<br />

Rathauses zukünftig in Abhängigkeit<br />

von der Haushaltslage ein<br />

Archäologisches Fenster vorgesehen<br />

geplant. Ungeachtet dessen wird das<br />

Ärchäologische Fenster im Bahnhof hergerichtet.<br />

Die Kommunikation fand in zwei Workshops<br />

der Historischen Kommission zu<br />

<strong>Berlin</strong> e.V. 2011 und in der öffentlichen<br />

und bereits mehrfach gezeigten Ausstellung<br />

„Archäologie und Stadtplanung in<br />

Drucksache 17 / 10 544 · Kleine Anfrage · 17. Wahlperiode<br />

<strong>Berlin</strong>“ statt. Die Workshops sind veröffentlich<br />

in: „Alte Mitte – Neue Mitte?<br />

Positionen zum historischen Zentrum<br />

von <strong>Berlin</strong>“ Herausgeber: Historische<br />

Kommission zu <strong>Berlin</strong> e.V., <strong>Berlin</strong> <strong>2012</strong>,<br />

<strong>Berlin</strong>er Wissenschafts-Verlag, ISBN<br />

978-3-8305-3053-4, 39 €.<br />

Frage 13: Welche Kosten sind für die Präsentation<br />

der archäologischen Funde<br />

prognostiziert und eingeplant und wann<br />

sollen erste Bauabschnitte fertig gestellt<br />

werden?<br />

Antwort zu 13: Für das voraussichtlich<br />

2016/17 entstehende Sicherungsbauwerk<br />

wird derzeit mit 8,5 Mio € gerechnet,<br />

die in die mittelfristige Finanzplanung des<br />

Senats eingestellt werden sollen.<br />

<strong>Berlin</strong>, den 11. Juli <strong>2012</strong><br />

Kleine Anfrage der Abgeordneten Antje Kapek (GRÜNE) vom 30. Mai <strong>2012</strong><br />

(Eingang beim Abgeordnetenhaus am 04. Juni <strong>2012</strong>) und Antwort<br />

Zukunft des Baudenkmals Dreilinden<br />

Antwort zu 3: Das Grundstück gehört<br />

einer Privatperson.<br />

Frage 4: Welche Nutzung ist für das<br />

Grundstück durch Planungsbeschlüsse<br />

und Bauentscheide vorgesehen?<br />

Antwort zu 4: Es gibt keine Planungsbeschlüsse<br />

oder Bauentscheide, der erteilte<br />

Vorbescheid ist bereits unter 2.<br />

genannt.<br />

Frage 5: Soll das Grundstück verkauft,<br />

verpachtet oder vermietet werden und<br />

über welche Zeiträume und an wen?<br />

Antwort zu 5: Der private Eigentümer<br />

möchte das Grundstück verkaufen, da<br />

sich seine Idee einer Hotelnutzung mangels<br />

Interessenten bis heute nicht verwirklichen<br />

ließ.<br />

Frage 6: Zu welchen Bedingungen wird<br />

das Grundstück verkauft, vermietet oder<br />

verpachtet? An welche Bedingungen<br />

sind Umgestaltungen des Baudenkmals<br />

geknüpft?<br />

Antwort zu 6: Die Denkmalschutzbehörde<br />

kennt nicht die Bedingungen, zu<br />

In Vertretung<br />

Regula Lüscher<br />

Senatsverwaltung für<br />

Stadtentwicklung und Umwelt<br />

(Eingang beim Abgeordnetenhaus<br />

am 23. Juli <strong>2012</strong>)<br />

denen der heutige Eigentümer verkauft,<br />

vermietet oder verpachtet. Umgestaltungen<br />

und bauliche Änderungen hingegen<br />

sind nur im Rahmen der ordnungsrechtlichen<br />

Ziele des Denkmalschutzgesetzes<br />

(DSchG Bln) möglich. Sie unterliegen der<br />

Genehmigungspflicht.<br />

Frage 7: Was bedeutet eine künftige Nutzung<br />

für den Denkmalwert des Gebäudes?<br />

Inwiefern werden durch künftige<br />

Nutzungen Veränderungen an der<br />

Gebäudesubstanz vorgenommen bzw.<br />

zugelassen?<br />

Antwort zu 7: Denkmale sind so zu nutzen,<br />

dass ihr dauerhafter Erhalt gewährleistet<br />

ist (§ 9 DSchG Bln).<br />

<strong>Berlin</strong>, den 04. Juli <strong>2012</strong><br />

In Vertretung<br />

Regula Lüscher<br />

Senatsverwaltung für<br />

Stadtentwicklung und Umwelt<br />

(Eingang beim Abgeordnetenhaus<br />

am 10. Juli <strong>2012</strong>)


Einführung der Eurocodes <strong>2012</strong> – Umsetzung in den Bundesländern<br />

Land Datum Einführung<br />

EC<br />

Übergangsregelung Fundstelle, Kommentar der obersten<br />

Bauaufsichtsbehörden bzw. der Ingenieurkammern<br />

Bayern 01.07.<strong>2012</strong> Parallele Geltung bis 31.12.2013,<br />

Mischungsverbot<br />

Baden-<br />

Württemberg<br />

https://www.verkuendungbayern.de/files/allmbl/<strong>2012</strong>/06/allmbl-<strong>2012</strong>-06.pdf<br />

01.07.<strong>2012</strong> Nach dem 01.07.<strong>2012</strong>: Nein http://www.um.baden-wuerttemberg.de/servlet/is/82941/__<br />

LTB_vom_06-06-<br />

<strong>2012</strong>.pdf?command=downloadContent&filename=__<br />

LTB_vom_06-06-<strong>2012</strong>.pdf<br />

<strong>Berlin</strong> 01.07.<strong>2012</strong> Nach dem 01.07.<strong>2012</strong>: Nein<br />

Aber: siehe nebenstehend<br />

Recht<br />

http://www.stadtentwicklung.berlin.de/service/rundschreiben/<br />

de/bauaufsicht.shtml<br />

Nach Auffassung der Senatsverwaltung bestehen keine<br />

Bedenken, wenn ab dem 1. Juli <strong>2012</strong> bereits vorher (für die<br />

Verfahren gemäß §§ 63 bis 65 BauO Bln) geplante und<br />

bemessene Konstruktionen nach den bisher bekannt<br />

gemachten „alten“ deutschen Normen ausgeführt werden.<br />

Siehe dazu auch Gutachten von Prof. Sangenstedt:<br />

http://baukammerberlin.de/mitgliedschaft/Gutachten%20Eur<br />

ocodes%20Sangenstedt.pdf<br />

Brandenburg 01.07.<strong>2012</strong> Nach dem 01.07.<strong>2012</strong>: Nein http://www.bravors.brandenburg.de/sixcms/media.php/15/<br />

Amtsblatt%2024_12.pdf<br />

Bremen 23.08.<strong>2012</strong> Parallele Geltung bis 31.12.2013,<br />

Mischungsverbot<br />

Folgt kurzfristig – ist noch nicht online<br />

Hamburg 01.07.<strong>2012</strong> Nach dem 01.07.<strong>2012</strong>: Nein http://www.hamburg.de/contentblob/152964/data/liste-dertechnischen-baubestimmungen.pdf<br />

Hessen 01.07.<strong>2012</strong> Parallele Geltung bis 31.12.2013,<br />

Mischungsverbot<br />

Mecklenburg-<br />

Vorpommern<br />

http://www.wirtschaft.hessen.de/irj/HMWVL_Internet?uid=ac<br />

7351cd-99d9-221a-eb6d-f191921321b2<br />

01.07.<strong>2012</strong> Nach dem 01.07.<strong>2012</strong>: Nein http://www.regierung-mv.de/cms2/<br />

Regierungsportal_prod/Regierungsportal/de/wm/Themen/<br />

Bau/Planen_und_Bauen/Technische_Baubestimmungen/_<br />

Dokumente/00-LTB-MV-<strong>2012</strong>-PDF.pdf<br />

Niedersachsen 01.11.<strong>2012</strong> Nach dem 01.11.<strong>2012</strong>: Nein http://www.ingenieurkammer.de/cms/media/Daten/<br />

Einfuehrung%20der%20Eurocodes.pdf<br />

Nordrhein-<br />

Westfalen<br />

01.07.<strong>2012</strong> Nach dem 01.07.<strong>2012</strong>: Nein https://recht.nrw.de/lmi/owa/br_vbl_detail_text?anw_nr=7&vd<br />

_id=13370&ver=8&val=13370&sg=0&menu=1&vd_back=N<br />

Rheinland-Pfalz 01.07.<strong>2012</strong> Nach dem 01.07.<strong>2012</strong>: Nein<br />

Aber: siehe nebenstehend<br />

http://www.fm.rlp.de/fileadmin/fm/downloads/bauen/<br />

baurecht_bautechnik/bauvorschriften/technische_<br />

baubestimmungen/Baubest_<strong>2012</strong>.pdf<br />

Die IK Rhld.-Pfalz hat wie folgt informiert:<br />

Lt. Auskunft der OBA verhält es sich so, dass die alten Normen<br />

– trotz der Einführung der Eurocodes zum 01.07.<strong>2012</strong> - noch<br />

eine Zeit lang gelten werden. Über den genauen Zeitraum kann<br />

keine Aussage getroffen werden. Sicherlich jedoch einige<br />

Monate. Abgeleitet wird die Möglichkeit aus § 69 Abs. 1 Satz 2<br />

LBauO. Man will es recht großzügig handhaben.<br />

Sachsen 01.07.<strong>2012</strong> Nach dem 01.07.<strong>2012</strong>: Nein http://www.sachsengesetze.de/shop/saechsabl_sonder/<strong>2012</strong>/3/read_pdf<br />

