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  • Das Nachsprechen von Nichtwörtern zur Testung bilingualer Kinder - Forschung Sprache 3/2023 - dgs
    Hintergrund: Die Differenzierung zwischen bilingualen Kindern, bei denen eine Sprachentwicklungsstörung (SES) vorliegt und denen, deren geringe Deutschkenntnisse lediglich auf unzureichenden Input zurückzuführen sind, gilt als Herausforderung. Die Überprüfung beider/aller erworbener Sprachen ist oft nicht möglich, deshalb scheint das Nachsprechen von Nichtwörtern (NWRT) als einzelsprachunabhängige Methode vielversprechend. Der LITMUS-CL-NWRT wurde gezielt zur Testung bilingualer Kindern mit diversen sprachlichen Hintergründen konstruiert. Ziele: Nach einer ersten Studie zur Auswirkung verschiedener Auswertungsvorgehensweisen auf die Ergebnisse des LITMUS-CL-NWRT soll dessen Eignung zur Differenzierung von bilingualen Kindern mit und ohne SES überprüft werden. Anschließend soll untersucht werden, ob der LITMUS-CL-NWRT dabei eine bessere diagnostische Validität aufweist als ein einzelsprachspezifischer NWRT (LS-NWRT). Methode: 103 monolinguale und bilinguale Kinder zwischen 3;7 und 13;9 Jahren wurden im Rahmen des BiliSAT-Projekts getestet und daraufhin jeweils in eine Gruppe mit und ohne SES aufgeteilt. Die NWRT-Ergebnisse wurden mit einer Kovarianzanalyse verglichen, anschließend wurde die Sensitivität und Spezifität der Testungen berechnet. Ergebnisse: Beide NWRTs differenzieren Kinder mit und ohne Sprachentwicklungsstörungen voneinander unabhängig davon, ob diese bilingual oder monolingual aufwachsen. Der LITMUS-CL-NWRT zeigt bessere Ergebnisse zur diagnostischen Validität als der einzelsprachspezifische NWRT. Schlussfolgerungen: Sowohl die Itemkonstruktion als auch die Auswertungsvorgehensweise beeinflussen die Ergebnisse von NWRTs. Einzelsprachunabhängig konstruierte Nichtwörter eignen sich besser als LS-NWRTs zur Testung bilingualer Kinder..
  • Die Unterstützung von Kindern mit Sprach-, Sprech- und Kommunikationsauffälligkeiten im Unterricht durch multiprofessionelle Teams. Wer hilft mit und wenn ja, wie viel? - Forschung Sprache 3/2023 - dgs
    Hintergrund: Kinder mit Sprach-, Sprech- und Kommunikationsauffälligkeiten sind vermehrt in den Klassenzimmern der Regelschule zu finden. Mit Sprachbildungs-, Sprachförder- und Sprachtherapiemaßnahmen können diese Kinder auch inklusiv unterstützt werden. In der Schweiz sind Regellehrpersonen sowie Fachkräfte für schulische Heilpädagogik und Logopädie für diese sprachunterstützenden Maßnahmen verantwortlich. Fragestellung: Es stellt sich die Frage, wie häufig die verschiedenen Berufsgruppen diese Maßnahmen im Klassenzimmer umsetzen, von welchen Bedingungen die Durchführungshäufigkeit abhängt und ob sich diese Bedingungen in den Berufsgruppen unterschiedlich auswirken. Methodik: Mithilfe eines Online-Fragebogens wurden 142 Regellehrpersonen, 89 schulische Heilpädagog:innen und 86 Logopäd:innen zur Häufigkeit der unterrichtsintegrierten sprachunterstützenden Maßnahmen befragt. Zusätzlich wurden Daten zu Rahmenbedingungen sowie zur Häufigkeit der multiprofessionellen Kooperation und entsprechenden Einstellungen erhoben. In ordinalen Regressionsmodellen wurden ausgewählte Zusammenhänge überprüft. Ergebnisse: Schulische Heilpädagog:innen und vor allem Logopäd:innen setzen die Maßnahmen deutlich seltener unterrichtsintegriert um. Die Häufigkeit des praktizierten Team-Teachings steigert die Durchführungswahrscheinlichkeit dieser Maßnahmen deutlich. Am stärksten zeigt sich dieser Effekt bei den Logopäd:innen. Aber auch die Anzahl Schulhäuser, für die eine Person verantwortlich ist, sowie die Intention, vermehrt unterrichtsintegriert zu arbeiten, können einen positiven Einfluss haben. Schlussfolgerungen: Je häufiger Fachpersonen in Team-Teachings eingebunden sind, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass die sprachunterstützenden Maßnahmen vermehrt unterrichtsintegriert umgesetzt werden. Folglich müssen entsprechende Zusammenarbeitsformen aufgebaut werden.
  • Forschung Sprache 3/2023
    Gesamtausgabe mit folgenden Themen: Phonetische und/oder phonologische Interventionen in der Sprachtherapie bei Kindern mit LKGS-Fehlbildungen: Systematisches Review und Risk of Bias Analyse / Prävalenz und Prädiktion von Nichtresponsivität im Lichte unterschiedlicher RTI-Kriterien: Sekundäranalyse und Befunde aus einer präventiven Interventionsstudie zur Leseflüssigkeit / Das Nachsprechen von Nichtwörtern zur Testung bilingualer Kinder. Zum Einsatz der einzelsprachunabhängigen Items des LITMUS-CL-NWRT zur Differenzierung von Kindern mit und ohne Sprachentwicklungsstörungen / Die Unterstützung von Kindern mit Sprach-, Sprech- und Kommunikationsauffälligkeiten im Unterricht durch multiprofessionelle Teams. Wer hilft mit und wenn ja, wie viel?
  • Phonetische und/oder phonologische Interventionen in der Sprachtherapie bei Kindern mit LKGS-Fehlbildungen: Systematisches Review und Risk of Bias Analyse - Forschung Sprache 3/2023 - dgs
    Hintergrund: In Europa wird aktuell jedes 700. Kind mit einer Lippen-, Kiefer-, Gaumen-, Segel-Fehlbildung (LKGSF) geboren, wovon die Hälfte der Kinder nach den Primäroperationen eine Sprachtherapie benötigt. Ziele: Die Erstellung eines systematischen Reviews von prospektiven Originalstudien zur Effektivität von phonetischen, phonologischen oder daraus kombinierten Therapieansätzen bei Kindern und Jugendlichen (1;0-19;11 J.) mit LKGSF und cleft type characteristics (CTCs) plus cluster-geleitete Analyse des Risk of Bias (RoB). Methodik: Es wurden die Datenbanken APA PsycInfo, Cochrane Library, HTA Database, PubMed und Web of Science ohne Zeitlimit systematisch nach Originalstudien zur Effektivität phonetischer und/oder phonologischer Therapieansätze (ohne technische Hilfsmittel) durchsucht. In die Analyse eingeschlossen wurden nur prospektive Studien, deren junge Proband:innen (1;0-19;11 J.) zu ≥ 90 % nicht-syndromale LKGSF und CTCs aufwiesen. Ergebnisse: Insgesamt wurden 19 Studien in die Analyse einbezogen. Fast alle Studien mit phonetischen (n = 3), phonologischen (n = 11), phonetisch-phonologisch kombinierten (n = 3) oder vergleichenden Ansätzen (n = 2) konnten signifikante Ausspracheverbesserungen belegen. Das RoB schränkt jedoch teilweise die Aussagekraft der Studien ein. Der Einbezug von phonologischen Interventionen sowie hochfrequent dargebotene TE/Intensivtherapien sind als besonders effektiv herauszustellen. Schlussfolgerungen: Für eine uneingeschränkte Evidenz und RoB sollten zukünftige Studiendesigns an der Cochrane-Leitlinie bzw. PRISMA-Statement orientiert werden.