<strong>Baukammer</strong> <strong>Berlin</strong> 3/<strong>2012</strong> | 67


Recht<br />

Sachsen-<br />

Anhalt<br />

Sehr geehrter Herr Dr. Karstedt,<br />

sehr geehrte Damen und Herren,<br />

im DIBt haben wir zurzeit über 7000 gültige<br />

allgemeine bauaufsichtliche Zulassungen<br />

und in der EOTA gibt es über<br />

2000 Europäische Technische Zulassungen,<br />

die auch bei uns gültig sind. Dazu<br />

gibt es eine mir nicht bekannte Anzahl<br />

von Typenprüfungen in Deutschland,<br />

über die leider gar keine zentralen Listen<br />

geführt werden.<br />

Wir haben zwar die Zulassungen alle<br />

elektronisch erfasst, können aber nicht<br />

so einfach feststellen, welche Zulassungen<br />

am heutigen Tag noch auf nationale<br />

Normen verweisen. Im Schnitt erteilen<br />

wir ca. 10 Zulassungen pro Kalendertag.<br />

Meine fast 200 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter<br />

haben den Auftrag, Zulassungen<br />

möglichst zügig auf die Eurocodes<br />

umzustellen, soweit der Antragsteller<br />

das wünscht. Die einzelnen Mitarbeiter<br />

haben sicherlich den Überblick über<br />

68 | <strong>Baukammer</strong> <strong>Berlin</strong> 3/<strong>2012</strong><br />

01.07.<strong>2012</strong> Nach dem 01.07.<strong>2012</strong>: Nein http://www.ingnet.de/webKreator/upload/temp_dokumente/162451589/120<br />

530%20Abl%C3%B6sung%20nationaler%20Bemessungsre<br />

geln_Erlass_<strong>03</strong>05<strong>2012</strong>.pdf<br />

IK S-A hat mich Schreiben vom 25.06.<strong>2012</strong> Ministerium gebeten,<br />

für eine Parallelgeltung der alten Normung bis 31.12.2013<br />

Sorge zu tragen.<br />

Thüringen 01.07.<strong>2012</strong> Nach dem 01.07.<strong>2012</strong>: Nein http://www.thueringen.de/imperia/md/content/tmbv/bau/ltbbekanntmachung_<strong>2012</strong>_endg.pdf<br />

Saarland 01.07.<strong>2012</strong> Nach dem 01.07.<strong>2012</strong>: Nein http://www.ingenieurkammer-saarland.de/index.php?id<br />

=32&tx_ttnews[tt_news]=21&cHash=f8b5f2e25a10d9918182<br />

2ff6e4ac58cc<br />

Schleswig-<br />

Holstein<br />

01.07.<strong>2012</strong> Nach dem 01.07.<strong>2012</strong>: Nein<br />

Aber: siehe nebenstehend<br />

ihren Bereich, aber eine zentrale Liste<br />

über den (sich stündlich verändernden)<br />

Umstellungsgrad haben wir leider nicht.<br />

Es gibt auch viele Zulassungen, die völlig<br />

ohne Bezug auf eine Bemessungsnorm<br />

auskommen und deswegen gar nicht<br />

umzustellen sind.<br />

Für Ihre Mitglieder kann ich aber dennoch<br />

einen hilfreichen Hinweis geben:<br />

Auf unserer Internetseite www.dibt.de<br />

finden sich nach Arbeitsgebieten sortierte<br />

Zulassungslisten. Dort sind die Titel<br />

der Zulassungen und die Daten der Ausstellung<br />

sowie des Ablaufs der Zulassungen<br />

genannt. Bei den meisten Zulassungen<br />

aus diesem Jahr sollte man von<br />

umgestellten Zulassungen ausgehen<br />

können, während bei Zulassungen vor<br />

2011 vermutet werden kann, dass diese<br />

noch auf nationalen Normen basieren.<br />

Diese Liste ist nicht tagesaktuell, sondern<br />

ca. immer 4-6 Wochen alt, da hier<br />

die Widerspruchsfrist abgewartet wer-<br />

http://www.gesetzerechtsprechung.sh.juris.de/jportal/?quelle=jlink&query=VVSH<br />

-2130.93-MI-<strong>2012</strong>0629&psml=bsshoprod.psml&max=true<br />

http://www.aiksh.de/fileadmin/media/documents/EUROCODES__Anschr._In<br />

nenmin._SH__20.06.<strong>2012</strong>.pdf<br />

In einer Übergangszeit darf mit Augenmaß weiter die Anwendung<br />

der bisherigen Bemessungsnormen auf Grundlage von<br />

§ 3 Abs. 3 Satz 3 Landesbauordnung („Lösung im gleichem<br />

Maße“) erfolgen (siehe beiliegenden pdf-Link). Die Entscheidung<br />

hierüber trifft die untere Bauaufsichtsbehörde bzw. die<br />

Prüfämter/Prüfingenieure nach pflichtgemäßem Ermessen.<br />

© ingenieurkammer-Bau NRW, Stand: 14.08.<strong>2012</strong><br />

Schreiben des Präsidenten des DIBt – Deutsches Institut für Bautechnik, Herrn Dipl.-Ing. Gerhard Breitschaft<br />

an den Präsidenten der <strong>Baukammer</strong> <strong>Berlin</strong>, Herrn Dr.-Ing. Jens Karstedt vom 13.07.<strong>2012</strong><br />

Einführung der Eurocodes<br />

den muss. Das Datum kann natürlich nur<br />

ein erster Hinweis sein, dann müsste sich<br />

der Planer beim Zulassungsinhaber<br />

erkundigen, ob seine Zulassung schon<br />

umgestellt ist. In den meisten Fällen versenden<br />

die Zulassungsinhaber gerne<br />

und kostenfrei ihre Zulassungen an die<br />

Planer.<br />

Je nachdem, muss der Planer das direkt<br />

betroffene oder umgebende Bauteil nach<br />

alten oder nach neuen Normen planen.<br />

Sind in einer Zulassung beide Rechenwege<br />

angegeben, sollte der europäische<br />

und bauaufsichtlich eingeführte Weg<br />

gewählt werden, wenn nicht ein anderer<br />

Grund (z. B. ein anderes noch nicht<br />

umgestelltes Produkt) nur den alten<br />

nationalen Weg erlaubt.<br />

Auch wenn ich Ihnen die erbetenen<br />

Listen nicht liefern kann, hoffe ich dennoch<br />

ein wenig geholfen zu haben.<br />

Mit freundlichen Grüßen<br />

G. Breitschaft


BFW Bundesverband Freier Immobilien- und Wohnungsunternehmen e.V.<br />

<br />

An die Vorsitzende der ARGEBAU-Ministerkonferenz und<br />

Ministerin für Inneres und Sport<br />

Frau Monika Bachmann<br />

Franz-Josef-Röder-Str. 21<br />

66119 Saarbrücken<br />

Bauaufsichtliche Einführung der Eurocodes als Technische Baubestimmung<br />

Sehr geehrte Frau Ministerin,<br />

<strong>Berlin</strong>, 2. August <strong>2012</strong><br />

<strong>03</strong>0/32781-101<br />

ira.voncoelln@bfw-bund.de<br />

unter Bezug auf das Schreiben vom 11.06.<strong>2012</strong> wenden sich die unterzeichnenden Kammern und Verbände<br />

nochmals an Sie in Ihrer Eigenschaft als Vorsitzende der Bauministerkonferenz.<br />

Nach dem Beschluss des Ausschusses für Stadtentwicklung, Bau- und Wohnungswesen (ASBW) der Bauministerkonferenz<br />

vom 14.06.<strong>2012</strong> haben die Eurocodes die bisherigen Normen abgelöst und wurden zum<br />

1. Juli <strong>2012</strong> in den Bundesländern als Technische Baubestimmung verbindlich eingeführt. Dies ist mit erheblichen<br />

praktischen und rechtlichen Problemen verbunden und verursacht erhebliche Haftungsrisiken für<br />

Planer, Ingenieure, Bauunternehmen und die gesamte Immobilienwirtschaft.<br />

Hierauf hatten wir in unserem Schreiben vom 11.06.<strong>2012</strong> bereits hingewiesen und Lösungsvorschläge unterbreitet.<br />

Dennoch wurde vom ASBW der o. g. Beschluss gefasst, ohne auf eine bundesweit befristete Parallelgeltung<br />

von Eurocodes und DIN-Normen hinzuwirken.<br />

Allerdings sind die Länder Bayern und Hessen unserer Argumentation gefolgt und werden die bislang gültigen<br />

DIN- Normen für eine Übergangszeit bis zum 31.12.2013 als gleichwertig anerkennen. Auch das Land<br />

Niedersachsen hat eine Übergangsregelung eingeführt, die jedoch nur bis zum 31.10.<strong>2012</strong> gilt. Darüber hinaus<br />

haben die Länder Bremen und Schleswig Holstein signalisiert, dass ebenfalls eine angemessene Übergangsfrist<br />

vorgesehen werden soll.<br />

Wir möchten Sie daher nochmals bitten, unser gemeinsames Anliegen zu unterstützen und sich in der Bauministerkonferenz<br />

dafür einzusetzen, dass die DIN- Normen bundeseinheitlich für eine angemessene Übergangszeit<br />

als gleichwertig neben den Eurocodes anerkannt werden. Zwar wird von Seiten der zuständigen<br />

Gremien der Bauministerkonferenz immer wieder darauf hingewiesen, dass die bauaufsichtliche Einführung<br />

r Beteiligung der Ingenieurkammern sowie der Verbände der Bauindustrie<br />

<br />

Stichtagsregelung ohne Parallelgeltung der bisherigen technischen Regeln ausgesprochen hätten. Dabei<br />

wird jedoch verschwiegen, dass eine ausreichende Beteiligung der Bauauftraggeber nicht erfolgt ist und die<br />

beteiligten Kammern und Verbände sich entweder kritisch zu dem Absichten der Bauministerkonferenz ge-<br />

Recht<br />

<strong>Baukammer</strong> <strong>Berlin</strong> 3/<strong>2012</strong> | 69


Recht<br />

70 | <strong>Baukammer</strong> <strong>Berlin</strong> 3/<strong>2012</strong><br />

Seite 2<br />

äußert oder ihre Zustimmung von Voraussetzungen abhängig gemacht haben, die dann aber nicht eingetreten<br />

sind. Insbesondere sind die zugesagten Termine für die Erstellung der technischen Unterlagen, wie z. B.<br />

der nationalen Anhänge, nicht eingehalten worden. Daher steht den Unternehmen die notwendige Software<br />

für die erforderlichen Berechnungen bis heute auch nur teilweise und/oder nur unvollständig zur Verfügung.<br />

Nachdem nunmehr in den einzelnen Bundesländern abweichende Regelungen gelten, ist auch das Ziel einer<br />

bundesweit einheitlichen Regelung nicht erreicht worden.<br />

Zudem sprechen die folgenden Gründe weiterhin für eine bundeseinheitliche Übergangsregelung für die<br />

Einführung der Eurocodes:<br />

1. Zwar sind die Eurocodes schon seit Jahren in der Entwicklung, faktisch sind aber bis heute nicht alle<br />

technisch notwendigen Unterlagen erstellt worden. Daher lassen sich Berechnungen zumindest in Teilbereichen<br />

zum genannten Stichtag gar nicht durchführen.<br />

2. Zwar wird seitens der FK Bautechnik argumentiert, dass die Änderungen gegenüber den bisherigen<br />

Normen nicht so gravierend seien, allerdings sind gerade die kleinen und mittleren Unternehmen und<br />

Planungsbüros völlig überfordert, diese Änderungen aus den Eurocodes, d. h. 10 Normenreihen mit zusammen<br />

58 Teilen mit einem Umfang von ca. 5.200 Seiten und weiteren 40 nationalen Anhängen, die ca.<br />

1.500 national zu bestimmende Parameter festlegen, herauszufiltern. Selbst Experten, die an der Erstellung<br />

der Eurocodes mitgewirkt haben, sind in computergestützten Pilotberechnungen nicht unerhebliche<br />

Fehler unterlaufen, die im Falle der Realisierung ein erhebliches Risiko für die Bauwerkssicherheit bedeutet<br />

hätten.<br />

3. Die von der FK Bautechnik 2010 selbst genannten zeitlichen und tatsächlichen Voraussetzungen für die<br />

Einführung der Eurocodes wurden nicht eingehalten. Trotzdem wurde an dem Zeitpunkt der Einführung<br />

festgehalten. Dabei gab und gibt es hierzu weder eine europäische noch eine nationale Verpflichtung.<br />

Die Einführung von bauaufsichtlichen Regelungen steht vielmehr im Ermessen der Mitgliedstaaten und<br />

damit der Länder. Alle am Bau Beteiligten sind zudem nicht daran gehindert, die Eurocodes (freiwillig)<br />

bei Berechnungen zugrundezulegen, zumal diese schon seit 2011 DIN Normen sind. Damit ist auch<br />

den Anliegen vor allem der großen Planungsbüros Rechnung getragen, die teilweise, allerdings überwiegend<br />

im Bereich der Verkehrsbauten bereits Eurocodes anwenden. Dies funktioniert auch ohne Probleme,<br />

obwohl die bauaufsichtliche Einführung der Eurocodes für diese Bereiche auf Grund fehlender nationaler<br />

technischer Bestimmungen erst für Ende <strong>2012</strong> vorgesehen ist.<br />

4. Durch die Einführung der Eurocodes als technische Baubestimmungen werden diese jedoch zwingendes<br />

Recht und müssen von allen am Bau Beteiligten unterschiedslos eingehalten werden. Dies hat gravierende<br />

zivilrechtliche Folgen für die Haftung und das Leistungssoll der Auftragnehmer, die die FK Bautechnik<br />

bei ihrer Betrachtung außer Acht gelassen hat.<br />

5. Es ist bislang auch nicht gelungen, die Vergaberegeln (VOB/A), nach denen die öffentliche Hand Bauaufträge<br />

vergeben muss, an die Eurocodes anzupassen, d.h. öffentliche Bauaufträge beziehen sich (vor allen<br />

in den sog. ATV) weiterhin auf die alten Normen und nicht auf die Eurocodes. Folglich müssen die<br />

Planer und Bauauftragnehmer weiterhin auf der Grundlage der alten Normen anbieten, bauordnungsrechtlich<br />

müssen sie künftig aber (auch) nach den Eurocodes bauen. Die daraus resultierenden vergaberechtlichen<br />

Probleme sind bislang nicht erörtert worden.<br />

6. Seitens der FK Bautechnik wird zwar argumentiert, dass Bedenken bestehen, auch nach dem 1.<br />

Juli <strong>2012</strong> noch die alten Normen bei der Konstruktion von Gebäuden anzuwen


Seite 3<br />

selbstverständlich <br />

die alleinige Verantwortung dafür tragen, dass dadurch die Anforderungen der Eurocodes erfüllt würden.<br />

Dies sei gegenüber der zuständigen Bauaufsichtsbehörde anzuge <br />

Mit einem solchen Vorgehen werden seitens der FK Bautechnik alle Risiken einer unnötig herbeigeführten<br />

widersprüchlichen und unübersichtlichen Normenlage vor allen den Planern und den kleinen und mittleren<br />

Unternehmen zugeschoben, die hierauf in keiner Weise vorbereitet sind und die vor unlösbare zivilrechtliche<br />

Probleme gestellt werden, vor allem wenn die Berechnungen nach den Eurocodes und den bisherigen Normen,<br />

die als allgemein anerkannte technische Regeln ebenfalls weiter beachtet werden müssen, nicht in<br />

Einklang stehen.<br />

Die Unterzeichner schlagen stattdessen nochmals vor, dass die Länder die bisherigen nationalen Regeln,<br />

die als anerkannte Regeln der Technik ohnehin weiter gelten und beachtet werden müssen, für einen angemessenen<br />

Übergangszeitraum einheitlich als gleichwertig anerkennen. Angesichts des derzeitigen<br />

Sachstandes sollte diese Regelung bis zum 31. Dezember 2013 gelten. Nur auf diese Weise lässt sich eine<br />

für die Planer und kleinen und mittleren Unternehmen notwendige Übergangsphase verträglich gestalten.<br />

Wir bitten die Bauministerkonferenz, die Angelegenheit auf der nächsten Sitzung einer nochmaligen politischen<br />

und juristischen Bewertung zu unterziehen und unserem Anliegen zu entsprechen.<br />

Mit freundlichen Grüßen<br />

RA StB Ira von Cölln, LL.M. Dr. Tillmann Prinz Kunibert Gerij<br />

Bundesgeschäftsführerin Bundesgeschäftsführer Vorsitzender<br />

BFW Bundesverband Freier Immobilien- Bundesarchitekten- Fachverband Ziegelund<br />

Wohnungsunternehmen e.V. kammer e.V. industrie NordWest e.V.<br />

Michael Heide WP / StB Ingeborg Esser RA Thomas Noebel<br />

Geschäftsführer Unternehmens- Vizepräsidentin / GdW Bundes- Bundesgeschäftsführer<br />

entwicklung / Zentralverband des verband deutscher Wohnungs- Bundesingenieur-<br />

Deutschen Baugewerbes e.V. und Immobilienunternehmen e.V. kammer e.V.<br />

Recht<br />

<strong>Baukammer</strong> <strong>Berlin</strong> 3/<strong>2012</strong> | 71


Recht<br />

Die Gesetzgebung und Rechtsprechung<br />

bürdet Ihnen hohe Haftungsrisiken auf.<br />

Sie müssen nicht nur für eigene Fehler,<br />

sondern als Gesamtschuldner sogar für<br />

Fehler anderer, die einen Schaden mit<br />

verursacht haben, geradestehen. Ein<br />

unkalkulierbares Risiko, das sich u. U. in<br />

Millionenhöhe realisieren kann. Hiergegen<br />

bietet die vielfach gesetzlich vorgeschriebeneBerufshaftpflichtversicherung<br />

wirksamen Schutz – vorausgesetzt,<br />

Sie haben die richtige Wahl getroffen.<br />

Dabei ist eine Orientierung an den<br />

Pflichtversicherungsmindestsummen<br />

nicht immer zielführend. Ihre unbegrenzte<br />

gesetzliche Haftung erfordert eine<br />

Anpassung an Ihre Auftrags- und Risikolage.<br />

In jedem Fall tun Sie gut daran, sich<br />

fachkundig beraten zu lassen und eine<br />

vertragliche Haftungsbegrenzung (maximal<br />

in Höhe der Versicherungssumme)<br />

mit Ihrem Auftraggeber zu vereinbaren.<br />

Richtig versichert?<br />

Im Falle Ihrer Inanspruchnahme durch<br />

Dritte umfasst der Versicherungsschutz<br />

die rechtliche Prüfung Ihrer Haftung und<br />

der Schadenhöhe. Je nach Ergebnis<br />

erfolgt ein (ggf. auch teilweiser)<br />

Anspruchsausgleich oder - bei unbegründeten<br />

Forderungen – eine Unterstützung<br />

bei der Anspruchsabwehr. Anfallende<br />

Anwalts-, Gerichts- oder Sachverständigenkosten<br />

sind vom Versicherungsschutz<br />

umfasst. Versichert sind<br />

Haftpflichtfälle, die sich zum einen aus<br />

gesetzlichen Haftungsbestimmungen<br />

ergeben, zum andern auch aus dem zwischen<br />

Ihnen und Ihrem Auftraggeber<br />

geschlossenen Vertrag. Soweit vertragliche<br />

Regelungen über die gesetzliche<br />

Haftpflicht hinausgehen, besteht Versicherungsschutz<br />

nur dann, wenn der Versicherer<br />

die vertragliche Haftungsübernahme<br />

vor Vertragsabschluss genehmigt<br />

hat.<br />

Von wann bis wann?<br />

Die Berufshaftpflichtversicherung stellt<br />

nicht auf den Schadenseintritt, sondern<br />

auf den Verstoß (Zeitpunkt, zu dem die<br />

Ursache für den eingetretenen Schaden<br />

gesetzt wurde) ab. Daher muss Ihr Versicherungsschutz<br />

mit Aufnahme der zu<br />

versichernden Berufstätigkeit beginnen.<br />

Sonst riskieren Sie, dass nicht alle möglichen<br />

Fehler von Anfang an versichert<br />

sind. Den Gegenstand der Berufstätig-<br />

72 | <strong>Baukammer</strong> <strong>Berlin</strong> 3/<strong>2012</strong><br />