  • Prävalenz und Prädiktion von Nichtresponsivität im Lichte unterschiedlicher RTI-Kriterien - Forschung Sprache 3/2023 - dgs
    Hintergrund: Kinder mit inadäquatem Fortschritt in präventiven Leseinterventionen bedürfen der vermehrten Aufmerksamkeit von Forschung und Praxis. Die Identifikation von solchen „Nonrespondern“ (NR) erfolgt bislang anhand uneinheitlicher Kriterien, deren Einfluss auf die Prävalenz und die Vorhersage von Nichtresponsivität noch wenig erforscht ist. Ziel: Die Studie untersucht, wie verschiedene NR-Kriterien die Prävalenz und die Prädiktion von Nichtresponsivität bei präventiv geförderten Kindern mit Leseschwierigkeiten beeinflussen. Methode: Es werden sechs NR-Kriterien definiert und auf die Daten von 130 Drittklässler:innen angewendet, die ein präventives Training der Leseflüssigkeit erhielten. Die explorierten Kriterien differieren hinsichtlich der Methode (Endstatus, Zuwachs, duale Diskrepanz) bzw. der Referenzgruppe (normbasiert vs. stichprobenbasiert) zur Bestimmung von NR. Ergebnisse: Die Studie liefert Evidenz für einen deutlichen Einfluss des NR-Kriteriums auf die Prävalenz von unresponsiven Kindern. Die NR-Anteile liegen zwischen 11 % und 67 %. Normbasierte Kriterien führen zu höheren Prävalenzraten als stichprobenbasierte. Variierende NR-Kriterien beeinflussen auch die Vorhersage eines inadäquaten Outcomes, wobei sich nur zwei Prädiktoren (Leseleistung zum Interventionsbeginn, sozio-ökonomischer Status) über mehrere Modelle hinweg als bedeutsam erweisen. Diskussion/Ausblick: Die Ergebnisse bestätigen und ergänzen Befunde aus angloamerikanischen Studien und verweisen auf Probleme von heterogenen Kriterien zur Beurteilung des Interventionsoutcomes von Kindern mit Leseschwierigkeiten. Weiterführende Forschung zur Identifikation von nicht responsiven Lernenden anhand von zuverlässigen und praktikablen RTI-Kriterien und evidenzbasierten Instrumenten ist notwendig.
  • Ausgesprochen vernetzt: Offene, digitale Sprechstunde zur Sprachentwicklung für Erziehungsberechtigte, pädagogische und therapeutische Fachkräfte - Forschung Sprache 2/2023 - dgs
    Hintergrund: Die Beratung von Erziehungsberechtigten ist in der Sprachtherapie und der -förderung fester Bestandteil und zählt somit zu den Aufgaben von Sprachheilpädagog:innen (Glück et al., 2013) und Sprachtherapeut:innen (Steiner, 2021). Auch der kollegiale Austausch (Schlee, 2008) und sowie der Praxistransfer wissenschaftlicher Erkenntnisse (Jahreiß, 2018) sind bedeutsam. Methode: In einer offenen, digitalen Sprechstunde können Erziehungsberechtigte sowie therapeutische und pädagogische Fachkräfte Fragen zur Sprachentwicklung vorbringen, die die Berater:innen beantworten. Neben der Dokumentation der digitalen Sprechstunde wurde im Zuge einer Evaluation untersucht, ob (1) Fragen von Erziehungsberechtigten und Fachkräften in Bezug auf Sprachtherapie- und -förderung durch solche offenen, digitalen Beratungsangebote überhaupt beantwortet werden können und ob (2) das digitale Format sich für eine offene Sprechstunde zu diesem Thema generell eignet. Die Frequentierung und Themen der Einzel- und Gruppenberatungen wurden evaluiert und die Daten ausgewertet. Ergebnisse: Mit der digitalen Sprechstunde wird Raum für Austausch, Fragen oder Sorgen und niederschwellige Orientierungshilfen geschaffen; sichtbar werden so Angebote und Akteure. Denkbar sind auch weitere alternative Formate wie bspw. der digitale Briefkasten oder Livestream auf Social Media, wobei sowohl bei Präsenz- als auch bei synchronen, digitalen Zusammenkünften Abendtermine optimal erscheinen. Schlussfolgerungen: Die komplexe Versorgungssituation in Sprachtherapie- und -förderung (Sallat & Langen-Müller, 2014) machen flexible Beratungsangebote besonders notwendig. Diese können auch digital umgesetzt werden (Steiner, 2021).
  • Erzählfähigkeit von Vorschulkindern mit Hörstörung - Forschung Sprache 2/2023 - dgs
    Hintergrund: Das mündliche Erzählen repräsentiert einen elementaren Bestandteil der alltäglichen Kommunikation von Kindern und beeinflusst somit auch deren Partizipation in verschiedenen Lebensbereichen. Die Betrachtung von Erzählungen ermöglicht hierbei einen vielfältigen Einblick in die kindliche Fähigkeit zur inhaltlichen Strukturierung, multimodalen Gestaltung sowie zur Organisation der Erzählinteraktion. Dabei erfordert die Produktion von verschiedenen Erzählformen ein Zusammenspiel aus kognitiven, kommunikativen und sozialen Kompetenzen. Kinder mit Hörstörung zeigen in diesen Entwicklungsbereichen oftmals Schwierigkeiten. Das Erzählen als komplexe sprachliche Leistung im Kontext von Hörstörungen wurde bislang nur vereinzelt anhand von Querschnittsstudien untersucht, welche der-zeit ein divergentes Bild zeichnen. Fragestellung: Im Rahmen eines Promotionsprojektes soll der folgenden Fragestellung nachgegangen werden: Wie entwickeln sich die individuellen Erzählprofile von Kindern mit Hörstörung im Alter zwischen 4 und 6 Jahren im Vergleich zu Kindern ohne Hörstörung? Methodik: Die Erzählprofile von 15 Vorschulkindern mit und 20 Vorschulkindern ohne Hörstörung sollen im Längsschnittdesign jeweils im Alter von circa 4;0, 5;0 und 6;0 Jahren erhoben werden. Hierzu sollen die drei Erzählformen Erlebnis- und Fantasieerzählung sowie videobasierte Reproduktion elizitiert werden. Analysiert werden sollen die transkribierten Erzählungen hinsichtlich der inhaltlichen Strukturierung, der multimodalen Gestaltung sowie der Organisation der Erzählinteraktion. Eine Pilotierung ist bereits erfolgt. Die Planung der statistischen Auswertungsmethodik sowie die Evaluation der Pilotstudie stehen derzeit noch aus.
  • Explizite und implizite grammatische Fähigkeiten im Kontrast: Ein pupillometrischer Vergleich zwischen Kindern mit und ohne SES - Forschung Sprache 2/2023 - dgs
    Hintergrund: Herkömmliche Methoden zur Sprachentwicklungsdiagnostik unterliegen bestimmten Einschränkungen, da sie in der Regel eine aktive Reaktion des Kindes voraussetzen. Die Pupillometrie ist eine Methode zur Online-Messung von Pupillenweitungen, welche eine unmittelbare und implizite Reaktion, bspw. auf sprachliche Reize, abbildet. Ziel: Die vorliegende Untersuchung verfolgt das Ziel, die Anwendbarkeit der Pupillometrie zur Spracherwerbsdiagnostik zu diskutieren. Methodik: In einer Pilotuntersuchung mit 5- bis 6-Jährigen wurden 13 Kinder mit abgeschlossenem Erwerb der Subjekt-Verb-Kongruenz und unauffälliger Sprachentwicklung sowie drei Kinder mit einer Sprachentwicklungsstörung mithilfe eines computergestützten Experiments getestet. Hierzu wurden grammatische und ungrammatische sprachliche Stimuli in Form von Subjekt-Verb-Objekt-Sätzen dargeboten. Ergebnisse: Die Ergebnisse zeigen, dass die untersuchten Kinder anders auf die ungrammatischen als auf die grammatischen Sätze reagierten (operationalisiert durch Veränderungen der Pupillengröße).
  • Forschung Sprache 2/2023
    Gesamtausgabe u. a. mit folgenden Themen: Umgang mit Sprachverständnisstörungen im Unterricht / Pilotierung einer Lernverlaufsdiagnostik bei Kindern mit Sprachentwicklungsstörung am SBBZ Sprache / Sprachtherapie im Kontext von Mehrsprachigkeit – Eine Bestandsaufnahme: Was fehlt? / „Was machst du, wenn du mit anderen Kindern spielen willst?“ Eine explorative Befragung von Kindern zu ihren pragmatischkommunikativen Kompetenzen und Herausforderungen / Erzählfähigkeit von Vorschulkindern mit Hörstörung / Sprachentwicklung bei Personen mit Down-Syndrom: aktuelle Erkenntnisse und Implikationen aus der Arbeitsgruppe auf der ISES 12 / Offene, digitale Sprechstunde zur Sprachentwicklung für Erziehungsberechtigte, pädagogische und therapeutische Fachkräfte / Quantifizierung von individuellen Spracherwerbsmerkmalen mehrsprachiger Kinder über Fragebögen / Sprachentwicklungsverläufe bei mehrsprachigen Kindern im Vorschulalter / Sprachlicher Perspektivwechsel in Form (in-)direkter Rede: ein Methodenvergleich / Therapieerfolg in der Mutismustherapie – Entwicklung und Erprobung eines Beobachtungsinstruments zur Analyse des kommunikativen Verhaltens von Kindern / Kenntnisse über das Störungsbild der Sprachentwicklungsstörung in der deutschen Gesellschaft / Schul-Kinder im Deutschen stärken (Schul-KiDs): Ein alltagsintegriertes Sprachförderkonzept für inklusive Grundschulen / Wirksamkeit der Entwicklungspsychologischen Sprachtherapie / ‚Spontansprachanalyse – digital‘ als Gelegenheit immanenten Erwerbs digitaler Kompetenzen in der Hochschullehre / Änderungen im Sprachstand vierjähriger Kitakinder zwischen 2008 und 2019: medizinische und soziolinguistische Einflussfaktoren Explizite und implizite grammatische Fähigkeiten im Kontrast: Ein pupillo- metrischer Vergleich zwischen Kindern mit und ohne SES
  • Kenntnisse über das Störungsbild der Sprachentwicklungsstörung in der deutschen Gesellschaft* - Forschung Sprache 2/2023 - dgs
    Hintergrund: Wissenschaftler:innen unternehmen vielseitige Anstrengungen, in der Öffentlichkeit auf Sprachentwicklungsstörungen (SES) aufmerksam zu machen. In diesem Kontext wurde eine umfassende Befragung zum Bekanntheitsgrad der SES der Öffentlichkeit in 20 europäischen Ländern durchgeführt (Thordardottir et al., 2021; Kuvač Kraljević et al., 2022). Daten aus Deutschland waren hier nicht vertreten. Fragestellung/Ziele: Im vorliegenden Beitrag werden deutsche Befragungsdaten ergänzt. Übergeordnetes Ziel ist es, zu eruieren, inwieweit sich das Bewusstsein für SES in Deutschlands Gesellschaft von dem in anderen Ländern unterscheidet, und Maßnahmen zur Stärkung der Bekanntheit der SES abzuleiten. Methode: In der vorliegenden Studie werden erste Daten einer umfassenden Befragung von N = 100 Personen präsentiert, welche mit dem 29 Items umfassenden Originalfragebogen von Thordardottir et al. (2021) in deutscher Übersetzung befragt wurden. Ergebnisse: Der Bekanntheitsgrad der SES liegt mit 74 % im Vergleich im oberen Mittelfeld der europäischen Länder. Im Gegensatz zu den internationalen Daten spielt das Alter der Befragten hierbei keine Rolle. Einflussnehmend ist hingegen der sozioökonomische Faktor der Einkommenshöhe, welcher sich mit dem Bildungsabschluss korreliert zeigt. Schlussfolgerungen: Im Einklang mit (inter-)nationaler Literatur besteht weiterhin hoher Aufklärungsbedarf in der Gesellschaft. Hierbei sollte vor allem auf digitale Kampagnen, Weiterbildungsveranstaltungen und andere digitale Verbreitungswege gesetzt werden, um in Zukunft den Bekanntheitsgrad der SES sowie das Wissen um Störungsausprägungen erhöhen zu können.