Berufshaftpflicht für Ingenieure<br />

keit sollten Sie bei Vertragsabschluss<br />

möglichst genau angeben, um Zweifel<br />

auszuräumen und Missverständnisse zu<br />

vermeiden. Spätere Erweiterungen des<br />

Leistungsbildes können nach Mitteilung<br />

in den Versicherungsschutz einbezogen<br />

werden.<br />

Verstöße sind auch über das Vertragsende<br />

hinaus noch mindestens 5 Jahre versichert<br />

(Nachhaftung). Da für einzelne<br />

Ansprüche deutlich längere Haftungszeiten<br />

gelten (z. B. 30 Jahre bei Personenschäden),<br />

bietet die AIA AG, Düsseldorf<br />

eine unbegrenzte Nachhaftung für die<br />

Folgen von Fehlern, die während der Vertragslaufzeit<br />

verursacht wurden, standardmäßig<br />

an. Lücken, die aufgrund der<br />

Nachhaftungsbegrenzung bei Wechsel<br />

der Versicherung entstehen können,<br />

werden mit einer Spätschadendeckung<br />

geschlossen.<br />

Was gilt für wen?<br />

Egal ob Sie die Berufstätigkeit alleine<br />

oder in der Form einer Personen- oder<br />

Kapitalgesellschaft ausüben: Sie selbst,<br />

etwaige Partner, Gesellschafter,<br />

Geschäftsführer sowie sämtliche angestellte<br />

und freie Mitarbeiter sind gegen<br />

Schäden versichert, die sie in Ausführung<br />

ihrer beruflichen Tätigkeit verursachen.<br />

Je nach Situation Ihre Büros können Sie<br />

bei der Ausgestaltung Ihres Versicherungsschutzes<br />

unter verschiedenen<br />

Arten & Varianten wählen: als Existenzgründer<br />

erhalten Sie bei der AIA AG nicht<br />

nur die übliche kostenfreie einjährige<br />

Rückwärtsdeckung, sondern 60 % Vorausrabatt<br />

als Vertrauensbonus auf Ihre<br />

Schadenfreiheit und einmalig im ersten<br />

Jahr 25 % Existenzgründerrabatt. Wenn<br />

Sie Ihre freiberufliche Tätigkeit nur<br />

nebenbei in geringerem Umfang ausüben,<br />

stehen 3 Kleinbürotarife zur Verfügung,<br />

bei denen Sie bis zu 75% Nachlass<br />

erhalten. Damit bietet die AIA AG den<br />

gesetzlich vorgeschriebenen Versicherungsschutz<br />

im günstigsten Falle ab rd.<br />

185,- € pro Jahr.<br />

Wenn Sie für ein einzelnes größeres Projekt<br />

höhere Versicherungssummen<br />

benötigen, können Sie kostengünstige<br />

Lösungen über eine objektbezogene<br />

Exzedentenversicherung in Anspruch<br />

nehmen. Hierdurch wird sichergestellt,<br />

dass für Schäden an einem konkret<br />

bezeichneten Objekt mit höheren Versicherungssummen<br />

abgesichert sind.<br />

Selbst für gewerbliche Tätigkeiten z. B.<br />

als Bauträger können Sie weitreichende<br />

Absicherungen über die AIA AG erhalten.<br />

Wann können Sie selbst zur Kasse<br />

gebeten werden?<br />

Mit Einschränkungen müssen Sie rechnen,<br />

wenn Ansprüche<br />

• auf eine Überschreitung des versicherten<br />

Berufsbildes zurückzuführen sind.<br />

• Ihre vertraglich geschuldete Erfüllungsleistung<br />

(z. B. Ihre<br />

Planung/Objektüberwachung) betreffen,<br />

• auf Garantien jeglicher Art zurückzuführen<br />

sind,<br />

• wegen Schäden außerhalb des bedingungsgemäß<br />

vereinbarten Geltungsbereichs<br />

(Ausland, teilweise nur<br />

bestimmte Länder) erhoben werden,<br />

• auf vorsätzliches oder bewusst<br />

gesetz-, vorschrifts- oder sonst pflichtwidriges<br />

Verhalten zurückzuführen<br />

sind.<br />

Was können Sie sonst noch von<br />

einem guten Spezialanbieter<br />

erwarten?<br />

Versicherungsschutz und kompetente<br />

Hilfe im Schadenfall versprechen alle.<br />

Vergleichen Sie aber das gesamte<br />

Dienstleistungsangebot, trennt sich<br />

schnell die Spreu vom Weizen: Rechtsberatung<br />

beim Vertragsabschluss und<br />

baubegleitend, Berechnung und Durchsetzung<br />

Ihrer Honoraransprüche, Fachinformationen<br />

über Newsletter und in<br />

regelmäßigen Seminaren, technische<br />

Dienstleistungen wie Bodengutachten,<br />

Blower-Door-Tests und Gebäudethermografie<br />

sowie ein Netzwerk mit hochqualifizierten<br />

Experten aus den unterschiedlichsten<br />

Fachdisziplinen gehören<br />

bei der AIA AG zum Standard. Gut zu<br />

wissen, wenn Sie Ihren persönlichen<br />

Berater danach fragen können.<br />

AIA AG, Düsseldorf, www.aia.de


Die Initiative PraxisRegelnBau meldet die ersten<br />

konkreten Arbeitsergebnisse<br />

Mit maßgeblicher Unterstützung der praktizierenden Planer und Prüfer hat die PRB Fahrt aufgenommen<br />