  • Pilotierung einer Lernverlaufsdiagnostik bei Kindern mit Sprachentwicklungsstörung am SBBZ Sprache - Forschung Sprache 2/2023 - dgs
    Verfahren der Lernverlaufsdiagnostik sollen dabei helfen, ungünstige Entwicklungsverläufe von Risiko-kindern frühzeitig zu erkennen, um daraufhin zu einem möglichst frühen Zeitpunkt geeignete Förder- und Beschulungsmaßnahmen vornehmen zu können. Im Bereich der mündlichen Sprache wird aktuell ein Verfahren der Lernverlaufsdiagnostik entwickelt, das auf dem Nachsprechen von Sätzen als Indikator der sprachlichen Fähigkeiten basiert. Anhand von Daten aus einer querschnittlichen Erprobung im Kin-dergarten konnten ermutigende Hinweise für eine grundsätzliche Eignung als Instrument der Lernver-laufsdiagnostik gefunden werden (Besca & Ennemoser, 2022). In diesem Beitrag werden Ergebnisse aus der Studie vorgestellt, in der untersucht wurde, ob das Verfahren auch für einen Einsatz am Sonderpäda-gogischen Bildungs- und Beratungszentrum (SBBZ) Sprache bzw. bei Kindern mit Sprachentwicklungs-störung geeignet ist. Insgesamt nahmen knapp 70 Kinder von der 1. bis zur 3. Klasse am SBBZ Sprache teil. Es wurden Daten zur Reliabilität, Validität und Änderungssensitivität der Lernverlaufsdiagnostik im Quer- und Längsschnitt erhoben. Die Ergebnisse zeigen, dass die Paralleltests vergleichbar schwer sind, sehr gute Reliabilitätswerte vorliegen und erwartungskonform zufriedenstellende Werte in der konver-genten und divergenten Validität bestehen. Zudem konnte in dieser Erhebung ein erster Nachweis für die Änderungssensitivität der Lernverlaufsdiagnostik erbracht werden.
  • Quantifizierung von individuellen Spracherwerbsmerkmalen mehrsprachiger Kinder über Fragebögen - Forschung Sprache 2/2023 - dgs
    Gegenwärtig existiert eine Vielzahl an Fragebögen, die verschiedenste Merkmale zur Beschreibung individueller Mehrsprachigkeit detailliert erfassen. Die Bögen unterscheiden sich sowohl in den inhaltlich erfragten Aspekten als auch in den gewählten Frageformaten. Im Rahmen des internationalen Q-BEx-Projekts (www.q-bex.org) wurden 48 Fragebögen zusammengetragen und inhaltlich analysiert, um da-rauf aufbauend ein einheitliches Erhebungsinstrument zu entwickeln, das für diverse diagnostische und forschungsbezogene Zwecke einsetzbar ist. Hierbei wurden deutschsprachige Fragebögen jedoch ausgeklammert. Die vorliegende Untersuchung sollte überprüfen, ob die Inhalte gängiger deutschsprachiger Anamnesebögen zur Beschreibung von Mehrsprachigkeit den im Q-BEx-Projekt ermittelten Inhalten entsprechen. Hierfür wurde anhand des innerhalb des Q-Bex-Projektes von Kašćelan et al. (2021) entwickelten Kategoriensystems mittels qualitativer Inhaltsanalyse (Kuckartz & Rädiker, 2022) ein Korpus aus elf deutschsprachigen Fragebögen analysiert. Die Inhalte dieser Fragebögen decken sich größtenteils mit den von Kašćelan et al. (2021) identifizierten Hauptkategorien zur Erfassung von Mehrsprachigkeit (z. B. Erwerbsalter). Es wurden lediglich zwei übergeordnete Aspekte neu definiert, die nicht Teil des Kategoriensystems von Kašćelan et al. (2021) sind und auch keinen direkten Bezug zu Mehrsprachigkeit haben („Kooperation mit den Eltern“ und „Sonstige nicht-sprachspezifische Informationen“, die z. B. Angaben zu Adoption beinhalten). Die Ergebnisse zeigen auf, dass Fragebögen zu Mehrsprachigkeit, die im deutschsprachigen Raum eingesetzt werden, in ihrer Gänze größtenteils gleiche Inhalte erheben, wie im internationalen Kontext genutzte Fragebögen.
  • Schul-Kinder im Deutschen stärken (Schul-KiDs): Ein alltagsintegriertes Sprachförderkonzept für inklusive Grundschulen - Forschung Sprache 2/2023 - dgs
    Im Sinne der Durchgängigen Sprachbildung (vgl. Gogolin & Lange, 2011) findet die Sprachbildung und Sprachförderung im neu entwickelten Konzept Schul-KiDs in allen Unterrichtsfächern statt. Es wird explizit sowohl Bildungssprache als auch Alltagssprache gefördert und die Erstsprachen der Schülerinnen und Schüler werden einbezogen. Zudem wird der Übergang vom Kindergarten in die Grundschule mitgestaltet. Schul-KiDs beinhaltet verschiedene Module zum Dialogischen Lesen, zur Wortschatzförderung, zur Grammatikförderung und zur expliziten Förderung der Bildungssprache. Diese sind thematisch verbunden und können in allen Unterrichtsfächern zum Einsatz kommen. Die Lehrkräfte können auf vorbereitete Materialien zurückgreifen oder eigene Materialien erstellen und in den Unterricht integrieren. Den Mittelpunkt der Sprachbildung und Sprachförderung bildet im Konzept Schul-KiDs jeweils ein Bilderbuch, welches das aktuelle Thema
  • Sprachentwicklung bei Personen mit Down-Syndrom: aktuelle Erkenntnisse und Implikationen aus der Arbeitsgruppe auf der ISES 12 - Forschung Sprache 2/2023 - dgs
    Kinder und Jugendliche mit Down-Syndrom weisen neben kognitiven Defiziten auch Beeinträchtigungen in der Entwicklung sprachlicher Fähigkeiten auf. Der Spracherwerb und dessen Auffälligkeiten bei dieser Zielgruppe stellen ein weites Forschungsfeld dar, dessen Ergebnisse direkten Einfluss auf die therapeutische und sonderpädagogische Arbeit haben. In dem vorliegenden Beitrag werden aktuelle Ergebnisse aus der Arbeitsgruppe zum Thema „Sprachentwicklung bei Personen mit Down-Syndrom“ vorgestellt. Die Schwerpunkte liegen hierbei einerseits auf der Entwicklung grammatischer sowie narrativer Fähigkeiten. Zum anderen werden diagnostische Fragestellungen fokussiert sowie das Themenfeld des Mehrsprachenerwerbs bei Kindern mit Down-Syndrom.