Wie bereits mehrfach in den Fachorganen<br />

der Bundesvereinigung der Prüfingenieure<br />

für Bautechnik (BVPI), des Verbandes<br />

Beratender Ingenieure und der<br />

Bundesingenieurkammer berichtet*, ist<br />

der Anfang geschafft: Nach der Gründung<br />

der Initiative Praxis-RegelnBau<br />

(PRB) im Januar 2011 und nach der Klärung<br />

aller (steuer) rechtlichen und organisatorischen<br />

Fragen haben die Projektgruppen<br />

ihre Arbeit aufgenommen und<br />

erste konkrete Arbeitsergebnisse vorzuweisen.<br />

Wie bekannt, gliedert sich die Arbeitsebene<br />

der Initiative PRB in sechs Projektgruppen<br />

(PG):<br />

PG 1 Grundlagen und Einwirkungen<br />

(EC 0 und EC 1),<br />

PG 2 Betonbau (EC 2),<br />

PG 3 Stahl- und Verbundbau (EC 3<br />

und EC 4),<br />

PG 4 Holzbau (EC 5),<br />

PG 5 Mauerwerksbau (EC 6),<br />

PG 6 Geotechnik (EC 7).<br />

Dank der finanziellen Unterstützung der<br />

Mitglieder der BVPI und des VBI konnte<br />

mit der parallel zur PRB installierten Praxisinitiative<br />

Normung (PiN) eine interne<br />

Plattform geschaffen werden, die die<br />

Interessen der beiden Verbände VBI und<br />

BVPI vereint und diese in der PRB vertritt.<br />

Aufgrund der zugewandten Finanzmittel<br />

haben beide Verbände geplant, sich<br />

zunächst auf die beiden materialunabhängigen<br />

Teile, den Eurocode 0 und den<br />

Eurocode 1, zu konzentrieren. Hierzu<br />

wurde im November 2011 zur Unterstützung<br />

der Projektgruppe 1, die von Dr.-<br />

Ing. Frank Breinlinger geleitet wird, Dr.-<br />

Ing. Florian Bodensiek fest angestellt.<br />

Die PG 1 besteht aus fünf Mitgliedern<br />

und hat seit Dezember 2011 vier Arbeitssitzungen<br />

abgehalten.<br />

Die Projektgruppe 1 hat zunächst ein<br />

Konzept mit der grundsätzlichen Aufgabenstellung<br />

und Vorgehensweise erar-<br />

* Siehe unter anderem: VBI-Nachrichten 1/2,<br />

3, 6, 7, 12 von 2011; beton 1+2/<strong>2012</strong>; Der<br />

Prüfingenieur April 2011 und Oktober<br />

2011; Deutsches Ingenieurblatt Mai 2011<br />

und Juli-August 2011<br />

beitet, das auch die Grundlage für einen<br />

Zuwendungsantrag für die finanzielle<br />

Unterstützung aller Projektgruppen<br />

durch das Bundesministerium für Verkehr,<br />

Bau und Stadtentwicklung<br />

(BMVBS) ist. Hieraus resultiert ein grober<br />

Aufgaben und Terminplan mit den zu<br />

behandelnden Teilaufgaben (Abb. 1).<br />

Der EC 1 besteht bekanntlich aus zehn<br />

Recht<br />

weitestgehend unabhängigen Teilgebieten.<br />

Insofern wurde im Einvernehmen mit<br />

dem Lenkungsausschuss der PRB<br />

beschlossen, den EC 0 (Grundlagen) und<br />

die ersten vier Teile des EC 1 vorrangig zu<br />

bearbeiten. Für die Teile Wind- und<br />

Schneelasten liegen bereits in Einzelfällen<br />

konkrete Änderungsvorschläge vor,<br />

die sowohl verbandsintern als auch mit<br />

<strong>Baukammer</strong> <strong>Berlin</strong> 3/<strong>2012</strong> | 73


Recht<br />

maßgeblichen Stellen der „Normenmacher“<br />

auf nationaler und europäischer<br />

Ebene frühestmöglich abzustimmen<br />

sind. Über die zeitlichen Abläufe und die<br />

konkrete Vorgehensweise muss noch<br />

Einvernehmen hergestellt werden. Auf<br />

europäischer Ebene wurde die Arbeit der<br />

PRB im Normenausschuss CEN TC 250<br />

am 2. Mai <strong>2012</strong> von Dr.-Ing. Robert Hertle<br />

vorgestellt.<br />

Insbesondere für den EC 0 gibt es, neben<br />

den bekannten Zielen, nämlich die Texte<br />

sowohl inhaltlich als auch redaktionell zu<br />

entschlacken und fehlerfrei zu gestalten,<br />

den dringenden Wunsch, die Einwirkungskombinationen<br />

zu vereinfachen.<br />

Hierzu sind erste Modelle entworfen worden,<br />

die noch durch Vergleichsrechnungen<br />

mit den bisherigen Normen zu verifizieren<br />

sind.<br />

Abgesehen von Lagerräumen oder Baugrundsetzungen<br />

sind die „0-Werte oft<br />

0,7, so dass man die Grundkombination<br />

vereinfachend auch ohne diesen „0-Wert<br />

schreiben könnte (Abb. 2). Weiterhin<br />

könnten die anderen Bemessungsgleichungen<br />

auf ähnliche Weise vereinfacht<br />

oder auch der Versuch unternommen<br />

werden, die drei Gleichungen für die<br />

Grenzzustände der Gebrauchstauglichkeit<br />

(charakteristische, häufige und quasi-ständige<br />

Kombination) zu vereinheitlichen.<br />

Grundsätzlich gilt für alle Projektgruppen<br />

Abb. 3: PRB-Grundsätze der Normungsarbeit<br />

74 | <strong>Baukammer</strong> <strong>Berlin</strong> 3/<strong>2012</strong><br />

die Maßgabe, dass jegliche<br />

Änderungsvorschläge mit<br />

den bekannten PRB-<br />

Grundsätzen (Abb. 3) und -<br />

Leitplanken (Abb. 4) in<br />

Übereinstimmung zu bringen<br />

sind.<br />

Da die Einbindung der<br />

praktizierenden Ingenieure<br />

von Anbeginn das erklärte<br />

Ziel war, ist es der PiN<br />

besonders wichtig, alle<br />

interessierten und kompetenten<br />

Mitglieder und Kollegen<br />

der beiden beteiligten<br />

Verbände in die praktische<br />

Arbeit einzubinden.<br />

Deshalb bitten die beiden<br />

Verbände ihre Mitglieder<br />

auf Grundlage des Aufgaben-<br />

und Terminplanes<br />

(Abb. 1), konkrete zukünftige<br />

oder bereits angestellte,<br />

ausgearbeitete Vereinfachungsvorschläge<br />

zu einzelnen<br />

Themen zu unterbreiten,<br />

und zwar bis Ende<br />

Juli an Dr.-Ing. Florian<br />

Bodensiek (E-Mail: bodensiek@vbi.de).<br />

In Abhängigkeit vom<br />

Arbeitsfortschritt in der PG<br />

1, der Verfügbarkeit weiterer<br />

finanzieller Ressourcen<br />

Grundsätze bei der Normungsarbeit<br />

nach einem Beschluss des PRB-Lenkungsausschusses vom<br />

6. April 2011<br />

1. Grundregeln der Mechanik<br />

Bemessungsregeln müssen aus Modellen der Lastabtragung nach<br />

den Grundregeln der Mechanik entwickelt werden. Wo sich empirische<br />

Ansätze nicht vermeiden lassen, sind diese als solche zu<br />

kennzeichnen.<br />

2. Praxisgerechte und nachvollziehbare Nachweiskonzepte<br />

Die modernen Nachweisformate wurden mit einem Anspruch auf<br />

Exaktheit formuliert, welcher sich in der gebauten Realität nicht<br />

wiederfindet Dies betrifft sowohl die Einwirkungs- als auch die<br />

Widerstandsseite. Rechenprozesse, die sich einer einfachen Handrechnung<br />

entziehen, sollen durch grafische und/oder tabellarische<br />

Auswertung einfach anwendbar gemacht werden.<br />

3. Vielzahl an Einwirkungskombinationen reduzieren<br />

Unübersichlichkeit und Zeitaufwand entstehen derzeit Insbesondere<br />

auch durch die Vielzahl der Einwirkungskombinationen. Für<br />

Standardfälle sollen die maßgebenden Einwirkungskombinationen<br />

auf ein Mindestmaß reduziert werden, die ggfs. auch einer globalen<br />

Sicherheitsbetrachtung zugänglich sind.<br />

4. Optimierungsparameter reduzieren<br />

Parameter, mit denen die Bemessung durch eine „genaue“ Anpassung<br />

an individuelle Randbedingungen optimiert wird, sind auf ein<br />

Mindestmaß zu reduzieren.<br />

5. Einheitliche Gliederung in allen Normen<br />

des konstruktiven Ingenieurbaus<br />

Dadurch, dass sich unabhangig von der Bauweise die wesentli-<br />

Abb. 2: Entwurf einer Vereinfachungsmöglichkeit<br />

6.<br />

chen Regelungen immer in den gleichen Kapiteln der Normen finden,<br />

z. B. Werkstoffe immer Kapitel X, Nachweise immer Kapitel Y,<br />

etc ., soll das Arbeiten mit den Normen erleichtert werden.<br />

Durchgängigkelt der Regelungen über Baustoffgrenzen<br />

hinweg<br />

Nachweise Im Baugrund müssen mit denselben Lastkombinationen<br />

und mit denselben Sicherheitselementen geführt werden wie<br />

die Nachweise in der Baukonstruk1ion.<br />

7. Vereinfachung der erforderlichen Heißbemessung<br />

Vereinfachende Regelungen, mit denen eine ausreichende Feuerwiderstandsdauer<br />

durch geometrische Randbedingungen,<br />

8.<br />

Schlankheit und Ausnutzungsgrad nachgewiesen werden kann,<br />

sind anzustreben.<br />

Verbesserung der handwerklichen Qualität<br />

und der Sprache der Normen<br />

Die Vielzahl von Corrigenda und Neuauflagen von Normen infolge<br />

handwerklicher Fehler muss reduziert werden. Zudem muss die<br />

Sprache so exakt sein, dass Auslegungen eher die Ausnahme sind.<br />

9. Reduzierung der NDP soweit möglich<br />

National festlegbare Parameter (NDP) sind zu vermeiden. Kompromisse<br />

sind – auch deutscherseits – einzugehen.<br />

10. Eurocodes repräsentieren den Stand der Technik,<br />

nicht der Wissenschaft<br />

Normen müssen Ausdruck des allgemein anerkannten Stands der<br />

Technik sein, der zielsicher und wlrtschaftlich erreichbar ist. Der<br />

von Einzelnen vertretene Stand der Wissenschaft ist Maßstab für<br />

Standardlösung ungeeignet und sollte daher in Normen grundsätzlich<br />

nicht wiedergegeben sein.


„Leitplanken“<br />

für die Arbeiten der Projektgruppen<br />

Ergebnis der ad-hoc-Gruppe vom 07. September 2011<br />

1. Überprüfung der Prinzipien auf Notwendigkeit mit dem Ziel der<br />

Reduzierung<br />

2. Begrenzung auf eine einfache Anwendungsregel je Prinzip<br />

Anmerkung: Der allgemeine Grundsatz, alternative mechanisch korrekte<br />

Lösungen immer wählen zu können, sollte im ECO verankert<br />

werden. Das Ziel, robuste und nachhaltige Bauwerke zu bauen,<br />

muss dem Streben nach maximal ausgenutzten Bauteilen übergeordnet<br />

werden.<br />

3. Vollständiges Streichen von Formulierungen mit Lehrbuchwissen<br />

bzw. mindestens verlagern in einen informativen „Kommentar-<br />

Anhang“<br />

4. Nutzung der CEN-Regeln zu den modalen Hilfsverben (z.B. müssen,<br />

sollen, können)<br />

5. Je Bauart einen Teil 1-1 „allgemeines“ für den Großteil aller Anwen-<br />

Abb. 4: PRB-Leitplanken<br />

und dem Angebot kompetenter Personen<br />

soll die gemeinsame PiN-Arbeitsgruppe<br />

personell verstärkt werden und<br />

damit unter anderem die Möglichkeit<br />

geschaffen werden, auch die Vorgehensweise<br />

in den anderen Projektgruppen<br />

aus der Sicht der BVPI und des VBI zu<br />

reflektieren und im Sinne der beteiligten<br />

Verbände zu unterstützen.<br />

Die beiden an der PiN beteiligten Verbän-<br />

de haben kürzlich nochmals betont, dass<br />

das Ziel einer verbesserten Normengeneration<br />

sowohl der „Produktion“ als<br />

auch gleichzeitig des „Vertriebes“ neuer<br />

Normentexte bedarf. Dies soll in der pränormativen<br />

Arbeit nicht, wie bisher, ausschließlich<br />

von ausgewählten aktiven<br />

Fachleuten (Normenausschüssen) im<br />

Elfenbeinturm erledigt werden, sondern<br />

dies erfordert die Einbindung aller Kräfte<br />

Recht<br />

dungen (z.B . „üblicher Hochbau“, Vorbemessung, einfache Gebäude,<br />

nur „elastisch-elastisch“) und Auslagerung spezieller Fragestellungen<br />

in separate Teile<br />

6. Begrenzung der maximalen Seitenzahl (Vorgabe eines „Budgets“:<br />

jetzige Eurocodes auf ein Drittel reduzieren)<br />

7. Vereinfachtes Konzept für Kombinationsregeln und deutliche Reduzierung<br />

der möglichen/nötigen Kombinationen; vollständige Möglichkeiten<br />

nur in einem Anhang darstellen (beispielsweise durch<br />

Tausch von Haupttext und Anhang A.1 in ECO)<br />

8. Nachweise im Grenzzustand der Gebrauchstauglichkeit vereinfachen,<br />

Grenzwerte möglichst baustoffunabhängig definieren (Verformungen<br />

in der ständigen Einwirkungskombination; siehe auch ISO<br />

4356) und insbesondere Nachweise abschließend regeln (Verträglichkeitskriterium<br />