  • Sprachentwicklungsverläufe bei mehrsprachigen Kindern im Vorschulalter - Forschung Sprache 2/2023 - dgs
    Die durchschnittlichen Sprachleistungen in der jeweiligen Umgebungssprache steigen bei mehrsprachigen Kindern über den Verlauf des Vorschulalters an (z. B. Ebert et al., 2013; Hoff & Ribot, 2017). Potenzielle Unterschiede zwischen verschiedenen sprachlichen Teilleistungen sowie interindividuelle Unterschiede in den Entwicklungsverläufen einzelner Kinder werden aktuell jedoch selten betrachtet. Ziel der vorliegenden Untersuchung ist es daher, Entwicklungsverläufe für verschiedene sprachliche Teilleistungen bei mehrsprachig aufwachsenden Kindern im Vorschulalter zu analysieren und hierbei neben durchschnittlichen Leistungsveränderungen auch interindividuelle Entwicklungsunterschiede zu untersuchen. Hierfür werden verschiedene Sprachleistungen in der Umgebungssprache Deutsch (rezeptiver und expressiver Wortschatz, Sätze nachsprechen, Erzählfähigkeit) bei n = 43 mehrsprachigen Kindern längsschnittlich vom Beginn bis zum Ende des Besuchs der Kindertagesstätte (Kita), d. h. über den Altersbereich von drei bis sechs Jahren, untersucht. Die Ergebnisse zeigen über den Verlauf der Kitazeit durchschnittliche Leistungsanstiege für alle untersuchten sprachlichen Teilleistungen. Die Geschwindigkeit der Leistungsveränderung unterscheidet sich jedoch bei allen Sprachleistungen deutlich zwischen einzelnen Kindern, wobei diese interindividuellen Unterschiede für die expressiven Leistungen (expressiver Wortschatz, Erzählfähigkeit) am höchsten ausfallen. Die Ergebnisse weisen insgesamt darauf hin, dass für die Beschreibung und Vorhersage von Sprachentwicklungsverläufen mehrsprachiger Kinder sowie für die Zuweisung und Planung von Sprachfördermaßnahmen neben durchschnittlichen Leistungsveränderungen auch interindividuelle Unterschiede in der Entwicklungsgeschwindigkeit sowie Unterschiede zwischen verschiedenen Sprachleistungen berücksichtigt werden sollten.
  • Sprachlicher Perspektivwechsel in Form (in-)direkter Rede: ein Methodenvergleich - Forschung Sprache 2/2023 - dgs
    Erzählungen sind ein wichtiger Teil unseres kommunikativen Alltags. Erzähler:innen, die dabei die Perspektive der handelnden Figuren einnehmen, verstehen die Geschichte selbst nicht nur nachweislich besser, sondern können auch den Zuhörenden wichtige Einblicke in die Beweggründe der Figuren gewähren. Ein wichtiges sprachliches Mittel zur Darstellung eines Perspektivwechsels in Erzählungen ist die Nutzung (in-)direkter Rede, nichtsdestotrotz wurde diese bisher in der Forschung eher selten adressiert. Dies ist besonders für Personen mit Down-Syndrom der Fall, obwohl diese im Rahmen ihrer Sprachentwicklungsstörung sowie einer intellektuellen Beeinträchtigung sowohl Einschränkungen des Erzählens als auch der Theory of Mind zeigen. Der vorliegende work in progress-Beitrag liefert einen Einblick in erste Analysen der Nutzung (in-)direkter Rede in Erzählungen von Kindern und Jugendlichen mit Down-Syndrom, wobei der Vergleich zweier Erzählmethoden (Frog Story und Edmonton Narrative Norms Instrument (ENNI)) im Vordergrund stand. Die Ergebnisse zeigen auf, dass Personen mit Down-Syndrom zu einem großen Anteil Äußerungen mit (in-)direkten Redeanteilen zeigen und beide Erzählinstrumente zur Elizitation dieses Perspektivwechselmaßes geeignet zu sein scheinen. Im Hinblick auf Einschränkungen der Erzählfähigkeit wird diskutiert, ob sprachlicher Perspektivwechsel möglicherweise eine Ressource bei Personen mit Down-Syndrom darstellt.
  • Sprachtherapie im Kontext von Mehrsprachigkeit – Eine Bestandsaufnahme: Was fehlt? - Forschung Sprache 2/2023 - dgs
    Hintergrund: Trotz einer Vielzahl an mehrsprachigen Kindern, die logopädische Leistungen benötigen (Lüke & Ritterfeld, 2011), sind Diagnose- und Therapieansätze häufig monokulturell und monolingual ausgerichtet (Scharff Rethfeldt, 2016). Untersucht wurde daher der aktuelle Umgang mit Mehrsprachigkeit in der logopädischen Praxis. Methodik: In einer Online-Umfrage wurden Logopäd:innen aus Deutschland zu ihren Versorgungsansätzen für mehrsprachige Kinder befragt. Ergebnisse: Das Bewusstsein für an der Mehrsprachigkeit orientierte Ansätze ist vorhanden, aber das theoretische Wissen der Therapeut:innen über die spezifischen Anforderungen in der Diagnostik und Therapie von mehrsprachigen Kindern kann in der täglichen Arbeit kaum systematisch angewendet werden. Die Therapeut:innen müssen sich mit einsprachigen Praktiken behelfen. Schlussfolgerungen: Mehrsprachige und multikulturelle Einstellungen sowie angemessene Ansätze für die große sprachliche Vielfalt in der klinischen Praxis müssen bereits während der Ausbildung bzw. zu Beginn der beruflichen Laufbahn konkret erfahren und etabliert werden.
  • Therapieerfolg in der Mutismustherapie – Entwicklung und Erprobung eines Beobachtungsinstruments zur Analyse des kommunikativen Verhaltens von Kindern - Forschung Sprache 2/2023 - dgs
    Hintergrund: Der selektive Mutismus (sM) zeigt sich im kindlichen Schweigen in bestimmten Situationen. Innerhalb therapeutischer Maßnahmen wie der Dortmunder Mutismustherapie stehen neben der Quantität auch die Qualität des kommunikativen Verhaltens einschließlich nonverbaler, paraverbaler und inhaltlicher Aspekte im Mittelpunkt. Bislang fehlt es allerdings an Beobachtungsinstrumenten, mithilfe derer quantitative und qualitative Aspekte kindlichen Sprechverhaltens bei sM dokumentiert und Therapiefortschritte abgeleitet werden können. Ziel: Im Fokus steht die Entwicklung, Erprobung und Evaluation des Beobachtungsinstruments Inter-DoT (Interaktionsanalyse zur Dokumentation des Therapieerfolgs bei Mutismus) zur Analyse kommunikativen Verhaltens eines selektiv mutistischen Kindes inklusive nonverbaler, paraverbaler und inhaltlicher Aspekte. Methodik: Im Zuge einer kontrollierten Einzelfallstudie wurde das kommunikative Verhalten eines Kindes mit sM erhoben. Während der Interventionsphase wurden die Therapiesitzungen videografiert. Für die Videoanalyse wurde deduktiv (theorie- und expertisebasiert) sowie induktiv ein Kategoriensystem entwickelt, erprobt und im Hinblick auf seine Reliabilität überprüft. Ergebnisse: Das Beobachtungsinstrument InterDoT beinhaltet acht Hauptkategorien (Äußerungslänge, Lautstärke, Interaktivität, Empfänger:in, Thema, Paraverbal, Nonverbal, Interaktivität Nonverbal). Die Reliabilitätsüberprüfung mit fünf Coderinnen ergab eine substanzielle bis nahezu perfekte Übereinstimmung. Diskussion: Mithilfe des Beobachtungsinstruments InterDoT konnte das kommunikative Verhalten ei-nes Kindes mit sM reliabel erfasst und analysiert werden. Eine Individualisierung von InterDoT auf den Einzelfall kann nicht ausgeschlossen werden. Eine Übertragbarkeit auf andere Fälle muss daher noch geprüft werden.
  • Umgang mit Sprachverständnisstörungen im Unterricht - Forschung Sprache 2/2023 - dgs
    Die Einschränkung des Sprachverständnisses ist bei Kindern im Förderschwerpunkt Sprache signifikant nachweisbar. Entsprechend fällt der unterrichtliche Umgang damit sowie mögliche Interventionsmaßnah-men in die Zuständigkeit von Lehrkräften. Im Rahmen des hier vorgestellten Forschungsprojektes wurden sieben Lehrkräfte einerseits mit dem Schwerpunkt der Analyse der Sprachverständnisberücksichtigung im Unterricht videografiert. Andererseits wurde dieselbe Stichprobe auch außerunterrichtlich hinsichtlich ih-res vorhandenen Wissens zur Thematik halbstandardisiert interviewt. Übergeordnete Fragestellung war der Vergleich ihres bewusst zugänglichen Wissens mit der konkreten Unterrichtspraxis. Anhand der qualitativen Inhaltsanalyse dieser beiden Datenbereiche zeigt sich, dass die Lehrkräfte sowohl deklarativ als auch prozedural über ein breites Spektrum an Interventionsmaßnahmen zur Sprachverständ-nisunterstützung verfügen, das sich auch mit dem fachwissenschaftlich beschriebenen Theoriediskurs deckt. Gleichzeitig können aber vor allem im Bereich der spezifischen Unterstützung des Satz- und Diskursverste-hens wichtige Sprachverstehensebenen identifiziert werden, die im Sinne der Lehrer:innenprofessionalisie rung verstärkt berücksichtigt und gezielt ausgebaut werden können. Weitere Professionalisierungsbefunde sind unter anderem im Bereich des Monitorings des Sprachverstehens sowie in der Umsetzung des hand-lungsbegleitenden Sprechens zu verorten.
  • Wirksamkeit der Entwicklungspsychologischen Sprachtherapie - Forschung Sprache 2/2023 - dgs
    Evaluationen der sprachtherapeutischen Frühinterventionen für Late Talker sind im deutschen Sprachraum in der Regel elternzentriert angelegt, wohingegen Wirksamkeitsstudien zu kindzentrierten Therapieansätzen als Forschungslücke zu bezeichnen sind. Darüber hinaus steht in den Studien die Sprachproduktion des Kindes im Mittelpunkt (Daniels et al. 2020). Die hier vorgestellten Untersuchungen haben zum Ziel, die Wirksamkeit des kindzentrierten Therapieansatzes der Entwicklungspsychologischen Sprachtherapie (EST) nach Zollinger zu untersuchen. Im Fokus stehen Kinder mit rezeptiven Sprachschwierigkeiten. Vorgestellt werden die Ergebnisse Pilotstudie (W-EST), welche als multiple Einzelfallstudie mit drei Kindern durchgeführt wurde. Darüber hinaus wird das Studiendesign des aktuell laufenden Folgeprojekts (E-EST), das für 30 Late-Talker konzipiert ist, vorgestellt.
  • ‚Spontansprachanalyse – digital‘ als Gelegenheit immanenten Erwerbs digitaler Kompetenzen in der Hochschullehre - Forschung Sprache 2/2023 - dgs
    Digitalisierung verändert auch die Arbeitswelten von sonderpädagogischen Lehrkräften und Therapeut:innen nachhaltig (Hochschulrektorenkonferenz [HRK], 2022). So sollen die Studierenden des Förderschwerpunktes Sprache und Kommunikation an der Universität Leipzig neben den fachlichen und didaktischen Kompetenzen auch zunehmend digitalisierungsbezogene Kompetenzen während ihres Studiums erwerben und vertiefen. Hierfür wurde eine systematische Verknüpfung dieser Kompetenzen in einem digitalen Fachkonzept erarbeitet. Dessen Implementierung wird derzeit in einem Modul mit dem Schwerpunkt Diagnostik erprobt. Im vorliegenden Beitrag wird exemplarisch anhand der Seminarsitzungen zur Spontansprachanalyse aufgezeigt, wie der Erwerb digitaler Kompetenzen im Kontext der fachlichen Vermittlung gestaltet werden kann und welche Chancen sich aus einer computerunterstützten Durchführung der Spontansprachprobe ergeben können. Außerdem wird ein Ausblick auf mögliche, technische Entwicklungen gegeben.
  • „Was machst du, wenn du mit anderen Kindern spielen willst?“ - Forschung Sprache 2/2023 - dgs
    Hintergrund: Selbstkonzepte geben Aufschluss über das subjektive Empfinden der eigenen Kompeten-zen, Einstellungen, persönlichen Herausforderungen und deren Bewertungen. In sprachtherapeutischer und sprachheilpädagogischer Forschung, Diagnostik, Förderung und Therapie von Kindern und Jugendlichen bleiben Selbstkonzepte bisher wenig berücksichtigt, obwohl diese in Zusammenhang mit Motivation, Kompetenzentwicklung und Lernprozessen stehen. Fragestellung/Ziele: Mit dieser Studie wird die Frage untersucht, inwieweit Kinder Selbstbeschreibungen und -bewertungen als Teilkomponenten des Selbstkonzepts im Hinblick auf ihre pragmatisch-kommunikativen Kompetenzen (pkK) äußern. Fokussiert werden die pragmatischen Teilbereiche a) Initiierung von Kommunikation sowie b) Einsatz von Reparaturen. Schwerpunkt des Beitrags ist eine Diskussion der Erhebungsmethode. Methodik: In dieser qualitativen, explorativen Studie wurden bildlich unterstützte, teilstrukturierte Interviews mit acht Kindern von 7;10-10;1 Jahren mit und ohne sonderpädagogischen Förderbedarf und/oder diagnostizierter Entwicklungsstörung geführt. Die Datenanalyse erfolgte mittels qualitativer Inhaltsanalyse. Ergebnisse: Mit induktiv gebildeten Kategorien wird gezeigt, dass die Kinder verbale, nonverbale und paraverbale Kompetenzen zum Initiieren von Gesprächen sowie zum Einsatz von Reparaturen beschreiben. Das subjektive Kompetenzempfinden variiert hierbei in Abhängigkeit von der Beziehung zu den Kommunikationspartner:innen, deren Alter oder erwarteter Reaktionen. Schlussfolgerungen/Diskussion: Die Befragung von Kindern zu ihren eigenen pkK bietet wertvolle Ein-blicke in deren Teilhabeempfinden und Entwicklungsprozesse. Zukünftige Studien sollten sprachstrukturelle, pragmatisch-kommunikative sowie metapragmatische Voraussetzungen berücksichtigen. Weitere qualitative und quantitative Forschung ist nötig, beispielsweise zur Triangulation der Perspektive von Kindern und Jugendlichen mit denen von familiären und professionellen Bezugspersonen.