zu anderen Gewerken definieren?)<br />

9. Bemessung im Brandfall vereinfachen durch Reduzierung auf ein<br />

Nachweisverfahren (Tabellenwerte); außerdem Sicherheitsniveau<br />

der allgemeinen Berechnungsverfahren überprüfen (Sensibilität<br />

gegenüber Toleranz der Bauausführung klären)<br />

und Erfahrungen aller Experten aus der<br />

Tagesarbeit.<br />

Hierzu bedarf es allerding der Bereitschaft<br />

und des Angebots von beiden Seiten.<br />

Die Verantwortlichen hoffen deshalb<br />

weiterhin auf die Unterstützung ihrer Mitglieder.<br />

<strong>Baukammer</strong> <strong>Berlin</strong> 3/<strong>2012</strong> | 75


Stellenmarkt<br />

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76 | <strong>Baukammer</strong> <strong>Berlin</strong> 3/<strong>2012</strong><br />

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MS-Projekt, etc.) vorhanden. Mein Profil finden Sie unter www.jsr-projektmanagement.de<br />

Kontaktadresse: jsr-projektmanagement<br />

Jens Schlüter<br />

Friedrichstraße 8a, 12205 <strong>Berlin</strong>, Tel.: 0160 9441 2419, E-Mail: jsr-berlin@t-online.de<br />

Architekt und Energieberater<br />

Kürzlich aus Österreich nach <strong>Berlin</strong> zugewandert, bietet Kooperation (Vertragsform n.V.) in der Energieberatung,<br />

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Kontaktadresse: Ulrich Senoner<br />

Tel.: 0151 282 744 99 oder 0043699 818 411 49, E-Mail: u.senoner@gmail.com<br />

<strong>Baukammer</strong> <strong>Berlin</strong> 3/<strong>2012</strong> | 77


Stellenmarkt<br />

Stellengesuche<br />

Dipl.-Ing. Architektur<br />

Sachverständiger für barrierefreie Stadt- und Gebäudeplanung<br />

Seit 2006 überwiegend im Innenausbau tätig, sucht Mitarbeit in einem interdisziplinär aufgestellten Architektur-, Ingenieuroder<br />

Sachverständigenbüro, Tätigkeitsschwerpunkt „barrierefreies Planen und Bauen“<br />

Kontaktadresse: architech@online.de<br />

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Knesebeckstr. 77, 10623 <strong>Berlin</strong>,<br />

Herr J. König, Tel.: 885 22 01 o. 0170-472 86 50, koenig@deubzerkoenigarchitekten.de<br />

78 | <strong>Baukammer</strong> <strong>Berlin</strong> 3/<strong>2012</strong>


URETEK Ausgewählte Produktinformationen<br />

Königliches Bauwerk aus Schieflage befreit<br />

Die DeepInjection ® -Methode brachte alles wieder ins Lot<br />

Ein Hochwasserschaden führte im<br />

Klärwerk der Stadt Celle erst zu einer<br />

Lockerung des Baugrunds unter einem<br />

Becken und in der Folge zu einer<br />

Schiefstellung des „Königstuhls“. Abriss<br />

und Neubau war aufgrund von<br />

strikten Zeitvorgaben keine Option für<br />

den Betreiber. Mit einer Hohlraumauffüllung<br />

und der Anhebung des<br />

„königlichen“ Bauwerks durch die<br />

URETEK DeepInjection ® -Methode kam<br />

trotzdem alles wieder ins Lot.<br />

45 m Durchmesser, 3.200 m 3 Fassungsvermögen<br />

- dies sind die Parameter<br />

eines Nachklärbeckens innerhalb der<br />

Kläranlage der Stadt Celle. Darin wird die<br />

Biomasse vom Wasser getrennt. Kernstück<br />

des Klärbeckens ist der sogenannte<br />

Königsstuhl, ein mittig im Becken aufragendes<br />

Stahlbetonbauwerk. Hier befinden<br />

sich die Zu- und Ableitungen für Abwasser<br />

und Klärschlamm sowie die Achsen und<br />

die Technik für die Rundräumer. Genau<br />

dieses zentrale Bauwerk hatte sich bedrohlich<br />

geneigt. Was war geschehen?<br />

Ein Hochwasserereignis der nahe gelegen<br />

Aller führte zu einem Aufschwimmen<br />

des gesamten Klärbeckens. Durch<br />

einen Riss in der Beckensohle trat<br />

Grundwasser ein und es wurden mehrere<br />

Kubikmeter Sand aus dem Untergrund<br />

in das Klärbecken gespült. Die<br />

Folge: Auflockerungen des Baugrunds<br />

und eine Schiefstellung des Königsstuhls<br />

um circa 19 cm - das Becken<br />

konnte so nicht mehr genutzt werden.<br />

Viele Alternativen kamen zur Sanierung<br />

nicht in Frage. Ein kompletter Abriss<br />

des Klärbeckens mit anschließendem<br />

Neubau schied aus Zeitgründen<br />

aus, da die Anlage bereits im Winter<br />

2011 wieder gebraucht würde. Blieben<br />

also das Einbringen von hydraulischen<br />

Presspfählen, DSV-Säulen (Düsenstrahlverfahren)<br />

oder die URETEK-Methode.<br />

Aus wirtschaftlichen Gründen und<br />

zur Vermeidung umfangreicher Erd- und<br />

Bauarbeiten entschied sich die Stadt<br />

Celle für die DeepInjection ® -Methode von<br />

URETEK. Neben der extrem kurzen Baustellenzeit<br />

sprach auch die mit der Anhebung<br />

des Königsstuhls verbundene Stabilisierung<br />

der Lockerzonen und Hohlraumauffüllung<br />

für dieses Verfahren. Die<br />

vorab durchgeführten Sondierungen des<br />

Ingenieurbüros Marienwerder aus Hannover<br />

ergaben, dass der Baugrund unterhalb<br />

der Fundamentsohle des König-<br />

Der Zustand vorher ist deutlich zu sehen: der Königsstuhl hat sich zur Seite geneigt.<br />

Fotos: URETEK<br />

stuhls aus feinsandigem, schwach kiesigem<br />

Mittelsand besteht und bis zu einer<br />

Tiefe von 3,80 m nur locker gelagert ist.<br />

Der Königsstuhl weist außen einen<br />

Durchmesser von 5,60 m auf, im Inneren<br />

liegt er sogar bei nur 3,40 m. Die Fundamentsohle<br />

des Bauwerks gründet 1,80 m<br />

unter Oberkante Beckensohle.<br />

Für die URETEK-Mitarbeiter gestaltete<br />

sich die Ausführung als anspruchsvolle<br />

Aufgabe, da aufgrund der sehr begrenzten<br />

Platzverhältnisse im Inneren der Ak-<br />

tionsradius sehr eingeschränkt war. Als<br />

weiteres schwieriges Detail offenbarte<br />

sich das Setzen der Bohrlöcher, da der<br />

Sockel des Königstuhls aus ca. 1,5 m<br />

dickem Beton mit einem hohen Bewehrungsgrad<br />

errichtet worden war. Ein Teil<br />

der Arbeiten zur Baugrundverstärkung<br />

musste deshalb auch von außen durchgeführt<br />

werden. Für das Verfüllen der<br />

Hohlräume wurden die Injektionslanzen<br />

durch 16 mm starke Bohrlöcher bis circa<br />

3,50 m unter Oberkante der Fundamentsohle<br />

geführt. Gleichzeitig wurden ebenfalls<br />

Injektionen bis circa 1,20 m in den<br />

Baugrund gesetzt. Durch die Lanzen<br />

wurde das Zweikomponenten-Expansionsharz<br />

flüssig und unter kontrolliertem<br />

Druck in den Baugrund gepresst, so dass<br />

es aufgrund der Volumenvergrößerung<br />

der Harze und der so entstehende Expansionskraft<br />

zu einer örtlichen Aufsprengung<br />

und Verdichtung des Bodens<br />

kam. Parallel dazu fand die Anhebung<br />

zur Korrektur der Schiefstellung des Königstuhls<br />

statt. Die URETEK-Mitarbeiter<br />

injizierten das Expansionsharz direkt in<br />

den Baugrund unter der Sohlplatte. Unter<br />

der millimetergenauen Überwachung<br />

mittels Nivellierlaser durch das Planungsbüro<br />

Wittig in Winsen wurde dann<br />

der Königstuhl durch weitere Materialzugabe<br />

kontrolliert angehoben und in die<br />

gewünschte Position gebracht.<br />

„nachher“: Das Mittelbauwerk steht nach den Injektionen wieder gerade; zuvor wurde es<br />