  • Änderungen im Sprachstand vierjähriger Kitakinder zwischen 2008 und 2019: medizinische und soziolinguistische Einflussfaktoren - Forschung Sprache 2/2023 - dgs
    Hintergrund: Der Sprachstand vierjähriger Kinder in Deutschland verschlechterte sich in den letzten drei Jahren. Als Grund dafür werden Einschränkungen der sozialen Kontakte und damit des Deutsch-Inputs durch die COVID-19-Pandemie angenommen. Fragestellung: In der aktuellen Studie wurde geprüft, ob die Verschlechterung der Deutschkenntnisse bereits vor dem Pandemieausbruch nachweisbar war und inwiefern Änderungen in medizinischen und soziodemographischen Merkmalen der Kinder ihren Sprachstand beeinflussten. Methodik: In den Zeiträumen 2008–2012 und 2017–2019 wurden insg. 2551 vierjährige Kindergartenkinder mit dem Kurztest „Kindersprachscreening“ untersucht. Der Sprachstand wurde mit dem Sprachtest-Gesamtscore quantifiziert, medizinische und soziodemographische Merkmale der Kinder in Fragebögen für Eltern und Kindergarten-Erzieher:innen dokumentiert. Änderungen im Sprachstand sowie mögliche Einflussfaktoren auf den Sprachtest-Gesamtscore wurden uni- und multivariat untersucht. Ergebnisse: Sprachtest-Ergebnisse verschlechterten sich vor allem bei mehrsprachigen Kindern. Die Häufigkeit von diversen medizinischen Auffälligkeiten blieb entweder unverändert oder ging zurück. Mehrere Sprachkontaktvariablen wie Länge des Kindergartenbesuchs zeigten eine steigende Quantität des Deutsch-Inputs bei einsprachig deutschen Kindern. Mehrsprachige Kinder blieben dagegen auch im Kindergarten immer häufiger unter sich. Schlussfolgerung: Die Tendenz zur Verschlechterung der Deutschkenntnisse war bereits vor dem Beginn der COVID-19-Pandemie nachweisbar, trotz sinkender Anteile von Kindern mit diversen sprachbezogenen medizinischen Auffälligkeiten.
  • Bildungswege, Leistungsstände und emotional-soziale Entwicklungen von Jugendlichen mit Sprachentwicklungsstörungen - Forschung Sprache 1/2023 - dgs
    Hintergrund: Forschungsergebnisse zeigen, dass Kinder mit Sprachentwicklungsproblemen besondere Bildungsverläufe sowie Probleme im Lernen und in der emotional-sozialen Entwicklung aufweisen. Präventionskonzepte nach dem Response to Intervention (RtI)-Ansatz – wie das Rügener Inklusionsmodell (RIM) – berücksichtigen sowohl Maßnahmen zur sprachlichen als auch zur Lern- und Verhaltensförderung. Ziele: Die Studie beantwortet die Frage, wie es im RIM/RtI-Kontext gelingt, von Sprachentwicklungsauffälligkeiten betroffene Schüler über neun Regelschuljahre zu fördern. Es werden die Wahl der Schulform (Sekundarstufe), die Zuweisung von Unterstützungsbedarfen, Klassenwiederholungen, der Lernstatus und zentrale Maße der emotional-sozialen Entwicklung berichtet. Methode: 16 Schüler werden mittels Fragebögen und standardisierten Testverfahren hinsichtlich ihrer Bildungsverläufe und ihres Lern- und emotional-sozialen Entwicklungsstandes untersucht. Es erfolgen Selbst- und Fremdeinschätzungen. Ergebnisse: Es bestätigt sich, dass die Bildungsverläufe Besonderheiten aufweisen (niedrigere Bildungsgänge, häufigere Unterstützungsbedarfe und Klassenwiederholungen). Der Lernstand zeigt durchschnittliche Leistungen in der Schriftsprache, unterdurchschnittliche Leistungen in Mathematik. Im Bereich der emotional-sozialen Fähigkeiten sind erhöhte Angstwerte nachweisbar. Schlussfolgerungen: Kinder mit sprachlichen Auffälligkeiten, die über die gesamte Schulzeit im RtI-System gefördert wurden, haben trotz der präventiven Maßnahmen erschwerte Bildungsverläufe. Die Ergebnisse verweisen darauf, den Bereich Mathematik stärker in den Blick zu nehmen sowie emotional-soziale Aspekte in der Förderung auch im höheren Schulalter zu beachten. ProfessionalisierungsmaProfessionalisierungsmaßnahmen der Lehrkräfte sollten diese besonderen Lern- und Entwicklungsumstände berücksichtigen.
  • Forschung Sprache 1/2023
    Gesamtausgabe u. a. mit folgenden Themen: Kommunikative Partizipation: Ein Sprachgruppenvergleich – Unterscheiden sich Kindergartenkinder mit Deutsch als Zweitsprache in der kommunikativen Partizipation von einsprachig-deutschsprechenden Kindern und Kindern mit Sprachentwicklungsstörungen? / Instant Messenger in der logopädischen Elternarbeit in Bildungseinrichtungen – eine qualitative Studie / Bildungswege, Leistungsstände und emotional-soziale Entwicklungen von Jugendlichen mit Sprachentwicklungsstörungen / Umfang und Qualität des Einsatzes von Wortlernstrategien bei Grundschulkindern
  • Instant Messenger in der logopädischen Elternarbeit in Bildungseinrichtungen – eine qualitative Studie - Forschung Sprache 1/2023 - dgs
    Hintergrund: Elternarbeit in Bildungseinrichtungen empfinden Logopäd:innen aufgrund des mangelnden persönlichen Kontaktes häufig als unbefriedigend. Die Elternarbeit findet aktuell oft analog statt, während im privaten Kontext häufig Instant Messenger verwendet werden. Ziel: Untersucht wurde die Nutzung des Instant Messengers ginlo in der logopädischen Elternarbeit in Kindergärten und Schulen, wie diese Kommunikationsform die Elternarbeit beeinflusst und wie Eltern und Logopäd:innen dies erlebten. Methode: In einem fünfwöchigen Anwendungszeitraum nutzten drei Tandems, jeweils bestehend aus einem Elternteil und einer Logopäd:in, den Messenger ginlo, um sich über die in einer Bildungseinrichtung stattfindenden Therapien auszutauschen. Anschließend wurden alle sechs Nutzenden einzeln interviewt. Die episodischen Interviews wurden transkribiert und in Anlehnung an die Grounded Theory Methodologie ausgewertet. Ergebnisse: Die Nutzung des Messengers führte zu einem intensiveren Austausch zwischen Logopäd:innen und Eltern. Die Frequenz der Kommunikation war höher, die gegenseitige Erreichbarkeit erleichtert und die Erklärungen der Logopäd:innen ausführlicher. Teilweise fiel es den Logopäd:innen schwer, die neue Kommunikationsform in ihren Arbeitsalltag zu integrieren. Dennoch können sich alle Nutzenden vorstellen, auch zukünftig über einen Messenger zu kommunizieren. Schlussfolgerung: Der Instant Messenger ginlo erwies sich in dieser Studie für die logopädische Elternarbeit in Bildungseinrichtungen als geeignet. Logopäd:innen sollten für die Nutzung Strategien zur Trennung von beruflicher und privater Messengerkommunikation vermittelt werden.