von der Beckensohle freigeschnitten.<br />

URETEK ist mit seinen Technischen<br />

Beratern bundesweit verfügbar und<br />

bietet einen kostenlosen Vor-Ort-<br />

Check bei Baugrundproblemen an.<br />

Michael Hermann, www.uretek.de<br />

Hinweis der Redaktion: Für diese mit Namen<br />

und/oder Internet-Adresse gekennzeichneten<br />

ausgewählten Produktinformationen übernimmt<br />

die Redaktion keine Verantwortung.<br />

Kontakt: Roger@Ferch-Design.de<br />

<strong>Baukammer</strong> <strong>Berlin</strong> 3/<strong>2012</strong> | 79


Ausgewählte Produktinformationen STOCRETEC<br />

Die Sanierung der <strong>Berlin</strong>er Stadtautobahn<br />

A 100 zeigt beispielhaft, wie<br />

unterschiedlich die Anforderung an<br />

Beton-Instandsetzungssysteme sind:<br />

Was für die Fahrbahn optimal ist, passt<br />

nicht zu vertikalen Bauteilen wie<br />

Brückenstützen, die Zugzone der<br />

Brücke erfordert eine andere Behandlung<br />

als die Druckzone. In <strong>Berlin</strong> kamen<br />

verschiedene Mörtelsysteme der<br />

Beanspruchungsklasse M3 zum Einsatz.<br />

Die A 100 läuft quer durch <strong>Berlin</strong> und<br />

verbindet die Hauptstadtviertel. Ursprünglich<br />

als Ringstrecke geplant, ist<br />

sie heute ein Halbkreis, der vom Süden<br />

in Neukölln über Wilmersdorf im Westen<br />

bis nach Charlottenburg im Norden führt.<br />

Bauliche Mängel der Autobahn im nördlichen<br />

Abschnitt zwischen Goerdelerdammbrücke<br />

und Seestraße waren jetzt<br />

grundlegend zu sanieren - dies betraf die<br />

Fahrbahn wie die Brücken.<br />

Maschineller Gradientenausgleich<br />

mit M3 Mörtel<br />

Die Instandsetzung erfolgte auf insgesamt<br />

ca. 17.000 m 2 Fahrbahnfläche und<br />

dem Brückenunterbau. Bei der Fahrbahn<br />

wurde zunächst der alte, schadhafte Asphaltbelag<br />

aus den sechziger Jahren abgefräst.<br />

Vor dem Auftrag der neuen<br />

Fahrbahndecke erhielt der nun sehr raue<br />

80 | <strong>Baukammer</strong> <strong>Berlin</strong> 3/<strong>2012</strong><br />