  • Kommunikative Partizipation - Ein Sprachgruppenvergleich - Forschung Sprache 1/2023 - dgs
    Die vorliegende Studie untersucht, ob sich Kinder mit DaZ von einsprachig-deutschsprechenden Kindern und Kindern mit einer Spracherwerbsstörung (SES) hinsichtlich ihrer kommunikativen Partizipation unterscheiden. In dieser Querschnittstudie wurde die selbst- und fremdeingeschätzte kommunikative Partizipation von Kindern im Alter zwischen 4;6 und 5;9 Jahren aus den drei Sprachgruppen unterschieden. Primärer Endpunkt ist der Gesamtscore FBA aus dem angepassten ,Fragebogen zur Beteiligung an Alltagskommunikation‘ (FBA 6-10). 31 Lehrpersonen beurteilten die kommunikative Partizipation von 136 Kindern. 116 Kinder wurden im Rahmen der Selbsteinschätzung mittels angepasstem FBA befragt. Im Rahmen der Fremdeinschätzung zeigte sich ein Sprachgruppenunterschied (F(2) = 6.66, p = 0.002) bezüglich Gesamtwert angepasster FBA zwischen einsprachig-deutschsprechenden Kindern und Kindern mit DaZ (mittlere Differenz = 36.8, p = 0.003) und zwischen einsprachig-deutschsprechenden Kindern und Kindern mit einer SES (mittlere Differenz = 47.7, p = 0.007). Für die Selbsteinschätzung war kein signifikanter Gruppenunterschied feststellbar. Die Ergebnisse zeigen auf, dass der Gruppenunterschied von Kindern mit DaZ im Vergleich zu einsprachig-deutschsprechenden Kindern signifikant und relevant für einen chancengerechteren Zugang zur Bildung ist.
  • Umfang und Qualität des Einsatzes von Wortlernstrategien bei Grundschulkindern - Forschung Sprache 1/2023 - dgs
    Hintergrund: Wenngleich dem Gebrauch von Wortlernstrategien eine zentrale Rolle für den Spracherwerb zugeschrieben wird, beziehen sich empirische Untersuchungen bislang ausschließlich auf ihre Relevanz für den Fremdspracherwerb im Jugend- und Erwachsenenalter. Ziel: Die vorliegende Untersuchung ermittelt den Umfang und die Qualität des Einsatzes von Wortlernstrategien bei Zweitklässler und vergleicht den Strategieeinsatz von Kindern mit durchschnittlichen und unterdurchschnittlichen expressiven Wortschatzleistungen sowie ein- und mehrsprachig aufwachsenden Kindern. Methodik: Im Rahmen eines Brettspiels wird der Gebrauch ausgewählter Wortlernstrategien durch N = 64 Kinder elizitiert und mithilfe von Fremd- und Selbsteinschätzungsverfahren erfasst. Ergebnisse: Zweitklässler setzen Monitoring- und Fragestrategien häufig spontan und zielführend ein, um sich unbekannte Wörter zu erschließen. Abrufstrategien zum eigenaktiven Deblockieren können von der Mehrzahl der Kinder noch nicht konstruktiv genutzt werden. Kinder mit eingeschränktem Wortschatzumfang reagieren seltener und weniger zielführend auf Verstehensschwierigkeiten. Zwischen mehrsprachig und monolingual aufwachsenden Kindern zeigen sich nur geringe Unterschiede hinsichtlich des Strategiegebrauchs. Schlussfolgerungen: Bei Kindern im frühen Grundschulalter lassen sich insbesondere Strategien zum erfolgreichen Erwerb lexikalischen Wissens beobachten. Aus der unterschiedlichen Konstruktivität von Strategien können Implikationen für Förderung und Therapie abgeleitet werden.
  • Einnahme von festen Arzneiformen: Ein Risikofaktor bei rezenter Dysphagie nach akutem Schlaganfall? - Forschung Sprache 2/2022 - dgs
    Die orale Medikamenteneinnahme bei Patient:innen mit Dysphagie ist im Klinikalltag eine besondere Herausforderung. Dysphagie-Screeningverfahren können nur bedingt Hinweise auf die Fähigkeit des Schluckens von Medikamenten geben. Wissenschaftliche Untersuchungen sind auf diesem Gebiet unzureichend vorhanden, weshalb feste Medikamente allein auf Grund der ärztlichen und/oder pflegerischen Erfahrung oder der klinisch-logopädischen Einschätzung oral verabreicht werden. Häufig werden im Klinikalltag feste Medikamente zermörsert, um sie für Patient:innen mit Dysphagie schluckbarer zu machen.
  • Forschung Sprache 2/2022
    Gesamtausgabe u. a. mit folgenden Themen: Das Kompetenzprofil Rechtschreiben – Eine empirische Analyse eines Systems zur Strukturierung von Wortschätzen / Komplexe Nebensätze, Kohärenz- oder Inferenzbildung: Unterschiede im satzübergreifenden Leseverständnis von Jugendlichen mit sonderpädagogischem Unterstützungsbedarf im Bereich Sprache / Perspektive pädagogischer Fachkräfte auf Sprachförderung in Kitas – Schwerpunkt: Arbeit mit Kindern mit Migrations-/Fluchthintergrund am Anfang des Zweitspracherwerbs / Sprachförderung in dyadischen Bilderbuchbetrachtungen mit Kindern mit unterschiedlichen Sprachkompetenzen im Deutschen – Analysen mit dem „Erweiterten Beobachtungssystem zur Erfassung von Sprachfördertechniken im Kita- und Grundschulalltag“ (B-SFT+) / Mehrsprachigkeit bei Personen mit Down-Syndrom: ein systematischer Review / Interkulturelle Kompetenz in der Logopädie-Ausbildung im Fokus der Behandlung mehrsprachiger Kinder / Einnahme von festen Arzneiformen: Ein Risikofaktor bei rezenter Dysphagie nach akutem Schlaganfall?
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