Betonschutz für Verkehrsbauten<br />

Sanierung der <strong>Berlin</strong>er Stadtautobahn<br />

Einbau des M3-Mörtels mit Einbaufertiger auf der BAB 100.<br />

und unebene Betonuntergrund eine<br />

ebene homogene Oberfläche. Der<br />

Gradientenausgleich erfolgte mit PCC I<br />

Betonersatzsystemen (StoCrete TG 114/<br />

StoCrete TG 118): Die Verarbeitung der<br />

M3-Mörtel erfolgte nass in nass auf die<br />

zuvor aufgebrachte Haftbrücke (Sto-<br />

Crete TH 110). Die Verarbeiter der<br />

„Sächsische Bau GmbH“ benutzen dazu<br />

erstmalig einen Einbaufertiger, mit dem<br />

sich das Material in einer Breite bis zu<br />

3 m und einer Schichtdicke von 20 bis 25<br />

mm auftragen ließ. Dieses Verfahren<br />

spart viel Zeit und ist daher ökonomisch.<br />

Mit einem Flügelglätter wurde das Material<br />

anschließend verdichtet.<br />

Die Brücke ist nach der Sanierung<br />

wieder voll funktionsfähig.<br />

Fotos: StoCretec<br />

Sanierung mit System -<br />

Sicherheit durch Oberflächenschutz<br />

Die Sanierung der vielen schadhaften<br />

Stellen im Brückenbeton konzentrierte<br />

sich auf den Unterbau. Je nach Beanspruchung<br />

des Bauteils wählten die Verantwortlichen<br />

unterschiedliche Sanierungssysteme.<br />

• Für die Instandsetzung von Brückenuntersicht,<br />

-stirnseiten und der Stützen<br />

kam PCC-Grobmörtel (StoCrete TG 204<br />

und StoCrete TG 202) auf einer Haftbrücke<br />

(StoCrete TH 200) zum Einsatz.<br />

• Für Kappen, Stützen und Untersichten<br />

fiel die Wahl auf die StoCretec-Oberflächenschutzsysteme<br />

OS 4 und OS 5a.<br />

Nach dem vollflächigen Auftrag des<br />

mineralischen Feinspachtels StoCrete<br />

TF 200 und StoCrete TF 204 erfolgte<br />

beim OS 4 der farbige Oberflächenschutz<br />

mit StoCryl V 100 für die Brückenuntersicht.<br />

Diese Kombination bietet hohen<br />

Schutz gegen Schadstoffe und erhöht<br />

die CO-Dichtigkeit. Beim OS 5a<br />

(angewendet für die Kappen und Stützen)<br />

wirkt die farbige Beschichtung Sto-<br />

Cryl RB zudem rissüberbrückend.<br />

Nach der Sanierung mit hoch schadstoffresistenten<br />

Produkten fließt der Verkehr<br />

wieder dauerhaft über die <strong>Berlin</strong>er<br />

Stadtautobahn - wenn er sich nicht aus<br />

anderen Gründen staut …<br />

StoCretec stellt aus: ECONSTRA,<br />

Halle 4, Stand 4.1.2.1, 25.-27. Oktober<br />

<strong>2012</strong>, Freiburg, u. BAU 2013, Halle A4,<br />

Stand 311, 14.-19. Januar 2013, München.<br />

Das Unternehmen zeigt u.a. das<br />

Produktprogramm für Verkehrsbauten.<br />

Frank Nuske, www.stocretec.de


ERTEX SOLAR Ausgewählte Produktinformationen<br />

Seit Beginn <strong>2012</strong> können Architekten<br />

und Planer aufgrund der Zulassung<br />

der „Ertex Solar VSG“ Reihe<br />

beim DIBt (Deutsches Institut für Bautechnik)<br />

mit entsprechender Planungssicherheit<br />

an Photovoltaik Projekte<br />

im Bereich Architektur herangehen.<br />

Bereits seit 2004 produziert ertex solar<br />

am Standort Amstetten Photovoltaik-Paneele<br />

in VSG Qualität (Verbundsicherheitsglas).<br />

Aufgrund ausführlicher Testreihen<br />

und produktionsbegleitender<br />

Qualitätskontrollen konnten in der Vergangenheit<br />

zahlreiche Projekte wie etwa<br />

der Green Building Rewe Markt in <strong>Berlin</strong>,<br />

durch die Zustimmung im Einzelfall realisiert<br />

werden. Diese Zustimmungen waren<br />

jeweils mit Kosten für die Prüfkörper<br />

und die Prüfung selbst verbunden. Als<br />

wesentlich schwerwiegender erwiesen<br />

sich sehr oft die damit verbunden zeitlichen<br />

Verzögerungen im Projektablauf<br />

und die Ungewissheit des Prüfergebnisses.<br />

Seit Beginn <strong>2012</strong> kann durch die Aufnahme<br />

der „Ertex Solar VSG“ Reihe in<br />

die Bauregelliste des DIBt von absoluter<br />

Planungssicherheit für Architekten, Planer<br />

und Bauherrn gesprochen werden.<br />

Die unterschiedlichen ertex solar Modultypen<br />

mit kristallinen Zellen sind somit<br />

aktuell die einzigen Photovoltaik-Paneele<br />

mit PVB Folie die in der Bauregelliste<br />

des DIBt aufscheinen.<br />

Von wesentlicher Bedeutung ist diese<br />

Zulassung bei sogenannten Überkopfverglasungen,<br />

also Verglasungen die<br />

mehr als 10° zur Vertikalen geneigt sind,<br />

darunter fallen etwa Atriumverglasungen,<br />

Vordächer, Carports aber auch in<br />

die Fassade integrierte Sonnenschutzlamellen.<br />

Der zweite große Anwen-<br />

Sicherheit am Bau<br />

Allgemeine bauaufsichtlich zugelassene Photovoltaik-Paneele<br />

dungsfall findet sich bei absturzsichernden<br />

Maßnahmen mit Glas, wie etwa<br />

Fassaden oder Geländer. Diese können<br />

nun relativ unkompliziert mit den allgemein<br />

anerkannten Technischen Regeln<br />

für die Verwendung von linienförmig gelagerten<br />

Verglasungen (TRLV) bzw. den<br />

Technischen Regeln für die Bemessung<br />

und die Ausführung von punktförmig gelagerter<br />

Verglasungen (TRPV) und nach<br />

den Technischen Regeln für die Verwendung<br />

von absturzsichernden Verglasungen<br />

(TRAV) dimensioniert werden.<br />

Ertex solar verweist diesbezüglich auf<br />

die jahrelange Zusammenarbeit mit Karner<br />

Consulting Ziviltechniker GmbH, ihrem<br />

zuverlässigen Partner hinsichtlich<br />

statischer Berechnung von Glaskonstruktionen.<br />

„Die Zulassung von Ertex Solar VSG<br />

beim DIBt bringt einen wesentlichen Vorteil<br />

hinsichtlich Qualität und Planungssicherheit.<br />

Wie auch bei vielen anderen<br />

Bauprodukten wie z.B. Befestigungssystemen<br />

verwenden wir bei sicherheitsrelevanten<br />

Anwendungen hauptsächlich<br />

bauaufsichtlich zertifizierte Produkte.“<br />

so Christian Karner, Geschäftsführer<br />

Karner Consulting ZT-GmbH in Wien.<br />

An sogenannte GIPV Projekte (gebäudeintegrierte<br />

Photovoltaik) wird ein<br />

relativ hoher Qualitätsanspruch gestellt.<br />

Daher hat ertex solar in der Vergangenheit<br />

nicht nur die bautechnischen Qualifizierungsprozedere<br />

durchlaufen, sondern<br />

Green Building Markt REWE <strong>Berlin</strong>-Rudow,<br />

(Groß-Ziethener Chaussee 37) mit<br />

VSG Photovoltaik-Paneelen<br />

im Eingangsbereich.<br />

auch im Bereich Elektro- bzw. Photovoltaiktechnik<br />

entsprechende Zertifizierungen<br />

absolviert. So wurden im Jahr 2011<br />

umfangreiche Tests erfolgreich beendet,<br />

wonach sieben unterschiedliche Zelltypen<br />

in allen möglichen Material und Anschlusskombinationen<br />

als zertifizierte<br />

Module zur Verfügung stehen.<br />

Fotos: Ertex Solar<br />

Architektonische Integration mit<br />

speziellem Zelldesign bei Wechselrichterhersteller<br />

Fronius in Wels/<br />

Österreich.<br />

Südwestansicht des<br />

Fronius Active Energy Towers in Wels.<br />

Ein aktuelles Projekt ist beispielsweise<br />

der Active Energy Tower, der nach seiner<br />

Fertigstellung mit PV-Anlagen am Dach<br />

und einer innovativen PV-Fassadenanlage<br />

völlig energieautonom funktionieren<br />

soll. Ertex solar lieferte die PV-Fassade<br />

mit insgesamt 180 Modulen die zusammen<br />

eine Modulfläche von 800 m 2 ergeben.<br />

Die 29 unterschiedlichen Modultypen<br />

haben eine installierte Gesamtleistung<br />

von 38,3 kWp. Das spezielle Zell-Layout<br />

um freie Durchsicht im Sitzen und im<br />

Beschattungssituation der zweischaligen<br />

Fassade beim Fronius Aktive Tower.<br />

Stehen zu gewährleisten und auch die<br />

„Belegung“ der Nordseite mit inaktivem<br />

Siebdruck waren Vorgaben seitens des<br />

Arbeitsschutzes und der Architektur.<br />

Dieter Moor, www.ertex-solar.at<br />

<strong>Baukammer</strong> <strong>Berlin</strong> 3/<strong>2012</strong> | 81


Ausgewählte Produktinformationen FELDHAUS KLINKER<br />

Die Gestaltungsvielfalt für Neu- und<br />

Umbauten sowie Sanierungen in Verbindung<br />

mit Wärmedämmverbund-<br />

Systemen kennt kaum noch Grenzen:<br />

Mit den drei Riemchen-Produktlinien<br />

sintra, galena und vascu hat der Traditionshersteller<br />

für Klinkerprodukte<br />

aus Bad Laer im Osnabrücker Land<br />

ein Portfolio zusammengestellt, aus<br />

dem sich reichlich schöpfen lässt.<br />

Jede Produktlinie für sich bietet zahlreiche<br />

Variationen und zudem lassen<br />

sich alle derzeit aktuellen Sorten auch<br />

untereinander mixen. Mit diesen drei Serien<br />

ist der Grundstock gelegt für die Entwicklung<br />

weiterer Sorten mit speziellen<br />

Anforderungen zum Beispiel für den Objektbereich.<br />

Auch Produktionen nach individuellen<br />

Vorgaben von Bauherren und<br />

Architekten sind nach Absprache möglich.<br />

Die nur 14 mm starken Klinkerriemchen<br />

verfügen über die gleichen physikalischen<br />

Eigenschaften wie auch robuste<br />

Klinkersteine.<br />

Große Individualität<br />

Das bedeutet große Individualität für<br />

private Bauherren und Objektplaner. Mit<br />

den sintra-Produkten in Handform-Optik<br />

steht ein großes Angebot hochwertiger<br />

Klinkerriemchen zur Auswahl, das alle<br />

Vorteile einer modernen industriellen<br />

Fertigung mit der Optik von<br />

Handwerkskunst vereint:<br />

Geringe Wasseraufnahme<br />

und hohe<br />

Maßhaltigkeit,<br />

farbecht,<br />

frostsicher<br />

und<br />

von besonders<br />

hoher<br />

Härte.<br />

Mit dem sintraMIX unter www.feldhausklinker.de<br />

lassen sich verschiedene<br />

Riemchen zu einer ganz persönlichen<br />

Farbmischung auswählen.<br />

Feldhaus galena-Klinkerriemchen hingegen<br />

überzeugen mit einem faszinierenden<br />

Farbspiel, mit dem echte architektonische<br />

Glanzlichter mit besonders<br />

weichen Übergängen gesetzt werden<br />

können. Diese Serie mit matt bis metallisch<br />

glänzenden Effekten bietet ideale<br />

Steine für Objektbauten in Kombination<br />

mit Glas, Holz oder Stahlelementen.<br />

Alte Handwerkskunst für moderne Ziegelarchitektur<br />

bietet die Serie vascu. Wie<br />

auch sintra werden sie einzeln von ei-<br />

82 | <strong>Baukammer</strong> <strong>Berlin</strong> 3/<strong>2012</strong><br />

Moderne Architektur nutzt Klinkerriemchen<br />

Drei Produktlinen für eine außergewöhnliche Fassadengestaltung<br />

nem Tonstrang geschnitten<br />

und nicht wie herkömmlicheHandformriemchen<br />

vom fertigen<br />

Klinker gesägt. Ihre Optik<br />

gleicht historisch traditionellen<br />

Oberflächen mit<br />

Wasserstrich. Weitere Varianten<br />

gibt es in Fußsortierung<br />

(planto) oder Fußnarbung<br />

(accudo). Sie<br />

werden besonders für den<br />

Einsatz bei Restaurierungen<br />

oder Anschlussarbeiten<br />

an historischen Gebäuden<br />

geschätzt.<br />

Geprüfte Qualität -<br />

geeignet für alle WDV-<br />

Systeme<br />

Neben den zahlreichen<br />

Gestaltungsmöglichkeiten<br />

sind Klinkerriemchen vor<br />

allem aus wirtschaftlichen<br />

Erwägungen eine hervorragende<br />

Alternative zu<br />

anderen<br />

Fassadengestaltungen.<br />

Sie sind absolut wetterund<br />

frostbeständig, haben<br />

eine sehr geringe Wasseraufnah-<br />

Galena-Klinkerriemchen.<br />

Fotos: Feldhaus<br />

Sintra an einem Haus<br />

eines Architekturbüros<br />

in Hamburg.<br />

me und bieten damit Schmutz und<br />

schädlichen Umwelteinflüssen keine<br />

Chance. Die Oberflächen behalten ihre<br />

ansprechende Optik über viele Jahrzehnte<br />

und erfordern keine Wartungsoder<br />

Renovierungsarbeiten.<br />

Feldhaus Klinkerriemchen sind allesamt<br />

in Fremd- und Eigenüberwachung<br />

nach DIN-105 100 und DIN EN<br />

771-1 qualitätsgeprüft und eignen<br />

sich als keramische Bekleidung in<br />

Kombination mit allen gängigen Wärmedämmverbund-Systemen.<br />

Mehr zu<br />

sintra, galena und vascu im Web.<br />

www.feldhaus-klinker.de


TECKENTRUP Ausgewählte Produktinformationen<br />

Die neue Ganzglas-Feuerschutztür<br />

»Teckentrup GL« vereint Ästhetik mit<br />

Funktionalität auf außergewöhnliche<br />

Weise: Rahmenlos wirkt sie besonders<br />

transparent und leicht und eignet<br />

sich so ideal für exklusive Objekt-<br />

Architektur.<br />

Die neue T30-Feuerschutztür »Teckentrup<br />

GL« ist bereits nach EN 1634-1<br />

geprüft, optional gibt es sie als rauchdichte<br />

Variante.<br />

Eleganz im Feuerschutz<br />

Als rahmenloses Ganzglas-Element<br />

eignet sie sich für eine sehr filigrane,<br />

transparente Architektursprache. Zur<br />

Eleganz der Tür tragen auch die designorientierten<br />

Beschläge bei: 3D-Spezialbänder<br />

mit gebürsteten Edelstahlabdeckungen,<br />

das Glastürschloss mit ele-<br />

Maximale Transparenz im Brandschutz<br />

Ästhetische Feuerschutz-Ganzglastüren<br />

ganter Rundgriffgarnitur und der hochwertige<br />

Gleitschienen-Türschließer unterstreichen<br />

die schlichte Eleganz des<br />

nur 27 Millimeter dünnen Türblatts.<br />

Bei der rauchdichten und schalldämmenden<br />

Ausführung ist eine absenkbare<br />

Bodendichtung in die Glasscheibe inte-<br />

griert. Die neue Tür kann an Mauerwerk,<br />

Beton, Porenbeton und Leichtbauständerwände<br />

über alle gängigen Zargenvarianten<br />

(Eck-, Gegen-, Umfassungs-,<br />

Blockzarge) montiert werden.<br />

Weitere Sonderausstattungen wie<br />

Panikfunktion, Türantriebe oder ein<br />

individueller Siebdruck im Scheibeninnenraum<br />

erweitern den funktionellen<br />

und gestalterischen Spielraum<br />

zusätzlich.<br />

www.teckentrup.biz<br />

Fotos: Teckentrup<br />

Perfekt durch Details: Edelstahl-<br />

Drückergarnitur, leicht einstellbare<br />

3D-Spezialbänder mit Edelstahlabdeckung,<br />

und Gleitschienen-Türschließer<br />

in Edelstahloptik unterstreichen die<br />

Eleganz der neuen Tür. Bei der rauchdichten<br />

bzw. schalldämmenden Variante<br />

(Mitte links) ist die Bodendichtung in<br />

die Konstruktion integriert - sie senkt<br />

sich erst bei geschlossener Tür und<br />

verschleißt daher kaum.


BAUKAMMER BERLIN<br />

Körperschaft des öffentlichen Rechts<br />

Gutsmuthsstr. 24<br />

12163 <strong>Berlin</strong><br />

Tel. (<strong>03</strong>0) 79 74 43 - 0<br />

Fax (<strong>03</strong>0) 79 74 43 29<br />

info@baukammerberlin.de<br />

www.baukammerberlin.de<br />

Fahrverbindung:<br />

U-Bhf. Walter-Schreiber-Platz

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